Natürlich hatten wir damals überlegt, ob wir nach Israel gehen sollten. Ich habe gewusst, dass es hier Antisemitismus gibt, weil es ihn immer gegeben hat. Aber es gibt ihn überall, ich weiß zwar nicht warum, aber es gibt ihn bestimmt überall. Ich würde nicht sagen, dass es Heimatgefühl war, weswegen ich zurückgekommen bin, es war irgendwie auch die deutsche Sprache.
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Főbb események (politikai és történelmi)
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- Bukovina Romániához csatolása (1918) 7
- Észak-Bukovina csatolása a Szovjetunióhoz (1940) 19
- Lengyelország német megszállása (1939) 94
- Kisinyevi pogrom (1903) 7
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- Besszarábia szovjet megszállása (1940) 59
- Második bécsi diktátum 27
- Észt függetlenségi háború 3
- Varsói felkelés 2
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- Osztrák lovagi háború (1934) 9
- Anschluss (1938) 71
- A Habsburg birodalom összeomlása 3
- Dollfuß-rendszer 3
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- Kolkhoz 131
- KuK - Königlich und Kaiserlich 40
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- Orosz forradalom 351
- Ukrán éhínség (Holodomor) 199
- A Nagy tisztogatás 283
- Peresztrojka 233
- 1941. június 22. 468
- Molotov rádióbeszéde 115
- Győzelem napja 147
- Sztálin halála 365
- Hruscsov beszéde a 20. kongresszuson 148
- KGB 62
- NKVD 153
- Magyarország német megszállása (1944. március 18-19.) 45
- Józef Pilsudski (1935-ig) 33
- 1956-os forradalom 84
- Prágai Tavasz (1968) 73
- 1989-es rendszerváltás 174
- Gomulka kampány (1968) 81
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Holokauszt
9685
- Holokauszt (általánosságban) 2789
- Koncentrációs tábor / munkatábor 1235
- Tömeges lövöldözési műveletek 337
- Gettó 1183
- Halál / megsemmisítő tábor 647
- Deportálás 1063
- Kényszermunka 791
- Repülés 1410
- Rejtőzködés 594
- Ellenállás 121
- 1941-es evakuálások 866
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- Varsói felkelés (1944) 23
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- Igazságos nemzsidók 269
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- Holokauszt-kárpótlás 112
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- Trauma 1029
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- Felszabadulás 558
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Kommunizmus
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- Az állami rendőrséggel kapcsolatos tapasztalatok 349
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- Élet a rendszerváltás után (1989) 493
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Liselotte Albin
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Ich kam im August 1947 mit meinem späteren Ehemann Hans nach Wien zurück. Wir kamen direkt aus Shanghai, und ich kann sagen, dass die Fahrt bei G´tt nicht angenehm war. Am 25. Oktober 1951 haben wir geheiratet, ich hatte ein paar Jahre gebraucht, und er war noch nicht geschieden.
Eine Tante ist im KZ Auschwitz umgekommen. Von meiner engsten Familie haben eigentlich nur meine Eltern und mein Bruder überlebt. Großmama nicht, einige Geschwister meiner Mutter nicht, viele derer Kinder nicht. Es gibt in Prag eine Synagoge, wo alle Namen der Umgekommenen an den Wänden stehen. Die Namen sind in einer rötlichen Farbe auf weißem Grund niedergeschrieben. Dort bin ich gestanden und ich habe gelesen: Siegfried Frankl, seine Kinder Berthold Frankl und Evelina Frankl, Käthe Frankl, Regine Frankl.
Das waren nur die, die unter 'F' standen, da habe ich gesagt: 'Jetzt können wir gehen!' Diejenigen, die mütterlicherseits überlebt haben, waren in der Emigration in Kanada und Südamerika. Tante Elsa war zuerst in England, später in Amerika und kam dann zurück nach Wien.
Aber die Familie ist reichlich dezimiert worden. Von Vaters Seite sind alle Geschwister, außer Tante Grete, die in England überlebt hat - sie hat als Köchin gearbeitet und ist dort gestorben - und der jüngste Bruder Paul, der 1938 nach Israel ins Exil ging und nach dem Holocaust nach Wien zurück kam, ermordet worden.
Das waren nur die, die unter 'F' standen, da habe ich gesagt: 'Jetzt können wir gehen!' Diejenigen, die mütterlicherseits überlebt haben, waren in der Emigration in Kanada und Südamerika. Tante Elsa war zuerst in England, später in Amerika und kam dann zurück nach Wien.
