Litman Rosner, der Bruder meines Vaters, war Holzkaufmann. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder: Nelly und Jacques, der jetzt Itzchak heißt. Während des Holocaust wurden sie nach Transniistrien deportiert, überlebten und übersiedelten nach der Befreiung nach Bukarest und Ende der 1960er-Jahre nach Israel.
- Traditions 11756
- Language spoken 3019
- Identity 7808
- Description of town 2440
- Education, school 8506
- Economics 8772
- Work 11672
- Love & romance 4929
- Leisure/Social life 4159
- Antisemitism 4822
-
Major events (political and historical)
4256
- Armenian genocide 2
- Doctor's Plot (1953) 178
- Soviet invasion of Poland 31
- Siege of Leningrad 86
- The Six Day War 4
- Yom Kippur War 2
- Ataturk's death 5
- Balkan Wars (1912-1913) 35
- First Soviet-Finnish War 37
- Occupation of Czechoslovakia 1938 83
- Invasion of France 9
- Molotov–Ribbentrop Pact 65
- Varlik Vergisi (Wealth Tax) 36
- First World War (1914-1918) 216
- Spanish flu (1918-1920) 14
- Latvian War of Independence (1918-1920) 4
- The Great Depression (1929-1933) 20
- Hitler comes to power (1933) 127
- 151 Hospital 1
- Fire of Thessaloniki (1917) 9
- Greek Civil War (1946-49) 12
- Thessaloniki International Trade Fair 5
- Annexation of Bukovina to Romania (1918) 7
- Annexation of Northern Bukovina to the Soviet Union (1940) 19
- The German invasion of Poland (1939) 94
- Kishinev Pogrom (1903) 7
- Romanian Annexation of Bessarabia (1918) 25
- Returning of the Hungarian rule in Transylvania (1940-1944) 43
- Soviet Occupation of Bessarabia (1940) 59
- Second Vienna Dictate 27
- Estonian war of independence 3
- Warsaw Uprising 2
- Soviet occupation of the Balitc states (1940) 147
- Austrian Civil War (1934) 9
- Anschluss (1938) 71
- Collapse of Habsburg empire 3
- Dollfuß Regime 3
- Emigration to Vienna before WWII 36
- Kolkhoz 131
- KuK - Königlich und Kaiserlich 40
- Mineriade 1
- Post War Allied occupation 7
- Waldheim affair 5
- Trianon Peace Treaty 12
- NEP 56
- Russian Revolution 351
- Ukrainian Famine 199
- The Great Terror 283
- Perestroika 233
- 22nd June 1941 468
- Molotov's radio speech 115
- Victory Day 147
- Stalin's death 365
- Khrushchev's speech at 20th Congress 148
- KGB 62
- NKVD 153
- German occupation of Hungary (18-19 March 1944) 45
- Józef Pilsudski (until 1935) 33
- 1956 revolution 84
- Prague Spring (1968) 73
- 1989 change of regime 174
- Gomulka campaign (1968) 81
-
Holocaust
9685
- Holocaust (in general) 2789
- Concentration camp / Work camp 1235
- Mass shooting operations 337
- Ghetto 1183
- Death / extermination camp 647
- Deportation 1063
- Forced labor 791
- Flight 1410
- Hiding 594
- Resistance 121
- 1941 evacuations 866
- Novemberpogrom / Kristallnacht 34
- Eleftherias Square 10
- Kasztner group 1
- Pogrom in Iasi and the Death Train 21
- Sammelwohnungen 9
- Strohmann system 11
- Struma ship 17
- Life under occupation 803
- Yellow star house 72
- Protected house 15
- Arrow Cross ("nyilasok") 42
- Danube bank shots 6
- Kindertransport 26
- Schutzpass / false papers 95
- Warsaw Ghetto Uprising (1943) 24
- Warsaw Uprising (1944) 23
- Helpers 521
- Righteous Gentiles 269
- Returning home 1090
