Tag #116654 - Interview #78280 (Erika Rosenkranz)

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Wir waren eine traditionell lebende, jüdische Familie. Wir waren weder koscher noch feierten wir den Schabbat, aber die hohen Feiertage wurden sehr festlich im Kreise der Familie begangen. Es wurden zwei Seder [2] zu Pessach [3] gefeiert, der eine bei meinen Großeltern mütterlicherseits und der andere bei der Großmutter väterlicherseits. Zu Rosch Haschana [4] waren wir auch einen Tag bei den Großeltern und einen Tag bei der Großmutter. Eingefastet zu Jom Kippur [5] wurde bei den Großeltern mütterlicherseits und ausgefastet wurde bei der Großmutter väterlicherseits. Zur Großmutter kam die ganze Familie meines Vaters, der Onkel Erich und die Tante Margit, die Tante Edith und der Onkel Leopold, also alle Geschwister meines Vaters, mit ihren Ehefrauen und den Kindern. Meine Großmutter hatte einen Sitz im Tempel im 8. Bezirk in der Neudeggergasse. Gegen Mittag sind wir zu Fuß in die 'Große Synagoge' im 2. Bezirk, in der Tempelgasse, gegangen, denn fahren durften wir aus religiösen Gründen nicht, aber wir mussten die Großmutter sehen und beglückwünschen. Sie war immer im Tempel in der Tempelgasse.
Interview
Erika Rosenkranz