Ida, Luis und Guki sind 1938 gemeinsam mit dem Bruder vom Arthur, dem Hermann und seiner Frau Anna, nach Belgien geflohen und haben dort während des Holocaust in Brüssel, wahrscheinlich mit falschen Papieren, überlebt. Guki lernte nach der Befreiung in Belgien einen amerikanischen Offizier kennen, heiratete ihn und ging mit ihm nach Amerika.
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- Besszarábia szovjet megszállása (1940) 59
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- A Nagy tisztogatás 283
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- Molotov rádióbeszéde 115
- Győzelem napja 147
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- Hruscsov beszéde a 20. kongresszuson 148
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- Magyarország német megszállása (1944. március 18-19.) 45
- Józef Pilsudski (1935-ig) 33
- 1956-os forradalom 84
- Prágai Tavasz (1968) 73
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- Gomulka kampány (1968) 81
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Holokauszt
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- Novemberpogrom / Kristályéjszaka 34
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- Varsói felkelés (1944) 23
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- Holokauszt-kárpótlás 112
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Kommunizmus
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Kitty Schrott
Ida war mit Arthur Zeisel verheiratet, dem eine Maschinenfabrik im 8. Bezirk, in der Kaiserstrasse gehörte. Sie hatten zwei Kinder: Gerda Kitty, Guki genannt und Ludwig, Luis genannt. Arthur starb bereits im Jahre 1935 an einem Gehirntumor. Nach dem Tod ihres Mannes, hatte Ida die Maschinenfabrik in der Kaiserstrasse übernommen.
Gerda hat einen Sohn Thomas, der Maria geheiratet hat. Leopold und seine zweite Frau Katharina hatten eine Tochter Johanna, die vor dem Holocaust nach England floh, Laszlo Reti heiratete und fünf Kinder hat. Leopold und Katharina wurden im Holocaust ermordet.
Hermann war Ledergroßhändler und hatte sein Geschäft im 15. Bezirk, in der äußeren Mariahilferstrasse. Seine Frau Anna Geiringer kam aus der Tschechoslowakei. Sie hatten zwei Töchter, Grete und Ida. Ich weiß, dass Ida 1896 geboren ist. Grete war nach dem Krieg einmal in Wien, da habe ich sie kennen gelernt. Sie waren nach dem Einmarsch der Deutschen nach Amerika geflüchtet, aber ich hatte keinen Kontakt mit dieser Familie.
Wilhelm war mit Paula Mandel verheiratet und hatte zwei Söhne. Alfred, der 1902 geboren wurde war mit Adi verheiratet, sie hatten keine Kinder. Er wurde im Oktober 1939 nach Nisko [1] deportiert und kam dort um. Fritz war mit Trude verheiratet, auch diese Ehe war kinderlos. Ihnen ist die Flucht nach Amerika gelungen, wo sie sehr alt wurden. Zum Schluss lebten sie in Kalifornien, aber Genaues weiß ich nicht. Wilhelm und Paula Mandel wurden im Holocaust ermordet.
Sieben Geschwister hatte mein Großvater: Hermann, Leopold, Moritz, Wilhelm, Lotte, Ignatz und Jakob. Der Urgroßvater hatte einen Bruder Heinrich Drill in Wien, der kinderlos war. Drei seiner Söhne, den Wilhelm, den Hermann und den Leopold schickte er zu diesem Bruder, vielleicht ging es dabei um eine bessere Ausbildung. Jedenfalls blieben diese drei in Wien und machten sich dort selbständig.
Meine Großmutter Gisela kochte, sie war eine phantastische Köchin. Es gab Hühnersuppe - die Nudeln machte sie selber -, und ich sehe noch vor mir, wie sie immer 14 Eier für die Nudeln nahm und dann die Nudelsuppe kochte, mit der sogar die Babys gefüttert wurden.
Sie machte auch Semmelknödeln, die sie mit Cornedbeef füllte, oder es gab Guavenknödel. Guaven sind eine Frucht, so ähnlich wie Mango, und die Großmutter stellte Marillenknödel ohne Marillen, eben mit diesen dort wachsenden Guaven her. So verdiente meine Familie Geld. Mein Vater und mein Onkel arbeiteten außerdem mit einem Chinesen zusammen, brachten Obst ins Lager und verkauften es.
Sie machte auch Semmelknödeln, die sie mit Cornedbeef füllte, oder es gab Guavenknödel. Guaven sind eine Frucht, so ähnlich wie Mango, und die Großmutter stellte Marillenknödel ohne Marillen, eben mit diesen dort wachsenden Guaven her. So verdiente meine Familie Geld. Mein Vater und mein Onkel arbeiteten außerdem mit einem Chinesen zusammen, brachten Obst ins Lager und verkauften es.
