Viele Juden in der Bukowina waren Zionisten: die Czernowitzer, die ganze Studentenschaft, auch meine Tante, mein Vater und meine Mutter und meine Tante Regina. Meine Mutter und Tante Regina waren Mitbegründerinnen der zionistischen Frauenorganisation WIZO [14] in Kimpolung. Damals entstanden viele jüdische Organisationen, rechte und linke. Tante Regina war bei den Sozialdemokraten, mit ihr war nicht zu spaßen. Meine Mutter und Tante Regina gründeten und finanzierten auch den ersten zionistischen Kindergarten. Die Kinder lernten dort Hebräisch und die Liebe zu ‚Eretz Israel’. Es gibt ein Foto meines Vaters, da trägt er den Magen David [Davidstern], das war das Zeichen der Zionisten. Auf seinem Nachttisch standen ein Bild von Theodor Herzl und ein Bild vom Kaiser Franz Joseph. Ich habe damals auch Land in Palästina gekauft, aber wir hatten keine Beweise, dass wir das Land gekauft hatten.
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- Bukovina Romániához csatolása (1918) 7
- Észak-Bukovina csatolása a Szovjetunióhoz (1940) 19
- Lengyelország német megszállása (1939) 94
- Kisinyevi pogrom (1903) 7
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- Besszarábia szovjet megszállása (1940) 59
- Második bécsi diktátum 27
- Észt függetlenségi háború 3
- Varsói felkelés 2
- A balti államok szovjet megszállása (1940) 147
- Osztrák lovagi háború (1934) 9
- Anschluss (1938) 71
- A Habsburg birodalom összeomlása 3
- Dollfuß-rendszer 3
- Kivándorlás Bécsbe a második világháború előtt 36
- Kolkhoz 131
- KuK - Königlich und Kaiserlich 40
- Bányászjárás 1
- A háború utáni szövetséges megszállás 7
- Waldheim ügy 5
- Trianoni békeszerződés 12
- NEP 56
- Orosz forradalom 351
- Ukrán éhínség (Holodomor) 199
- A Nagy tisztogatás 283
- Peresztrojka 233
- 1941. június 22. 468
- Molotov rádióbeszéde 115
- Győzelem napja 147
- Sztálin halála 365
- Hruscsov beszéde a 20. kongresszuson 148
- KGB 62
- NKVD 153
- Magyarország német megszállása (1944. március 18-19.) 45
- Józef Pilsudski (1935-ig) 33
- 1956-os forradalom 84
- Prágai Tavasz (1968) 73
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Holokauszt
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- Holokauszt (általánosságban) 2789
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- Tömeges lövöldözési műveletek 337
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- Halál / megsemmisítő tábor 647
- Deportálás 1063
- Kényszermunka 791
- Repülés 1410
- Rejtőzködés 594
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- 1941-es evakuálások 866
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- Varsói felkelés (1944) 23
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- Igazságos nemzsidók 269
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- Holokauszt-kárpótlás 112
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Kommunizmus
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Siegfried-Buby Schieber
Meine Mutter hatte eine Lehrerinnenausbildung, aber sie hat danach geheiratet und ihren Beruf nie ausgeübt. Sie war eine noble Dame und für die heutigen Begriffe eine Schönheit. Sie war religiös, aber auch nicht mehr so streng religiös. Zum Beispiel hat sie heimlich Schinken für mich gekauft, obwohl Schinken doch trefe [13] ist, aber Schinken ist sehr gesund, und ich sollte natürlich gesund sein.
Meine Eltern waren beide Intellektuelle. Das sehe ich, wenn ich mir die Briefe von meinem Vater oder von meiner Mutter ansehe. Meine Mutter hatte die Schule in Kimpolung gemacht und ist dann nach Czernowitz auf die Hochschule gegangen und hat dort studiert, denn Universitäten gab es nur in den großen Städten. Meine Mutter hatte eine Lehrerinnenausbildung, aber sie hat danach geheiratet und ihren Beruf nie ausgeübt.
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Before WW2
See text in interview
Ich erinnere mich, die Großmutter hat oft Kartoffelsuppe mit Knoblauch für uns Kinder gekocht, denn zu Hause haben wir keinen Knoblauch bekommen. Sie war sehr angesehen bei den Bauern. Die Bauern sind am Tag der Deportation gekommen, weil sie gehört hatten, dass ich sie nach Transnistrien mitnehme. Sie haben gesagt, ich soll sie dalassen, weil sie die Großmutter verstecken wollten. Auch sie wollte bleiben. Und das kann ich mir im Leben nicht verzeihen, dass ich sie trotzdem mitgenommen habe, obwohl ich glaube, es hätte ihr nicht geholfen.
Der Großvater hat gedavnt [Anm.: jidd. gebetet], mit dem Tallit [10], und er hat Tefillen [11] gelegt und hat die Kippa [12] getragen.
Die Großmutter hieß Rachel. Sie hatte mit meinem Großvater Jacob zwei Töchter: Sarah, meine Mutter, die 1888 in Kimpolung geboren wurde und Regina, die Schwester meiner Mutter. Der Großvater hatte als Verwalter von dem Casino sehr viel mit Christen zu tun. Die Beamten in der Bukowina wurden aus Wien geschickt. Österreich war ja ein riesiges Land - von Wien über Budapest, Klausenburg [heute: Cluj-Napoca, Rumänien], Czernowitz [heute Ukraine] bis nach Lemberg [heute Ukraine] hinauf. Die Beamten von Wien bis Lemberg waren größtenteils Österreicher, aber nicht Juden; die Juden waren hauptsächlich Kaufleute. Mit diesen österreichischen Beamten hat mein Großvater die ganze Zeit zusammen gearbeitet. Ich glaube, das hat abgefärbt. Ich kann das niemandem sagen, man glaubt es mir nicht, aber deshalb waren meine Großeltern wirklich nicht so orthodox religiös. Sie haben alle Traditionen eingehalten, denn wenn man ins Haus hineingegangen ist, gab es Mesusot [9] und es wurden alle Feiertage festlich begangen. Der Großvater hat gedavnt [Anm.: jidd. gebetet], mit dem Tallit [10], und er hat Tefillen [11] gelegt und hat die Kippa [12] getragen.
Der Großvater hatte eine Jeschiwa [8] besucht, das war seine Ausbildung. In der Jeschiwa in Warschau war ein Cousin meines Großvaters, der auch Josiper geheißen hat. Beide sind dann zusammen nach Kimpolung gegangen, und mein Großvater hat den Posten in Kimpolung als Verwalter vom Beamtencasino bekommen. Ein Neffe von diesem Cousin wohnt jetzt in Bukarest. Er hat mich einmal aufgesucht und gesagt, dass wir miteinander verwandt sind.
Nach dem 1. Weltkrieg war mein Großvater außerdem Vertreter einer Bierfabrik und besaß eine Abfüllanlage. Er hat von der Fabrik einen Waggon mit Fässern bekommen, vielleicht
Tausend Liter Bier. Mit Apparaten wurde das Bier in Flaschen abgefüllt, und er ist dann mit Pferd und Wagen in die Dörfer und Provinzen im Kreis Kimpolung gefahren und hat die Leute mit Bier versorgt. Damit ist er sehr reich geworden. Er war ein guter Kaufmann. Er hatte zwei Häuschen, sie waren nicht groß, aber es waren Häuser. Um die Häuser herum war ein Garten - also war er ein wohlhabender Mann.
