Tag #134124 - Interview #78535 (Rosa Rosenstein)

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Mein Verlobter wurde wie ein Sohn in unsere Familie aufgenommen. Er hat fleißig gearbeitet, und ich habe fleißig gearbeitet. Wir sind nur an Wochenenden ausgegangen. Und dann vergingen ungefähr sieben, acht Monate. Meine Eltern haben gesagt, das hätte keinen Sinn, sie erlauben nicht, dass ich mich herumtreibe, ich bekäme einen schlechten Ruf. Es war gerade Rosch Haschana und Jom Kippur [jüdische Versöhnungstag; wichtigste Feiertag der Juden], und meine Eltern waren im Tempel. Ich war auch im Tempel. Natürlich wurde bei uns nicht gearbeitet.

Maximilian hat auch nicht gearbeitet, weil sein Onkel auch Jude war und in der Firma nicht gearbeitet wurde. Er kam in den Tempel mich besuchen: Die Jugend hat sich da immer angesammelt, man stand da mit Freunden herum. Meine Eltern haben ihn dort zum Kaffee zu Rosch Haschana eingeladen. Es kamen auch zwei Brüder von meiner Mutter mit ihren Frauen. Und wir sitzen so, und mit einem Mal sagt mein Vater: ‚Gehen wir bitte ins Nebenzimmer!’ Meine Onkeln und mein Vater riefen dann Michi zu sich rein. Ich dachte mir, was ist denn da los? Nach einer Weile kamen sie lachend heraus, Michi strahlte, und dann wurde mir gesagt, sie hätten ihn gefragt, was für Absichten er hätte, denn sie sähen nicht ein, dass man sich so lange herumschleppt, ich käme in einen schlechten Ruf. Und er hat gesagt, er hätte die Absicht, mich zu heiraten. Damit war die Sache erledigt. Und ich habe mich sehr geärgert, dass sie das gemacht haben.
Period
Location

Berlin
Deutschland

Interview
Rosa Rosenstein
Tag(s)