Aber die Familie ist reichlich dezimiert worden. Von Vaters Seite sind alle Geschwister, außer Tante Grete, die in England überlebt hat - sie hat als Köchin gearbeitet und ist dort gestorben - und der jüngste Bruder Paul, der 1938 nach Israel ins Exil ging und nach dem Holocaust nach Wien zurück kam, ermordet worden.
Meine Tante Rosa Rendelstein, die Schwester meiner Mutter und ihre Familie waren auch kurz in Shanghai, um dann weiter nach Kanada zu fahren. Dort haben sie überlebt. Die, die in der Tschechoslowakei waren, inklusive meine Großmama, sind nach Theresienstadt deportiert worden, wo alle, bis auf Tante Laura, gestorben sind.
In Shanghai konnte man alles machen. Mein Vater hatte mit einem Deutschen zusammen eine Hemdenerzeugung, und mein Bruder war bei einer Import-Export Firma. Als mein Mann gestorben ist, war ich plötzlich allein und wusste nicht, was ich tun soll. So ging ich in eine Leihbibliothek arbeiten. Nur jüdische Mädeln haben dort gearbeitet. Trotz eines unmöglichen Chefs, habe ich diese Arbeit sehr gern gemacht und relativ lange dort gearbeitet. Danach habe ich mit einem Freund, dem Fritz, eine Margarinefabrik betrieben. Ich glaube, ich bin für einige Magenkoliken verantwortlich! Bis zu meiner Rückkehr habe ich dann als Sekretärin in einem 'Austrian Center' gearbeitet, das dort gegründet worden war.
Zu der Zeit, als ich in Shanghai ankam, konnte man noch überall wohnen, es war nur eine Frage des Geldes. Im internationalen Settlement war es teuer, dort lebten die Nobelemigranten, die so genannten '33-er' [Anm.: Deutsche Juden, die bereits 1933, nach Hitlers Machtergreifung, geflohen waren.], im Kriegsgebiet, es herrschte Krieg zwischen China und Japan, war es natürlich billiger. Wir, das heißt, mein Verlobter und seine Familie und meine Familie, wohnten im Kriegsgebiet. Die Japaner haben dann einige Jahre später dieses Gebiet besetzt. So wurde es zu einem Ghetto.
Ich habe viel von dieser Zeit verdrängt, ich weiß nicht mehr, wann Shanghai besetzt wurde und wie lange es dauerte. Ich kann auch nicht genau sagen, wann ich wo in Shanghai gewohnt habe. Sicher ist, dass ich in den ersten Jahren bei meinen Eltern gewohnt habe, im vom Krieg zerstörten Gebiet, in Hong Kio.
Als mein Mann und ich 1942 geheiratet haben, bekamen wir eine Wohnung außerhalb. 1944, als mein Mann starb, lebten wir aber bereits wieder bei den Eltern, obwohl ich mich nicht erinnern kann, aus welchen Gründen wir damals aus unserer Wohnung ausgezogen sind.
Ich habe viel von dieser Zeit verdrängt, ich weiß nicht mehr, wann Shanghai besetzt wurde und wie lange es dauerte. Ich kann auch nicht genau sagen, wann ich wo in Shanghai gewohnt habe. Sicher ist, dass ich in den ersten Jahren bei meinen Eltern gewohnt habe, im vom Krieg zerstörten Gebiet, in Hong Kio.
Als mein Mann und ich 1942 geheiratet haben, bekamen wir eine Wohnung außerhalb. 1944, als mein Mann starb, lebten wir aber bereits wieder bei den Eltern, obwohl ich mich nicht erinnern kann, aus welchen Gründen wir damals aus unserer Wohnung ausgezogen sind.
Ich selbst war auf der Mariahilferstrasse unterwegs, den Lärm habe ich mitbekommen. Schon vorher wurde ein Cousin von mir - ein Sohn meiner Tante Elsa - nach Dachau [KZ Dachau, Deutschland] geschickt, er war 3 Jahre älter als ich, also 21. Er hatte irgendeine Vorstrafe, ich weiß nicht welche, aber er hatte weder ein Kind geschändet, noch sonst etwas Schreckliches getan, aber diese Leute hat man sofort geholt.
