Meine Großmutter hieß Regina Landau. Sie wurde 1868 in Galizien, in Kolomea [heute Ukraine], geboren. Sie lebte in Wien im 2. Bezirk, ich glaube in der Großen Sperlgasse Nummer 21. Die Großmutter war sehr religiös: sie hielt den Schabbat [1] und aß nur koscher [2].
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Erwin Landau
Ich glaube, der Großvater war von Beruf Kaufmann und nicht sehr religiös.
Ich habe zu dieser Zeit überlegt, wegen der Kinder jüdisch zu leben. Dann aber habe ich gedacht, es ist Heuchelei, wenn ich nur für die Kinder anfange Gebetsriemen zu legen. Aber ich schickte die Kinder, den Michael vor allem, zur Hakoah [5]. Der frühere österreichische Meister im 100 Meter Brustschwimmen, war ein Hakoahner, der Herr Professor Paul Haber. Jetzt ist er der Präsident der Hakoah. Der Nachfolger von Haber über 100 Meter Brust war mein Sohn. Im ersten Jahr war er Zweiter, im zweiten Jahr wurde er Klubmeister. Michael war vielseitig interessiert. Ich hatte nicht Karriere gemacht, weil ich zu vielseitig war, mich interessierte alles, und ich konnte mich auf nichts festlegen.
Im September 1953 haben wir geheiratet. Mit den Kindern ließen wir uns Zeit, wir wollten erst einmal finanziell halbwegs abgesichert sein. 1960 wurde Michael geboren. Im Alter von 33 Jahren bekam ich einen Herzinfarkt, und das veränderte mein Leben. Ich sollte mich nicht mehr anstrengen, und ich wurde sehr bescheiden. Meine Frau wollte einen zweiten Sohn, Daniel kam 1964 auf die Welt.
Meine Ehefrau Eva Landau, geborene Fritz, wurde am 8. August 1929 in Wien geboren. Sie war keine Jüdin. Nach der Matura, 1947, studierte sie Zeitungswissenschaft und arbeitete dann als Volontärin für die Salzburger Nachrichten. 1950 erkrankte ihr Vater. Ursprünglich war er Kapitän, aber als er seine Frau, die die Tochter eines Generals war, heiratete, arbeitete er in der Creditanstalt [Bank]. Am Ende seiner Berufstätigkeit war er Leiter der Auslandsabteilung. Als er sehr krank wurde, organisierte er seiner Tochter einen Posten in der Nationalbank, wo meine Frau von 1950 bis 1981 arbeitete.
Mein Bruder musste zu einer orthodoxen Eheberatung, aber dann durften sie heiraten. Sie lebten dann in Kiriat Ono. Als er nach Israel kam, hat er bei der Generalvertretung von Kodak gearbeitet. Die Firma wurde aus irgendeinem Grund aufgelöst, und er wurde Leiter in der Buchhandlung Steinmatzky. Steinmatzky hat viele Filialen, er arbeitete in Tel Aviv, in der Nähe eines Theaters.
Mein Bruder hatte in Shanghai eine Fotografenausbildung gemacht und so wurde sein Hobby zum Beruf. Er hat in Wien im September 1953 geheiratet. Im Jänner wurde seine Tochter Lisi geboren, und ein Jahr später wurde der Fredi geboren. Nach acht oder neun Jahren ging die Ehe auseinander.
Ich dachte, wenn etwas mit meiner Mutter sein sollte, dann fahre ich nach Israel zurück. Ich traute mich aber auch nicht mehr zurück nach Israel, ich hatte Angst, denn ich hatte mich ja nur für ein Jahr vom Militär abgemeldet. Erst nach 25 Jahren, 1977, fuhr ich wieder nach Israel auf Besuch.
Ich bin 1952 mit einer Genehmigung des israelischen Militärs nach Österreich gefahren, weil mein Vater krank war. Auch wenn man nicht mehr beim Militär war, musste man einmal im Monat ein paar Tage Militärdienst leisten und einmal im Jahr einen Monat. Ich wurde ein Jahr davon befreit, weil ich gesagt habe, dass mein Vater sehr krank sei. Als er 1956 gestorben ist, bin ich nicht mehr nach Israel zurückgegangen. Ich wollte, aber ich konnte meine Mutter nicht allein lassen, obwohl mein Bruder auch in Wien war.
