Tag #132069 - Interview #78297 (Hanny Hieger)

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Mein Bruder schrieb am 8. März 1942 in einem Brief an meine Eltern, in dem Brief lag ein Foto auf dem unsere Tante Kitty, ich und mein Bruder zu sehen sind: "Liebe Eltern! Dieser Brief gilt der Mama zum Muttertag. Also alles, alles Gute, Mama! Es folgen noch mehr Bilder. Ich hab gute Nachrichten für euch. Mein Chef hat mir nach Ablauf der Probezeit vorige Woche gesagt, daß er mich anstellen will und das ich ein Pfund per Woche bekomme. Die Arbeit freut mich sehr. Mein Bruder hat eine Lehre und Anstellung als Grafiker bekommen. Er zeichnet und schreibt sehr gut, ist sehr talentiert. "Ich schreib euch noch mehr ausführlich in einem anderen folgenden Brief. Ihr könnt am Bild sehen, wie ich gewachsen bin. Ich hab beim Fotografieren nicht gemogelt und mich auf die Zehenspitzen gestellt. Im Gegenteil, die Füße gespreizt ein wenig. Recht viele Bussi. Fritz." In einem anderen Brief: "Liebe Eltern, danke für euren Brief vom 20.2.1942, den wir vorgestern am 20.3.1942 erhielten. Auch für die zwei Bilder, mit denen wir uns sehr freuten. Also ich arbeite schon seit 3. Feber als Reklamezeichner. Das heißt, ich arbeite, während ich lerne. Ich bekomme ein Pfund per Woche bezahlt. Ganz schön, glaub ich. Die Arbeit freut mich riesig. Mehr darüber in gewöhnlicher Post." Heute Sonntag, waren wir, Erich, Trude, Käthe und ich bei der Matthäus- Passion von Bach im Konzert. Unheimlich schön. Wir sind noch ganz betrunken von der Musik. Ich hab seit gestern eine neue Flöte. Sehr groß, 3/4 m lang. Sie hat 30 Schilling gekostet. Von eigenem Ersparten, aber die Käthe hat was beigesteuert. Meine Kleine, die eine Oktave höher spielt, habe ich der Trude geborgt. Wir haben grad nach Noten das erste Duett gespielt. Sehr klass. Viele Bussi. Fritz."
Period
Location

London
Vereinigtes Königreich

Interview
Hanny Hieger