Einige Frauen der Insel organisierten im Lager für die Kinder einen Pfadfinderclub. Wir bekamen Uniformen, lernten den Schwur der Pfadfinder, es gab Prüfungen, zum Beispiel Lagerfeuer selber entzünden, einen Knopf annähen oder Kompott herstellen. Auch Ausflüge ans Meer machten wir.
Ich war eine recht gute Schülerin, und ich glaube, wenn ich nicht so viele Schulen in so vielen Ländern besucht hätte, wäre ich es auch geblieben. Es gab zwei Synagogen, eine liberale und eine fromme. Dr. Bieler, mein Religionslehrer auf Mauritius, hat mich sehr geprägt. Er hat uns die biblische Geschichte anschaulich und interessant erzählt. Wir Kinder waren gern bei den Gottesdiensten, und besonders gerne gingen wir zu den Hochzeiten.
Bis zu dem Zeitpunkt, als ich durch ältere Leute und durch mein Erwachsenwerden begriff, was das alles bedeutete, war mir die Situation, in der sich die Leute auf Mauritius befanden, überhaupt nicht bewusst - ich wuchs da einfach hinein. Wir lebten unter englischer Aufsicht viereinhalb Jahre in einem Lager.
Frauen und Männer waren getrennt. Die Camps waren durch Mauern getrennt. Am Anfang durften sich die Männer und Frauen nur zeitweise sehen. Das Lager verlassen konnte man zuerst nicht, später aber mit einem Passierschein, den man von Zeit zu Zeit bekam. Tagsüber durften sich die Männer und Frauen im Lager relativ frei bewegen, und es wurden auch Kinder dort geboren.
Die Frauen und die Kinder waren in Wellblechbaracken untergebracht, in denen 25 bis 30 Betten nebeneinander standen, über die Moskitonetze gespannt waren. Ich schlief mit meiner Mutter in einem Ehebett, unsere Beziehung zueinander war sehr eng. Meine Mutter hatte eine wunderbare Stimme und sang mir oft etwas vor, auch Opernarien sang sie. Daran erinnere ich mich sehr gut. Die Liebe zur Musik habe ich von meiner Mutter geerbt.
Die Männer waren in Steinhäusern, dem ehemals von Napoleon errichteten Gefangenenlager, untergebracht. Das Frauenlager wurde später abgerissen, das Gefängnis, in dem Männer untergebracht waren, ist noch heute ein Gefängnis.
Frauen und Männer waren getrennt. Die Camps waren durch Mauern getrennt. Am Anfang durften sich die Männer und Frauen nur zeitweise sehen. Das Lager verlassen konnte man zuerst nicht, später aber mit einem Passierschein, den man von Zeit zu Zeit bekam. Tagsüber durften sich die Männer und Frauen im Lager relativ frei bewegen, und es wurden auch Kinder dort geboren.
Die Frauen und die Kinder waren in Wellblechbaracken untergebracht, in denen 25 bis 30 Betten nebeneinander standen, über die Moskitonetze gespannt waren. Ich schlief mit meiner Mutter in einem Ehebett, unsere Beziehung zueinander war sehr eng. Meine Mutter hatte eine wunderbare Stimme und sang mir oft etwas vor, auch Opernarien sang sie. Daran erinnere ich mich sehr gut. Die Liebe zur Musik habe ich von meiner Mutter geerbt.
Die Männer waren in Steinhäusern, dem ehemals von Napoleon errichteten Gefangenenlager, untergebracht. Das Frauenlager wurde später abgerissen, das Gefängnis, in dem Männer untergebracht waren, ist noch heute ein Gefängnis.
Im Herbst 1940 kamen die Schiffe im Hafen von Haifa an. Die Engländer wollten uns nicht, und die Schiffe standen im Hafen. Man sagte, dass die Passagiere der 'Atlantik', die nun ein verwahrlostes, schmutziges Wrack war, auf die 'Patria' gehen sollten, um sich dort zu waschen. Zuerst sollten die Mütter und Kinder hinüber.
Meine Mutter aber sagte: 'Wir bleiben beisammen! Wir waren bisher beisammen, und wir bleiben beisammen!' Und sie ist mit mir nicht hinüber auf die 'Patria' gefahren. Aber Erna mit ihrer Tochter Inge fuhr hinüber. Sie schafften es, sich von der sinkenden 'Patria' [11] zu retten, die von der Haganah [12] durch zuviel Sprengstoff gesunken ist, obwohl sie nur verhindern wollten, dass das Schiff nach Mautitius, einer englischen Kolonie, mit den Geflüchteten geschickt wird. 200 Leute ertranken, Richard Eisinger, mit dem ich in Wien in unserer Wohnung gespielt hatte und seine Mutter waren darunter.
Erna und Inge durften dadurch, dass sie auf der Patria waren und beinahe ums Leben gekommen wären, in Palästina bleiben, während meine Familie nach zehn Tagen im Internierungslager in Atlith hinausgetrieben und nach Mauritius weiter geschickt wurde.