Mein Vater konnte in Palästina nicht als Verkäufer arbeiten, da er kein Wort hebräisch gesprochen hat, aber er konnte sehr gut Schilder malen. Also wurde er Schildermaler. Die Leute wollten aber oft nicht den vorher ausgehandelten Preis für seine Schilder zahlen. Er verstand das nicht, er sprach die Sprache nicht, er vertrug das Klima nicht und bekam Herzbeschwerden. Meiner Mutter ist es gut gegangen, sie hatte keine Beschwerden. Da mein Vater unglücklich war, haben meine Eltern mit meinem Bruder Israel im Jahre 1950 verlassen und sind zurück gefahren nach Wien. Fluchend und schimpfend kam mein Vater zurück.
Danach habe ich ein Jahr mit geistig Behinderten gearbeitet. Diese Arbeit wurde sehr gut bezahlt, und es ging mir gut. Ich hatte auch einen Freund, den Aron Kohn. Er war der Sohn von einem Schochet [Fleischhauer, der nach dem jüdischen Gesetz für koscheres Schlachten, schlachtet] in Jassi, in Rumänien. Wir waren gleichaltrig, seine Muttersprache war jiddisch, aber er sprach auch gut hebräisch. Wir hatten uns sehr angefreundet
Ich habe in Schanghai meine Matura gemacht, und mein Vater hatte gesagt: 'Medizin wirst du nicht studieren. Ich weiß, das ist dein Wunsch, aber du musst etwas Praktisches lernen, denn wir wissen nicht, wie lange wir hier bleiben müssen.' Da begann ich mit einer Elektrolehre. Ich lernte und arbeitete bei Elektrofirmen, bin aber manuell nicht besonders geschickt. Nach meiner Grundausbildung bei der Armee in Israel wurden wir gefragt, wer Armeebevollmächtigter für Gesundheit werden will. Das war mein Traum! Ich sagte sofort zu. Ich hatte eine gute Ausbildung und gehörte zu den drei Besten des Kurses. Die Besten wurden zu kleinen Armeeeinheiten geschickt, damit auch diese Einheiten einen eigenen Arzt hatten. Im Alter von 20 Jahren war ich für die Gesundheit von cirka 80 Leuten zuständig
Ich war im März 1949 in die israelische Armee eingetreten und blieb bis März 1951 beim Militär.
Ich war im März 1949 in die israelische Armee eingetreten und blieb bis März 1951 beim Militär.
Meine Eltern und mein Bruder versuchten sich in Palästina irgendwie durchzuschlagen, und ich meldete mich zum Militär. Zuerst wollte ich zur Marine, das war unser aller Traum, die Marine. Aber meine Mama sagte: 'Du wirst da hingehen, wo du hingeschickt wirst,' und das waren die schweren Mörser im Norden des Landes.
Wir wurden alle Zionisten. 1947 begannen die Menschen in ihre Heimatländer zurückzufahren. Der Vater meines besten Freundes, Doktor Eberstark, war Arzt. Er ließ eine schöne Praxis zurück, weil er nach Hause wollte. Mein Vater aber sagte: 'Nicht einmal sterben will ich in Österreich!' Wenn wir in Shanghai Nachrichten über Bombardierungen in deutschen Städten hörten, sagte er: 'Wann bombardieren sie endlich Wien?' Er hatte so einen Hass auf sein vor dem Krieg so geliebtes Land und verwand nie, was man uns angetan hatte. Er träumte von Amerika, aber Amerika kam nicht in Frage, denn mein Bruder und ich wollten nach Palästina. So fuhren wir am 31. Dezember 1948, nach neun Jahren in Shanghai, nach Palästina.
Es haben sich viele zionistische Organisationen gegründet, und die bemühten sich sehr um die Jugend. Ich wurde Mitglied in der zionistischen Jugendbewegung Betar, die eine braune Uniform hatte. Als mich mein Vater das erste Mal in der Uniform gesehen hat, hat er gesagt: 'Das ist doch eine Naziuniform, was fällt dir ein?' Da habe ich ihm erklärt, dass die Organisation Betar schon vor den Nazis existiert hat.
Zuerst haben wir in einem der ersten Hochhäuser Shanghais gewohnt. Es wurde in den 1920er- Jahren gebaut. Das Haus soll es heute noch geben, aber jetzt stehen viele Hochhäuser um unser Haus herum. Dann wohnten wir in Hongkew, einem Vorort von Schanghai. Dort hat man sehr billig gewohnt, und wir haben mit vielen Deutschen und Österreichern zusammen gelebt.