Die 'Reichskristallnacht' [10] habe ich noch erlebt, aber vielleicht gibt es einen G'tt, denn wir waren damals bestimmt insofern geschützt, weil wir zu der Zeit Spediteure zu Hause hatten, denn wir sind ja schon Ende November weg. Auch das Geschäft meines Vaters war kein öffentliches Geschäft, das war ein Großhandel, ohne Auslagen. Da wurde gepackt, verpackt und weggeschickt, es waren also alle Arbeiter im Haus.
Er hat auch nicht unsere Einrichtung quasi verschleudert. Es war ihm egal, ob er für die Wohnungseinrichtung ein paar Schillinge bekommt, die er nicht mitnehmen darf. Es hat auch, außer der engsten Familie, niemand gewusst, dass wir weggehen.
Shanghai war der einzige Ort, an den man, wenn man eine Schiffskarte hatte, einfach hinfahren konnte. Man hat kein 'Permit' [9] gebraucht und keine Arbeitserlaubnis. Mein Vater hat damals gesagt: 'Kinder, da fahren wir hin, dann suchen wir von dort weiter. Dort wird man mich als Juden nicht verhaften, hier ja.'
Meine Eltern und die meines zukünftigen Ehemanns hatten wenig Kontakt, aber 1938 hatten sie ihn dann, weil wir zwei gesagt haben, dass wir zusammen bleiben wollen. Er war mit seiner Familie vor uns in Shanghai. Als wir ankamen, standen sie am Pier, um uns abzuholen.
Shanghai war der einzige Ort, an den man, wenn man eine Schiffskarte hatte, einfach hinfahren konnte. Man hat kein 'Permit' [9] gebraucht und keine Arbeitserlaubnis. Mein Vater hat damals gesagt: 'Kinder, da fahren wir hin, dann suchen wir von dort weiter. Dort wird man mich als Juden nicht verhaften, hier ja.'
Meine Eltern und die meines zukünftigen Ehemanns hatten wenig Kontakt, aber 1938 hatten sie ihn dann, weil wir zwei gesagt haben, dass wir zusammen bleiben wollen. Er war mit seiner Familie vor uns in Shanghai. Als wir ankamen, standen sie am Pier, um uns abzuholen.
Ich war noch vom März bis Juni 1938 in der Schule, danach durfte ich nicht mehr. Einen Beweis dafür, wie dumm und unreif ich war, erbrachte ich, als ich mit meinem tadellosen Abgangszeugnis zum Stadtschulrat ging und sagte: 'Ich möchte gern extern maturieren', und ein netter Herr sagte: 'Ja mein Kind, aus welchem Grund, politisch?' Ich bejahte. Da sagte er: 'Was genau?' 'Ich bin Jüdin!' Da war ich schon draußen! Allein schon die Idee! Das war aber irgendwie auch die allgemeine Linie damals.
Trotzdem man seit 1933 mitbekommen hatte, was in Deutschland passierte, höre ich meinen Vater noch sagen: 'Wenn einer nichts angestellt hat, kann man ihn nicht einsperren.'
Trotzdem man seit 1933 mitbekommen hatte, was in Deutschland passierte, höre ich meinen Vater noch sagen: 'Wenn einer nichts angestellt hat, kann man ihn nicht einsperren.'
Ich muss aber sagen, dass ich während meiner Schulzeit nie direkt angepöbelt wurde, oder ich habe es nicht bemerkt. Antisemitismus als solchen habe ich erst 1938 bewusst mitbekommen, wahrscheinlich habe ich mich viel zu wenig mit Politik beschäftigt. Ich kann mich aber noch gut an den Justizpalastbrand 1934 [8] erinnern.
1938 habe ich eine Erfahrung gemacht, die ich nie vergessen werde. Ich war knapp 18 Jahre alt, habe natürlich Radio gehört und Zeitung gelesen, und ich dachte mir: Es wird nicht alles stimmen, was die sagen, aber - und das ist die unerhörte Macht der Propaganda - manches wird schon stimmen. Und das habe ich gedacht, obwohl ich selbst betroffen war. Und jetzt frage ich mich, wie leicht jemand zu beeinflussen ist, der nicht betroffen ist, der nur das weiß, was er hört oder liest.
1938 habe ich eine Erfahrung gemacht, die ich nie vergessen werde. Ich war knapp 18 Jahre alt, habe natürlich Radio gehört und Zeitung gelesen, und ich dachte mir: Es wird nicht alles stimmen, was die sagen, aber - und das ist die unerhörte Macht der Propaganda - manches wird schon stimmen. Und das habe ich gedacht, obwohl ich selbst betroffen war. Und jetzt frage ich mich, wie leicht jemand zu beeinflussen ist, der nicht betroffen ist, der nur das weiß, was er hört oder liest.