Nach dem 1. Weltkrieg war mein Großvater außerdem Vertreter einer Bierfabrik und besaß eine Abfüllanlage. Er hat von der Fabrik einen Waggon mit Fässern bekommen, vielleicht
Tausend Liter Bier. Mit Apparaten wurde das Bier in Flaschen abgefüllt, und er ist dann mit Pferd und Wagen in die Dörfer und Provinzen im Kreis Kimpolung gefahren und hat die Leute mit Bier versorgt. Damit ist er sehr reich geworden. Er war ein guter Kaufmann. Er hatte zwei Häuschen, sie waren nicht groß, aber es waren Häuser. Um die Häuser herum war ein Garten - also war er ein wohlhabender Mann.
Einige Zeit arbeitete mein Vater in einem Sägewerk, wo er einen guten Posten hatte.
Für damalige Verhältnisse hatte er eine wunderbare Ausbildung. Wenn jemand nur zwei Volksschulklassen hatte, hat er schon einen Posten bekommen. Wenn man die ganze Matura hatte, war man schon gut ausgebildet. Und wenn man studiert hat an einer Hochschule, dann war das sehr viel. Aber sein Schwiegervater hat zu ihm gesagt: ‚Schau, von deinen Phantasien kann man nicht leben. Aber weißt du, wovon man gut leben kann? Von dem was ich mache.’ Und was hat er gemacht? Er war der Verwalter von dem sogenannten Beamten Casino in Kimpolung. In diesem Casino hat man nicht Karten gespielt, sondern gut gegessen. Das war ein Restaurant, wo nur die Beamten, also die Angestellten von Österreich, essen durften. Ein Beamter früher war eine anerkannte Persönlichkeit. Beamte waren unter anderem: der Bürgermeister, der Landeshauptmann und die Beschäftigten in der Landeshauptmannschaft und im Bürgermeisteramt. Nur die durften dort hinein. Oder zum Beispiel der Bahnvorsteher, das war auch eine Persönlichkeit. Sie hatten dort im Casino auch wahrscheinlich gute Konditionen.
Für damalige Verhältnisse hatte er eine wunderbare Ausbildung. Wenn jemand nur zwei Volksschulklassen hatte, hat er schon einen Posten bekommen. Wenn man die ganze Matura hatte, war man schon gut ausgebildet. Und wenn man studiert hat an einer Hochschule, dann war das sehr viel. Aber sein Schwiegervater hat zu ihm gesagt: ‚Schau, von deinen Phantasien kann man nicht leben. Aber weißt du, wovon man gut leben kann? Von dem was ich mache.’ Und was hat er gemacht? Er war der Verwalter von dem sogenannten Beamten Casino in Kimpolung. In diesem Casino hat man nicht Karten gespielt, sondern gut gegessen. Das war ein Restaurant, wo nur die Beamten, also die Angestellten von Österreich, essen durften. Ein Beamter früher war eine anerkannte Persönlichkeit. Beamte waren unter anderem: der Bürgermeister, der Landeshauptmann und die Beschäftigten in der Landeshauptmannschaft und im Bürgermeisteramt. Nur die durften dort hinein. Oder zum Beispiel der Bahnvorsteher, das war auch eine Persönlichkeit. Sie hatten dort im Casino auch wahrscheinlich gute Konditionen.
Einige Zeit arbeitete mein Vater in einem Sägewerk, wo er einen guten Posten hatte.
Für damalige Verhältnisse hatte er eine wunderbare Ausbildung. Wenn jemand nur zwei Volksschulklassen hatte, hat er schon einen Posten bekommen. Wenn man die ganze Matura hatte, war man schon gut ausgebildet. Und wenn man studiert hat an einer Hochschule, dann war das sehr viel. Aber sein Schwiegervater hat zu ihm gesagt: ‚Schau, von deinen Phantasien kann man nicht leben. Aber weißt du, wovon man gut leben kann? Von dem was ich mache.’ Und was hat er gemacht? Er war der Verwalter von dem sogenannten Beamten Casino in Kimpolung.
Für damalige Verhältnisse hatte er eine wunderbare Ausbildung. Wenn jemand nur zwei Volksschulklassen hatte, hat er schon einen Posten bekommen. Wenn man die ganze Matura hatte, war man schon gut ausgebildet. Und wenn man studiert hat an einer Hochschule, dann war das sehr viel. Aber sein Schwiegervater hat zu ihm gesagt: ‚Schau, von deinen Phantasien kann man nicht leben. Aber weißt du, wovon man gut leben kann? Von dem was ich mache.’ Und was hat er gemacht? Er war der Verwalter von dem sogenannten Beamten Casino in Kimpolung.
Ich erzähle gerne die Geschichte meiner Geburt so, wie meine Mutter mir das erzählt hat: Es war der Abend von Jom Kippur und mein Vater hatte sich den Smoking angezogen, um in den Tempel zu gehen, weil die Herren früher im Smoking an diesem hohen Feiertag in den Tempel gingen. ‚Als er wieder nach Hause gekommen ist, bist du da gewesen’, hat sie gesagt.
Ich wurde zu Hause von einer Hebamme entbunden, das hat man früher so gemacht.
Ich wurde zu Hause von einer Hebamme entbunden, das hat man früher so gemacht.
Mein Vater heiratete meine Mutter Sarah, geborene Josiper, und war während des 1. Weltkrieges Kadettaspirant.
Onkel Simon und seine Familie, Miriam, Cirl, Lea, Herman und ihre Tochter Sofia starben im 2. Weltkrieg in irgendeinem Lager in Transnistrien.
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During WW2
See text in interview
Mein Vater hatte einen Bruder und drei Schwestern. Der Bruder hieß Simon. Er war Offizier im 1. Weltkrieg und mit dem Regiment in Lemberg stationiert. In Lemberg hat er sich in ein Mädel verliebt und sie geheiratet. Wie sie hieß, weiß ich nicht, denn mein Großvater hat ihm nicht verziehen, dass er in Lemberg geblieben war und geheiratet hatte, ohne ihn zu fragen.
Das hatte er ihm unter anderem deshalb nicht verziehen, weil er nach dem 1. Weltkrieg komplett ausgeraubt und arm war, und mein Vater ihn erhalten musste, und der andere Sohn, der Simon, auch dazu verpflichtet gewesen wäre. Aber er hatte sich nicht gemeldet. Was mein Onkel in Lemberg gearbeitet hat, weiß ich nicht. Zehn Jahre lang gab es überhaupt keinen Kontakt zwischen meiner Familie in Kimpolung und dem Onkel Simon in Lemberg. Nach zehn Jahren ist Onkel Simon zu Besuch nach Kimpolung gekommen. Onkel Simon und seine Frau hatten einen Sohn, der Siegmund hieß. Die Familie wurde sehr schön empfangen, es gab kein böses Wort. Mein Vater und Onkel Simon trugen Anzüge aus demselben Anzugstoff und beide ein Schmucktüchlein in der Jackettasche. Obwohl sie überhaupt keinen Kontakt zueinander hatten, waren sie ähnlich gekleidet. Einer war in Lemberg und der andere in Kimpolung, aber der Anzugstoff war derselbe. Nach diesem Treffen ist man in brieflichem Kontakt geblieben, aber eine große Annäherung ist nicht entstanden, denn auch um die zwei Schwestern, für die Onkel Simon ebenfalls hätte sorgen müssen, hatte er sich nicht gekümmert. Miriam und Cirl waren nicht verheiratet und lebten zusammen in einem Haus in Kimpolung. Auch wegen Miriam und Cirl hat die Familie dem Simon nicht verziehen, denn er hätte helfen sollen, sie zu verheiraten. Dadurch hat mein Vater allein seinem Vater und seinen Schwestern helfen müssen, und die Zeiten waren nicht immer gut.
