Tag #134121 - Interview #78535 (Rosa Rosenstein)

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Und dann hat er mich manchmal begleitet, dann hat er mich eingeladen. Das war an einem Samstagabend, wochentags hat man ja keine Zeit gehabt. Treffpunkt war Schönhauser Allee, an der U-Bahn Ecke Schwedter Straße. Ich habe mich angezogen, habe mich zurecht gemacht, war noch beim Friseur, denn ich bin, seit ich im Geschäft meines Vaters gearbeitet hatte, immer Samstags zum Friseur gegangen. Meine Eltern haben gewusst, dass ich ein Rendezvous habe, und meine Mutter hat gesagt: ‚Nun mach doch schon, nun geh schon, du kommst doch viel zu spät!’ Habe ich gesagt: ‚Wenn er Interesse hat, wird er warten.’ Also, jedenfalls ich bin runter, kein Mensch da. Na gut, habe ich mir gedacht, ich habe mich verspätet. Also, ich gucke, fünf Minuten sind vergangen, mit einmal kommt er angelaufen, außer Atem. Was ist passiert? Ich habe mich entschuldigt, weil ich zu spät gekommen bin. Aber er dachte, ich warte an der anderen Station, also ist er eine Station weiter gelaufen und wieder zurückgelaufen.

Am Tiergarten ist das Restaurant ‚Schottenhamel’ gewesen. Ein sehr elegantes Lokal, und er sagte, er hätte noch kein Nachtmahl gegessen. Wir sind mit der U-Bahn bis zur Station Willhelmstraße gefahren, glaube ich, oben an den Linden irgendwo. Wir sind hineingegangen, und es war sehr elegant, aber ich war koscher [nach jüdischen Speisevorschriften rituell; rein]. Er hat sich eine Fleischplatte bestellt und ich Kaffee und Kuchen. Ich habe doch kein trefenes [unrein, nicht koscher] gegessen. Ich habe gesagt, dass ich koscher bin. Ich wusste nicht, wo ein koscheres Restaurant war; meine Eltern gingen nicht in Restaurants. Anschließend gab es noch Musik dort.
Period
Location

Berlin
Deutschland

Interview
Rosa Rosenstein
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