Tag #116976 - Interview #78308 (Susanne Zahradnik)

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Mein dritter Mann, Otto Zahradnik, wurde 1914 in Wien geboren. Nur mein erster Mann war jüdisch. Otto Zahradnik studierte Philosophie und Naturwissenschaften und arbeitete als Mittelschulprofessor für Naturwissenschaften. Er hatte ein Faible für Botanik und das hatte ich auch, das ist mein Hobby.

Durch mein Leben spreche ich sieben Sprachen, Französisch, Slovakisch, Ungarisch, Holländisch, Spanisch und Englisch.

Ich besitze eine Sammlung Blumenbriefmarken. Früher hatte ich den Haushalt, ich habe gekocht, gewaschen, gebügelt und sogar gebastelt und gemalt, jetzt bin ich faul.

Im Jahre 1983 trafen sich auf Initiative von Herr Weinmann aus Wien, einem ehemaligen Mitglied des Vereins "Bar Kochba" 125 ehemalige Mitglieder diese Sportvereins, die in aller Welt verstreut leben. Herr Weinmann gab dann eine Zeitschrift heraus und 1994 sagte er: "Jetzt habe ich das schon so lange gemacht, ich habe genug, ich bin müde und ich bin krank." Da sagten meine Schwester, die in Bratislava wohnt, sie ist geschieden und lebt auch allein, und ich, das kann man nicht aufgeben, das muß weitergemacht werden, weil wir ehemaligen Mitglieder in Verbindung bleiben müssen. Und so machen wir das seit 1994, alle drei Monate stellen wir eine Zeitschrift her. Unlängst hatten wir 25jähriges Jubiläum, wir haben schon 25 Zeitschriften herausgebracht. Meine Schwester und ich sind sehr viel zusammen, ich besuche sie in Bratislava, oder sie besucht mich in Wien

Die ehemaligen Mitglieder von "Bar Kochba" treffen sich alle zwei, drei Monate. Die vorletzten zwei Jahre trafen wir uns in Israel, in Shavei Zion, das ist in der Nähe von Akko, und es war dort sehr schön. Zu den letzten Treffen kamen ungefähr 30 Leute . Es sind jetzt noch insgesamt 65 Personen in 14 Länder und fünf Kontinenten. Aber das letzte Mal, im Juli 2002, haben wir uns in Trencianske Teplice, das ist ein sehr hübscher Badeort getroffen, leider waren wir nur vierzehn Leute. Die aus Amerika und Kanada haben sich nicht in ein Flugzeug getraut. Es kamen vier aus Israel, einer aus England, und eine aus der Schweiz und die anderen aus Tschechien und der Slowakei.

Ich war schon vier Mal in Israel. Ich habe dort sehr gute Freunde und fühle mich in Israel sehr gut. In Israel, in Ramat Hasharon, lebt auch mein Jugendfreund Fritz Steiner, den hätte ich heiraten sollen, da ist der Hitler dazwischen gekommen. Er ist jetzt schon 84 Jahre alt. Fritz Steiner war mit seiner Frau und mit seinem Sohn auch schon einige Male in Wien. Dem Sohn habe ich das erste Mal Wien gezeigt, da war er 17 Jahre alt, und da hat er immer gefragt: "Was ist das für ein Palais?" Und da habe ich gesagt: "Das ist kein Palais, das ist ein ganz gewöhnliches Bürgerhaus."

Wir schicken unsere Zeitung nach Tel Aviv, nach München, nach Florida und nach Schweden. Und wenn wir uns treffen, nennen wir das die "Bar Kochbiaden". Und dann gibt es die Mini-Bar-Kochbiaden und die Mini-Mini-Bar Kochbiaden. Vor zwei Wochen traf ich eine Münchnerin, das ist schon eine Mini-Mini-Bar Kochbiade.

Wir haben sie alle zusammen gebracht und sie loben uns sehr und sagen, ohne die "Bar Kochbiaden" würden wir auseinander fallen. Wir sind im ständigen Kontakt miteinander, aus Los Angeles ruft oft einer an, aus Nahariya ruft mich einer fast täglich an, Herr Weinmann, der mit der Zeitschrift begonnen hatte, ruft mich auch fast jeden Tag an. So ist man nicht allein, das sind richtige Freundschaften.
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Interview
Susanne Zahradnik