Das hatte er ihm unter anderem deshalb nicht verziehen, weil er nach dem 1. Weltkrieg komplett ausgeraubt und arm war, und mein Vater ihn erhalten musste, und der andere Sohn, der Simon, auch dazu verpflichtet gewesen wäre. Aber er hatte sich nicht gemeldet. Was mein Onkel in Lemberg gearbeitet hat, weiß ich nicht. Zehn Jahre lang gab es überhaupt keinen Kontakt zwischen meiner Familie in Kimpolung und dem Onkel Simon in Lemberg. Nach zehn Jahren ist Onkel Simon zu Besuch nach Kimpolung gekommen. Onkel Simon und seine Frau hatten einen Sohn, der Siegmund hieß. Die Familie wurde sehr schön empfangen, es gab kein böses Wort. Mein Vater und Onkel Simon trugen Anzüge aus demselben Anzugstoff und beide ein Schmucktüchlein in der Jackettasche. Obwohl sie überhaupt keinen Kontakt zueinander hatten, waren sie ähnlich gekleidet. Einer war in Lemberg und der andere in Kimpolung, aber der Anzugstoff war derselbe. Nach diesem Treffen ist man in brieflichem Kontakt geblieben, aber eine große Annäherung ist nicht entstanden, denn auch um die zwei Schwestern, für die Onkel Simon ebenfalls hätte sorgen müssen, hatte er sich nicht gekümmert. Miriam und Cirl waren nicht verheiratet und lebten zusammen in einem Haus in Kimpolung. Auch wegen Miriam und Cirl hat die Familie dem Simon nicht verziehen, denn er hätte helfen sollen, sie zu verheiraten. Dadurch hat mein Vater allein seinem Vater und seinen Schwestern helfen müssen, und die Zeiten waren nicht immer gut.
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Before WW2
See text in interview
Mein Vater hatte einen Bruder und drei Schwestern. Der Bruder hieß Simon. Er war Offizier im 1. Weltkrieg und mit dem Regiment in Lemberg stationiert.
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Before WW2
See text in interview
Mein Vater hieß Abraham Isak Schieber. Er wurde am 2. März 1885 in Wiznitz geboren. Er besuchte das Lyzeum in Kimpolung und die Oberschule für Kunst und Handwerk. Dann ist er für ein Jahr nach Wien gegangen und hat Innenarchitektur studiert, denn die höhere Fachschule für Kunst und Handwerk war identisch mit einer Kunstschule. Mein Vater hatte viele Ideen und war sehr talentiert. Er hat sehr schön gezeichnet und hat zum Beispiel auch Holzschnitzerei studiert.
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Before WW2
See text in interview
Vor der Deportation meiner Familie nach Transnistrien [heute Ukraine] ist eine Gruppe von 15 bis 16jährigen Nazis, in Rumänien haben die Legionäre geheißen, zu uns nach Haus gekommen. Das waren Kinder - junge Buben - größtenteils in Nationaltracht. Die rumänische Nationaltracht ist der griechischen sehr ähnlich, auch mit dem Hemd über der Hose. Es war um vier, fünf Uhr in der Früh, es ist gerade hell geworden. Sie sind in das Schlafzimmer meiner Eltern gegangen und haben gesagt: ‚Bleibt liegen!’ Einige sind in mein Schlafzimmer gekommen. Einer hat auch zu mir gesagt, ich soll liegen bleiben, also bin ich liegen geblieben. Auf einem Sessel lagen meine Sachen. Nicht so sehr Sessel, sondern ein Kleidergestell war das: Rock, Hose und das Hemd hingen darauf. Einen dieser Sessel habe ich hier in meiner Wohnung und einen habe ich in Israel. Sie fragten, ob sie die Sachen untersuchen dürfen. Ich gestattete zu schauen, was ich in den Taschen habe, und sie fanden meine Brieftasche und in der Brieftasche ein Kuvert. Einer nahm es heraus und las den Brief.
In Rumänien war es Tradition, dass die Mädchen am 1. März den Buben irgendetwas schenkten. Zum Beispiel eine Blume, die sie mit einem ganz dünnen rot-weißen Faden mit Fransen wie ein Pinsel am Ende, umwickelten. Das nennt man Märzischor. Nicht nur eine Million, mehrere Millionen hat man verkauft, weil das alle Rumänen machen. Aber heutzutage schenkt auch ein Bub einem Mädchen, sie schenken sich gegenseitig einen Märzischor. Damals aber bekam man das nur von einer intimeren Freundin geschenkt. Meine Freundin war blond und hatte ein Haar mit diesem Faden eingewickelt und auf eine Visitkarte schief angepickt. Und was habe ich gemacht als ich das bekommen habe? Ich habe auch eine Visitkarte genommen und habe ein Gedicht geschrieben für sie. Wenn man die ersten Buchstaben des Gedichts senkrecht liest, dann stand da ihr Name. Sie hieß Valeria Georgian, also war das ein ziemlich langes Gedicht. Und ich hatte den Märzischor und mein Gedicht zusammen in einem Visitkartenkuvert in meiner Anzugtasche. Da erinnerte sich einer der jungen Nazis, dass einmal ein Bursche aus dem Bezirk - es gab nur ein einziges Lyzeum und diese Buben waren auch von diesem Lyzeum - eigentlich waren sie meine Nachfolger, mit einem rumänischen Mädchen ging und es einen Skandal gegeben hatte. So etwas hat sich natürlich herumgesprochen. Dieser Bub erinnerte sich an den Skandal. Ich bin im Bett gelegen, es war Tag geworden, aber es war noch nicht ganz hell. Und ich hab die Augen geschlossen und gehört, wie die geflüstert haben. Einer von diesen jungen Buben sagte zu den anderen:
‚Schaut dieses Gedicht an, wie schön. Und außerdem, erinnert ihr euch nicht? Er war unser Rechtsaußen, er hat immer so gut gespielt.’
Ich war ein sehr guter Fußballspieler. Im Lyzeum war das sehr wichtig. Es gab damals einen großen Fußballer der hieß Dobei [Anm.: Stefan Dobei], und viele hatten gesagt, ich sei wie der Dobei. Und ich hörte, wie der eine zu den anderen sagte:
‚Lassen wir sie in Ruhe.’
‚Alle’, fragte ein anderer.
‚Ja’, sagte er zu den Kollegen.
Ich erzähle das gerne, weil das in einer gewissen Art zeigt, dass die Deportationen nicht von der Masse der Nazis gemacht wurden. Das rumänische Volk hat die Deportationen der Juden nicht gewünscht und hat das auch sehr bedauert. Und diese kleinen Lausbuben, ich war damals 22 Jahre alt, haben gesagt: ‚Lassen wir sie in Ruhe!’ Dann sind sie alle weggegangen.