Das Lager wurde von jüdischen Aufpassern bewacht. Ich erinnere mich, wie sie in unsere Hütte kamen und sagten: 'Ihr müsst jetzt die Baracke verlassen', aber mit den Händen deuteten sie uns, wir sollen liegen bleiben. Die Frauen zogen sich nackt aus, blieben liegen und leisteten so Widerstand, aber das half nichts. Um das Lager war Stacheldraht, hinter dem Stacheldraht waren die Überlebenden der Patria, und wir konnten der Inge und ihrer Mutter zum Abschied winken.
Meine Mutter aber sagte: 'Wir bleiben beisammen! Wir waren bisher beisammen, und wir bleiben beisammen!' Und sie ist mit mir nicht hinüber auf die 'Patria' gefahren. Aber Erna mit ihrer Tochter Inge fuhr hinüber. Sie schafften es, sich von der sinkenden 'Patria' [11] zu retten, die von der Haganah [12] durch zuviel Sprengstoff gesunken ist, obwohl sie nur verhindern wollten, dass das Schiff nach Mautitius, einer englischen Kolonie, mit den Geflüchteten geschickt wird. 200 Leute ertranken, Richard Eisinger, mit dem ich in Wien in unserer Wohnung gespielt hatte und seine Mutter waren darunter.
Erna und Inge durften dadurch, dass sie auf der Patria waren und beinahe ums Leben gekommen wären, in Palästina bleiben, während meine Familie nach zehn Tagen im Internierungslager in Atlith hinausgetrieben und nach Mauritius weiter geschickt wurde.
Das Lager wurde von jüdischen Aufpassern bewacht. Ich erinnere mich, wie sie in unsere Hütte kamen und sagten: 'Ihr müsst jetzt die Baracke verlassen', aber mit den Händen deuteten sie uns, wir sollen liegen bleiben. Die Frauen zogen sich nackt aus, blieben liegen und leisteten so Widerstand, aber das half nichts. Um das Lager war Stacheldraht, hinter dem Stacheldraht waren die Überlebenden der Patria, und wir konnten der Inge und ihrer Mutter zum Abschied winken.
Letztendlich verließen wir Wien alle gemeinsam illegal auf einem Schiff die Donau abwärts bis ins Schwarze Meer. Mit uns waren Erna Hauser und ihre Tochter Inge. Emil Hauser, Inges Vater, war ja schon in Palästina und wartete dort auf Frau und Tochter.
Im rumänischen Donauhafen Tulcea wurden wir auf die 'Atlantik' in Richtung Palästina umgeschifft. Was ich später über diese Reise gelesen habe, war, dass rund 3.500 Flüchtlinge aus Österreich, Deutschland und der Tschechoslowakei, die Anfang September 1940 auf vier Schiffen ihre Reise Donau abwärts antraten, auf drei Hochseedampfer umgeschifft wurden.
Es herrschte großer Platzmangel. Die 'Atlantik', die höchstens 150 Passagiere hätte aufnehmen können, fuhr mit 1.800 Menschen los. Unter dem Deck hatten wir eine selbstgezimmerte Koje, da waren wir alle acht untergebracht. Die Koje hatte ein Dach, war aber irgendwie auch offen. Ich ging auf dem Schiff herum, mein Onkel Alexander arbeitete in der Küche, und ich besuchte ihn dort manchmal.
Obwohl ich damals fast sechs Jahre alt war, erinnere ich mich nur an bestimmte Dinge. Das Schiff brauchte Heizmaterial, es wurden die Maste abgesägt, um zu heizen. Ich war sehr viel krank, und meine Mutter brachte mich zum Schiffsarzt. Ich erinnere mich an meine Waschschüssel aus Wien und meinen Nachttopf.
Hunger hatte ich nie. Es ist möglich, dass ich wenig zu essen hatte, aber ich hatte nie Hunger. Alle Erwachsenen kümmerten sich um mich, ich war ja das einzige Kind der Familie. Woran ich mich aber erinnere, sind Wasserbegräbnisse. Man versenkte die Verstorbenen ins Wasser.
Im Herbst 1940 kamen die Schiffe im Hafen von Haifa an. Die Engländer wollten uns nicht, und die Schiffe standen im Hafen. Man sagte, dass die Passagiere der 'Atlantik', die nun ein verwahrlostes, schmutziges Wrack war, auf die 'Patria' gehen sollten, um sich dort zu waschen. Zuerst sollten die Mütter und Kinder hinüber.
