In der Taborstraße [2. Bezirk] wohnte eine Professorin [Lehrerin an einem Gymnasium], die eine zionistische Mädchengruppe leitete. Sie war sehr geachtet und respektiert; die Mädchen haben sie vergöttert. Sie hat sie zionistisch stark beeinflusst.
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- Bukovina Romániához csatolása (1918) 7
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- Besszarábia szovjet megszállása (1940) 59
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- Észt függetlenségi háború 3
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- Osztrák lovagi háború (1934) 9
- Anschluss (1938) 71
- A Habsburg birodalom összeomlása 3
- Dollfuß-rendszer 3
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- Kolkhoz 131
- KuK - Königlich und Kaiserlich 40
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- A háború utáni szövetséges megszállás 7
- Waldheim ügy 5
- Trianoni békeszerződés 12
- NEP 56
- Orosz forradalom 351
- Ukrán éhínség (Holodomor) 199
- A Nagy tisztogatás 283
- Peresztrojka 233
- 1941. június 22. 468
- Molotov rádióbeszéde 115
- Győzelem napja 147
- Sztálin halála 365
- Hruscsov beszéde a 20. kongresszuson 148
- KGB 62
- NKVD 153
- Magyarország német megszállása (1944. március 18-19.) 45
- Józef Pilsudski (1935-ig) 33
- 1956-os forradalom 84
- Prágai Tavasz (1968) 73
- 1989-es rendszerváltás 174
- Gomulka kampány (1968) 81
-
Holokauszt
9685
- Holokauszt (általánosságban) 2789
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- Tömeges lövöldözési műveletek 337
- Gettó 1183
- Halál / megsemmisítő tábor 647
- Deportálás 1063
- Kényszermunka 791
- Repülés 1410
- Rejtőzködés 594
- Ellenállás 121
- 1941-es evakuálások 866
- Novemberpogrom / Kristályéjszaka 34
- Eleutherias tér 10
- Kasztner csoport 1
- Jászvásári pogrom és a halálvonat 21
- Sammelwohnungen 9
- Strohmann rendszer 11
- Struma hajó 17
- Élet a megszállás alatt 803
- Csillagos ház 72
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- Dunába lőtt zsidók 6
- Kindertranszport 26
- Schutzpass / hamis papírok 95
- Varsói gettófelkelés (1943) 24
- Varsói felkelés (1944) 23
- Segítők 521
- Igazságos nemzsidók 269
- Hazatérés 1090
- Holokauszt-kárpótlás 112
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- Vagyon (vagyonvesztés) 595
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- Trauma 1029
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- Felszabadulás 558
- Katonaság 3322
- Politika 2640
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Kommunizmus
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- Illegális kommunista mozgalmak 98
- Szisztematikus rombolások a kommunizmus alatt 45
- Kommunista ünnepek 311
- A kommunista uralommal kapcsolatos érzések 930
- Kollektivizáció 94
- Az állami rendőrséggel kapcsolatos tapasztalatok 349
- Börtön/kényszermunka a kommunista/szocialista uralom alatt 449
- Az emberi és állampolgári jogok hiánya vagy megsértése 483
- Élet a rendszerváltás után (1989) 493
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- Cionizmus 847
- Zsidó szervezetek 1200
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Ludwig Grossmann
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Alle jüdischen Familien, die es sich leisten konnten, haben ihren Kindern das Studium finanziert. Meine Schwester ging bis zur Untermittelstufe in der Hammer-Purgstall-Gasse in ein humanistisches Gymnasium. Weil meine Familie arm war, musste sie einen Beruf erlernen. Sie hat eine Schneiderlehre bei Michelbeuern gemacht.
1933, beziehungsweise 1934, beendeten mein Bruder und ich die Schule. Ich habe dann eine Lehre als Elektriker gemacht.
Für meine Bar Mitzwah [9] wurde ich in einem Kurs von der Kultusgemeinde vorbereitet. Ich glaube, es war in der Kultusgemeinde in der Seitenstettengasse. Die Teffilin [10] und den Tallit [11] haben wir von der Kultusgemeinde bekommen. Bei der Abreise nach England hat die Mutter sie mir eingepackt, aber ich habe sie wieder herausgenommen.
Bei meiner Bar Mitzwah habe ich nicht aus der Thora vorgelesen; das musste man nicht. Vorgelesen haben nur die braven Schüler oder die, die es unbedingt wollten. Ich habe das gemacht, was gefordert wurde.
Meine Familie war da, aber es gab nachher keine Feier. Die meisten Familien haben aber gefeiert. In der Zeitung hat man dann geschrieben: 'Wir gratulieren dem..., wünschen ihm alles Gute, Mazel Tov!'