Bis zu meinem fünfzehnten Lebensjahr war ich in der sehr gemäßigten sozialistischen Bewegung 'Bundschuh' mit Einverständnis meiner Eltern, wahrscheinlich sogar von ihnen initiiert. Es war eine wunderschöne Zeit, und natürlich wurde ich auch irgendwie durch diese Jugendbewegung geformt.
Ich war sehr sozialistisch, war auch dafür, alles sozial zu verteilen. Ich war sehr bös mit meinem Vater, der eine Chemikalienhandlung en gros hatte, dass er etwas kauft und es teurer verkauft: 'Das ist reinster Kapitalismus! So was macht man nicht!' Mein Vater hat darauf nur gesagt:
'Mein Kind, wenn du mit der Schule fertig bist, kommst du ins Geschäft und dann führst du es.' Ich finde das sind Erlebnisse, an die man sich erinnern sollte. Man macht seine Erfahrungen, und wenn man etwas älter ist, wird man etwas gescheiter.
Wenn es Wahlen gab, hat mein Vater sozialdemokratisch gewählt, weil es damals geheißen hat: 'Na, was soll ein Jude schon wählen? Christlichsozial? Nicht wirklich!' Unter Dollfuß [7] wurden dann ja alle auch nur politisch angehauchten Organisationen verboten. In meiner Organisation waren zu 90 Prozent jüdische Kinder, so hat sich das wahrscheinlich von allein aufgehört, weil die Eltern ja wussten, das es verboten war.
Ich war sehr sozialistisch, war auch dafür, alles sozial zu verteilen. Ich war sehr bös mit meinem Vater, der eine Chemikalienhandlung en gros hatte, dass er etwas kauft und es teurer verkauft: 'Das ist reinster Kapitalismus! So was macht man nicht!' Mein Vater hat darauf nur gesagt:
'Mein Kind, wenn du mit der Schule fertig bist, kommst du ins Geschäft und dann führst du es.' Ich finde das sind Erlebnisse, an die man sich erinnern sollte. Man macht seine Erfahrungen, und wenn man etwas älter ist, wird man etwas gescheiter.
Wenn es Wahlen gab, hat mein Vater sozialdemokratisch gewählt, weil es damals geheißen hat: 'Na, was soll ein Jude schon wählen? Christlichsozial? Nicht wirklich!' Unter Dollfuß [7] wurden dann ja alle auch nur politisch angehauchten Organisationen verboten. In meiner Organisation waren zu 90 Prozent jüdische Kinder, so hat sich das wahrscheinlich von allein aufgehört, weil die Eltern ja wussten, das es verboten war.
Meinen ersten Mann Herbert habe ich dann mit 15 Jahren kennen gelernt. Wir sind viel ins Burgtheater gegangen, wir hatten immer Stehplätze, und es war selbstverständlich, dass ein Bursche das Mädchen nach Hause brachte. Ich glaube, meine Eltern sind jedes Mal schon beim Fenster gestanden.
Wir gingen oft zu Bahnhöfen, da hat man sich so schön küssen können, ohne dass es jemand auffiel! Aber nur zu den großen Bahnhöfen, wo immer wieder Züge kamen, denn wir mussten ja so tun, als ob einer ankommt oder wegfährt! Also da hat sich unendlich viel getan in den letzten Jahrzehnten, denn wem fällt heute schon auf, wenn sich zwei junge Leute küssen? Damals ging das nicht so einfach.
Wir gingen oft zu Bahnhöfen, da hat man sich so schön küssen können, ohne dass es jemand auffiel! Aber nur zu den großen Bahnhöfen, wo immer wieder Züge kamen, denn wir mussten ja so tun, als ob einer ankommt oder wegfährt! Also da hat sich unendlich viel getan in den letzten Jahrzehnten, denn wem fällt heute schon auf, wenn sich zwei junge Leute küssen? Damals ging das nicht so einfach.
Ich hatte schon sehr zeitig einen Freund.
Der Pepi war 17 oder 18, er war auch Jude, ich muss 14 gewesen sein. Wir waren sehr eng und sehr platonisch befreundet. Ich glaube, er hat in der Gegend gewohnt. Wir hatten uns beim Eislaufen kennen gelernt. Nach dem Krieg habe ich ihn dann ein paar Mal in England besucht, und er mich, wenn er in Wien war.