- Holocaust compensation 112
- Restitution 109
- Property (loss of property) 595
- Loss of loved ones 1724
- Trauma 1029
- Talking about what happened 1807
- Liberation 558
- Military 3322
- Politics 2640
-
Communism
4468
- Life in the Soviet Union/under Communism (in general) 2592
- Anti-communist resistance in general 63
- Nationalization under Communism 221
- Illegal communist movements 98
- Systematic demolitions under communism 45
- Communist holidays 311
- Sentiments about the communist rule 930
- Collectivization 94
- Experiences with state police 349
- Prison/Forced labor under communist/socialist rule 449
- Lack or violation of human and citizen rights 483
- Life after the change of the regime (1989) 493
- Israel / Palestine 2190
- Zionism 847
- Jewish Organizations 1200
Displaying 21841 - 21870 of 50826 results
Robert Walter Rosner
Sarah ging 1936 in einen Kibbutz [1] nach Palästina. Hermann studierte erst in Brünn [heute Tschechien] und dann in Frankreich. Er und seine Frau überlebten den Holocaust in Frankreich mit falschen Papieren. Mendel heiratete seine Cousine Pepi Rosner. Der in Russ.-Moldowitza verbliebene Teil der Familie wurde 1941 nach Transniistrien deportiert. Nach der Befreiung wanderten sie nach Palästina aus.
Fanny, die Schwester meines Vaters, hat Aron Leib Wassermann, der eine Gemischtwarenhandlung in Russ.-Moldowitza besaß, geheiratet. Sie hatten fünf Kinder: Albert, Mendel, Pepi, Sarah und Hermann. Fanny hat Pepi, die Tochter Meirs zu sich genommen.
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Before WW2
See text in interview
Fanny, die Schwester meines Vaters, hat Aron Leib Wassermann, der eine Gemischtwarenhandlung in Russ.-Moldowitza besaß, geheiratet. Sie hatten fünf Kinder: Albert, Mendel, Pepi, Sarah und Hermann. Fanny hat Pepi, die Tochter Meirs zu sich genommen.
Meir, der Jüngste, war Kommunist. Er hat in Rumänien wegen politischer Tätigkeiten im Gefängnis gesessen, ist dann nach Frankreich gegangen und hat in Spanien gegen Franco gekämpft. Danach hat er in der Sowjetunion eine Militärkarriere gemacht und ist nach dem Krieg Oberkommandierender einer Grenztruppe in Rumänien gewesen. Er hat sich natürlich nicht mehr Meir Rosner sondern Mihal Boico genannt. 1972 ist er an Krebs gestorben. Seine Kinder und seine Witwe sind in den 1980er-Jahren nach Paris übersiedelt.
Abraham Rosner hat im Holzhandel gearbeitet und ist 1936 bei einem Unfall tödlich verunglückt.
Leiser Rosner war Elektriker und ist in Czernowitz [heute Ukraine] in die Rote Armee eingetreten. Er geriet in Gefangenschaft, konnte aber nach Rumänien flüchten und hat den Krieg irgendwo versteckt überlebt. In Rumänien arbeitete er viele Jahre als Elektriker und emigrierte in den späten 1960er-Jahren nach Israel. Bis zu seinem Tod arbeitete er in Israel als Elektriker.
Salomon, der älteste Sohn Meirs, wollte nach Wien zu meinen Eltern, hat es aber nicht geschafft. Er wurde in Budapest von einem deutschen Huf- und Wagenschmied als Lehrling aufgenommen und heiratete später dessen Tochter. Während des Holocaust hat man ihn in das KZ Mauthausen verschleppt, er hat das KZ überlebt und ist auf dem Weg nach Hause an Typhus gestorben.