Bei meiner Bar Mitzwah habe ich nicht aus der Thora vorgelesen; das musste man nicht. Vorgelesen haben nur die braven Schüler oder die, die es unbedingt wollten. Ich habe das gemacht, was gefordert wurde.
Meine Familie war da, aber es gab nachher keine Feier. Die meisten Familien haben aber gefeiert. In der Zeitung hat man dann geschrieben: 'Wir gratulieren dem..., wünschen ihm alles Gute, Mazel Tov!'
Wir haben uns nie über gläubige Juden lustig gemacht. Wir wussten: das sind unsere Leute. Auch wenn wir nicht in den Tempel gegangen sind, haben wir die Leute respektiert, die es taten.
Wir wurden im Schomer auf die Alijah [7] vorbereitet. Wir hatten Schulungen, wurden über die politische Situation der jüdischen Gruppen in Deutschland informiert, und wir haben für die Prüfungen geübt, die wir ablegen mussten, um verschiedene Tüchtigkeitsabzeichen zu erhalten.
Zuerst hatten wir braune Hemden, wie die Pfadfinder. Wir haben sie ja auch beim Pfadfinder-Versand gekauft. Die Knoten waren auch von den Pfadfindern. Später hatten wir blaue Hemden.
Im Sommerlager hatten wir verschiedene Tätigkeiten. Es gab einen 'Jom Ivrit' [Tag der hebräischen Sprache], und es gab eine Fahnenwache. Wir waren sozialistisch eingestellt. Für den bedeutenden Dichter Bialik [8] hielten wir 1934 eine Ehrenwache am Südbahnhof.
Er lebte in Palästina und starb 1934 in Wien. Seine Leiche wurde nach Palästina überführt. An Theodor Herzls Todestag waren wir an seinem Grab auf dem Döblinger Friedhof. 1948 wurden seine Gebeine nach Jerusalem überführt.
Zuerst hatten wir braune Hemden, wie die Pfadfinder. Wir haben sie ja auch beim Pfadfinder-Versand gekauft. Die Knoten waren auch von den Pfadfindern. Später hatten wir blaue Hemden.
Im Sommerlager hatten wir verschiedene Tätigkeiten. Es gab einen 'Jom Ivrit' [Tag der hebräischen Sprache], und es gab eine Fahnenwache. Wir waren sozialistisch eingestellt. Für den bedeutenden Dichter Bialik [8] hielten wir 1934 eine Ehrenwache am Südbahnhof.
Er lebte in Palästina und starb 1934 in Wien. Seine Leiche wurde nach Palästina überführt. An Theodor Herzls Todestag waren wir an seinem Grab auf dem Döblinger Friedhof. 1948 wurden seine Gebeine nach Jerusalem überführt.
Im Jahre 1929 waren wir mit dem Schomer in der Steiermark, auf der Lachnitzhöhe. Einmal waren wir auch in Kärnten, in Velden. Antisemitismus war damals etwas Selbstverständliches, aber da haben wir keinen Antisemitismus gespürt.
Wir Kinder waren Zionisten. Die Mutter und die Großmutter hatten nichts dagegen, aber auch nichts dafür. Meine Schwester war beim Haschomer Hatzair [6]. Auch ihr späterer Bräutigam Paul Herzberg und viele Freunde, die älter waren als mein Bruder und ich.
Am 1. Mai demonstrierten wir mit dem Vater auf der Ringstraße; da haben wir geschrieen: 'Techie Eretz Israel Haovedet [es lebe das arbeitende Israel]!' Für den Schomer [kurz für Haschomer Hatzair] sind wir dann auch mit der blauen Büchse vom Keren Kajemet sammeln gegangen.
Am 1. Mai demonstrierten wir mit dem Vater auf der Ringstraße; da haben wir geschrieen: 'Techie Eretz Israel Haovedet [es lebe das arbeitende Israel]!' Für den Schomer [kurz für Haschomer Hatzair] sind wir dann auch mit der blauen Büchse vom Keren Kajemet sammeln gegangen.
Ich habe die Volksschule in der Leopoldsgasse besucht. Das war eine Schule, in der es noch Gasbeleuchtung gab. Es war aber keine jüdische Schule. Wir hatten einen jungen Lehrer, der im Krieg gewesen war und uns von den Schrecken des 1. Weltkriegs erzählte - behutsam, damit wir Kinder es ertragen können.
Ich war immer sehr schlimm. Ich konnte nicht ruhig sitzen und einmal sagte der Lehrer: 'Schlimme Kinder brauchen wir nicht.' Er hat mich zum Oberlehrer geführt. Der hat auch gesagt: 'Schlimme Kinder brauchen wir nicht.'