Der Pepi war 17 oder 18, er war auch Jude, ich muss 14 gewesen sein. Wir waren sehr eng und sehr platonisch befreundet. Ich glaube, er hat in der Gegend gewohnt. Wir hatten uns beim Eislaufen kennen gelernt. Nach dem Krieg habe ich ihn dann ein paar Mal in England besucht, und er mich, wenn er in Wien war.
An den Wochenenden war ich mit Schulkollegen, mit Freunden oder Verwandten unterwegs. Wir sind mit dem Fahrrad zum Schwimmen in die Lobau gefahren, wir sind ins Kino gegangen - aber am Abend war ich zu Hause. Ich hatte schon sehr zeitig einen Freund.
In Wien lebten viele Juden konzentriert im 2. Bezirk, auch viele Flüchtlinge aus dem Osten. Es war aber nicht reguliert, jeder konnte in den 2. Bezirk hinein und von dort wieder hinaus. Jeder geht lieber dahin, wo er einen Landsmann findet, der ihm sagt: Da musst du hingehen, zu der Behörde musst du gehen.' Das gibt es überall.
In unserer Klasse waren wir 25 Kinder, davon sechs oder sieben jüdische. Aber eigentlich habe nicht ich mich denen angeschlossen, sondern meine Mutter deren Müttern. Ich hatte eine besondere Herzensfreundin, sie war keine Jüdin und kam aus ganz armen Verhältnissen - sie hat so gut wie bei uns gelebt.
Im Jahre 1938 kam dann ihre Mutter und sagte: 'Na, jetzt werdet ihr sehen, was es heißt, nichts zu haben!' Dabei hatten wir dem Kind immer nur Gutes getan. Ich hätte es ja auch noch verstanden, wenn die so etwas unter sich sagen, denn die waren ja überzeugt davon, dass alle Juden steinreich sind. Ich erinnere mich noch daran, dass zu uns ins Haus ein Jude mit seinem Bauchladen gekommen ist - also wenn der reich war, dann bin ich 1,80 m groß!
Im Jahre 1938 kam dann ihre Mutter und sagte: 'Na, jetzt werdet ihr sehen, was es heißt, nichts zu haben!' Dabei hatten wir dem Kind immer nur Gutes getan. Ich hätte es ja auch noch verstanden, wenn die so etwas unter sich sagen, denn die waren ja überzeugt davon, dass alle Juden steinreich sind. Ich erinnere mich noch daran, dass zu uns ins Haus ein Jude mit seinem Bauchladen gekommen ist - also wenn der reich war, dann bin ich 1,80 m groß!
Ich hatte das unerhörte Glück, eine ganz besonders kluge Lehrerin zu haben. Ich bin auch komischer Weise vom ersten bis zum letzten Schultag gern in die Schule gegangen - sehr gern. Ich war schon in der Volksschule eine sehr gute Schülerin, habe immer Vorzugszeugnisse bekommen. Ich mochte alle Fächer, mit Ausnahme von Zeichnen und Handarbeiten, das wir erst in Mittelschule gehabt haben. Meine Arbeit ist immer nur dreckig geworden, nie fertig; ich bin wirklich völlig unbegabt.
Ich hatte eine ganz blöde Handarbeitslehrerin, die hat meine Mutter kommen lassen, weil sie sich gezwungen fühlte, mir eine schlechte Note zu geben und mir dadurch den Vorzug zu verpatzen. Mutti sagte: 'Das wird sie zu verkraften wissen', worauf die Lehrerin meinte: 'Was soll nur einmal aus dem Kind werden?' 'Keine Handarbeitslehrerin!' hat die Mutti gesagt.
Ich hatte eine ganz blöde Handarbeitslehrerin, die hat meine Mutter kommen lassen, weil sie sich gezwungen fühlte, mir eine schlechte Note zu geben und mir dadurch den Vorzug zu verpatzen. Mutti sagte: 'Das wird sie zu verkraften wissen', worauf die Lehrerin meinte: 'Was soll nur einmal aus dem Kind werden?' 'Keine Handarbeitslehrerin!' hat die Mutti gesagt.