In Rumänien war es Tradition, dass die Mädchen am 1. März den Buben irgendetwas schenkten. Zum Beispiel eine Blume, die sie mit einem ganz dünnen rot-weißen Faden mit Fransen wie ein Pinsel am Ende, umwickelten. Das nennt man Märzischor. Nicht nur eine Million, mehrere Millionen hat man verkauft, weil das alle Rumänen machen. Aber heutzutage schenkt auch ein Bub einem Mädchen, sie schenken sich gegenseitig einen Märzischor. Damals aber bekam man das nur von einer intimeren Freundin geschenkt. Meine Freundin war blond und hatte ein Haar mit diesem Faden eingewickelt und auf eine Visitkarte schief angepickt. Und was habe ich gemacht als ich das bekommen habe? Ich habe auch eine Visitkarte genommen und habe ein Gedicht geschrieben für sie. Wenn man die ersten Buchstaben des Gedichts senkrecht liest, dann stand da ihr Name. Sie hieß Valeria Georgian, also war das ein ziemlich langes Gedicht. Und ich hatte den Märzischor und mein Gedicht zusammen in einem Visitkartenkuvert in meiner Anzugtasche. Da erinnerte sich einer der jungen Nazis, dass einmal ein Bursche aus dem Bezirk - es gab nur ein einziges Lyzeum und diese Buben waren auch von diesem Lyzeum - eigentlich waren sie meine Nachfolger, mit einem rumänischen Mädchen ging und es einen Skandal gegeben hatte. So etwas hat sich natürlich herumgesprochen. Dieser Bub erinnerte sich an den Skandal. Ich bin im Bett gelegen, es war Tag geworden, aber es war noch nicht ganz hell. Und ich hab die Augen geschlossen und gehört, wie die geflüstert haben. Einer von diesen jungen Buben sagte zu den anderen:
‚Schaut dieses Gedicht an, wie schön. Und außerdem, erinnert ihr euch nicht? Er war unser Rechtsaußen, er hat immer so gut gespielt.’
Ich war ein sehr guter Fußballspieler. Im Lyzeum war das sehr wichtig. Es gab damals einen großen Fußballer der hieß Dobei [Anm.: Stefan Dobei], und viele hatten gesagt, ich sei wie der Dobei. Und ich hörte, wie der eine zu den anderen sagte:
‚Lassen wir sie in Ruhe.’
‚Alle’, fragte ein anderer.
‚Ja’, sagte er zu den Kollegen.
Ich erzähle das gerne, weil das in einer gewissen Art zeigt, dass die Deportationen nicht von der Masse der Nazis gemacht wurden. Das rumänische Volk hat die Deportationen der Juden nicht gewünscht und hat das auch sehr bedauert. Und diese kleinen Lausbuben, ich war damals 22 Jahre alt, haben gesagt: ‚Lassen wir sie in Ruhe!’ Dann sind sie alle weggegangen.
Romania
Vor der Deportation meiner Familie nach Transnistrien [heute Ukraine] ist eine Gruppe von 15 bis 16jährigen Nazis, in Rumänien haben die Legionäre geheißen, zu uns nach Haus gekommen. Das waren Kinder - junge Buben - größtenteils in Nationaltracht. Die rumänische Nationaltracht ist der griechischen sehr ähnlich, auch mit dem Hemd über der Hose. Es war um vier, fünf Uhr in der Früh, es ist gerade hell geworden. Sie sind in das Schlafzimmer meiner Eltern gegangen und haben gesagt: ‚Bleibt liegen!’ Einige sind in mein Schlafzimmer gekommen. Einer hat auch zu mir gesagt, ich soll liegen bleiben, also bin ich liegen geblieben. Auf einem Sessel lagen meine Sachen. Nicht so sehr Sessel, sondern ein Kleidergestell war das: Rock, Hose und das Hemd hingen darauf. Einen dieser Sessel habe ich hier in meiner Wohnung und einen habe ich in Israel. Sie fragten, ob sie die Sachen untersuchen dürfen. Ich gestattete zu schauen, was ich in den Taschen habe, und sie fanden meine Brieftasche und in der Brieftasche ein Kuvert. Einer nahm es heraus und las den Brief.
In Rumänien war es Tradition, dass die Mädchen am 1. März den Buben irgendetwas schenkten. Zum Beispiel eine Blume, die sie mit einem ganz dünnen rot-weißen Faden mit Fransen wie ein Pinsel am Ende, umwickelten. Das nennt man Märzischor. Nicht nur eine Million, mehrere Millionen hat man verkauft, weil das alle Rumänen machen. Aber heutzutage schenkt auch ein Bub einem Mädchen, sie schenken sich gegenseitig einen Märzischor. Damals aber bekam man das nur von einer intimeren Freundin geschenkt. Meine Freundin war blond und hatte ein Haar mit diesem Faden eingewickelt und auf eine Visitkarte schief angepickt. Und was habe ich gemacht als ich das bekommen habe? Ich habe auch eine Visitkarte genommen und habe ein Gedicht geschrieben für sie. Wenn man die ersten Buchstaben des Gedichts senkrecht liest, dann stand da ihr Name. Sie hieß Valeria Georgian, also war das ein ziemlich langes Gedicht. Und ich hatte den Märzischor und mein Gedicht zusammen in einem Visitkartenkuvert in meiner Anzugtasche. Da erinnerte sich einer der jungen Nazis, dass einmal ein Bursche aus dem Bezirk - es gab nur ein einziges Lyzeum und diese Buben waren auch von diesem Lyzeum - eigentlich waren sie meine Nachfolger, mit einem rumänischen Mädchen ging und es einen Skandal gegeben hatte. So etwas hat sich natürlich herumgesprochen. Dieser Bub erinnerte sich an den Skandal. Ich bin im Bett gelegen, es war Tag geworden, aber es war noch nicht ganz hell. Und ich hab die Augen geschlossen und gehört, wie die geflüstert haben. Einer von diesen jungen Buben sagte zu den anderen:
‚Schaut dieses Gedicht an, wie schön. Und außerdem, erinnert ihr euch nicht? Er war unser Rechtsaußen, er hat immer so gut gespielt.’
Ich war ein sehr guter Fußballspieler. Im Lyzeum war das sehr wichtig. Es gab damals einen großen Fußballer der hieß Dobei [Anm.: Stefan Dobei], und viele hatten gesagt, ich sei wie der Dobei. Und ich hörte, wie der eine zu den anderen sagte:
‚Lassen wir sie in Ruhe.’
‚Alle’, fragte ein anderer.
‚Ja’, sagte er zu den Kollegen.
Ich erzähle das gerne, weil das in einer gewissen Art zeigt, dass die Deportationen nicht von der Masse der Nazis gemacht wurden. Das rumänische Volk hat die Deportationen der Juden nicht gewünscht und hat das auch sehr bedauert. Und diese kleinen Lausbuben, ich war damals 22 Jahre alt, haben gesagt: ‚Lassen wir sie in Ruhe!’ Dann sind sie alle weggegangen.