Meir Rosner, der älteste Bruder meines Vaters, besaß ein Gasthaus. Er starb 1913 bei der Explosion einer Sodawasseranlage, die er für das Gasthaus angeschafft hatte. Er war verheiratet und hatte fünf Kinder: Salomon, Leiser, Abraham, Pepi und Meir. Seine Witwe hat mit dem Geld, das sie von der Versicherung bekommen hat, ein Lebensmittelgeschäft aufgemacht. Während des 1. Weltkrieges ist sie von den Russen ermordet worden. Die fünf Kinder waren dadurch Waisen und lebten einige Zeit im Waisenhaus. Nach dem 1. Weltkrieg haben sich die anderen Familienmitglieder um die Kinder bemüht.
Die Familie meines Vaters stammt aus dem kleinen Dorf Kisselitze in der Bukowina [heute Ukraine]. Etwa zur Jahrhundertwende ist die Familie in das etwas größere Dorf Russ. Moldowitza gezogen, das ein Zentrum des Holzhandels war. Ich war vor einigen Jahren dort, der Ort ist noch heute ein Zentrum des Holzhandels. Mein Großvater Itzchak Rosner war Holzkaufmann. Er starb bereits im Jahre 1916. Die Familie war, soweit ich weiß, sehr religiös. Meine Großmutter Hannah Rosner, geborene Schärf, habe ich noch gekannt, sie ist 1936 in der Bukowina gestorben. Sie hat immer ein Kopftuch getragen.
Ich war zweimal in Israel, meine halbe Familie lebt ja dort. Ich habe eine kritische Einstellung zur Politik Israels, eine positiv kritische Einstellung. Israel ist hoch interessant - ein Land, das ich gerne besucht habe. Jedes Mal haben wir uns ein Auto genommen und sind von Verwandten zu Verwandten gefahren.
Antisemitismus habe ich persönlich in Österreich nach dem Krieg nicht erlebt, vielleicht deshalb, weil ich auf der Uni offensiv als Kommunist aufgetreten bin, und das war viel ärger, als Jude zu sein. Auch meine Kinder haben in der Schule keinen Antisemitismus erlebt.
Einer meiner Söhne ist in Schwechat in die Schule gegangen und in die katholische Welt Schwechats hereingestolpert. Dort gibt es traditionell eine sehr moderne Kirche, und wir sind auch mit der Pfarre in Verbindung. Meine Frau hat, als die Flüchtlinge aus Bosnien gekommen sind, geholfen, und wenn wir Hilfe brauchen, helfen sie uns.
Einer meiner Söhne ist in Schwechat in die Schule gegangen und in die katholische Welt Schwechats hereingestolpert. Dort gibt es traditionell eine sehr moderne Kirche, und wir sind auch mit der Pfarre in Verbindung. Meine Frau hat, als die Flüchtlinge aus Bosnien gekommen sind, geholfen, und wenn wir Hilfe brauchen, helfen sie uns.
Meine Kinder sind in Wien aufgewachsen und ich hatte beruflich ein sehr angenehmes, interessantes Leben. Ich habe es nicht bedauert nach Österreich zurückgegangen zu sein. Nach dem Krieg haben uns die Kommunisten in St. Pölten, die während des Krieges illegal gearbeitet haben, wirklich geholfen. Es war für mich dann sehr traurig, als ich mich von der Partei gelöst habe, dass viele dieser Leute einfach nicht wegkommen konnten von ihren stalinistischen Vorstellungen. Nach dem Einmarsch der Warschauer Paktstaaten in Prag habe ich meine Mitgliedschaft in der kommunistischen Partei sterben lassen. Vielleicht habe ich 1968 während der Auseinandersetzungen über den Einmarsch der Warschauer Paktstaaten in Prag Töne gehört, die ich als antisemitisch empfunden habe.
Unser Sohn Hans Paul Rosner wurde am 11.August 1955 in Wien geboren. Er absolvierte die Hotel-und Gastgewerbelehre, besuchte dann aber eine Pantomimeschule in Paris. Jetzt arbeitet er in der Gastronomie, da es sehr schwer als Pantomime ist, finanziell zu existieren.