Ich hätte mit sechs Jahren in die Schule kommen sollen, aber da ich im November geboren wurde, wurde ich ein Jahr später eingeschult. Ich weiß noch, das die sehr nette Direktorin gefragt hat, wie die finanziellen Verhältnisse in unserer Familie sind und ob es sehr wichtig ist, dass ich sobald wie möglich verdienen muss. Meine Mutter hat daraufhin gesagt: 'Darauf möchte ich mich nicht verlassen!' So hat man mich dann zurückgestellt; geistig hätte ich das zwar noch bewerkstelligt, aber ich war nicht vorhanden: klein, zart und mager.
Da hat meine Mutter damals gesagt: 'Gut, dann geht der Bub auch nicht, es sind Zwillinge!' So kamen wir mit fast sieben Jahren in die Volksschule in der Mittelgasse, im 6.Bezirk. In der Mittelschule war ich dann im 13. Bezirk, in der Wenzgasse. Von Verkehr war damals noch nicht zu sprechen, jedenfalls haben wir das so empfunden. Ich weiß, ich bin auf der Mariahilferstrasse gegangen und vis-a- vis war eine Schulfreundin, und man ist einfach rüber gelaufen. Na, laufen Sie heute einmal einfach rüber!
Da hat meine Mutter damals gesagt: 'Gut, dann geht der Bub auch nicht, es sind Zwillinge!' So kamen wir mit fast sieben Jahren in die Volksschule in der Mittelgasse, im 6.Bezirk. In der Mittelschule war ich dann im 13. Bezirk, in der Wenzgasse. Von Verkehr war damals noch nicht zu sprechen, jedenfalls haben wir das so empfunden. Ich weiß, ich bin auf der Mariahilferstrasse gegangen und vis-a- vis war eine Schulfreundin, und man ist einfach rüber gelaufen. Na, laufen Sie heute einmal einfach rüber!
Trotzdem alle meine Vorfahren aus Mähren respektive Ungarn stammen - eine typische Wienerin also! - war Deutsch für mich von vornherein keine Fremdsprache, da man mit mir überhaupt nur Deutsch gesprochen hat. Wenn man aber etwas vor den Kindern geheim halten wollte, hat man tschechisch gesprochen, da die Großmama und meine Mutter noch Tschechisch sprachen. Oder man hat uns Kinder um ein Glas Wasser geschickt, mit den Worten: 'Lass das Wasser lange ablaufen!'
Wenn wir zusammen ins Restaurant gegangen sind, muss das eine besondere Gelegenheit gewesen sein, da wurde unsere Wohnung ausgemalt oder so etwas, sonst wären wir nicht hingegangen. Aber auch im Urlaub auf Ausflügen haben wir wenig konsumiert. Ein Soda oder ein Soda Himbeer war schon eine Ausnahme.
Ich bin heute zu hundert Prozent überzeugt, dass es keine Frage des Geldes war. Mein Vater, der abgesehen davon sehr großzügig war, war ein 'Verbraucher'. Auf das Kracherl ist es ihm nicht angekommen, er hat seine Eltern und die Großmama unterstützt, es wäre also gar kein Problem gewesen.
Man hat einfach um ein Eckhaus bescheidener gelebt. Man ist auch nie mit dem Taxi gefahren, das war Luxus, ebenso wie ein Auto besitzen. Man ist damals eigentlich nur unter zwei Bedingungen Auto gefahren: mit Koffern zum Bahnhof oder ins Spital!
Ich bin heute zu hundert Prozent überzeugt, dass es keine Frage des Geldes war. Mein Vater, der abgesehen davon sehr großzügig war, war ein 'Verbraucher'. Auf das Kracherl ist es ihm nicht angekommen, er hat seine Eltern und die Großmama unterstützt, es wäre also gar kein Problem gewesen.
Man hat einfach um ein Eckhaus bescheidener gelebt. Man ist auch nie mit dem Taxi gefahren, das war Luxus, ebenso wie ein Auto besitzen. Man ist damals eigentlich nur unter zwei Bedingungen Auto gefahren: mit Koffern zum Bahnhof oder ins Spital!
In den Ferien, solange wir wirklich Kinder waren, sind wir mit der Mutter weggefahren. Mein Vater ist immer dageblieben, er hat das Geschäft geführt. Aber ich glaube, es wäre ihm auch zu anstrengend mit uns Kindern gewesen. Wir sind aber nie sehr weit weg gefahren, denn am Freitag oder Samstag ist er auf Besuch gekommen.