In Rumänien war es Tradition, dass die Mädchen am 1. März den Buben irgendetwas schenkten. Zum Beispiel eine Blume, die sie mit einem ganz dünnen rot-weißen Faden mit Fransen wie ein Pinsel am Ende, umwickelten. Das nennt man Märzischor. Nicht nur eine Million, mehrere Millionen hat man verkauft, weil das alle Rumänen machen. Aber heutzutage schenkt auch ein Bub einem Mädchen, sie schenken sich gegenseitig einen Märzischor. Damals aber bekam man das nur von einer intimeren Freundin geschenkt. Meine Freundin war blond und hatte ein Haar mit diesem Faden eingewickelt und auf eine Visitkarte schief angepickt. Und was habe ich gemacht als ich das bekommen habe? Ich habe auch eine Visitkarte genommen und habe ein Gedicht geschrieben für sie. Wenn man die ersten Buchstaben des Gedichts senkrecht liest, dann stand da ihr Name. Sie hieß Valeria Georgian, also war das ein ziemlich langes Gedicht. Und ich hatte den Märzischor und mein Gedicht zusammen in einem Visitkartenkuvert in meiner Anzugtasche. Da erinnerte sich einer der jungen Nazis, dass einmal ein Bursche aus dem Bezirk - es gab nur ein einziges Lyzeum und diese Buben waren auch von diesem Lyzeum - eigentlich waren sie meine Nachfolger, mit einem rumänischen Mädchen ging und es einen Skandal gegeben hatte. So etwas hat sich natürlich herumgesprochen. Dieser Bub erinnerte sich an den Skandal. Ich bin im Bett gelegen, es war Tag geworden, aber es war noch nicht ganz hell. Und ich hab die Augen geschlossen und gehört, wie die geflüstert haben. Einer von diesen jungen Buben sagte zu den anderen:
‚Schaut dieses Gedicht an, wie schön. Und außerdem, erinnert ihr euch nicht? Er war unser Rechtsaußen, er hat immer so gut gespielt.’
Ich war ein sehr guter Fußballspieler. Im Lyzeum war das sehr wichtig. Es gab damals einen großen Fußballer der hieß Dobei [Anm.: Stefan Dobei], und viele hatten gesagt, ich sei wie der Dobei. Und ich hörte, wie der eine zu den anderen sagte:
‚Lassen wir sie in Ruhe.’
‚Alle’, fragte ein anderer.
‚Ja’, sagte er zu den Kollegen.
Ich erzähle das gerne, weil das in einer gewissen Art zeigt, dass die Deportationen nicht von der Masse der Nazis gemacht wurden. Das rumänische Volk hat die Deportationen der Juden nicht gewünscht und hat das auch sehr bedauert. Und diese kleinen Lausbuben, ich war damals 22 Jahre alt, haben gesagt: ‚Lassen wir sie in Ruhe!’ Dann sind sie alle weggegangen.
Romania
Als wir Matura machen wollten, mit 17 Jahren, wurden wir ausgeschlossen aus dem Lyzeum, weil Buben und Mädchen nicht zusammen gehen durften. Wir wurden angeklagt, weil wir in einem kleinen Park gesessen sind, wie viele andere Schulkollegen auch und uns vorbereitet haben auf die Matura. Das ist eine Geschichte, die für mich sehr wichtig ist, aber sonst vielleicht uninteressant. Ich habe eine Maturasaison verloren. Nachher ist mein Vater nach Bukarest [Rumänien] gefahren und hat einen Skandal gemacht im Ministerium. Da ist speziell ein Minister gekommen, und man hat dann sogar die Lehrer bestraft, weil sie uns ein Jahr gestohlen hatten.
Meine erste große Liebe war ein schönes blondes Mädchen, aber sie war keine Jüdin.
Irgendeiner von den besseren Menschen aus der Stadt, ein angesehener Bürger, ein Balabat, ein Herr also, ist zu meinem Großvater Chaim Suchar gegangen und hat zu ihm gesagt:
‚Wie akzeptierst du das? Dein Enkel, der den Namen nach unserem Zaddik, dem heiligen Zaddik hat, der geht mit einer Schickse!’
Das war gar nicht böse gemeint, das heißt nur, er geht mit einer Christin. Wenn man damals mit einer jungen Frau gegangen ist, ist man seriös gegangen. Die Kinder waren noch so erzogen: Wenn man ein Mädchen verehrt hat, hat man sie ernsthaft verehrt. Deswegen war dieser Herr so aufgeregt: Der verehrt eine Christin? Der wird heiraten eine Christin? Und mir hat das ein Arzt erzählt, der meinen Großvater behandelt hat und der ein Freund von meinem Vater war. Mit der Zeit habe ich die Freundschaft mit dem alten Herrn übernommen, denn ich wirkte ein bisschen älter wie mein Jahrgang, und man hat mich akzeptiert. Und er hat mir gesagt, was der Großvater geantwortet hat. Der Großvater hat gesagt: Wenn man ein älterer Mensch ist, soll man auch Verständnis haben für die jungen Leute.
‚Aber du kannst beruhigt sein, er wird mich nicht beschämen.’ Und außerdem hat er noch diesen Satz betont: ‚Gott hat die Liebe gegeben den Menschen, nicht der Religion.’ Ich war sehr stolz, dass mein Großvater so modern war.
Irgendeiner von den besseren Menschen aus der Stadt, ein angesehener Bürger, ein Balabat, ein Herr also, ist zu meinem Großvater Chaim Suchar gegangen und hat zu ihm gesagt:
‚Wie akzeptierst du das? Dein Enkel, der den Namen nach unserem Zaddik, dem heiligen Zaddik hat, der geht mit einer Schickse!’
Das war gar nicht böse gemeint, das heißt nur, er geht mit einer Christin. Wenn man damals mit einer jungen Frau gegangen ist, ist man seriös gegangen. Die Kinder waren noch so erzogen: Wenn man ein Mädchen verehrt hat, hat man sie ernsthaft verehrt. Deswegen war dieser Herr so aufgeregt: Der verehrt eine Christin? Der wird heiraten eine Christin? Und mir hat das ein Arzt erzählt, der meinen Großvater behandelt hat und der ein Freund von meinem Vater war. Mit der Zeit habe ich die Freundschaft mit dem alten Herrn übernommen, denn ich wirkte ein bisschen älter wie mein Jahrgang, und man hat mich akzeptiert. Und er hat mir gesagt, was der Großvater geantwortet hat. Der Großvater hat gesagt: Wenn man ein älterer Mensch ist, soll man auch Verständnis haben für die jungen Leute.
‚Aber du kannst beruhigt sein, er wird mich nicht beschämen.’ Und außerdem hat er noch diesen Satz betont: ‚Gott hat die Liebe gegeben den Menschen, nicht der Religion.’ Ich war sehr stolz, dass mein Großvater so modern war.
Mein Großvater war in unsere Gemeinde Vizepräsident im Kultusrat. Er war immer sehr gefragt und sehr respektiert, er war ein Balabat, ein balabatischer Mensch, ein Herr, wie man im jiddischen sagt.
Bei den Juden wird man im Tempel aufgerufen zur Thora. Und dort wird man gefragt: ‚Wie heißt du?’ Da muss man seinen Namen sagen und Ben, das heißt Sohn, den Namen des Vaters. Es gibt eine sogenannte Hierarchie: Ist er religiös? War sein Vater ein sehr religiöser Mann? War er sehr angesehen? Und da gab es auch Ehrentitel, im Sinne von: War er ein guter Mensch? Mein Großvater war ein Balabat, mein Urgroßvater ein Zaddik [3]. Ein Zaddik war ein anerkannter Gelehrter im Vergleich zu den Katholiken wie ein Kardinal - religiös gesehen.
Bei den Juden wird man im Tempel aufgerufen zur Thora. Und dort wird man gefragt: ‚Wie heißt du?’ Da muss man seinen Namen sagen und Ben, das heißt Sohn, den Namen des Vaters. Es gibt eine sogenannte Hierarchie: Ist er religiös? War sein Vater ein sehr religiöser Mann? War er sehr angesehen? Und da gab es auch Ehrentitel, im Sinne von: War er ein guter Mensch? Mein Großvater war ein Balabat, mein Urgroßvater ein Zaddik [3]. Ein Zaddik war ein anerkannter Gelehrter im Vergleich zu den Katholiken wie ein Kardinal - religiös gesehen.