Unser Sohn Michael Thomas wurde am 29. Juli 1959 in Wien geboren. Er studierte Medizin und arbeitet als Arzt.
Unser Sohn Michael Thomas wurde am 29. Juli 1959 in Wien geboren. Er studierte Medizin und arbeitet als Arzt.
Während des Studiums war ich Mitglied der jüdischen Hochschülerschaft, und ich bin überall sehr laut als Kommunist aufgetreten. Ich war Mitglied in der KPÖ, ich war Funktionär, und ein Freund von mir und ich haben versucht, die jüdische Hochschülerschaft in eine kommunistische Organisation zu verwandeln. Kurz vor der Gründung des Staates Israel hatten wir eine nicht ganz legale Veranstaltung. Da kam aus Linz, aus der amerikanischen Zone, ein aus der Roten Armee desertierter Jude, und wir hatten eine sehr harte Diskussion. Im Nachhinein muss ich ihn bewundern, weil er sich getraut hat nach Wien, in die russische Zone, zu kommen. Die illegale zionistische Bewegung war in Wien sehr stark, und wahrscheinlich ist er gekommen, um Juden für den illegalen Transport nach Palästina zu mobilisieren. Nach dem Krieg ist die illegale Einwanderung nach Palästina in sehr starkem Maße über Wien gegangen.
1948 haben wir eine Zimmer – Küche - Kabinett Wohnung im 20. Bezirk gemietet. Wir haben die Wohnung mit dem Verkauf von Kleidern meines Schwiegervaters finanziert. Während meines Studiums erhielt ich ein Stipendium vom Joint [14]. Wir haben über die Kultusgemeinde auch Päckchen vom Joint bekommen. Ein bisschen Geld haben meine Eltern geschickt und ein bisschen hat mir meine Schwester Paula gegeben, die ja auch in Wien gelebt hat. Am 6. April 1948 wurde unser Sohn Peter Georg Rosner in Wien geboren. Er studierte Volkswirtschaft und ist Professor an der Universität.
Im April 1947 habe ich mich doch entschlossen, nach Wien zu gehen und zu studieren. Ich habe Chemie studiert, das hat mich ja schon lange interessiert hat und habe dann in der Industrie als Chemiker gearbeitet. Meine Frau hat in Österreich in einem Büro gearbeitet, während ich studiert habe. Nachdem unsere Kinder teilweise aus dem Haus waren, machte sie Kurse und wurde Englischlehrerin an einer Hauptschule, wo sie bis zu ihrer Pensionierung gearbeitet hat. Nach meiner Pensionierung 1990 habe ich noch einmal studiert : Politikwissenschaft und Wissenschaftsgeschichte und mehrere einschlägige Arbeiten publiziert, die zum Teil auch auf Englisch und Spanisch übersetzt wurden.
Im September 1946 sind wir nach Wien zurückgekommen. Meine Frau wollte immer nach Österreich zurück, und ich bin in England durch ‚Young Austria’ zur Kommunistischen Partei gekommen und wollte mithelfen, ein neues Österreich aufbauen. Ein Großonkel meiner Frau hatte in Wien das jüdische Altersheim geleitet, das den ganzen Krieg durch existiert hatte. Das war diese komische Nazibürokratie! Der Großonkel meiner Frau hat das Altersheim auch nach dem Krieg noch geleitet. Dort haben wir die ersten Tage gewohnt. Ich wurde in St. Pölten hauptamtlicher Funktionär der FÖJ [13]. Meine Frau hat als Krankenschwester in einem Betrieb gearbeitet, das war der Winter 1946/47, der ein sehr kalter Winter war, und das Pendeln zwischen Wien und St. Pölten ist mir noch immer in Erinnerung.
