Tag #117751 - Interview #82830 (Sylvia Segenreich)

Selected text
In Berschat haben wir sehr beengt in kleinen Häusern gewohnt, aber wir hatten nicht das ganze Haus, wir hatten ein Zimmer bei einer Familie. Es war eine große Misere. Wir mussten arbeiten, um nicht an Hunger zu sterben. Es war eine schreckliche Zeit, man hat auch jeden Tag geglaubt, man wird umgebracht. Gearbeitet hat man, wo man hingeschickt wurde. Ich habe in einer Militärküche des rumänischen Militärs gearbeitet. Wir haben Kartoffeln geschält und den Mist raus getragen und zusammengekehrt und Wäsche gewaschen, dazu hat man uns gebraucht. Aber gezahlt hat man uns gar nichts, wir haben nur vom Essen ein bisschen etwas bekommen. Meine Schwester war noch klein und wurde von meiner Mutter gestillt, so hatte sie etwas zu essen und konnte überleben. Sie kann sich zum Glück an nichts erinnern. Wir konnten uns in dem Ort frei bewegen, aber das Städtel verlassen durften wir nicht - es gab rumänische Wachen. Zuerst hatte man noch etwas zum Tauschen, und Holz für den Winter haben wir im Wald gesammelt. Den ansässigen Bauern, die dort gelebt haben, denen haben wir Dazugekommenen alles verkauft, was wir mitgebracht hatten. Aber viele Menschen sind verhungert, die meisten sind nicht zurückgekommen. Drei meiner Onkel sind dort gestorben, von meinem Vater Cousins und Cousinen. Ganze Familien sind dort geblieben. Wenn ich heute daran denke, frage ich mich: wieso habe ich das durchgehalten - ich weiß es nicht. Ich habe das Glück gehabt, dass meine Eltern auch überlebt haben.
Period
Interview
Sylvia Segenreich