Die Reise begann im Februar 1939. Wir fuhren mit einem Zug nach Genua, verpassten das Schiff, fuhren mit dem Zug von Genua nach Neapel und in Neapel gingen wir auf unser Schiff. 1600 Leute waren auf dem Schiff. Ungefähr zwei Drittel waren aus Deutschland und ein Drittel aus Österreich. Die Deutschen und die Österreicher stritten sich ständig. Die Deutschen sagten den Österreichern, sie könnten nicht richtig deutsch sprechen, und die Österreicher sagten zu den Deutschen, sie seien Marmeladefresser. Wir Kinder konnten das nicht begreifen. Wir Kinder und Jugendlichen hatten keine Probleme damit, ob einer deutscher Jude oder österreichischer Jude war. Wir waren ungefähr sieben Buben im selben Alter. Zwei leben nicht mehr, Bobbi Klein, der Jüngste und mein Bruder, der Zweitjüngste. Drei Schiffe fuhren zwischen Schanghai und Italien hin und her, das ganze Jahr 1939 kamen Flüchtlinge in Shanghai an.
Nachdem wir die Wohnung verkauft hatten, sind wir zum Zug gegangen und nach Köln gefahren - wir wollten über die Dreiländergrenze Luxemburg, Frankreich, Deutschland. Ein direktes Ziel hatten wir nicht. Ich war neun Jahre alt, mein Bruder war sieben Jahre alt. An der Grenze sagten die Beamten: 'Wir können Sie nicht rüberlassen, wir haben unsere Befehle.' Was hätten wir tun sollen? Wir fuhren zurück nach Wien und gingen auf die Kultusgemeinde, denn wir hatten ja keine Wohnung mehr. Die Kultusgemeinde gab uns eine kleine Wohnung in der Robertgasse, im 2. Bezirk, in der Nähe der Urania. Dort lebten wir einige Monate zusammen mit der Witwe des Großvaters, Tante Marie nannten wir sie. Sie hatte auch ihre Wohnung verloren und Angst, allein zu sein - sie war ja schon eine ältere Dame. Nach einigen Monaten erfuhr mein Vater im Kaffeehaus, dass man für Schanghai keine Affidavids [4] brauchte. Eigentlich wollte er immer nach Amerika, in das Gelobte Land, aber nun flüchteten wir nach Schanghai.
Wir haben für unsere Eigentumswohnung samt der Einrichtung 200 Mark von irgendeinem Nazi bekommen. Meine Mutter hat geweint und gesagt, schon die Einrichtung sei ein vielfacher Wert. 'San's froh, dass sie des kriegen, andere kriegen überhaupt nichts', hat der Nazi gesagt.
Als er verhaftet wurde, verwandelte sich die Heimatliebe meines Vaters in glühenden Hass. Er verspürte fast einen pathologischen Hass auf Österreich und sagte: 'Wir bleiben nicht hier in diesem furchtbaren Land, in dem man, ohne etwas Schlechtes getan zu haben, verhaftet werden kann.' Nach Südamerika hätten wir durch den Onkel Hermann emigrieren können, aber da meinte mein Vater, da fahre er nicht hin, da würden ja nur Halbwilde leben. Er wollte nicht weit weggehen, also fuhren wir erst einmal nach Köln. Das war im Sommer 1938.
Als der Hitler kam, sagte mein Vater zuerst: 'Mir passiert nichts, ich habe doch mein Blut im Weltkrieg gegeben!' Dann wurde er verhaftet. Mein Vater war, wie auch mein Großvater und ich es bin, ein großer Witze Erzähler. An seinem Stammtisch im Lokal erzählte er immer Witze. Da wurden einige Tische zusammengestellt, und die Leute zerbogen sich vor Lachen.
Mein Vater war einer der Ersten, die verhaftet wurden, und er wartete auf den Abtransport ins KZ, als auf einmal einer seiner Zuhörer vom Stammtisch in der Uniform eines hohen Nazi kam: 'Ja Maxl, was machst du denn hier?' 'Ich bin Jude, ich werde jetzt ins KZ kommen', antwortete mein Vater. Der Nazi ließ meinen Vater einfach gehen. So rettete seine Witzerzählkunst ihm und unserer Familie das Leben.
Mein Vater war einer der Ersten, die verhaftet wurden, und er wartete auf den Abtransport ins KZ, als auf einmal einer seiner Zuhörer vom Stammtisch in der Uniform eines hohen Nazi kam: 'Ja Maxl, was machst du denn hier?' 'Ich bin Jude, ich werde jetzt ins KZ kommen', antwortete mein Vater. Der Nazi ließ meinen Vater einfach gehen. So rettete seine Witzerzählkunst ihm und unserer Familie das Leben.