Meine Eltern emigrierten 1947 in die USA zu meiner Schwester Erna. Meine Schwester Paula ging nach dem Krieg nach Wien und arbeitete als Englischlehrerin. Als sie einmal in Amerika zu Besuch war, lernte sie einen polnischen Juden kennen, der in Mexiko lebte. Sie heirateten und Anfang der 1960er-Jahre ging sie mit ihm nach Mexiko. Sie hat einen Stiefsohn Ilan.
Meine Schwiegermutter und deren Mutter wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert. Grete kam mit einem der letzten Transporte von Theresienstadt im Oktober 1944 nach Auschwitz. Ihre Mutter blieb in Theresienstadt und wurde als eine der wenigen im Frühjahr 1945 in die Schweiz entlassen. Nach dem Krieg übersiedelte sie zu ihren Kindern nach Australien.
Die beiden Schwestern und Ernst Heller konnten mit Familien nach Australien emigrieren.
Rosa und Adele Jellinek mussten nach 1938 in jüdische Massenquartiere in den 2. Bezirk ziehen. Rosa wurde auf einige Zeit zur Zwangsarbeit geschickt. Aus der erhaltenen Korrespondenz geht hervor, dass die geschützten Familienmitglieder Laura, Fanny und Alexander sich bemühten, den beiden Schwestern behilflich zu sein. Rosa wurde 1942 nach Minsk deportiert und Adele 1943 nach Theresienstadt.
Hans Heller, der Onkel meiner Frau starb noch vor dem Krieg an Tuberkulose.
Hans Heller, der Onkel meiner Frau starb noch vor dem Krieg an Tuberkulose.
Nach dem Bürgerkrieg 1934 beschlagnahmte das Dollfuß/Schuschnigg Regime den sozialdemokratischen Verlag ‚Vorwärts’. Einige Linkskatholiken versuchten dann den beschlagnahmten Verlag als legales Sprachrohr für leicht oppositionelle Auffassungen umzufunktionieren. Zu diesem Zweck wurden zum Teil auch Journalisten eingestellt, die als links galten, aber nicht zur SPÖ gehörten. So kam auch Josef Jellinek in diesen Verlag, wo er bis 1938 arbeitete. Er wurde im März 1938, drei Tage nach dem Einmarsch der Deutschen, verhaftet und kam mit einem der ersten Transporte in das KZ Dachau [Deutschland]. Er hat eine angebotene Fluchtmöglichkeit nicht genützt, da er glaubte, dass er auch weiter seine Geschwister unterstützen könne, wenn er in Wien bliebe, auch wenn er nicht mehr als Journalist arbeiten würde, sondern wieder als Setzer arbeiten müsste. Vom KZ Dachau wurde er ins KZ Buchenwald [Deutschland] deportiert und war auch mit einigen der führenden Sozialdemokraten befreundet. Als Stubenältester hatte er gewisse Einflussmöglichkeiten. Er blieb in Buchenwald bis im Sommer 1942. Dann wurde er ins KZ Oranienburg- Sachsenhausen [Deutschland] deportiert, wo er am 5. Oktober 1942 starb. Was genau dort passierte, konnten wir nicht erfahren.
Für den ältesten Sohn Julius war in der kleinen Wohnung kein Platz, deshalb wurde er zu einem Schneider in der Brigittenau in die Lehre gegeben. Dieser Bruder ist in einer jüdischen Welt aufgewachsen und wollte mit der Familie nichts zu tun haben. Die Familie lebte in Ottakring in einer dieser typischen Bassenawohnungen, in der zwei Schwestern bis 1938 lebten. Es gab fünf Kinder aus der ersten Ehe: Adele, 1890 geboren, Rosa, 1892, Josef 1894, Laura und Alexander.
Meine Frau und ich haben in Manchester in einer Synagoge geheiratet und vor sechs Jahren haben wir unsere goldene Hochzeit - mit der Mischpoche aus Amerika und der restlichen Welt - ganz groß in dieser Synagoge in Manchester zusammen gefeiert.
