Tag #116537 - Interview #79580 (Timothy Smolka)

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In Goltsch-Jenikau wurde ich wieder zur Schule geschickt. Ich kam in die 2. Klasse der dortigen Simultanschule für jüdische Knaben und Mädchen. Die dortige jüdische Gemeinde war sehr fromm, alle Riten der mosaischen Religion wurden streng beachtet. Ich lernte alle Gebräuche kennen, die seit Jahrtausenden im Judentum überliefert werden. Ich habe sie alle streng beachtet und trotzdem habe ich mich einmal erdreistet, am Tischebow [Anm.: Tisch’a be’Aw], dem Trauertag zur Erinnerung an die Zerstörung des Tempels, in einem nahe gelegenen Teiche mit noch einigen, Abtrünnigen’ zu baden. Dass wir damals nicht alle ertrunken sind, wurde von den alten Jenikauer Juden als großes Wunder angesehen.

In der Schule stellte ich meinen Mann; da ich musikalisch war, was mein Gesangslehrer bald konstatierte, wurde ich zum Chorknaben im Tempel ernannt. Dies war eine große Ehre, auf die ich sehr stolz war, gab mir doch die schwarze Kutte mit dem schwarzen Käppchen einen großen Vorzug vor den anderen Kindern.
Period
Interview
Timothy Smolka