In der Schule hatten wir zuerst einen Lehrer, den Herrn Steiner, der war ein glühender Sozialist. Als die Nazis kamen wurde er über Nacht gegen einen Erznazi ausgetauscht. Wir sieben jüdischen Buben mussten dann in eine jüdische Schule im 2. Bezirk, in die Vorgartenstrasse, wechseln. Auf dem Nachhauseweg von dieser Schule kamen wir immer an unserer alten Schule vorbei, und da lauerten oft Kinder auf uns, um uns zu verprügeln. Ich hatte dann eine gute Idee: wenn ein Erwachsener vorbeiging, lief ich im gleichen Schritt neben ihm her, so dass man nicht wusste, ob ich zu dem gehöre. Dadurch wurde ich nicht mehr verprügelt.
Seit Anfang der Volksschulzeit hatten wir Religionsunterricht. Ein paar Straßen weiter, in der Sebastian-Kneipp-Gasse, war eine jüdische Schule, da gingen die sieben jüdischen Kinder meiner Klasse ein - oder zweimal in der Woche zum Religionsunterricht. Wir lernten hebräisch lesen und ich besitze noch heute mein Gebetbuch aus dieser Zeit.
Als ich in die Schule in die Schönngasse, im 2. Bezirk, kam, brachte mich der Vater das erstemal hin. Vor der Schule war ein kleines Geschäft mit Schreibwaren. Eine alte Frau war die Inhaberin und mein Vater sagte zu mir: 'Wenn du etwas brauchst, ein Heft oder einen Radiergummi, dann kaufst du das hier bei dieser alten Dame.' Die alte Dame schloss mich in ihr Herz. Drei Jahre später kam der Hitler, und ich war gerade bei dieser Frau, als ein älterer Junge hereinkam und mich fragte: 'Bist a Jud?' Ich bejahte und platsch, gab er mir eine Ohrfeige. Da schrie die alte Dame: 'Du Lauser, woas haust den Klanen, i hau die a glei [Du Lausbub, warum haust du den Kleinen, ich hau dich auch gleich]!' Ich war wirklich stolz darauf ein Jude zu sein.
Ich wurde so erzogen, dass ich stolz darauf bin, ein Jude zu sein.
Unsere Nachbarn in der Stuwerstrasse waren lauter Juden. Der Glasermeister im Haus war ein ganz Religiöser mit einem langen Bart. Auch ein koscherer Fleischhauer mit einem weißen Bart wohnte ganz in unserer Nähe. Der Glasermeister hatte acht oder neun Kinder, der kleinste war der Maxi. Meine Mutter stellte einmal eine Kiste mit altem Spielzeug hinaus, und der Maxi durfte sich etwas aussuchen. Er glaubte, er sei im Traumland, er hatte so etwas noch nie gesehen, weil diese Familie bitter arm war.
Als mein Vater selbständig wurde, arbeitete er anfangs mit Onkel David zusammen. Später hatte er einen Kompagnon. Der Kompagnon hatte ein großes, schweres Motorrad. Sie fuhren oft mit dem Motorrad auf Geschäftsreise, denn sie arbeiteten in ganz Europa und kamen bis nach England. Mein Vater war ein großer Feinschmecker - er wusste, wo die Küche gut war und wo nicht. 'In Holland kann man wunderbar frühstücken, aber die besten Suppen gibt es in Metz.'
Die beiden Geschäftspartner waren immer lange unterwegs.
Die beiden Geschäftspartner waren immer lange unterwegs.
Meine Mutter wurde Hausfrau. Als sie noch keine Kinder hatte, ist sie sehr viel ins Theater und in die Oper gegangen, und je älter sie wurde, hat ihr Leben immer mehr aus dem Haushalt bestanden und den Kindern.
Ich wurde am 22. Juli 1929 in Wien geboren. Es hat eine große Wohnungsnot in Wien geherrscht, und meine Eltern haben keine Wohnung gefunden. Darum habe ich die ersten eineinhalb Jahre bei Pflegeeltern in der Nähe von Schwechat gelebt. In dieser Zeit wohnten meine Eltern im 'Hotel Bayerischer Hof' in der Taborstraße. Dann haben sie eine Wohnung im 2. Bezirk gefunden, in der Stuwerstrasse 39. Die Wohnung war klein, sie bestand aus einem Zimmer, einer Küche und einem Kabinett [kleines Zimmer].
Später machte sich mein Vater selbständig und wurde Handelsvertreter für Schreibwaren, das ist mit ein Grund dafür, warum ich in die Büromaschinen Branche einstieg.