Also habe ich meine Sachen zusammengepackt und bin nach Hause gegangen. Kein Mensch hat mich aufgehalten. Dann haben sie aber doch Angst bekommen, denn es hätte ja was passieren können. Der Schuldiener ist am nächsten Tag zu uns nach Haus gekommen, weil ich nicht in der Schule war.
Ich war immer sehr schlimm. Ich konnte nicht ruhig sitzen und einmal sagte der Lehrer: 'Schlimme Kinder brauchen wir nicht.' Er hat mich zum Oberlehrer geführt. Der hat auch gesagt: 'Schlimme Kinder brauchen wir nicht.'
Also habe ich meine Sachen zusammengepackt und bin nach Hause gegangen. Kein Mensch hat mich aufgehalten. Dann haben sie aber doch Angst bekommen, denn es hätte ja was passieren können. Der Schuldiener ist am nächsten Tag zu uns nach Haus gekommen, weil ich nicht in der Schule war.
In der Malzgasse gab es auch eine Betstube. Mein Vater ist in diese Betstube gegangen - nicht, weil er so gläubig war, sondern weil es irgendwie dazu gehörte. Zu Simchat Torah [5] haben sie die Torahrollen herumgetragen. Als kleiner Bub war ich oft mit meinem Vater in der Betstube; aber je älter ich wurde, desto seltener ging ich mit.
Als mein Bruder und ich klein waren, gingen wir in einen jüdischen Kindergarten vis-a-vis unserer Wohnung. Er war an der Ecke Malzgasse, zwischen der Polizeidirektion Leopoldstadt [2. Bezirk] und der Raimundgasse.
Wir sind nicht gerne in den Kindergarten gegangen. Vor dem Kindergarten ist immer eine Frau gesessen, die Zuckerln verkaufte. Damit konnte man weinende Kinder beruhigen. Kapperln [Kopfbedeckung] haben wir keine getragen; es war nicht so streng.
Aber es war ein rein jüdischer Kindergarten. Er stand unter dem Tutorium der Kultusgemeinde. Im Kindergarten haben wir gesungen: 'Wir fahren nach Jerusalem und wer fährt mit? Du, liebe Schwester...' Daran kann ich mich erinnern.
Wir sind nicht gerne in den Kindergarten gegangen. Vor dem Kindergarten ist immer eine Frau gesessen, die Zuckerln verkaufte. Damit konnte man weinende Kinder beruhigen. Kapperln [Kopfbedeckung] haben wir keine getragen; es war nicht so streng.
Aber es war ein rein jüdischer Kindergarten. Er stand unter dem Tutorium der Kultusgemeinde. Im Kindergarten haben wir gesungen: 'Wir fahren nach Jerusalem und wer fährt mit? Du, liebe Schwester...' Daran kann ich mich erinnern.
Wir hatten nicht viel Geld, wir haben Kinderbeihilfe bekommen. Später haben wir ein Kabinett [kleines Zimmer] unserer Wohnung vermietet. Es war schwer damals, aber irgendwie sind wir zurechtgekommen.
Mein Vater hat in der Werdertorgasse, im 1. Bezirk, als Vertreter für Textilwaren gearbeitet. Ich kann mich daran erinnern, dass die Firma ein Auto hatte und mein Vater es ankurbeln musste, wie das bei den damaligen Autos notwendig war.
Mein Vater hat in der Werdertorgasse, im 1. Bezirk, als Vertreter für Textilwaren gearbeitet. Ich kann mich daran erinnern, dass die Firma ein Auto hatte und mein Vater es ankurbeln musste, wie das bei den damaligen Autos notwendig war.
Die Großmutter besaß eine Sparbüchse für Spenden für einen jüdischen Verein. Später hatte sie die blaue Büchse von der 'Keren Kajemet' [4]. Vom 'Keren Kajemet' hatte sie wahrscheinlich auch die Erde aus Palästina, die war in einem Sackerl.
Das Sackerl mit der Erde lag bei ihrer Totenwäsche, weil es geheißen hat: Du sollst begraben werden in der Erde von Palästina. Ich wusste schon als Kind, dass dieses Sackerl mit der Erde existiert.
Das haben wir ihr, als sie gestorben war, auch mitgegeben. Meine Großmutter starb am im Februar 1931 in Wien an Krebs. Mein Großvater, den ich nicht kannte, starb 1932 in Wien.
Das Sackerl mit der Erde lag bei ihrer Totenwäsche, weil es geheißen hat: Du sollst begraben werden in der Erde von Palästina. Ich wusste schon als Kind, dass dieses Sackerl mit der Erde existiert.