Dort, wo wir waren, waren auch nur jüdische Leute. Wir waren jahrelang in Bad Fischau, da hatten wir bei einer Bäuerin - Hartmann hat sie geheißen - ein Zimmer mit einem Waschtisch. Wir bekamen immer ein Frühstück, und es gab einen sehr schönen Garten und einen Hof - das war ideal für Kinder.
Einmal haben wir einen Sommerurlaub in Mauer bei Wien verbracht, auch in Baden waren wir. Als wir um die 15 Jahre alt waren, sind wir in ein Zeltlager gefahren, für drei oder vier Wochen bei Villach. Das war mit dem Jugendbund 'Bundschuh', der stammte noch aus den Bauernkämpfen.
Die Eltern sind uns dort besuchen gekommen und haben uns in ihr Hotel mitgenommen, wo wir doppelt und dreifach gebadet wurden. Ich glaube, in der ganzen Zeit dort haben wir uns maximal die Hände gewaschen. Es gab ja einen See und man hat gefunden: Wenn man schwimmen geht, braucht man sich nicht zu waschen!
Dort, wo wir waren, waren auch nur jüdische Leute. Wir waren jahrelang in Bad Fischau, da hatten wir bei einer Bäuerin - Hartmann hat sie geheißen - ein Zimmer mit einem Waschtisch. Wir bekamen immer ein Frühstück, und es gab einen sehr schönen Garten und einen Hof - das war ideal für Kinder.
Einmal haben wir einen Sommerurlaub in Mauer bei Wien verbracht, auch in Baden waren wir. Als wir um die 15 Jahre alt waren, sind wir in ein Zeltlager gefahren, für drei oder vier Wochen bei Villach. Das war mit dem Jugendbund 'Bundschuh', der stammte noch aus den Bauernkämpfen.
Die Eltern sind uns dort besuchen gekommen und haben uns in ihr Hotel mitgenommen, wo wir doppelt und dreifach gebadet wurden. Ich glaube, in der ganzen Zeit dort haben wir uns maximal die Hände gewaschen. Es gab ja einen See und man hat gefunden: Wenn man schwimmen geht, braucht man sich nicht zu waschen!
Mein Bruder und ich waren nicht im Kindergarten, wir hatten mehrere Dienstmädchen, weil die Mutti zusammen mit dem Vater gearbeitet hat. Die Dienstmädchen haben auf uns aufgepasst und sind mit uns im Park spazieren gegangen. Manche waren sehr nett, manche waren 'a bißl deppert'.
Da war einmal eine, bei der ich während des Ausflugs dringend auf die Toilette musste. Auf die Idee, mit mir in ein Kaffeehaus zu gehen, ist sie anscheinend nicht gekommen, und so hat sie mich in ein Männerpissoir geschickt. Da wir ja ein sehr enges Familienleben hatten, wurde ich am Abendtisch natürlich gefragt, was wir denn gemacht hätten. Da hab ich gesagt: 'Ich war heute wo, wo lauter Männer waren!' 'Wo warst du?' 'Na ja, ich habe dringend gemusst, und die haben auch gemusst.' Das Kindermädchen war natürlich schon am nächsten Tag weg.
Da war einmal eine, bei der ich während des Ausflugs dringend auf die Toilette musste. Auf die Idee, mit mir in ein Kaffeehaus zu gehen, ist sie anscheinend nicht gekommen, und so hat sie mich in ein Männerpissoir geschickt. Da wir ja ein sehr enges Familienleben hatten, wurde ich am Abendtisch natürlich gefragt, was wir denn gemacht hätten. Da hab ich gesagt: 'Ich war heute wo, wo lauter Männer waren!' 'Wo warst du?' 'Na ja, ich habe dringend gemusst, und die haben auch gemusst.' Das Kindermädchen war natürlich schon am nächsten Tag weg.
Die Beziehungen der Hausparteien untereinander waren gut. Es gab vier Stockwerke mit vielen Familien und vielen Kindern. Trotzdem war der Kontakt zu den Familien Wachtmann und Felsenburg, also zu den jüdischen Familien, weitaus enger als zu den nichtjüdischen Familien.
Wirklichen Kontakt hatten wir noch mit dem Hausbesorger, aber das war so: Erstens hatte er zwei Kinder, zweitens haben wir ihn gebraucht. Meine Eltern verkehrten, trotzdem sie nicht sehr fromm waren, komischerweise stark in jüdischen Kreisen. Ich würde sagen, ihre Gesellschaft bestand zu 90 Prozent aus Juden, nur ist es einem damals nicht aufgefallen.
