Tag #119455 - Interview #78292 (Oskar Rosenstrauch)

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Meine Frau und ich haben viele jüdische Freunde, gute Freunde, echte Beziehungen. Zum Beispiel der Oberkantor Barzilai, der uns zum Pessachfest eingeladen hatte. Vergangenes Jahr feierten wir Pessach bei uns zu Hause mit Jacob Allerhand [Univ. Professor für Judaistik und Hebraistik an der Universität Wien] als federführend, wobei einige nichtjüdische Freunde von uns und auch von ihm dabei waren. Meine Frau und ich sind im Alter dem jüdischen Leben wieder sehr nahe gekommen. Was das ausgelöst hat, kann ich nicht sagen. Vielleicht aber 1990 der Tod meiner Mutter, die ja immer sehr jüdisch war. Meine Frau war im Herzen auch immer eine bewusste Jüdin, sie konnte ihre Jüdischkeit nur durch unsere Familienentwicklung nicht so ausüben, wie sie es gewollt hätte.

In den Tempel sind wir in den letzten Jahren jeden Samstagvormittag gegangen. Ich hatte ein eher neutrales Gefühl, das wahrscheinlich aus den 60 Jahren meiner Neutralität dem Judentum gegenüber entstanden ist. Ich bin dort gestanden, habe nichts verstanden, konnte nicht lesen, aber ich fühlte mich irgendwie dazugehörig.
Period
Interview
Oskar Rosenstrauch