Das haben wir ihr, als sie gestorben war, auch mitgegeben. Meine Großmutter starb am im Februar 1931 in Wien an Krebs. Mein Großvater, den ich nicht kannte, starb 1932 in Wien.
Meine Großmutter war eine Anhängerin des Skoler Rebben [Rebbe jiddisch: Rabbiner]. Sie war ständig mit ihm in Verbindung. Der Rebbe hat in der Großen Pfarrgasse [2. Bezirk] gewohnt, auch ich habe ihn gekannt.
Was er gesagt hat, das war heilig für die Großmutter. Ich erinnere mich, dass er mehrere Kinder hatte, und dass er knapp vor 1938 in ein großes, schönes altes Haus in der Heinestrasse [2. Bezirk] zog.
Was er gesagt hat, das war heilig für die Großmutter. Ich erinnere mich, dass er mehrere Kinder hatte, und dass er knapp vor 1938 in ein großes, schönes altes Haus in der Heinestrasse [2. Bezirk] zog.
Die Großmutter ging zu den hohen Feiertagen in den Tempel. Wir haben sie immer in ihrem Zimmer besucht, und wenn wir es am Jom Kippur [jüdische Versöhnungstag; wichtigste Feiertag der Juden] vor Hunger nicht mehr ausgehalten haben, rochen wir am Etrog [3] und an den Gewürznelken, die sie in ihrem Zimmer hatte. Dann fiel uns das Fasten leichter.
Meine Mutter war als Krankenschwester verpflichtet. Sie trug auch eine Uniform. Ich weiß, dass nach Kriegsende meine Mutter, mein Vater und meine Schwester in der Ukraine waren.
Ende 1918 wollten sie nach Wien zurück. Ihr Zug wurde aber von Banditen ausgeraubt. Sie haben dann zu Fuß die Berge überquert und dabei abwechselnd meine Schwester getragen.
Ende 1918 wollten sie nach Wien zurück. Ihr Zug wurde aber von Banditen ausgeraubt. Sie haben dann zu Fuß die Berge überquert und dabei abwechselnd meine Schwester getragen.
Ein Jahr später ist mein Vater in den Krieg eingerückt. Sein Regiment, das Infanterieregiment Nummer 9, war wahrscheinlich in Galizien stationiert.
Zu Weihnachten 1914 war er aber schon mit einem Oberschenkelschuss in Wien, im Rudolfsspital. Danach hat er einige Zeit lang einen Gehstock benützten müssen, mit einem Knauf, der aussah wie ein Hase.
Den Knauf hatte er aufgehoben; ich habe ihn gesehen. Die Wunde ist verheilt, und er kehrte zu seinem Regiment zurück. Dann war er eine Zeit lang in Italien und danach wurde er nach Polen versetzt.
Meine Mutter war als Krankenschwester verpflichtet. Sie trug auch eine Uniform. Ich weiß, dass nach Kriegsende meine Mutter, mein Vater und meine Schwester in der Ukraine waren.
Zu Weihnachten 1914 war er aber schon mit einem Oberschenkelschuss in Wien, im Rudolfsspital. Danach hat er einige Zeit lang einen Gehstock benützten müssen, mit einem Knauf, der aussah wie ein Hase.
Den Knauf hatte er aufgehoben; ich habe ihn gesehen. Die Wunde ist verheilt, und er kehrte zu seinem Regiment zurück. Dann war er eine Zeit lang in Italien und danach wurde er nach Polen versetzt.
Meine Mutter war als Krankenschwester verpflichtet. Sie trug auch eine Uniform. Ich weiß, dass nach Kriegsende meine Mutter, mein Vater und meine Schwester in der Ukraine waren.
Onkel Jacob wurde mit seiner Frau Karoline am 27. Mai 1942 nach Maly Trostinec [2] [heute Weißrussland] deportiert und ermordet. Ihr Sohn Herbert Vorschirm emigrierte nach Amerika.
Tante Karoline schrieb ihrem Cousin Jacob Grossmann in Budapest, dass ihr Mann Jacob Vorschirm eine Schwester im richtigen Heiratsalter hätte. Ihrer Meinung nach war es an der Zeit zu heiraten.
Das sagten sie meiner Mutter: wenn eine Frau ein bestimmtes Alter erreicht hat, wird es schwierig, einen Mann zu finden. Sie haben über meinen Vater Auskunft eingeholt - was er arbeitet, wie viel er verdient und ob er einen guten Ruf hat. Dann ist mein Vater nach Wien gekommen, und 1912 haben meine Eltern im Tempel in der Leopoldsgasse, im 2. Bezirk, geheiratet.