Der Vater hat jeden Sonntag im Kaffeehaus 'Westend' Tarock gespielt. Das Kaffeehaus war im Haus, dort waren fast alles Juden, und er hatte, mit Ausnahme eines Vertreters, nur jüdische Angestellte.
Wirklichen Kontakt hatten wir noch mit dem Hausbesorger, aber das war so: Erstens hatte er zwei Kinder, zweitens haben wir ihn gebraucht. Meine Eltern verkehrten, trotzdem sie nicht sehr fromm waren, komischerweise stark in jüdischen Kreisen. Ich würde sagen, ihre Gesellschaft bestand zu 90 Prozent aus Juden, nur ist es einem damals nicht aufgefallen.
Der Vater hat jeden Sonntag im Kaffeehaus 'Westend' Tarock gespielt. Das Kaffeehaus war im Haus, dort waren fast alles Juden, und er hatte, mit Ausnahme eines Vertreters, nur jüdische Angestellte.
Die Mutti hat gefastet, der Vater hat gesagt, er kann nicht fasten, er bekommt davon Migräne! Wir sind in den Religionsunterricht gegangen, und mein Bruder hat seine Bar Mitzwah [5] gefeiert. Unser Religionslehrer war schrecklich arm. Der hat sich gar nicht getraut, schlechte Noten zu geben. Ich habe die Bibel sehr spät gelesen, aber ich habe die Geschichten gekannt, sie wurden mir erzählt.
Ich weiß noch, dass ich das erste Mal im Tempel war, als irgendein Onkel von mir geheiratet hat. Das war in der Schmalzhofgasse, im 6. Bezirk, wo ich dann auch im Jugendgottesdienst war. Jom Kippur haben wir entweder zu Hause mit den Eltern gefeiert oder wir wurden von der Nachbarin eingeladen.
Im 1920er- Jahr haben sie dann eine vornehme Wohnung im 6. Bezirk gefunden. Die Wohnung war gut bürgerlich, ich habe nie Sorgen gekannt, wir sind auch auf Urlaub gefahren, obwohl man damals unendlich viel bescheidener gelebt hat als heute, gar keine Frage.
Meine Mutter hat meinen Vater erst im Jahre 1919 auf irgendeiner Festivität kennen gelernt. Er muss ein schneidiger junger Mann gewesen sein, denn im selben Jahr haben sie im Huber-Tempel, in Ottakring, geheiratet.
Er war Kaufmann, schon vor dem 1. Weltkrieg, er hatte damals irgendeinen guten Job bei einer Firma in Ägypten. Es gab ein Foto von meinem Vater, er war etwas größer als ich, aber für einen Mann sehr klein, da saß er auf einem Kamel. Das Foto ging natürlich durch viele Hände. Schade, dass ich es nicht mehr habe.
Hier in Wien hatte mein Vater später eine Chemikalienhandlung en gros. Im Jahre 1914 kam er aus Ägypten nach Österreich zurück, um zum Militär zu gehen. Das war nicht freiwillig, er wurde eingezogen, aber die meisten österreichischen Juden waren damals Patrioten.
Der Krieg hat ihn dann aber weniger begeistert, er war die ganze Zeit von 1914 bis 1918 eingezogen, er war aber nicht an der Front. Er hat mir erzählt, dass er nur Schweineställe beschützt hat, und ein großer Drückeberger war! Sein jüngerer Bruder Arthur war aber an der Front und wurde schwer verwundet.
Hier in Wien hatte mein Vater später eine Chemikalienhandlung en gros. Im Jahre 1914 kam er aus Ägypten nach Österreich zurück, um zum Militär zu gehen. Das war nicht freiwillig, er wurde eingezogen, aber die meisten österreichischen Juden waren damals Patrioten.
Der Krieg hat ihn dann aber weniger begeistert, er war die ganze Zeit von 1914 bis 1918 eingezogen, er war aber nicht an der Front. Er hat mir erzählt, dass er nur Schweineställe beschützt hat, und ein großer Drückeberger war! Sein jüngerer Bruder Arthur war aber an der Front und wurde schwer verwundet.
Mein Vater Richard Reichfeld ist 1893 geboren, er wäre heute weit über hundert Jahre alt. Der Papa ist schon in Wien geboren, trotzdem hat sein jüngster Bruder Paul komischerweise ungarisch gekonnt. Mein Vater nicht, aber der konnte etwas Französisch.