Tag #116964 - Interview #78308 (Susanne Zahradnik)

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Freunde redeten mir ein, ich solle mich taufen lassen, das würde mir helfen, also ließ ich mich taufen.
In Nove Mesto nad Vahom lernte ich meinen ersten Mann kennen. Er war ein slowakischer getaufter Jude und hieß Jan Tauber. Seine Mutter war eine sehr bekannte Gesellschaftsdame meine Mutter spielte bei ihr Bridge. Wir lebten zu dieser Zeit mehr oder weniger normal.

Schlimm wurde es, als im März 1942 die ersten Mädchentransporte nach Auschwitz weggingen. Wir dachten, die Mädchen würden in Polen arbeiten. Natürlich hörte man dann wenig von ihnen. Wir waren völlig ahnungslos und völlig naiv, obwohl eine alte Tante, eine Schwester meines Großvaters, bereits vor 1942 nach Polen deportiert wurde. Sie schrieb uns noch und wir schickten ihr Lebensmittel. Mein Gott, sie war damals schon 75 oder 78 Jahre alt, wir haben nichts mehr von ihr gehört.

In Nove Mesto nad Vahom mußte ich den gelben Stern tragen und hielt beim Gehen immer meine Tasche so vor den gelben Stern, daß er verdeckt war. Ein slowakischer Nazi brüllte mich einmal an, ich solle die Tasche sofort herunter nehmen. Als ich nach Hause kam, hatte ich Fieber und bekam Diphtherie. Wahrscheinlich war das mein Glück, weil ich nicht mehr ausgehen konnte. Und dann wurde ich notgetauft.
Period
Interview
Susanne Zahradnik