Tag #119776 - Interview #78282 (Otto Suschny)

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Ich war zwei Jahre im Kibbutz, der gemäßigt sozialdemokratisch war. Ich gehörte zur Jugendgruppe. Zuerst gab es eine Versammlung, auf der besprochen wurde, wer welche Arbeit machen soll. Die Landwirtschaft war das bevorzugte Ziel. Natürlich sollten möglichst viele in der Landwirtschaft arbeiten. Ich hatte aber keine große Lust dazu, ich wollte irgendetwas Handwerkliches lernen und meldete mich für die Tischlerei. Das war gar nicht so einfach, weil es dort nur einen Platz gab. Noch einer wollte in die Tischlerei, woraufhin ausgelost wurde. Ich hatte Glück, das Los hat mich bestimmt. Der andere sollte mich nach einem Jahr ablösen. Ob es dann noch dazu gekommen ist, weiß ich jetzt gar nicht mehr. Ich bin jedenfalls die ganze Zeit in der Tischlerei geblieben.

Wir hatten am Vormittag Unterricht und am Nachmittag haben wir gearbeitet. Wenn irgendwelche wichtigen Arbeiten zu erledigen waren, konnte man auch tauschen. Dann hatten wir einen ganzen Tag Jom Oved [Arbeitstag] und einen ganzen Tag Jom Limud [Lerntag] Im Kibbutz wurde ich noch mehr kommunistisch beeinflusst. Es kam auch jemand von außerhalb des Kibbutzes, der uns für die Kommunistische Jugend warb, es existierte auch eine kleine kommunistische Zelle.

Ich wollte nicht im Kibbutz bleiben. Ich nahm Urlaub und fuhr nach Tel Aviv. Mein Problem war, dass ich keine Wohnung hatte. Ich brauchte eine Arbeit und eine Wohnung. Ich war glücklich, als man mir einen Job in einem Hotel anbot.
Location

Israel

Interview
Otto Suschny