Tag #142133 - Interview #78274 (Kurt Brodmann)

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Ich war das einzige jüdische Kind in der Klasse, da habe ich schon sehr gespürt: die Leute mögen uns Juden nicht. Aber man hat das damals nicht so ernst genommen. Das war selbstverständlich, das musste so sein. Ich habe mich auch gar nicht geschämt.

Die Kinder haben mich beschimpft, ich habe die beschimpft. Wir haben uns auch geschlagen, so wie das eben unter Buben üblich ist. Wir waren ja damals nur Buben in der Schule. Es wäre unvorstellbar gewesen, wenn da auch Mädels gewesen wären. Freunde hatte ich aber auch in der Schule.

Unser Klassenvorstand war ein Nazi - Huber hat er geheißen. Aber der hatte mich, trotzdem ich ein jüdisches Kind war, sehr gern, weil ich wunderbar singen konnte. Ich bin auch heute noch Sänger. Ich habe aber schon in der Schule gesungen, und alle haben zugehört.

Der Lehrer hat einmal zu den Kindern gesagt: 'Jetzt haben wir eine Gesangsstunde. Jedes Kind muss ein Lied singen.' Da haben die Kinder gesungen, und dann bin ich drangekommen. An das Lied, das ich gesungen habe, kann ich mich noch erinnern: 'Ich habe mein Haus verloren, mein teures, teures Haus.
Period
Interview
Kurt Brodmann