Tag #115098 - Interview #78301 (Bruno Bittmann)

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Die ganzen Jahre hielt ich die Hohen Feiertage [19], fuhr zum Beispiel, als ich in Bad Herzfeld lebte zum Jom Kippur [20] nach Frankfurt, um in einer Synagoge beten zu können. Meine Eltern starben 1984, zuerst meine Mutter, drei Wochen später mein Vater.

Sie liebten sich vom ersten bis zum letzten Tag und konnten nicht ohne den anderen leben. 1 ½ Jahre vor ihrem Tod waren sie nach Israel zu meiner Schwester gezogen. Da sie sich in dem kleinen Ort Omer nicht wohl fühlten, kamen sie nach einem halben Jahr wieder zurück nach Wien und verbrachten ihr letztes Jahr im jüdischen Altersheim, dem Maimonides Zentrum.

Nach dem Tod eines nahen Verwandten muss man ein Jahr Kaddisch [21] in der Synagoge sagen, jeden Tag in der Früh und am Abend. Das habe ich getan, und seitdem gehe ich jeden Morgen in den Tempel. Früh um fünf Uhr läutet der Wecker, schon bin ich auf. Um 7 Uhr bin ich im Tempel beim Beten, dann sitze ich noch eine Stunde im Kaffeehaus und dann geht die Arbeit los.

Ich mag keine Politiker, das sind lauter Lügner, Betrüger und Karrieristen, mit denen will ich nicht in einem Boot sitzen. Ich will frei sein, und ich sag denen meine Meinung. Ich vertrete nie eine Partei. Wenn ich etwas sage, ist das wie die 'Heilige Schrift', von der man weiß, es ist so. Das hat einmal die Zeitschrift 'Trend' in einem Artikel über mich geschrieben. Ich bin kein Verschönerer, ich sage oft sehr hart meine Meinung und niemand kann mir etwas entgegnen.

Ich fahre regelmäßig nach Israel, besuche meine Schwester in Omer, und meine ältere Tochter Nava in Hod HaSharon bei Herzlia. Sie hat in Israel Arabistik studiert und arbeitet als Lehrerin, ist verheiratet und hat zwei Kinder: Eden und Kati. Jetzt fahre ich wieder mit meiner jüngeren Tochter Tamara zusammen nach Israel.
Interview
Bruno Bittmann