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Before WW2
See text in interview
Mein Großvater war Kaufmann und besaß in Kimpolung ein Möbelhaus mit den berühmten Thonet Möbeln [2] aus Wien. Die Großeltern flüchteten während des 1. Weltkrieges in die Tschechoslowakei, nach Mährisch Ostrau [heute Tschechien], wo meine Großmutter starb.
Als der Großvater allein, ohne die Großmutter nach Kimpolung zurückkam, war das Möbelhaus ausgeraubt. Seit dieser Zeit hatte er kein Geschäft mehr.
Als der Großvater allein, ohne die Großmutter nach Kimpolung zurückkam, war das Möbelhaus ausgeraubt. Seit dieser Zeit hatte er kein Geschäft mehr.
Romania
Meine Großmutter, die ich leider nicht kennen gelernt habe, hieß Bella Ruchel. Sie kam auch aus Wiznitz und war in Kimpolung als eine große Wohltäterin bekannt, denn sie ist immer zu den ärmeren Leuten gegangen, um zu kontrollieren, ob sie auch genug Essen haben, um den Schabbat [1] zu feiern. Wenn die Leute arm waren, hat sie ihnen etwas gebracht, denn Wohltätigkeit war ein Brauch bei den Juden. Heute geht man nicht, um zu fragen: ‚Hast du genügend Geld, dass du in Ehre den Schabbat feiern kannst’, aber so war das damals.
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Before WW2
See text in interview
Wir Juden haben den Christen einen Gott gegeben, und sie töten uns. Sie sagen, wir haben den Gott getötet und deshalb muss man uns töten, deswegen sind sie Antisemiten. Und Antisemiten sein heißt, sie sind gegen uns.
Zur jüdischen Kultusgemeinde habe ich überhaupt keinen Kontakt. Ich gehe aus Überzeugung nicht in den Tempel, aber ich bin ein hundertprozentiger Jude und ein hundertprozentig gläubiger Jude, aber kein Praktizierender. Ich glaube an Gott und nur an Gott. Ich brauche nicht an einem Feiertag mit einem dicken Gebetbuch im Tempel sitzen und von der Früh bis in die Nacht beten. Man steht auf bei einem Gebet, dann setzt man sich wieder hin, dann singt man usw. Ich kann mit meinem Gott direkt reden, ohne dass ich einen Rabbiner als Vermittler benötige, ich habe ein direktes Telefon. In diesem Sinne bin ich kein frommer Jude, aber ich respektiere alles, was die Juden machen. Ich lege keine Tefillin und ich ziehe keinen Tallith an.
Eine religiöse Überzeugung habe ich, aber ich stelle mir die Welt auf meine Art vor:
Wenn es wahr ist, dass Adam und Eva, weil sie ein Vergehen begangen haben, aus dem Garten Eden vertrieben wurden, dann sind sie ja auf die Erde vertrieben worden, denn woanders leben ja keine Menschen. Aber wenn sie vertrieben wurden aus dem Garten Eden, wurden sie vertrieben in die Hölle, denn zwischen Paradies und Hölle gibt es ja nichts.
Also, aus dem Paradies hat man sie vertrieben und die Hölle ist die Erde. Wir leben also hier in der Hölle. Und deshalb stirbt man, weil das hier nicht das Paradies ist. Keine Religion hat ihre Pflicht erfüllt. Wir Juden haben den Christen einen Gott gegeben, und sie töten uns. Sie sagen, wir haben den Gott getötet und deshalb muss man uns töten, deswegen sind sie Antisemiten. Und Antisemiten sein heißt, sie sind gegen uns.
Es gibt Gott, aber wer ist Gott? Ich denke, ein ewig lebender Mann und eine ewig lebende Frau. Das ist das Paar, welches die Welt beherrscht und das ist Gott. Und da stelle ich mir vor, im Garten Eden, im Paradies, regiert die Frau und in der Hölle regiert der Mann. Und ich, wenn ich etwas will, dann sage ich der Madame Fortuna: ‚Madame, schau wie er mich sekkiert. Sprich mit deinem Mann, er soll ein bisschen netter sein.’ Und sie hilft mir, denn ich bin ein Protege Gottes, weil es mir immer gut gegangen ist. Ich war nie ein reicher Mann, aber ich habe immer so viel Geld gehabt, wie ich benötigt habe, und ich habe immer sehr vielen Menschen helfen können.
Eine religiöse Überzeugung habe ich, aber ich stelle mir die Welt auf meine Art vor:
Wenn es wahr ist, dass Adam und Eva, weil sie ein Vergehen begangen haben, aus dem Garten Eden vertrieben wurden, dann sind sie ja auf die Erde vertrieben worden, denn woanders leben ja keine Menschen. Aber wenn sie vertrieben wurden aus dem Garten Eden, wurden sie vertrieben in die Hölle, denn zwischen Paradies und Hölle gibt es ja nichts.
Also, aus dem Paradies hat man sie vertrieben und die Hölle ist die Erde. Wir leben also hier in der Hölle. Und deshalb stirbt man, weil das hier nicht das Paradies ist. Keine Religion hat ihre Pflicht erfüllt. Wir Juden haben den Christen einen Gott gegeben, und sie töten uns. Sie sagen, wir haben den Gott getötet und deshalb muss man uns töten, deswegen sind sie Antisemiten. Und Antisemiten sein heißt, sie sind gegen uns.
Es gibt Gott, aber wer ist Gott? Ich denke, ein ewig lebender Mann und eine ewig lebende Frau. Das ist das Paar, welches die Welt beherrscht und das ist Gott. Und da stelle ich mir vor, im Garten Eden, im Paradies, regiert die Frau und in der Hölle regiert der Mann. Und ich, wenn ich etwas will, dann sage ich der Madame Fortuna: ‚Madame, schau wie er mich sekkiert. Sprich mit deinem Mann, er soll ein bisschen netter sein.’ Und sie hilft mir, denn ich bin ein Protege Gottes, weil es mir immer gut gegangen ist. Ich war nie ein reicher Mann, aber ich habe immer so viel Geld gehabt, wie ich benötigt habe, und ich habe immer sehr vielen Menschen helfen können.
Zur jüdischen Kultusgemeinde habe ich überhaupt keinen Kontakt. Ich gehe aus Überzeugung nicht in den Tempel, aber ich bin ein hundertprozentiger Jude und ein hundertprozentig gläubiger Jude, aber kein Praktizierender. Ich glaube an Gott und nur an Gott. Ich brauche nicht an einem Feiertag mit einem dicken Gebetbuch im Tempel sitzen und von der Früh bis in die Nacht beten. Man steht auf bei einem Gebet, dann setzt man sich wieder hin, dann singt man usw. Ich kann mit meinem Gott direkt reden, ohne dass ich einen Rabbiner als Vermittler benötige, ich habe ein direktes Telefon. In diesem Sinne bin ich kein frommer Jude, aber ich respektiere alles, was die Juden machen. Ich lege keine Tefillin und ich ziehe keinen Tallith an.
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After WW2
See text in interview
In die Bnei Brith Loge bin ich eingetreten, und ich arbeite für die Loge bis zum heutigen Tag. Bnei Brith ist eine wettweite Wohltätigkeitsorganisation mit 500 000 Mitgliedern und mit einem sehr großen Prestige auf der ganzen Welt.
