Tag #118101 - Interview #78298 (Gerda Feldsberg)

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Sie hat viele Briefe nach Amerika geschrieben, als sie sie endlich gefunden hatte, aber die Briefe kamen zurück.

Ilse lehnte den Kontakt zu ihrer Mutter ab. Sie hat die Trennung von ihren Eltern nie verwunden, und in Amerika nie Fuß gefasst. Sie hat einen Mann geheiratet, den sie nicht geliebt hat, hat Kinder bekommen und sehr wenig Geld verdient. Eines Tages ist sie während der Arbeit, sie hatte einen Job als Serviererin in einem Kaffeehaus, zusammengebrochen. Nach der Behandlung in einer psychiatrischen Klinik ist es ihr dann ein wenig besser gegangen.

Für Ilses älteste Tochter Marion wurde eine jüdische Pflegefamilie in Los Angeles gefunden. Sie war sehr glücklich dort; diese Familie wurde ihr zu Hause. Die Buben kamen zu einer anderen Familie. Nachdem Ilse aus dem Krankenhaus entlassen wurde, bekam sie noch einige Kinder, aber die Familie lebte weiter in ärmlichen Verhältnissen.

Mella arbeitete auf dem Zentralfriedhof und war für Schreibarbeiten zuständig. Sie sparte Geld und flog zu ihrer Tochter nach Amerika. Sie blieb einige Zeit dort, konnte ihr aber nicht helfen. Als sie zurückkam erzählte sie: 'Ich bin erst nach London gefahren; ich konnte nicht weiter, ich war krank und musste einige Tage ins Spital.' 'Hast du mit ihr gesprochen', fragte ich.

'Ich habe ihr über Auschwitz erzählt und versucht zu erklären, dass ich sie davor retten wollte, dass sie den Holocaust wahrscheinlich nicht überlebt hätte. Und ich habe sie gefragt, ob sie nicht ihre Kinder genauso weggeschickt hätte?' Es ist schrecklich, aber es kam nie zu einer wirklichen Versöhnung. Tante Mella starb in Wien.
Interview
Gerda Feldsberg
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