Meine Mutter aber sagte: 'Wir bleiben beisammen! Wir waren bisher beisammen, und wir bleiben beisammen!' Und sie ist mit mir nicht hinüber auf die 'Patria' gefahren. Aber Erna mit ihrer Tochter Inge fuhr hinüber. Sie schafften es, sich von der sinkenden 'Patria' [11] zu retten, die von der Haganah [12] durch zuviel Sprengstoff gesunken ist, obwohl sie nur verhindern wollten, dass das Schiff nach Mautitius, einer englischen Kolonie, mit den Geflüchteten geschickt wird. 200 Leute ertranken, Richard Eisinger, mit dem ich in Wien in unserer Wohnung gespielt hatte und seine Mutter waren darunter.
Im rumänischen Donauhafen Tulcea wurden wir auf die 'Atlantik' in Richtung Palästina umgeschifft. Was ich später über diese Reise gelesen habe, war, dass rund 3.500 Flüchtlinge aus Österreich, Deutschland und der Tschechoslowakei, die Anfang September 1940 auf vier Schiffen ihre Reise Donau abwärts antraten, auf drei Hochseedampfer umgeschifft wurden.
Es herrschte großer Platzmangel. Die 'Atlantik', die höchstens 150 Passagiere hätte aufnehmen können, fuhr mit 1.800 Menschen los. Unter dem Deck hatten wir eine selbstgezimmerte Koje, da waren wir alle acht untergebracht. Die Koje hatte ein Dach, war aber irgendwie auch offen. Ich ging auf dem Schiff herum, mein Onkel Alexander arbeitete in der Küche, und ich besuchte ihn dort manchmal.
Obwohl ich damals fast sechs Jahre alt war, erinnere ich mich nur an bestimmte Dinge. Das Schiff brauchte Heizmaterial, es wurden die Maste abgesägt, um zu heizen. Ich war sehr viel krank, und meine Mutter brachte mich zum Schiffsarzt. Ich erinnere mich an meine Waschschüssel aus Wien und meinen Nachttopf.
Hunger hatte ich nie. Es ist möglich, dass ich wenig zu essen hatte, aber ich hatte nie Hunger. Alle Erwachsenen kümmerten sich um mich, ich war ja das einzige Kind der Familie. Woran ich mich aber erinnere, sind Wasserbegräbnisse. Man versenkte die Verstorbenen ins Wasser.
Im Herbst 1940 kamen die Schiffe im Hafen von Haifa an. Die Engländer wollten uns nicht, und die Schiffe standen im Hafen. Man sagte, dass die Passagiere der 'Atlantik', die nun ein verwahrlostes, schmutziges Wrack war, auf die 'Patria' gehen sollten, um sich dort zu waschen. Zuerst sollten die Mütter und Kinder hinüber.
Meine Mutter aber sagte: 'Wir bleiben beisammen! Wir waren bisher beisammen, und wir bleiben beisammen!' Und sie ist mit mir nicht hinüber auf die 'Patria' gefahren. Aber Erna mit ihrer Tochter Inge fuhr hinüber. Sie schafften es, sich von der sinkenden 'Patria' [11] zu retten, die von der Haganah [12] durch zuviel Sprengstoff gesunken ist, obwohl sie nur verhindern wollten, dass das Schiff nach Mautitius, einer englischen Kolonie, mit den Geflüchteten geschickt wird. 200 Leute ertranken, Richard Eisinger, mit dem ich in Wien in unserer Wohnung gespielt hatte und seine Mutter waren darunter.
Die alten Menschen waren ein großes Problem bei der Flucht, denn kein Land wollte sie haben. Ich glaube, ab Anfang Fünfzig galt man damals als alt. Einige unserer Verwandten ließen ihre Eltern in Wien, die dann in den KZs umkamen.
Meine Eltern und Onkel haben versucht, eine Möglichkeit zur Flucht aus Österreich zu finden - Einreisezertifikate in andere Länder zu bekommen. Aber nachdem wir acht Personen waren, gelang es nicht.
Am leichtesten hätten mein Onkel Alexander und Onkel Ernst ein Permit [10] nach England bekommen, sie waren noch Junggesellen. Aber die Familie hatte beschlossen, zusammen zu bleiben. Es hätte vielleicht auch für meine Eltern und mich eine Möglichkeit gegeben, aber für die Großeltern nicht.
Die meisten der Familie meiner Mutter waren nach Chile geflüchtet, ohne meine Eltern von ihrem Vorhaben zu unterrichten. Erst als sie alles unter Dach und Fach hatten, haben sie von ihrer bevorstehenden Reise erzählt. Mein Vater warf es ihnen nie vor, aber er verzieh es ihnen auch nicht. Ich sehe das heute anders, denn ich glaube, jeder dachte zuerst an sich und seine Familie. Und sie haben, so wie wir, die Großeltern mitgenommen.
Die alten Menschen waren ein großes Problem bei der Flucht, denn kein Land wollte sie haben. Ich glaube, ab Anfang Fünfzig galt man damals als alt. Einige unserer Verwandten ließen ihre Eltern in Wien, die dann in den KZs umkamen.
