Tag #142462 - Interview #78302 (Hannah Fischer)

Selected text
Nach 1933 gab sie eine hektographierte Zeitschrift mit dem Namen 'Die Rote Dreizehn' heraus. Im Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes [9] gibt es zwei oder drei Nummern der Zeitung. Darin schrieb meine Mutter über politische Themen. Die Gegensätze zwischen den Sozialdemokraten und Republikanischen Schutzbund auf der einen Seite und den Christlich-Sozialen und der Heimwehr, beziehungsweise der Regierung, auf der anderen Seite, führten in den Februartagen 1934 zum Bürgerkrieg.

Der Aufstand scheiterte unter anderem deshalb, weil der von der Sozialdemokratischen Partei ausgerufene Generalstreik nicht lückenlos durchgeführt wurde. Viele Tote und Verwundete auf beiden Seiten war das Ergebnis. Einige Führer des Aufstands wurden hingerichtet.

Die Angehörigen der Verhafteten standen oft ohne Einkommen da und die Kassierer der Zeitschrift 'Die Rote Dreizehn' sammelten für die Familien der inhaftierten Roten. Es gibt zum Beispiel einen sehr interessanten Artikel über die Frau Münichreiter.

Münichreiter war einer der Führer des Aufstandes, der angeschossen worden war und schwer verletzt auf der Tragbahre zur Hinrichtung gebracht wurde. Es gibt eine Straße im 13. Bezirk, die nach ihm benannt ist. Und da gibt es einen Artikel meiner Mutter, in dem sie berichtet, wie eine der führenden Damen der Christlichen Wohlfahrt zur Frau Münichreiter kam und ihr nahe legte, zur Kirche gehen und um Hilfe bitten. Und Frau Münichreiter sagte dieser Dame ordentlich ihre Meinung. Diese Geschichte schrieb meine Mutter sehr anschaulich.
Period
Year
1934
Location

Wien
Austria

Interview
Hannah Fischer