Güler Orgun erzählt in traditionellem Ladino - der Sprache ihrer sephardischen Vorfahren - wie ihre Familie im Osmanischen Reich ein neues Zuhause gefunden hat, nachdem sie Ende des 15. Jahrhunderts aus Spanien vertrieben worden waren.
Wir erfahren außerdem, warum ihre Eltern zum Islam konvertiert sind, und wie Güler selbst später wieder zu ihren jüdischen Wurzeln zurückgefunden hat - bevor sie dann einen Muslim geheiratet hat.
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Sephardim
Man könnte sagen, dass Güler Orguns Familiengeschichte 1492 in Spanien mit dem sogenannten Alhambra-Edikt des katholischen spanischen Königspaars Isabella von Kastilien und Ferdinand II. von Aragon anfängt. Mit diesem Edikt wurden 20.000 spanische Juden, unter ihnen auch Güler Orguns Vorfahren, aus Spanien vertrieben. Viele der Vertriebenen ließen sich im Osmanischen Reich nieder, wo Sultan Bayezid II. ihnen Zuflucht gewährte.
Seit dieser Vertreibung wurden die Nachfahren der spanischen (und portugiesischen) Juden „Sephardim" genannt, weil Sepharad die hebräische Bezeichnung für Spanien ist. Güler Orgun ist ein aktives Mitglied der sephardischen Gemeinschaft in der Türkei.
Im gleich Jahr stach Christoph Kolumbus mit seinen drei Schiffen Santa María, Pinta und Niña in See um einen kurzen Handelsweg nach Indien zu erkunden; stattdessen entdeckte er einen neuen Kontinent. Eine verhältnismäßig unbekannte Anekdote ist, dass Kolumbus vom relativ wenig bekannten Hafen Palos in Andalusien absegelte, weil die großen Häfen von Sevilla und Cadiz überfüllt waren mit sephardischen Juden, die das Land verließen.
Ladino
Im Film erwähnt Güler Orgun den Begriff Ladino. Ladino, oder Judenspanisch, ist die traditionelle Sprache der Juden spanischer Herkunft. In den 1990er-Jahren wurde die Sprache noch von etwa 150.000 Menschen gesprochen, zwei Drittel davon wohnen in Israel. Mittlerweile ist Ladino vom Aussterben bedroht. Erfahre mehr über Ladino-Sprecher in diesem Artikel.
Zwar ist Ladino keine offizielle Amtssprache, doch sowohl in Israel als auch der Türkei erscheinen Zeitungen, Magazine und Radioprogramme in dieser Sprache. Güler Orgun erwähnt z.B. ihre Arbeit für El Amaneser, die monatliche Beilage der türkischen Zeitung "Salom". El Amaneser publiziert in Ladino Artikel zu sephardischer Kultur. In diesem Artikel kannst du mehr über El Amaneser erfahren.
Das Cervantes Institut ist eine Institution, welche die Erforschung und den Unterricht der spanischen Sprache und Kultur fördert. Besuche hier die Website des Cervantes Instituts in Istanbul.
Osmanisches Reich
Der Film über Güler Orgun spielt in der heutigen Türkei. Bis 1923 bildete dieses Gebiet das Zentrum des Osmanischen Reichs (so bezeichnet man das seit ca. 1300 bestehende Reich der Dynastie der Osmanen). Auf seinem Höhepunkt umfasste das Osmanische Reich den Großteil Kleinasiens, des Nahen Ostens, des Balkans und Nordafrikas.
Wenn du mehr über die Geschichte des Osmanischen Reichs erfahren möchtest, verwende diese Karte um seine Entwicklung - von der Blütezeit bis zum Niedergang zu Beginn des 20. Jahrhunderts - näher zu erforschen. Zu jener Zeit wurde das geschwächte Reich bereits als „Kranker Mann von Europa" bezeichnet und das einst so mächtige Reich überstand die turbulenten Jahre nach dem Ersten Weltkrieg nicht.
Im Film erwähnt Güler Orgun die Stadt Çanakkale, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der Türkei. Gülers Familie mütterlicherseits hat viele Generationen lang in dieser Stadt gewohnt. Ihrer Lage am Eingang zu den Dardanellen machte Çanakkale zu einer strategisch wichtigen Stadt. In der Nähe liegt auch der Fundort des historischen Troja. Çanakkales Strand diente auch als Drehort für den Blockbuster Troy (2004).
Güler Orgun berichtet, dass die Familie ihrer Mutter einmal im Stadtviertel Sirkeci lebte. Der Kopfbahnhof in Sirkeci wurde als Endstation des Orient-Express berühmt.
Güler Orguns Vater stammt aus Constanta, einer Stadt am Schwarzen Meer. Dorthin wurde auch der römische Dichter Ovid, Autor des berühmten Werkes Methamorphosen, verbannt.