Das sagten sie meiner Mutter: wenn eine Frau ein bestimmtes Alter erreicht hat, wird es schwierig, einen Mann zu finden. Sie haben über meinen Vater Auskunft eingeholt - was er arbeitet, wie viel er verdient und ob er einen guten Ruf hat. Dann ist mein Vater nach Wien gekommen, und 1912 haben meine Eltern im Tempel in der Leopoldsgasse, im 2. Bezirk, geheiratet.
Sie hatte eine Ausbildung als Schneiderin und wohnte damals in der Adambergergasse, im 2. Bezirk. Das ist in der Nähe der Unteren Augartenstraße. Meine Mutter war, wie meine Großmutter, eine religiöse Frau.
Die Großeltern hatten zwei Kinder: meine Mutter Erna und ihren Bruder Jacob. Meine Mutter wurde am 28. Mai 1885 in Tarnow geboren. Als sie zwei Monate alt war, übersiedelte die Familie nach Wien.
Seine Eltern haben nur jüdisch geheiratet, deshalb bekam er zuerst den Familiennamen seiner Mutter. Der Staat erkannte damals die jüdischen Hochzeiten nicht an. Irgendwann ist mein Vater nach Budapest gegangen und hat dort gelebt. Er hat perfekt ungarisch gesprochen.
Gertrude Kritzer
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Mutter hat in einem Brief geschrieben: 'Gott wird weiter helfen'. Ich weiß
nicht. Man sieht ja Juden, die, bevor sie ermordet wurden, die Hände zum
Himmel heben, weil sie glauben, da oben ist jemand. Vielleicht ist es
besser, man hat diesen Glauben. Ich sage: 'Da oben sind Wolken, weiter nix.
Wieso konnte einer zuschauen, wie Kinder vergast und verbrannt werden?
nicht. Man sieht ja Juden, die, bevor sie ermordet wurden, die Hände zum
Himmel heben, weil sie glauben, da oben ist jemand. Vielleicht ist es
besser, man hat diesen Glauben. Ich sage: 'Da oben sind Wolken, weiter nix.
Wieso konnte einer zuschauen, wie Kinder vergast und verbrannt werden?
Man muss unbedingt einen Kreis von Freunden haben. Das ist wichtig, weil
man sich geschützter fühlt. Mein Kreis ist einfach abhanden gekommen, ich
habe heute niemanden mehr. Meine guten Bekannten sind alle am vierten Tor
[Jüdischer Friedhof].
Sonntags gehe ich immer ins Maimonides Heim [Jüdisches Altersheim] zum
Mittagessen, weil ich dort eine gute Bekannte habe. Ich begrüße alle, die
ich kenne. Ich habe aber Angst, dass ich eines Tages hin muss. Ich möchte
es wirklich nicht. Ich habe meine angenehmen vier Wände, und ich will nicht
ins Heim. Den Gluskin, der ist hundert Jahre alt, den liebe ich. Es ist ein
Vergnügen mit ihm zusammen zu sein. Aber wenn mir einer erzählt, er habe im
Cheder gelernt und dann in seinem späteren Leben nur geschaut, viel Geld zu
verdienen, passt das für mich nicht zusammen. Ich werde immer einsamer,
aber auch im Heim kann man einsam sein. Als mein Bruder Ignatz dort war,
hatte er Glück, es gab eine nette Gesellschaft. Das waren Leute, die er
schon aus der Emigration in England kannte. Es war ein angenehmer Kreis,
aber alle sind schon gestorben.
man sich geschützter fühlt. Mein Kreis ist einfach abhanden gekommen, ich
habe heute niemanden mehr. Meine guten Bekannten sind alle am vierten Tor
[Jüdischer Friedhof].
Sonntags gehe ich immer ins Maimonides Heim [Jüdisches Altersheim] zum
Mittagessen, weil ich dort eine gute Bekannte habe. Ich begrüße alle, die
ich kenne. Ich habe aber Angst, dass ich eines Tages hin muss. Ich möchte
es wirklich nicht. Ich habe meine angenehmen vier Wände, und ich will nicht
ins Heim. Den Gluskin, der ist hundert Jahre alt, den liebe ich. Es ist ein
Vergnügen mit ihm zusammen zu sein. Aber wenn mir einer erzählt, er habe im
Cheder gelernt und dann in seinem späteren Leben nur geschaut, viel Geld zu
verdienen, passt das für mich nicht zusammen. Ich werde immer einsamer,
aber auch im Heim kann man einsam sein. Als mein Bruder Ignatz dort war,
hatte er Glück, es gab eine nette Gesellschaft. Das waren Leute, die er
schon aus der Emigration in England kannte. Es war ein angenehmer Kreis,
aber alle sind schon gestorben.
