Tag #119604 - Interview #78281 (Max Tauber)

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Es gab vor dem Krieg in Wien eine sozialdemokratische Jugendgruppe, die 'Roten Falken', da war man bis zum 15. Lebensjahr dabei. Ab dem 15. Lebensjahr hieß die Organisation dann SAJ [Sozialistische Arbeiterjugend]. Bei denen war ich bis 1934, bis alle kommunistischen und sozialdemokratischen Parteien und Organisationen verboten wurden. Bis zum Eintritt der Sowjetunion in den Krieg, im Jahre 1941, war die Kommunistische Partei in Palästina illegal, dann wurde sie legalisiert. Ich wurde Mitglied der Kommunistischen Partei in Palästina, aber ich war nie sehr aktiv. Nach meiner Rückkehr nach Wien wurde ich Mitglied der KPÖ [Kommunistischen Partei Österreichs]. Die wenigen Juden wurden mit Freude in die Kommunistische Partei aufgenommen. Bei den Nationalratswahlen in Österreich, im Jahre 1949, war ich Wahlhelfer und habe dabei einen alten Freund von den 'Roten Falken' getroffen, der Vorsitzender der Wahlkommission der Sozialdemokarten war. Mit dem habe ich mich unterhalten, und er gesagt: 'Ich sag dir folgendes, versuch erst gar nicht Kontakte mit der SPÖ aufzunehmen, als Jud können die dich nicht brauchen' [siehe: Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Österreichs]. Und so bin ich dann bei den Kommunisten geblieben. Ich habe mich von der Partei eigentlich nicht distanziert, aber ich habe mich nur in der Gewerkschaft der kommunistischen Fraktion betätigt. Dadurch hatte ich mit vielen Leuten Kontakt, und ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich Jude bin.
Interview
Max Tauber