Tag #119060 - Interview #79443 (Rachelle Muzicant)

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Mein Vater war ein großer Zionist und sogar auf einem Zionistenkongress in Basel. Sein Cousin, er hieß Shenkar, war auch Zionist und ist 1917 aus Moskau, als meine Eltern nach Rumänien geflüchtet sind, mit seiner Frau nach Palästina geflüchtet. Sie sind dort geblieben, und Shenkar hat eine Textilfabrik, eine Unterwäschefabrik, aufgebaut. Lodzia hieß die Fabrik. In Israel gibt es Institutionen, die nach dem Cousin meines Vaters benannt wurden. Mein Vater ist Anfang der 1920er Jahre nach Palästina gefahren, um sich das Land anzusehen. Als er nach Palästina kam, hatte sein Cousin sich schon etwas aufgebaut. Aber für das Geld, das mein Vater besaß, hätte er nur ein Zrif kaufen können. Zrifs waren Umzugscontainer, in denen man gewohnt hat. Man hat Möbel in diese Container gebracht, dann hat man sie als Wohnung benützt. Holz war teuer in Palästina, und die Container waren aus Holz gemacht. Man konnte zum Beispiel am Strand von Tel-Aviv darin wohnen. Das war aber meinem Vater zu wenig, denn Rumänien war damals ein schönes und reiches Land, voller blühender Natur und bis jetzt noch unerforschter Reichtümer im Boden. Es gab Flüsse, Fische, Obst, Gold, Erdöl und das Meer - was kann man mehr haben. Also ist er nach Tighina zurückgekommen, und meine Eltern haben beschlossen, ich weiß nicht warum, sich in Galatz nieder zu lassen.
Period
Interview
Rachelle Muzicant