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After WW2
See text in interview
In Wien habe ich mich sofort sehr gut gefühlt. Ich habe sehr viel Glück gehabt im Leben. Ich habe einen Posten mit einem unglaublichen Gehalt für damalige Verhältnisse bekommen.
Zuerst, als ich noch kein Geld in Österreich hatte, sind meine Frau und ich in der Innenstadt spazieren gegangen. Bei der Oper wurde Eis verkauft, und ich habe Eis sehr gerne gehabt. Ein Becher kostete einen Schilling. Und ich habe so geschaut und wieder geschaut, da hat meine Frau gesagt:
‚Geh kauf dir Eis!’ Sagte ich:
‚Aber das kostet doch einen Schilling.’ Sagte sie: ‚Macht nichts, wir werden woanders sparen.’
Eine Langstreckenkarte mit der Tramway hat drei Schilling gekostet und eine Kurzstrecke einen Schilling. Da pflegten wir einen Teil zu Fuß zu gehen, so dass wir nur einen Schilling zahlen mussten. Das ging zwei Monate so. Dann habe ich mich bei einem kleinen Unternehmen, einem Likörerzeuger, vorgestellt. Ich habe gesagt was ich kann und schlug vor, ich würde einen oder zwei Monate auf Probe arbeiten, und er könnte sehen, was ich kann; dann würden wir über das Gehalt reden. Das hat ihm sehr gut gefallen und er hat gesagt:
‚Beginnen Sie sofort!’ Ich habe am Montag begonnen, am Ende der Woche hat er mich ins sogenannte Chefzimmer eingeladen.
‚Also Herr Ingenieur, man muss ja wissen, wovon man lebt.’ Und er fragte mich wie viel ich mir vorstelle und ich sagte:
‚Schauen Sie, jedes Gehalt, dass sie mir anbieten, nehme ich. Denn ich möchte Ihnen ein zwei Monate zeigen was ich kann.’
Hier in Wien gibt es Spezialisten für Liköre, Spezialisten für Weine, ein Dritter macht Champagner und so weiter. Und er wollte auch eine Weindestillerie. Und diese Weindestillerie war ein Kessel. Ich hatte von solchen Kesseln in Bukarest in der Fabrik zwanzig im Alteisen. Auf einmal war ich der Chefingenieur von diesem kleinen Kessel.
Ein Kollege aus Bukarest, der mich in Wien in der Fabrik besuchte, hat mich bedauert, aber ich hatte hier ein Gehalt im Monat, das hatte ich in einem ganzen Jahr in Rumänien nicht bekommen.
Vier Jahre arbeitete ich in der Firma. Der Chef und ich hatten auch eine Firma für Weinimporte gegründet. Ich fuhr mit ihm nach Spanien und habe dort Weine eingekauft. Dann gab es mit der Frau meines Chefs Probleme. Ich habe gehört, dass sie antisemitische Bemerkungen machte. Ich sagte, dass ich die Firma verlasse. Mein Chef wollte, dass ich etwas Gutes finde, denn wir mochten uns sehr. Er sprach mit seinem Konkurrenten, der Inhaber der Likörfirma ‚Mozart’ war. Der wollte gerade seine Fabrik verkaufen. Als er hörte, dass ich bei den Leuten, die seine Firma kaufen wollen, der Geschäftsführer sein werde, sagte er: ‚Ich muss die Firma nicht verkaufen, übernehmen Sie die Leitung der Fabrik. Ich gebe Ihnen 25%.’ So wurde ich Mitbesitzer einer Fabrik und verdiente viel Geld. Also hatte ich es wieder wunderbar getroffen.
Zuerst, als ich noch kein Geld in Österreich hatte, sind meine Frau und ich in der Innenstadt spazieren gegangen. Bei der Oper wurde Eis verkauft, und ich habe Eis sehr gerne gehabt. Ein Becher kostete einen Schilling. Und ich habe so geschaut und wieder geschaut, da hat meine Frau gesagt:
‚Geh kauf dir Eis!’ Sagte ich:
‚Aber das kostet doch einen Schilling.’ Sagte sie: ‚Macht nichts, wir werden woanders sparen.’
Eine Langstreckenkarte mit der Tramway hat drei Schilling gekostet und eine Kurzstrecke einen Schilling. Da pflegten wir einen Teil zu Fuß zu gehen, so dass wir nur einen Schilling zahlen mussten. Das ging zwei Monate so. Dann habe ich mich bei einem kleinen Unternehmen, einem Likörerzeuger, vorgestellt. Ich habe gesagt was ich kann und schlug vor, ich würde einen oder zwei Monate auf Probe arbeiten, und er könnte sehen, was ich kann; dann würden wir über das Gehalt reden. Das hat ihm sehr gut gefallen und er hat gesagt:
‚Beginnen Sie sofort!’ Ich habe am Montag begonnen, am Ende der Woche hat er mich ins sogenannte Chefzimmer eingeladen.
‚Also Herr Ingenieur, man muss ja wissen, wovon man lebt.’ Und er fragte mich wie viel ich mir vorstelle und ich sagte:
‚Schauen Sie, jedes Gehalt, dass sie mir anbieten, nehme ich. Denn ich möchte Ihnen ein zwei Monate zeigen was ich kann.’
Hier in Wien gibt es Spezialisten für Liköre, Spezialisten für Weine, ein Dritter macht Champagner und so weiter. Und er wollte auch eine Weindestillerie. Und diese Weindestillerie war ein Kessel. Ich hatte von solchen Kesseln in Bukarest in der Fabrik zwanzig im Alteisen. Auf einmal war ich der Chefingenieur von diesem kleinen Kessel.
Ein Kollege aus Bukarest, der mich in Wien in der Fabrik besuchte, hat mich bedauert, aber ich hatte hier ein Gehalt im Monat, das hatte ich in einem ganzen Jahr in Rumänien nicht bekommen.
Vier Jahre arbeitete ich in der Firma. Der Chef und ich hatten auch eine Firma für Weinimporte gegründet. Ich fuhr mit ihm nach Spanien und habe dort Weine eingekauft. Dann gab es mit der Frau meines Chefs Probleme. Ich habe gehört, dass sie antisemitische Bemerkungen machte. Ich sagte, dass ich die Firma verlasse. Mein Chef wollte, dass ich etwas Gutes finde, denn wir mochten uns sehr. Er sprach mit seinem Konkurrenten, der Inhaber der Likörfirma ‚Mozart’ war. Der wollte gerade seine Fabrik verkaufen. Als er hörte, dass ich bei den Leuten, die seine Firma kaufen wollen, der Geschäftsführer sein werde, sagte er: ‚Ich muss die Firma nicht verkaufen, übernehmen Sie die Leitung der Fabrik. Ich gebe Ihnen 25%.’ So wurde ich Mitbesitzer einer Fabrik und verdiente viel Geld. Also hatte ich es wieder wunderbar getroffen.
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After WW2
See text in interview
Dann habe ich mich bei einem kleinen Unternehmen, einem Likörerzeuger, vorgestellt. Ich habe gesagt was ich kann und schlug vor, ich würde einen oder zwei Monate auf Probe arbeiten, und er könnte sehen, was ich kann; dann würden wir über das Gehalt reden. Das hat ihm sehr gut gefallen und er hat gesagt:
‚Beginnen Sie sofort!’ Ich habe am Montag begonnen, am Ende der Woche hat er mich ins sogenannte Chefzimmer eingeladen.
