Er lebte mit seiner Frau in Lemberg.
- Tradíciók 11756
- Beszélt nyelv 3019
- Identitás 7808
- A település leírása 2440
- Oktatás, iskola 8506
- Gazdaság 8772
- Munka 11672
- Szerelem & romantika 4929
- Szabadidő/társadalmi élet 4159
- Antiszemitizmus 4822
-
Főbb események (politikai és történelmi)
4256
- örmény népirtás 2
- Doctor's Plot (1953) 178
- Soviet invasion of Poland 31
- Siege of Leningrad 86
- The Six Day War 4
- Yom Kippur War 2
- Atatürk halála 5
- Balkán háborúk (1912-1913) 35
- Első szovjet-finn háború 37
- Csehszlovákia megszállása 1938 83
- Franciaország lerohanása 9
- Molotov-Ribbentrop paktum 65
- Varlik Vergisi (vagyonadó) 36
- Első világháború (1914-1918) 216
- Spanyolnátha (1918-1920) 14
- Latvian War of Independence (1918-1920) 4
- Nagy gazdasági világválság (1929-1933) 20
- Hitler hatalmon (1933) 127
- 151 Kórház 1
- Thesszaloniki tűzvész (1917) 9
- Görög polgárháború (1946-49) 12
- Thesszaloniki Nemzetközi Vásár 5
- Bukovina Romániához csatolása (1918) 7
- Észak-Bukovina csatolása a Szovjetunióhoz (1940) 19
- Lengyelország német megszállása (1939) 94
- Kisinyevi pogrom (1903) 7
- Besszarábia romániai annexiója (1918) 25
- A magyar uralom visszatérése Erdélybe (1940-1944) 43
- Besszarábia szovjet megszállása (1940) 59
- Második bécsi diktátum 27
- Észt függetlenségi háború 3
- Varsói felkelés 2
- A balti államok szovjet megszállása (1940) 147
- Osztrák lovagi háború (1934) 9
- Anschluss (1938) 71
- A Habsburg birodalom összeomlása 3
- Dollfuß-rendszer 3
- Kivándorlás Bécsbe a második világháború előtt 36
- Kolkhoz 131
- KuK - Königlich und Kaiserlich 40
- Bányászjárás 1
- A háború utáni szövetséges megszállás 7
- Waldheim ügy 5
- Trianoni békeszerződés 12
- NEP 56
- Orosz forradalom 351
- Ukrán éhínség (Holodomor) 199
- A Nagy tisztogatás 283
- Peresztrojka 233
- 1941. június 22. 468
- Molotov rádióbeszéde 115
- Győzelem napja 147
- Sztálin halála 365
- Hruscsov beszéde a 20. kongresszuson 148
- KGB 62
- NKVD 153
- Magyarország német megszállása (1944. március 18-19.) 45
- Józef Pilsudski (1935-ig) 33
- 1956-os forradalom 84
- Prágai Tavasz (1968) 73
- 1989-es rendszerváltás 174
- Gomulka kampány (1968) 81
-
Holokauszt
9685
- Holokauszt (általánosságban) 2789
- Koncentrációs tábor / munkatábor 1235
- Tömeges lövöldözési műveletek 337
- Gettó 1183
- Halál / megsemmisítő tábor 647
- Deportálás 1063
- Kényszermunka 791
- Repülés 1410
- Rejtőzködés 594
- Ellenállás 121
- 1941-es evakuálások 866
- Novemberpogrom / Kristályéjszaka 34
- Eleutherias tér 10
- Kasztner csoport 1
- Jászvásári pogrom és a halálvonat 21
- Sammelwohnungen 9
- Strohmann rendszer 11
- Struma hajó 17
- Élet a megszállás alatt 803
- Csillagos ház 72
- Védett ház 15
- Nyilaskeresztesek ("nyilasok") 42
- Dunába lőtt zsidók 6
- Kindertranszport 26
- Schutzpass / hamis papírok 95
- Varsói gettófelkelés (1943) 24
- Varsói felkelés (1944) 23
- Segítők 521
- Igazságos nemzsidók 269
- Hazatérés 1090
- Holokauszt-kárpótlás 112
- Visszatérítés 109
- Vagyon (vagyonvesztés) 595
- Szerettek elvesztése 1724
- Trauma 1029
- Beszélgetés a történtekről 1807
- Felszabadulás 558
- Katonaság 3322
- Politika 2640
-
Kommunizmus
4468
- Élet a Szovjetunióban/kommunizmus alatt (általánosságban) 2592
- Antikommunista ellenállás általában 63
- Államosítás a kommunizmus alatt 221
- Illegális kommunista mozgalmak 98
- Szisztematikus rombolások a kommunizmus alatt 45
- Kommunista ünnepek 311
- A kommunista uralommal kapcsolatos érzések 930
- Kollektivizáció 94
- Az állami rendőrséggel kapcsolatos tapasztalatok 349
- Börtön/kényszermunka a kommunista/szocialista uralom alatt 449
- Az emberi és állampolgári jogok hiánya vagy megsértése 483
- Élet a rendszerváltás után (1989) 493
- Izrael / Palesztina 2190
- Cionizmus 847
- Zsidó szervezetek 1200
Displaying 16591 - 16620 of 50826 results
Bruno Bittmann
Die Großeltern väterlicherseits waren orthodox.
Als ich in Deutschland war, hatten die Leute mir als Jude gegenüber oft Schuldgefühle. Das war mir nicht recht, aber in Österreich existiert ein latenter Antisemitismus. Der ist fast nie offen, sondern hinten herum. Dieser Antisemitismus geht immer mehr durch sämtliche Kreise.
