Tag #119773 - Interview #78282 (Otto Suschny)

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Es war schon Krieg, aber Italien war noch nicht im Krieg. In Wien gab es kein englisches Konsulat und Palästina war britisches Mandat. Also mussten wir, das war irgendwie so arrangiert, italienische Transitvisa bekommen, bevor wir ein endgültiges Visum nach Palästina im Pass hatten. Wir blieben eine Woche in Triest. Während dieser Zeit wurden unsere Pässe nach Rom ins englische Konsulat geschickt, wo das Visum hinein gestempelt wurde. Dann konnten wir aufs Schiff. Es hat zwei Schwesternschiffe, die 'Galiläa' und die 'Jerusalem'. Ich war auf der 'Galiläa'.

Es kamen auch noch Flüchtlinge nach mir, aber die waren größtenteils nicht mehr aus Wien. Aus unserer Gruppe wurden einige vorher nach Dänemark und nach Holland geschickt, die von dort nach Palästina weiterfuhren.

Ich war zwei Jahre im Kibbutz, der gemäßigt sozialdemokratisch war. Ich gehörte zur Jugendgruppe. Zuerst gab es eine Versammlung, auf der besprochen wurde, wer welche Arbeit machen soll. Die Landwirtschaft war das bevorzugte Ziel. Natürlich sollten möglichst viele in der Landwirtschaft arbeiten. Ich hatte aber keine große Lust dazu, ich wollte irgendetwas Handwerkliches lernen und meldete mich für die Tischlerei. Das war gar nicht so einfach, weil es dort nur einen Platz gab. Noch einer wollte in die Tischlerei, woraufhin ausgelost wurde. Ich hatte Glück, das Los hat mich bestimmt. Der andere sollte mich nach einem Jahr ablösen. Ob es dann noch dazu gekommen ist, weiß ich jetzt gar nicht mehr. Ich bin jedenfalls die ganze Zeit in der Tischlerei geblieben.
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Interview
Otto Suschny
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