Tag #115356 - Interview #78296 (Erwin Landau)

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Ich gehe ab und zu ins Maimonides Zentrum, und ich gehe hin und wieder am Schabbat in den Tempel. Ich bin etwas religiöser geworden. Ich glaube, das hängt mit dem Alter zusammen. Ich kenne den Oberrabbiner Eisenberg, als ich nach Österreich zurückkam, war er genau zwei Jahre alt. Ab dem Jahr 1953 war ich immer wieder im Tempel. Ich interviewte ihn einmal, da war er 16 Jahre alt. Ich fragte ihn, ob er schon Pläne für die Zukunft habe, und er sagte, er wolle auch Rabbiner werden, wie sein Vater.

Zu den hohen Feiertagen bin ich immer im Tempel, da trage ich einen dunklen Anzug und habe die passende Stimmung. Ich faste zu Jom Kippur [6], ich habe immer gefastet, sogar im Militär.

Ich fahre fast jedes Jahr nach Israel. Mein Bruder ist vor vier Jahren gestorben, seine Frau Eva vor zwei Jahren. Aber Evas Tochter ist da, und sie hat drei Kinder - der Jüngste ist erst fünfzehn.

Mein Freundeskreis in Wien sind einfache, brave Menschen - Nichtjuden und Juden. Die meisten Leute in Österreich sind falsch und verlogen, und es gibt viele Antisemiten. Ich kann die Charaktere nicht leiden. Wenn ich das zu meiner Frau gesagt habe, war sie immer böse und sagte zu mir, ich sei doch selber ein Österreicher. Ja, das stimmt, ich bin ein Österreicher, aber ich bin, wenn auch teilweise gezwungenermaßen, in der Welt herumgekommen. Bis zum heutigen Tag bedaure ich, dass ich Israel verlassen habe.
Period
Location

Vienna
Austria

Interview
Erwin Landau