‚Also Herr Ingenieur, man muss ja wissen, wovon man lebt.’ Und er fragte mich wie viel ich mir vorstelle und ich sagte:
‚Schauen Sie, jedes Gehalt, dass sie mir anbieten, nehme ich. Denn ich möchte Ihnen ein zwei Monate zeigen was ich kann.’
Hier in Wien gibt es Spezialisten für Liköre, Spezialisten für Weine, ein Dritter macht Champagner und so weiter. Und er wollte auch eine Weindestillerie. Und diese Weindestillerie war ein Kessel. Ich hatte von solchen Kesseln in Bukarest in der Fabrik zwanzig im Alteisen. Auf einmal war ich der Chefingenieur von diesem kleinen Kessel.
Ein Kollege aus Bukarest, der mich in Wien in der Fabrik besuchte, hat mich bedauert, aber ich hatte hier ein Gehalt im Monat, das hatte ich in einem ganzen Jahr in Rumänien nicht bekommen.
Vier Jahre arbeitete ich in der Firma. Der Chef und ich hatten auch eine Firma für Weinimporte gegründet. Ich fuhr mit ihm nach Spanien und habe dort Weine eingekauft. Dann gab es mit der Frau meines Chefs Probleme. Ich habe gehört, dass sie antisemitische Bemerkungen machte. Ich sagte, dass ich die Firma verlasse. Mein Chef wollte, dass ich etwas Gutes finde, denn wir mochten uns sehr. Er sprach mit seinem Konkurrenten, der Inhaber der Likörfirma ‚Mozart’ war. Der wollte gerade seine Fabrik verkaufen. Als er hörte, dass ich bei den Leuten, die seine Firma kaufen wollen, der Geschäftsführer sein werde, sagte er: ‚Ich muss die Firma nicht verkaufen, übernehmen Sie die Leitung der Fabrik. Ich gebe Ihnen 25%.’ So wurde ich Mitbesitzer einer Fabrik und verdiente viel Geld. Also hatte ich es wieder wunderbar getroffen.
Nach fast zwei Jahren wollte ich zu meiner Mutter nach Rumänien. Da ich in Rumänien gute Kontakte hatte, habe ich gewusst, dass ich dort gute Geschäfte machen kann. Ich habe die Fabrik zurückgegeben und begann nach Rumänien zu reisen.
‚Beginnen Sie sofort!’ Ich habe am Montag begonnen, am Ende der Woche hat er mich ins sogenannte Chefzimmer eingeladen.
‚Also Herr Ingenieur, man muss ja wissen, wovon man lebt.’ Und er fragte mich wie viel ich mir vorstelle und ich sagte:
‚Schauen Sie, jedes Gehalt, dass sie mir anbieten, nehme ich. Denn ich möchte Ihnen ein zwei Monate zeigen was ich kann.’
Hier in Wien gibt es Spezialisten für Liköre, Spezialisten für Weine, ein Dritter macht Champagner und so weiter. Und er wollte auch eine Weindestillerie. Und diese Weindestillerie war ein Kessel. Ich hatte von solchen Kesseln in Bukarest in der Fabrik zwanzig im Alteisen. Auf einmal war ich der Chefingenieur von diesem kleinen Kessel.
Ein Kollege aus Bukarest, der mich in Wien in der Fabrik besuchte, hat mich bedauert, aber ich hatte hier ein Gehalt im Monat, das hatte ich in einem ganzen Jahr in Rumänien nicht bekommen.
Vier Jahre arbeitete ich in der Firma. Der Chef und ich hatten auch eine Firma für Weinimporte gegründet. Ich fuhr mit ihm nach Spanien und habe dort Weine eingekauft. Dann gab es mit der Frau meines Chefs Probleme. Ich habe gehört, dass sie antisemitische Bemerkungen machte. Ich sagte, dass ich die Firma verlasse. Mein Chef wollte, dass ich etwas Gutes finde, denn wir mochten uns sehr. Er sprach mit seinem Konkurrenten, der Inhaber der Likörfirma ‚Mozart’ war. Der wollte gerade seine Fabrik verkaufen. Als er hörte, dass ich bei den Leuten, die seine Firma kaufen wollen, der Geschäftsführer sein werde, sagte er: ‚Ich muss die Firma nicht verkaufen, übernehmen Sie die Leitung der Fabrik. Ich gebe Ihnen 25%.’ So wurde ich Mitbesitzer einer Fabrik und verdiente viel Geld. Also hatte ich es wieder wunderbar getroffen.
Nach fast zwei Jahren wollte ich zu meiner Mutter nach Rumänien. Da ich in Rumänien gute Kontakte hatte, habe ich gewusst, dass ich dort gute Geschäfte machen kann. Ich habe die Fabrik zurückgegeben und begann nach Rumänien zu reisen.
Tante Regina übersiedelte Ende der 1940er-Jahre aus Rumänien, was damals nicht einfach war, nach Jerusalem in ein Altersheim. Später lebte sie in einem Altersheim in Natanya.
Auch im Altersheim war sie kulturell sehr aktiv. Es gibt ein Theaterstück, das zu Purim [18] gespielt wird: Ein König hat sich in eine jüdische Tochter verliebt, aber der König war kein Jude. Und der Vater hat ihr gestattet ihn zu heiraten, weil sie durch die Heirat das jüdische Volk retten sollte. Und sie beeinflusste den König, dass er das jüdische Volk nicht töten soll, denn es gab einen Premierminister Haman, der das jüdische Volk töten wollte. Und sie hat dem König gesagt: ‚Er will das Volk töten, weil er das Geld stehlen will.’ Und da hat der König dem Haman hinterher spionieren lassen und ist draufgekommen, dass das stimmt.
Meine Tante hat das Stück modernisiert und hat Moshe Dayan [19] zum König ernannt. Das Stück wurde im Altersheim von den Heimbewohnern gespielt, die alle über 80 Jahre alt waren und General Moshe Dayan kam persönlich zur Aufführung. Die ehemaligen Kimpolunger in Israel blieben meiner Tante Regina treu und besuchten sie regelmäßig. Sie starb in den 1980er-Jahren in Israel und hat in Jerusalem ein Ehrengrab.
Auch im Altersheim war sie kulturell sehr aktiv. Es gibt ein Theaterstück, das zu Purim [18] gespielt wird: Ein König hat sich in eine jüdische Tochter verliebt, aber der König war kein Jude. Und der Vater hat ihr gestattet ihn zu heiraten, weil sie durch die Heirat das jüdische Volk retten sollte. Und sie beeinflusste den König, dass er das jüdische Volk nicht töten soll, denn es gab einen Premierminister Haman, der das jüdische Volk töten wollte. Und sie hat dem König gesagt: ‚Er will das Volk töten, weil er das Geld stehlen will.’ Und da hat der König dem Haman hinterher spionieren lassen und ist draufgekommen, dass das stimmt.
Meine Tante hat das Stück modernisiert und hat Moshe Dayan [19] zum König ernannt. Das Stück wurde im Altersheim von den Heimbewohnern gespielt, die alle über 80 Jahre alt waren und General Moshe Dayan kam persönlich zur Aufführung. Die ehemaligen Kimpolunger in Israel blieben meiner Tante Regina treu und besuchten sie regelmäßig. Sie starb in den 1980er-Jahren in Israel und hat in Jerusalem ein Ehrengrab.
Tante Regina übersiedelte Ende der 1940er-Jahre aus Rumänien, was damals nicht einfach war, nach Jerusalem in ein Altersheim. Später lebte sie in einem Altersheim in Natanya.
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After WW2
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