Tag #133926 - Interview #78530 (Edith Brickell)

Selected text
Sie gingen auch gern in die Oper, und ein einziges Mal war ich mit meiner Mutter zusammen in der Oper. Wir sahen uns ‚Tosca’ von Puccini an. Ich war gerade in dem Alter, in dem meine Mutter anfing, mich in die Oper mitzunehmen, als der Hitler kam.

Aber wir gingen schon als Kinder in ‚Die Puppenfee’, ein Ballett von Josef Bayer, daran kann ich mich erinnern und zu ‚Peterchens Mondfahrt’, einem Theaterstück nach einem Kinderbuch von Gerdt von Bassewitz, da saßen alle Kinder unserer Familie in einer Loge.

Meine Eltern gingen auch ins jiddische Theater auf der Praterstrasse; da spielte die großartige Molly Picon [17]. Noch bevor sie verheiratet war, ging meine Mutter oft mit ihrem ältesten Bruder ins Deutsche Volkstheater. Sie liebte das Deutsche Volkstheater.

Ich war eine ‚Bühnentürlsteherin‘ im Burgtheater. Ich hatte ein Abonnement von der Schule – die Schule war in der Nähe des Burgtheaters – und kam zur Bühnentür und sah so alle klassischen Stücke. Ich war ganz verliebt in den Aslan [Kammerschauspieler armenisch-italienischer Herkunft, von 1920 – 1958 am Wiener Burgtheater], der ein Homosexueller war. Ich wusste nicht, was das ist, ein Homosexueller. Und dann sagte meine Mutter, den Aslan hätte sie auch verehrt, als sie in meinem Alter war.
Period
Location

Vienna
Österreich

Interview
Edith Brickell