Tag #132981 - Interview #83045 (Lucia Heilman)

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Im ersten Jahr war es sehr schwer, besonders wegen Mathematik und Englisch, aber da haben mir die Lehrer das auch nachgesehen, weil sie gesehen haben, wie sehr ich mich bemühe. Schon im dritten Jahr war ich unter den Besten.

Ich war eine Exotin in der Schule, die einzige Jüdin. Es gab noch Nazi-LehrerInnen, die versucht haben, mich ungerecht zu behandeln, aber dafür waren die Kinder umso netter zu mir.

Sie haben das ungerechte Handeln durch besondere Freundlichkeit kompensiert. Mit den Kindern hatte ich nie Schwierigkeiten, die haben mich von Anfang an gemocht. Ich war gut in die Klasse integriert. Ich war die Tafellöscherin, ich habe das geliebt.

Niemand wollte das machen, aber für mich bedeutete das SCHULE. Und in all den Jahren saß ich in der zweiten Bank. Neben mir saß die Klassenbeste, ein sehr nettes Mädchen. Was mir sehr schwer fiel war Orthografie, denn das ist etwas, was man mit den Jahren lernt.

Wenn wir Aufsätze schrieben, war ich immer sehr schnell fertig, und sie hat dann unter der Bank meine Orthographie verbessert.

Nach der Schule bin ich immer nach Haus gelaufen, um zu lernen. Das war bis zum Schluss so. Und meine Mutter hat mich immer unterstützt, sie hat alle Nachhilfelehrer bezahlt und alles dafür getan, dass ich lernen konnte.
Period
Location

Vienna
Österreich

Interview
Lucia Heilman