Am leichtesten hätten mein Onkel Alexander und Onkel Ernst ein Permit [10] nach England bekommen, sie waren noch Junggesellen. Aber die Familie hatte beschlossen, zusammen zu bleiben. Es hätte vielleicht auch für meine Eltern und mich eine Möglichkeit gegeben, aber für die Großeltern nicht.
Die meisten der Familie meiner Mutter waren nach Chile geflüchtet, ohne meine Eltern von ihrem Vorhaben zu unterrichten. Erst als sie alles unter Dach und Fach hatten, haben sie von ihrer bevorstehenden Reise erzählt. Mein Vater warf es ihnen nie vor, aber er verzieh es ihnen auch nicht. Ich sehe das heute anders, denn ich glaube, jeder dachte zuerst an sich und seine Familie. Und sie haben, so wie wir, die Großeltern mitgenommen.
Die alten Menschen waren ein großes Problem bei der Flucht, denn kein Land wollte sie haben. Ich glaube, ab Anfang Fünfzig galt man damals als alt. Einige unserer Verwandten ließen ihre Eltern in Wien, die dann in den KZs umkamen.
Wenn ich mit meinem Vater oder Großvater unterwegs war, durfte ich bei Ansammlungen nie stehen bleiben. Es gab Militärparaden, da sah man zu, dass man nicht dabei war oder möglichst nicht auffiel. Einmal kam meine Mama nach Hause und erzählte, dass Juden den Gehsteig säubern mussten und sie gerade noch daran vorbeigekommen war.
Man durfte als Jude nicht mehr in die meisten Parkanlagen, auch nicht in den Prater. Liese, die Tochter von Michael und Lotte Eisinger, war sehr hübsch, ungefähr 20 Jahre alt und sah überhaupt nicht jüdisch aus. Sie ging mit mir schon vor 1938 ins Kino, und wir sahen einen Film mit Shirley Temple - das war mein erster Kinofilm. Liese ging, trotz Verbot für Juden, mit mir in den Prater Ringelspiel fahren.
Ich wusste natürlich nicht, dass wir etwas Verbotenes tun. Alle waren glücklich, als wir wieder gesund zurück waren. Mit meinem Vater waren meine Cousine Inge und ich auch gemeinsam im Prater, aber da hat uns niemand erkannt. Mein Großvater ging einmal mit mir auf der Hauptallee im Prater, da wurden wir aber verjagt, daran erinnere ich mich, ich war damals fünf Jahre alt. Ich habe mit einer gewissen Angst gelebt, aber ich verstand natürlich nicht, was da los war.
Man durfte als Jude nicht mehr in die meisten Parkanlagen, auch nicht in den Prater. Liese, die Tochter von Michael und Lotte Eisinger, war sehr hübsch, ungefähr 20 Jahre alt und sah überhaupt nicht jüdisch aus. Sie ging mit mir schon vor 1938 ins Kino, und wir sahen einen Film mit Shirley Temple - das war mein erster Kinofilm. Liese ging, trotz Verbot für Juden, mit mir in den Prater Ringelspiel fahren.
Ich wusste natürlich nicht, dass wir etwas Verbotenes tun. Alle waren glücklich, als wir wieder gesund zurück waren. Mit meinem Vater waren meine Cousine Inge und ich auch gemeinsam im Prater, aber da hat uns niemand erkannt. Mein Großvater ging einmal mit mir auf der Hauptallee im Prater, da wurden wir aber verjagt, daran erinnere ich mich, ich war damals fünf Jahre alt. Ich habe mit einer gewissen Angst gelebt, aber ich verstand natürlich nicht, was da los war.
Die Wohnung war groß und komfortabel. Da sie zu teuer war, zogen wir dann alle in eine kleinere, billigere Wohnung in der Czerningasse. Meine Großeltern und ich schliefen gemeinsam in einem Zimmer, wo die anderen schliefen, weiß ich nicht.
In der Wohnung gab es auch einen großen Raum voller Kisten, die verschifft werden sollten, und dort kletterte ich oft mit einem Cousin, der Richard Eisinger hieß, und meiner Cousine Inge auf den Kisten herum. Hausrat, Geschirr und Bettzeug waren in den Kisten verpackt, Möbel und Bilder mussten wir in Laa zurücklassen.
In der Wohnung gab es auch einen großen Raum voller Kisten, die verschifft werden sollten, und dort kletterte ich oft mit einem Cousin, der Richard Eisinger hieß, und meiner Cousine Inge auf den Kisten herum. Hausrat, Geschirr und Bettzeug waren in den Kisten verpackt, Möbel und Bilder mussten wir in Laa zurücklassen.
Im Jahre 1938, nachdem die Deutschen in Österreich einmarschiert waren, mussten wir aus Laa nach Wien ziehen, denn die Juden aus den Bundesländern wurden in Wien versammelt. In Wien gab es Familie und Freunde meiner Eltern, ich erinnere mich noch an die vielen Cousins und Cousinen.