Wenn ich zu Hause bin und zum Beispiel Beinschinken esse, was selten
vorkommt, dann esse ich ihn aus dem Papier, denn mein Geschirr ist koscher.
Zu mir können auch Fromme kommen, aber ich koche überhaupt nicht mehr.
vorkommt, dann esse ich ihn aus dem Papier, denn mein Geschirr ist koscher.
Zu mir können auch Fromme kommen, aber ich koche überhaupt nicht mehr.
Ich bin natürlich oft nach Israel gefahren. Mein Mann hatte das nicht gern,
trotzdem bin ich oft gefahren, denn ich hatte dort meinen Neffen Avi, den
ich abgöttisch geliebt habe und der im Yom Kippur Krieg gefallen ist. Ich
hätte gern in Israel gelebt, aber mein Mann konnte nicht. Er hat die Hitze
nicht ertragen. Ich kann mir in Israel kein Altersheim leisten, aber für
mich ist dieses Land das Wichtigste in meinem Leben. Ich gehe zu allen
Veranstaltungen über Israel. Ich würde fast sagen, ich bin eine
Fanatikerin. Es tut mir weh, wenn Israelis sterben, Kinder junge Mädeln und
Burschen. Mein erspartes Geld bekommt ein Soldatenheim in Israel. Ich habe
dort verkrüppelte Soldaten gesehen. Die bekommen jeden Schilling oder jeden
Cent, den ich besitze.
trotzdem bin ich oft gefahren, denn ich hatte dort meinen Neffen Avi, den
ich abgöttisch geliebt habe und der im Yom Kippur Krieg gefallen ist. Ich
hätte gern in Israel gelebt, aber mein Mann konnte nicht. Er hat die Hitze
nicht ertragen. Ich kann mir in Israel kein Altersheim leisten, aber für
mich ist dieses Land das Wichtigste in meinem Leben. Ich gehe zu allen
Veranstaltungen über Israel. Ich würde fast sagen, ich bin eine
Fanatikerin. Es tut mir weh, wenn Israelis sterben, Kinder junge Mädeln und
Burschen. Mein erspartes Geld bekommt ein Soldatenheim in Israel. Ich habe
dort verkrüppelte Soldaten gesehen. Die bekommen jeden Schilling oder jeden
Cent, den ich besitze.
Als mein Mann krank war, ging er für einige Zeit ins jüdische Altersheim.
Dort war die medizinische Betreuung gut. Aber er wollte dann doch wieder
nach Hause und danach habe ich ihn jahrelang in verschiedenen Spitälern
besucht; ich habe alle gekannt.
Einmal waren wir Samstag in der Früh zum Katheterwechsel in einem Spital.
Da sagte der Arzt: 'Der Herr Kritzer hat nichts zu tun; da denkt er sich,
na, da gehe ich ins Spital. Aber er vergisst, dass wir hier sehr viel zu
tun haben. Mein Vater war auch krank, war 75 Jahre alt und hatte
Disziplin!'
Ich dachte, ich drehe durch und sagte zu ihm: 'Wissen Sie eigentlich, was
die Pflichten eines Arztes sind?'
Und er fragte mich: 'Warum haben sie einen Juden geheiratet?'
Darauf sagte ich: 'Sie werden lachen, ich bin auch Jüdin!'
So war das Gespräch und mein Mann saß mit großen Schmerzen zitternd dabei.
Nachdem der Arzt endlich den Katheter gewechselt hatte, hab ich ihn gepackt
und ihm gesagt:
'Sie sind ein richtiges Nazischwein.' Dann habe ich ihn noch angespuckt.
Mein Mann bekam Angst um mich. Seit fünfundzwanzig Jahren kann ich nicht
mehr weinen, aber ich bekam damals oft Schüttelfrost. Wenn man nicht mehr
weinen kann, ist das schlimm, weil das in der Brust sitzt und weh tut.
Ich beschwerte mich dann beim Chef des Krankenhauses, aber er sagte:
'Wissen sie, die Ärzte sind so überlastet.'
'Aber in diesem Fall, Herr Professor, war das nicht so, tun Sie etwas!'
forderte ich.
Ich schrieb dann dem Gesundheitsminister, und er antwortete: 'Ihr Mann
hätte schon längst operiert werden müssen, aber die Ärzte sind sehr
überlastet.'
Aber nicht alle Ärzte waren so, manche waren auch sehr nett, ich lernte
auch gute Christen kennen.
