Tag #131898 - Interview #78545 (Louise Eva Papo)

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Mein Mann war ein gescheiter und sehr fleißiger Mensch, und er hat das Studium geschafft. Er hatte ein Doktorat der Wiener Universität, und er hatte die Rabbinerprüfung vom Wiener Rabbinerseminar und noch eine zusätzliche Prüfung vom damaligen sephardischen Oberrabbiner von Jugoslawien. Er konnte sehr gut auswendig lernen! Er hatte aber nie eine moderne Sprache gelernt. Erst, als Hitler 1938 nach Österreich kam, begann er Englisch zu lernen - da habe ich ihn ein paar Monate lang unterrichtet. Die Mitschüler im Rabbinerseminar haben über meinen Mann gesagt: ‚Papo ist ein Antisemit. Er erlaubt uns nicht, Jiddisch zu sprechen. Wenn es nach ihm geht, müssten wir nur Deutsch sprechen.’ Mein Mann aber hat zu ihnen gesagt: ‚Ihr wollt Posten in Österreich oder in Deutschland haben, da müsst ihr deutsch sprechen können, jiddisch hilft euch da gar nicht.’ Nach dem Rabbinerstudium war er in Salzburg geblieben. Er wurde der Landesrabbiner von Salzburg, schon als junger Mann. Es wurde ihm aber dann zu langweilig und zu kompliziert in Salzburg. Er durfte nie mit einem Mädchen ausgehen, denn wenn er mit einem jüdischen Mädchen ausgegangen ist, dann wurde er gleich mit ihr verlobt. Daher ist er nach drei Jahren nach Wien zurückgekommen. Seine große Liebe war das Unterrichten - nicht nur seine große Liebe, auch seine große Begabung.
Period
Location

Salzburg
Österreich

Interview
Louise Eva Papo