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1938
See text in interview
Mein Vater las immer die Zeitung, meine Mutter las in Büchern. Ich denke mir, dass meine Eltern vor dem Krieg zusammen in Wien ins Theater gingen, aber ich war zu klein, um eine Erinnerung daran zu haben.
Die Großeltern fuhren, wenn sie überhaupt irgendwohin fuhren, zur Kur nach Baden, aber da waren ihre Kinder bereits erwachsen. Wirklich reisen, in andere Länder, konnten sie nicht. Dafür waren meine Eltern und Großeltern nicht reich genug, das war eine andere Verdienstklasse, die reiste. Wenn meine Großeltern nach Baden fuhren, oder Verwandte besuchten, blieben sie auch nur für ein paar Tage, aber so genau weiß ich das auch nicht.
Die Großeltern fuhren, wenn sie überhaupt irgendwohin fuhren, zur Kur nach Baden, aber da waren ihre Kinder bereits erwachsen. Wirklich reisen, in andere Länder, konnten sie nicht. Dafür waren meine Eltern und Großeltern nicht reich genug, das war eine andere Verdienstklasse, die reiste. Wenn meine Großeltern nach Baden fuhren, oder Verwandte besuchten, blieben sie auch nur für ein paar Tage, aber so genau weiß ich das auch nicht.
Die finanzielle Situation meiner Eltern damals war eigentlich recht gut, denn sie hatten ein Auto - das war zu dieser Zeit nicht selbstverständlich - sie hatten Angestellte, zwei Häuser, Felder, Grundstücke, es gab sogar Schmuck. Meine Großmutter in Wien besaß ein Lebensmittelgeschäft. Ich würde nicht sagen, dass sie reich waren, aber von arm kann nicht die Rede sein.
Wir hatten sogar ein Wohnhaus mit fließendem Wasser und einem Badezimmer. Als meine Mutter nach Laa kam, kamen Verwandte, die kein Badezimmer hatten, immer zu ihr zum Baden. Der Badeofen wurde noch mit Holz geheizt, aber so ein Badezimmer war etwas Besonderes.
Im Geschäftshaus gab es auch ein Wohnzimmer mit einer Küche, wo sich immer die ganze Familie traf. Wir hatten einen Hund, einen Bernhardiner, der hieß Barry. Eigentlich mag ich Tiere nicht besonders, aber den Barry mochte ich sehr. An ein Dienstmädchen erinnere ich mich auch, das mich sehr gern hatte. Hinter dem Haus war ein großer Hof mit Stallungen.
Wir hatten sogar ein Wohnhaus mit fließendem Wasser und einem Badezimmer. Als meine Mutter nach Laa kam, kamen Verwandte, die kein Badezimmer hatten, immer zu ihr zum Baden. Der Badeofen wurde noch mit Holz geheizt, aber so ein Badezimmer war etwas Besonderes.
Im Geschäftshaus gab es auch ein Wohnzimmer mit einer Küche, wo sich immer die ganze Familie traf. Wir hatten einen Hund, einen Bernhardiner, der hieß Barry. Eigentlich mag ich Tiere nicht besonders, aber den Barry mochte ich sehr. An ein Dienstmädchen erinnere ich mich auch, das mich sehr gern hatte. Hinter dem Haus war ein großer Hof mit Stallungen.
An die ersten Jahre kann ich mich nicht mehr so gut erinnern. Aber ich weiß, dass am Schabbat immer zum Abschluss die Havdala, der Segen über die Kerze, gesprochen wurde, und ich erinnere mich an die herrlich geflochtene Kerze.
Vor dem Krieg schlachtete der ganz normale Fleischerhauer in Laa das Fleisch koscher. Das weiß ich aus Geschichten von Verwandten. Der Großvater war angeblich nicht sehr belesen, er war kein Bibelforscher, aber er befolgte alle Regeln, die er von seinen Eltern übernommen hatte. Ich erinnere mich noch an mein Gitterbett; jeden Abend kam er an mein Bett und betete mit mir. Als mein Großvater 1941 auf Mauritius starb, war ich sechs Jahre alt.
Vor dem Krieg schlachtete der ganz normale Fleischerhauer in Laa das Fleisch koscher. Das weiß ich aus Geschichten von Verwandten. Der Großvater war angeblich nicht sehr belesen, er war kein Bibelforscher, aber er befolgte alle Regeln, die er von seinen Eltern übernommen hatte. Ich erinnere mich noch an mein Gitterbett; jeden Abend kam er an mein Bett und betete mit mir. Als mein Großvater 1941 auf Mauritius starb, war ich sechs Jahre alt.