In dieser ganzen Zeit war das österreichische Zentrum ‚Young Austria’ [12] das Zentrum meines Lebens. Dort habe ich den größten Teil meiner Freizeit verbracht, und dort habe ich meine Frau, Elisabeth Jellinek, kennen gelernt. Ich hatte damals eine 60-Stunden Woche. Ich habe gearbeitet, und weil die Deutschen jeden Abend Manchester bombardiert haben, fand die Maturaschule, die ich besuchte, Samstag und Sonntag statt. Ich habe die Matura gemacht, aber wie ich das alles geschafft habe, kann ich mir nicht mehr vorstellen. Ich war 18 und es hat mir eine ungeheure Befriedigung verursacht, dass ich die Matura 1942 geschafft habe - in dem Jahr nämlich, in dem ich sie gemacht hätte, wenn der Hitler nicht gekommen wäre.
Zu Beginn des Krieges war ich drei Monate interniert, denn alle Österreicher waren nach der Annexion Österreichs keine Österreicher mehr, sondern Deutsche und somit feindliche Ausländer. Das Internierungslager war für mich eher wie ein Jugendlager, ich habe mich dort sehr gut gefühlt. Ich war sechzehn Jahre alt, vorher hatte ich noch Hilfsarbeiten gemacht und dort haben sich die Alten um die Kinder gekümmert, und ich hatte ein schönes gemütliches Leben, das mir Spaß gemacht hat. Nach den drei Monaten habe ich in einer Holzbearbeitungsfirma Wäscheklammern hergestellt, aber der Betrieb ist durch einen Bombenangriff beschädigt worden, und ich habe als Packer gearbeitet. Dann wurde ich als Dreher umgeschult und bis Ende des Krieges habe ich für die Rüstungsindustrie gearbeitet.
Außerdem sind meine Eltern gekommen. Meine Schwester Paula hat begonnen in einer Schneiderei zu arbeiten, und da wir sehr wenig Geld hatten, begann ich in einer Regenmantelfabrik zu arbeiten. Das war Akkordarbeit, man hat mir eine Nähmaschine zur Verfügung gestellt, aber der Unternehmer hat nicht mir das Gehalt ausgezahlt, sondern dem Mann, neben dem ich gesessen bin und dem ich zugearbeitet habe. Der hat mir dann meinen Lohn gezahlt. Ich hatte eine 48 Stunden-Woche und das Tageslicht habe ich nur am Wochenende gesehen. Dort war ich sechs Monate, dann hat mein Vater eine Arbeit gefunden.
Erna und ihr Mann hatten in einer billigen Untermiete in der Nähe der Universität - einer etwas verrufenen Gegend. Sie hatten den Eindruck, dass ihre Landlady in ihrer Jugend eine Prostituierte gewesen sein könnte. Als meine Schwester ihr einmal erzählte, dass sie so unglücklich sei, weil sie es nicht schafft, ihre Eltern nach England zu holen, fragte die Landlady, wie sie helfen könne. Meine Schwester hat gesagt, sie bräuchte 150 Pfund - das war ungefähr ein Jahresgehalt - um ihre Eltern aus Österreich zu retten. Die Landlady hat gesagt: ‚Soviel Geld habe ich ungefähr, ich gebe es dir.’ Sie hat unsere Eltern gerettet, die dann im August 1939 nach England kommen durften. Im Juli 1939 sind Erna und ihr Mann nach Amerika emigriert, und ich war im Sommer noch bei der Familie, die mich aufgenommen hatte.
Zuerst ging ich vier Wochen in eine Fortbildungsschule für Bürolehrlinge. Da habe ich auch Englisch lernen können. Ich hatte schon in der Mittelschule in Wien ein bisschen Englischunterricht. Bereits im Sommer 1939 hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, mich zu verständigen.