Ich hatte eine Freundin in Salzburg, sie ist seit einigen Jahren tot. Ich
habe sie auf einer Kur in Italien kennen gelernt. Ich habe geglaubt, eine
Kur könne mir helfen, doch noch ein Kind zu bekommen, denn ein Kind wollte
ich gern haben. Sie erzählte mir, sie wäre in der HJ [Hitler Jugend]
gewesen, aber ihr Vater sei umgebracht worden, weil er etwas gegen die
Nazis gesagt hatte. Als ich sie in Salzburg einmal besuchte, gingen wir zu
ihrem Sohn und tranken mit der Nachbarin Kaffee. Der Nachbarin gefiel meine
Halskette und sie zeigte mir daraufhin ihren Schmuck. Sie hatte eine
herrliche Smaragdgarnitur, fantastisch und ich dachte sofort: Vielleicht
ist dieser Schmuck von einer jüdischen Familie. In einer Kassette hatte sie
auch Silberzeug und darunter lag ein Hakenkreuz aus Rubinen und ich sagte:
'Warum haben sie das aufgehoben?'
Meine Freundin machte ihr ein Zeichen, aber sie verstand es nicht und
sagte:
'Na ja, man weiß nicht, wann man das wieder brauchen kann.'
Meine Freundin war mir gegenüber einmalig. Wenn mein Mann krank war, fuhr
sie von Salzburg nach Wien und am selben Tag wieder zurück, nur um ihn im
Krankenhaus zu besuchen. Sie war auch die Erste, die am Friedhof war, als
mein Mann gestorben ist. Ich hatte sie sehr gern und sie sagte immer:
'Schau, mein Vater ist auch umgebracht worden, weil er in einem Wirtshaus
was gegen die Nazis gesagt hat.'
Wenn man zu hart ist, kann man in Österreich nicht leben.
Dort war die medizinische Betreuung gut. Aber er wollte dann doch wieder
nach Hause und danach habe ich ihn jahrelang in verschiedenen Spitälern
besucht; ich habe alle gekannt.
Einmal waren wir Samstag in der Früh zum Katheterwechsel in einem Spital.
Da sagte der Arzt: 'Der Herr Kritzer hat nichts zu tun; da denkt er sich,
na, da gehe ich ins Spital. Aber er vergisst, dass wir hier sehr viel zu
tun haben. Mein Vater war auch krank, war 75 Jahre alt und hatte
Disziplin!'
Ich dachte, ich drehe durch und sagte zu ihm: 'Wissen Sie eigentlich, was
die Pflichten eines Arztes sind?'
Und er fragte mich: 'Warum haben sie einen Juden geheiratet?'
Darauf sagte ich: 'Sie werden lachen, ich bin auch Jüdin!'
So war das Gespräch und mein Mann saß mit großen Schmerzen zitternd dabei.
Nachdem der Arzt endlich den Katheter gewechselt hatte, hab ich ihn gepackt
und ihm gesagt:
'Sie sind ein richtiges Nazischwein.' Dann habe ich ihn noch angespuckt.
Mein Mann bekam Angst um mich. Seit fünfundzwanzig Jahren kann ich nicht
mehr weinen, aber ich bekam damals oft Schüttelfrost. Wenn man nicht mehr
weinen kann, ist das schlimm, weil das in der Brust sitzt und weh tut.
Ich beschwerte mich dann beim Chef des Krankenhauses, aber er sagte:
'Wissen sie, die Ärzte sind so überlastet.'
'Aber in diesem Fall, Herr Professor, war das nicht so, tun Sie etwas!'
forderte ich.
Ich schrieb dann dem Gesundheitsminister, und er antwortete: 'Ihr Mann
hätte schon längst operiert werden müssen, aber die Ärzte sind sehr
überlastet.'
Aber nicht alle Ärzte waren so, manche waren auch sehr nett, ich lernte
auch gute Christen kennen.
Ich hatte eine Freundin in Salzburg, sie ist seit einigen Jahren tot. Ich
habe sie auf einer Kur in Italien kennen gelernt. Ich habe geglaubt, eine
Kur könne mir helfen, doch noch ein Kind zu bekommen, denn ein Kind wollte
ich gern haben. Sie erzählte mir, sie wäre in der HJ [Hitler Jugend]
gewesen, aber ihr Vater sei umgebracht worden, weil er etwas gegen die
Nazis gesagt hatte. Als ich sie in Salzburg einmal besuchte, gingen wir zu
ihrem Sohn und tranken mit der Nachbarin Kaffee. Der Nachbarin gefiel meine
Halskette und sie zeigte mir daraufhin ihren Schmuck. Sie hatte eine
herrliche Smaragdgarnitur, fantastisch und ich dachte sofort: Vielleicht
ist dieser Schmuck von einer jüdischen Familie. In einer Kassette hatte sie
auch Silberzeug und darunter lag ein Hakenkreuz aus Rubinen und ich sagte:
'Warum haben sie das aufgehoben?'