Die Hochzeitsreise ging zum Semmering, ins Hotel 'Panhans'. Nur neun statt 14 Tage verbrachten sie dort, weil mein Vater es nicht so lange aushielt und nach Hause wollte. Mein Vater fuhr auch nach dem Krieg nicht viel umher. Er sagte immer: 'Ich habe so viel Zeit am Land verbracht, ich brauch nicht aufs Land fahren, um mich zu erholen.'
Er wäre gern einmal nach Paris und in andere Weltstädte gefahren, aber im Alter war er krank und finanziell nicht so gut gestellt, darum konnte er sich diesen Wunsch nicht erfüllen. So nur zum 'Erholen fahren', das war nicht seine Sache. Meine Mutter war bei ihrer Hochzeit fast neunundzwanzig Jahre alt, für damalige Verhältnisse war sie wirklich eine alte Braut. Als junges Mädchen war sie allein nach Venedig und ans Meer nach Abbazia [heute: Kroatien] gefahren, das war damals sicher emanzipiert.
Nach der Hochzeit zog meine Mutter zu meinem Vater und seiner Familie nach Laa. Mein Vater, sein Bruder Ernst und der Großvater arbeiteten mit dem Großvater als Pferde - und Fruchthändler, und meine Mutter und die anderen Frauen der Familie führten den Haushalt. Sicher war das kein einfaches Leben, das meine Mutter unter dem Regime ihrer Schwiegermutter führte.
Er wäre gern einmal nach Paris und in andere Weltstädte gefahren, aber im Alter war er krank und finanziell nicht so gut gestellt, darum konnte er sich diesen Wunsch nicht erfüllen. So nur zum 'Erholen fahren', das war nicht seine Sache. Meine Mutter war bei ihrer Hochzeit fast neunundzwanzig Jahre alt, für damalige Verhältnisse war sie wirklich eine alte Braut. Als junges Mädchen war sie allein nach Venedig und ans Meer nach Abbazia [heute: Kroatien] gefahren, das war damals sicher emanzipiert.
Nach der Hochzeit zog meine Mutter zu meinem Vater und seiner Familie nach Laa. Mein Vater, sein Bruder Ernst und der Großvater arbeiteten mit dem Großvater als Pferde - und Fruchthändler, und meine Mutter und die anderen Frauen der Familie führten den Haushalt. Sicher war das kein einfaches Leben, das meine Mutter unter dem Regime ihrer Schwiegermutter führte.
Meine Eltern wurden in Wien einander vorgestellt. Mein Onkel Alexander kannte jemanden, der meinen Vater kannte, und so trafen sie einander. Nachdem meine Mutter keinen Vater mehr hatte, führte mein Onkel die 'Verhandlungen', dabei ging es unter anderem auch um die Mitgift. Meine Eltern heirateten am 11. Februar 1934. Am 11. Februar 1934 gab es einen Aufstand [9], Kämpfe im Karl-Marx Hof. Das war der Aufstand der Sozialisten, also ein prägnanter Tag. An diesem Tag haben meine Eltern im Hietzinger Tempel, in der Eitelbergergasse, geheiratet.
Fredi absolvierte in Wien die Hotelfachschule und studierte dann Fremdenverkehr. Johnny war schon gelernter Diplomkaufmann und wurde später selbständig. Fredi heiratete eine Israelin und übersiedelte vor ungefähr 15 Jahren aus Chile nach Israel, wo er als Fremdenführer lebt. Eugen aber war schon alt und krank und starb 1972 in Wien.
Die Brüder meiner Mutter waren schon erwachsen, meine Mutter war damals fünfzehn Jahre alt. Sie besuchte eine Haushaltsschule mit einer Schneiderausbildung und arbeitete dann gemeinsam im Lebensmittelgeschäft mit ihrer Mutter und Onkel Alexander.
Eugen besaß ein eigenes Lebensmittelgeschäft auf der Wiedner Hauptstrasse und war mit Alma Kobler verheiratet. Sie hatten eine Tochter Johanna, die 1927 oder 1928 in Wien geboren wurde. Die Familie floh nach Chile. Was mein Onkel in Chile arbeitete, weiß ich nicht genau. Ich glaube, er besaß wieder ein Lebensmittelgeschäft. Johanna wurde in Chile zu Juana.
Eugen besaß ein eigenes Lebensmittelgeschäft auf der Wiedner Hauptstrasse und war mit Alma Kobler verheiratet. Sie hatten eine Tochter Johanna, die 1927 oder 1928 in Wien geboren wurde. Die Familie floh nach Chile. Was mein Onkel in Chile arbeitete, weiß ich nicht genau. Ich glaube, er besaß wieder ein Lebensmittelgeschäft. Johanna wurde in Chile zu Juana.
Meine Großmutter war sehr fromm. Sie hielt alle Traditionen und betete jeden Tag. Ich sehe die Großmutter noch mit dem Gebetbuch vor mir: sie betete in der Früh als auch am Abend. Auch nach dem Krieg führte sie in Wien noch einen koscheren Haushalt, mischte milchig und fleischig nicht, aber sie ging nicht in den 2. Bezirk einkaufen, das wäre ihr zu mühsam gewesen. Bis zu ihrem Tod im Jahre 1956 blieb sie eine fromme Frau.
Moritz und Therese hatten zwei Söhne und zwei Töchter: Rosa Siklos, meine Großmutter Charolta Rosalia und die zwei, über die ich gerade erzählt habe, den Max und den Jakob. Rosa Siklos wurde im Holocaust ermordet. Ein Sohn, Lazslo, überlebte den Krieg und 1956, während des Ungarnaufstandes flüchtete er nach Österreich. Von Österreich wanderte er nach Kanada aus.
Vor einigen Jahren war ich in Chile zur Bar Mitzwah [7] meines Verwandten Daniel Ungar eingeladen. Das ist eine große jüdische Familie dort, denn auch die Nachkommen von Max und Jakob, den Brüdern meiner Großmutter Rosalia, haben Nachkommen in Chile, die sehr zusammenhalten.
Viele Verwandte traf ich dort das erste Mal, und ich war sehr aufgeregt. Ich hatte meine Rede, die ich halten sollte, gut vorbereitet, und ich wollte diese Geschichte über die Urgroßmutter Therese und den Urgroßvater Moritz erzählen, aber da protestierte mein Verwandter John:
'Du kannst doch nicht erzählen, dass der Urgroßvater ein Schneider und die Urgroßmutter Köchin war! Wir leben hier seit Jahrzehnten mit der Geschichte, dass unsere Familie seit Generationen im Konditorwesen tätig ist.' Das stimmt schon, dass die Nachfahren Max und Jakob, die Brüder meiner Großmutter mütterlicherseits, aus Ungarn nach Bad Vöslau kamen und dort eine Konditorei und einen Kiosk beim Kurpark besaßen.
Viele Verwandte traf ich dort das erste Mal, und ich war sehr aufgeregt. Ich hatte meine Rede, die ich halten sollte, gut vorbereitet, und ich wollte diese Geschichte über die Urgroßmutter Therese und den Urgroßvater Moritz erzählen, aber da protestierte mein Verwandter John:
'Du kannst doch nicht erzählen, dass der Urgroßvater ein Schneider und die Urgroßmutter Köchin war! Wir leben hier seit Jahrzehnten mit der Geschichte, dass unsere Familie seit Generationen im Konditorwesen tätig ist.' Das stimmt schon, dass die Nachfahren Max und Jakob, die Brüder meiner Großmutter mütterlicherseits, aus Ungarn nach Bad Vöslau kamen und dort eine Konditorei und einen Kiosk beim Kurpark besaßen.
Eine Mikwe gab es in dem Dorf nicht, aus dem die Großmutter kam.
Darum hatte sie dort irgendeinen Fluss als Mikwe [5] benutzt, das hat sie mir einmal erzählt. Nach dem Schabbat [6] saßen immer alle Frauen um einen großen Tisch und sortierten Gänsefedern. Damals wurden die Gänse noch selbst gerupft. Das war ein gesellschaftliches Zusammensein, man plauderte und sortierte die Federn. Die Urgroßeltern waren sehr religiös, die Urgroßmutter trug noch einen Scheitl [Perücke]. Irgendwann übersiedelten sie nach Bad Vöslau.
Darum hatte sie dort irgendeinen Fluss als Mikwe [5] benutzt, das hat sie mir einmal erzählt. Nach dem Schabbat [6] saßen immer alle Frauen um einen großen Tisch und sortierten Gänsefedern. Damals wurden die Gänse noch selbst gerupft. Das war ein gesellschaftliches Zusammensein, man plauderte und sortierte die Federn. Die Urgroßeltern waren sehr religiös, die Urgroßmutter trug noch einen Scheitl [Perücke]. Irgendwann übersiedelten sie nach Bad Vöslau.
Meine Großmutter erzählte oft, dass der Schochet, bei dem die Urgroßmutter gearbeitet hatte, zur Urgroßmutter gesagt hat: 'Nimm den Moritz zum Mann, der ist ein anständiger Mensch!' Und so heiratete sie den Moritz, meinen Urgroßvater. Eine Mikwe gab es in dem Dorf nicht, aus dem die Großmutter kam.
Ungarn
Die Urgroßeltern mütterlicherseits stammten aus Ungarn, aus der Gegend von Komarom. Der Urgroßvater Moritz Ungar war Rockschneider und die Urgroßmutter Therese war Köchin bei einem Schochet [3] in Guta. In dieser Familie hat es einen Josef gegeben, ich glaube, das war ein Bruder vom Moritz, aber es könnte auch ein Onkel gewesen sein, der diente in der k. u. k Armee [4] und wurde geadelt. Ich besitze sogar den Adelsbrief.