Meine Freundin machte ihr ein Zeichen, aber sie verstand es nicht und
sagte:
'Na ja, man weiß nicht, wann man das wieder brauchen kann.'
Meine Freundin war mir gegenüber einmalig. Wenn mein Mann krank war, fuhr
sie von Salzburg nach Wien und am selben Tag wieder zurück, nur um ihn im
Krankenhaus zu besuchen. Sie war auch die Erste, die am Friedhof war, als
mein Mann gestorben ist. Ich hatte sie sehr gern und sie sagte immer:
'Schau, mein Vater ist auch umgebracht worden, weil er in einem Wirtshaus
was gegen die Nazis gesagt hat.'
Wenn man zu hart ist, kann man in Österreich nicht leben.
In Israel war ich eine stolze Israelin. Um die österreichische
Staatsbürgerschaft wieder zu bekommen, musste ich aber die israelische
zurückgeben. So war das Gesetz. Das hat mir sehr weh getan.
Staatsbürgerschaft wieder zu bekommen, musste ich aber die israelische
zurückgeben. So war das Gesetz. Das hat mir sehr weh getan.
Wir gingen jede Woche gemeinsam in die Oper und ins Konzert. Da wir nur
wenig Geld hatten, konnten wir uns nur Stehplätze leisten, aber das hat uns
nicht gestört. Mein Mann war ein ganz fanatischer Theaterbesucher und wenn
ich sagte: 'Der Werner Kraus war ein Nazi, er hat im 'Jud Süß'
[antisemitischen Hetzfilm] mitgespielt', so sagte er: 'Du verstehst das
nicht, das sind Schauspieler!'
Wir waren auch bei den Salzburger Festspielen. In Salzburg suchten wir ein
billiges Hotel, oder wir fuhren mit dem Zug ein paar Stationen aus Salzburg
heraus. Manchmal wohnten wir bei Bauern, das war sogar ganz nett.
wenig Geld hatten, konnten wir uns nur Stehplätze leisten, aber das hat uns
nicht gestört. Mein Mann war ein ganz fanatischer Theaterbesucher und wenn
ich sagte: 'Der Werner Kraus war ein Nazi, er hat im 'Jud Süß'
[antisemitischen Hetzfilm] mitgespielt', so sagte er: 'Du verstehst das
nicht, das sind Schauspieler!'
Wir waren auch bei den Salzburger Festspielen. In Salzburg suchten wir ein
billiges Hotel, oder wir fuhren mit dem Zug ein paar Stationen aus Salzburg
heraus. Manchmal wohnten wir bei Bauern, das war sogar ganz nett.
Antisemitismus, so komisch es ist, spürte ich nur durch meinen Mann und
seinen Bruder geschäftlich und in Spitälern. Mein Schwager war ein sehr
jüdischer Typ, ein Ostjude, und die Leute wollten von ihm nichts kaufen. In
den 1950er Jahren gab es noch ganz offenen Antisemitismus, aber ich hätte
das gar nicht bemerkt, weil man mir nicht ansieht, dass ich Jüdin bin.
Außerdem spreche ich einen schrecklichen österreichischen Dialekt.
'Frau Kritzer, kommen Sie, Ihr Mann kann auch einmal kommen, aber ihr
Schwager bitte nicht.' Das habe ich oft gehört. Sie wussten auch, dass ich
Jüdin bin, aber mich hielten sie aus. Zweimal ist es mir passiert, dass
Leute auf die andere Straßenseite wechselten, als ich mit jüdisch
aussehenden Männern den Gehsteig entlang gegangen bin. Ich glaube nicht,
dass ich überempfindlich bin.
seinen Bruder geschäftlich und in Spitälern. Mein Schwager war ein sehr
jüdischer Typ, ein Ostjude, und die Leute wollten von ihm nichts kaufen. In
den 1950er Jahren gab es noch ganz offenen Antisemitismus, aber ich hätte
das gar nicht bemerkt, weil man mir nicht ansieht, dass ich Jüdin bin.
Außerdem spreche ich einen schrecklichen österreichischen Dialekt.
'Frau Kritzer, kommen Sie, Ihr Mann kann auch einmal kommen, aber ihr
Schwager bitte nicht.' Das habe ich oft gehört. Sie wussten auch, dass ich
Jüdin bin, aber mich hielten sie aus. Zweimal ist es mir passiert, dass
Leute auf die andere Straßenseite wechselten, als ich mit jüdisch
aussehenden Männern den Gehsteig entlang gegangen bin. Ich glaube nicht,
dass ich überempfindlich bin.
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After WW2
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