Er war einmal unten, aber es geht wieder hinauf: so spür ich es. Jetzt zum Beispiel versteckt durch die Kritik an Israel und Amerika. Unlängst hörte ich als Argument gegen Amerika, die Amerikaner hätten ja Dresden völlig zerstört und es hätte sehr viele Tote gegeben.
Daraufhin sagte ich: 'Und was ist mit Rotterdam, das haben die Deutschen zerstört!' Oder wenn man mir sagt: 'Ich kann das schon nicht mehr hören, immer dieser Holocaust, immer das Gleiche!' Dann sage ich: 'Uns Juden wirft man seit 2000 Jahren vor, dass wir einen Menschen ermordet haben.
Mag sein, das stimmt, ich weiß es nicht. Aber nehmen wir an, es stimmt. Und ich darf nicht fünfzig Jahre später an meine Verwandten und Bekannten denken, wenn sechs Millionen ermordet wurden?' So ist die Sache, so ist der Fall!
Er war einmal unten, aber es geht wieder hinauf: so spür ich es. Jetzt zum Beispiel versteckt durch die Kritik an Israel und Amerika. Unlängst hörte ich als Argument gegen Amerika, die Amerikaner hätten ja Dresden völlig zerstört und es hätte sehr viele Tote gegeben.
Daraufhin sagte ich: 'Und was ist mit Rotterdam, das haben die Deutschen zerstört!' Oder wenn man mir sagt: 'Ich kann das schon nicht mehr hören, immer dieser Holocaust, immer das Gleiche!' Dann sage ich: 'Uns Juden wirft man seit 2000 Jahren vor, dass wir einen Menschen ermordet haben.
Mag sein, das stimmt, ich weiß es nicht. Aber nehmen wir an, es stimmt. Und ich darf nicht fünfzig Jahre später an meine Verwandten und Bekannten denken, wenn sechs Millionen ermordet wurden?' So ist die Sache, so ist der Fall!
Austria
Israel ist für die Juden in der Welt das wichtigste Land. Es ist die einzige Lösung, damit ein Jude, wenn etwas passiert, weiß, dass er dorthin gehen kann. Das ist unser Land!
Andererseits ist es aber auch ein ganz normales Land, was viele Nichtjuden nicht wissen, denn sie glauben, der Jude muss etwas Besonderes sein. Der Jude ist ein Mensch mit positivem und negativen Eigenschaften - wie andere auch.
Leider ist Israel von lauter Diktaturen und keinen Demokratien umgeben, und das will die Welt nicht sehen. Israel ist ein demokratisches Land und diesen Diktaturen ein Dorn im Auge, das ist ganz normal. Aber wie Israelis manchmal die Araber behandeln, ist sicher nicht meine Linie.
Andererseits ist es aber auch ein ganz normales Land, was viele Nichtjuden nicht wissen, denn sie glauben, der Jude muss etwas Besonderes sein. Der Jude ist ein Mensch mit positivem und negativen Eigenschaften - wie andere auch.
Leider ist Israel von lauter Diktaturen und keinen Demokratien umgeben, und das will die Welt nicht sehen. Israel ist ein demokratisches Land und diesen Diktaturen ein Dorn im Auge, das ist ganz normal. Aber wie Israelis manchmal die Araber behandeln, ist sicher nicht meine Linie.
Ich mag keine Politiker, das sind lauter Lügner, Betrüger und Karrieristen, mit denen will ich nicht in einem Boot sitzen. Ich will frei sein, und ich sag denen meine Meinung. Ich vertrete nie eine Partei. Wenn ich etwas sage, ist das wie die 'Heilige Schrift', von der man weiß, es ist so. Das hat einmal die Zeitschrift 'Trend' in einem Artikel über mich geschrieben. Ich bin kein Verschönerer, ich sage oft sehr hart meine Meinung und niemand kann mir etwas entgegnen.
Nach dem Tod eines nahen Verwandten muss man ein Jahr Kaddisch [21] in der Synagoge sagen, jeden Tag in der Früh und am Abend. Das habe ich getan, und seitdem gehe ich jeden Morgen in den Tempel. Früh um fünf Uhr läutet der Wecker, schon bin ich auf. Um 7 Uhr bin ich im Tempel beim Beten, dann sitze ich noch eine Stunde im Kaffeehaus und dann geht die Arbeit los.
Die ganzen Jahre hielt ich die Hohen Feiertage [19], fuhr zum Beispiel, als ich in Bad Herzfeld lebte zum Jom Kippur [20] nach Frankfurt, um in einer Synagoge beten zu können. Meine Eltern starben 1984, zuerst meine Mutter, drei Wochen später mein Vater.
Siemens bot mir einen Job an und nach langen Überlegungen nahm ich ihn an und wurde der Direktor des Datenverarbeitungsvertriebs für den Osten; Sitz in Wien. Bei Siemens fühlte ich mich sehr schlecht, Administration war nichts für mich.
Von 1970 bis 1974 arbeitete ich in Berlin bei IBM. Von 1970 bis 1974 lebten wir in Berlin, 1972 wurde unsere Tochter Tamara in Berlin geboren. Bei IBM leitete ich die gesamten Tätigkeiten der Firma in der DDR. Ich kam 1974 zurück nach Wien, kaufte ein Reihenhaus, damit unsere Tochter, weil sie ja noch klein war, einen Garten hat und arbeitete von Wien aus weiter für IBM.
Ich war dort bis 1990, achtzehn Jahre insgesamt. Und danach arbeitete ich noch sechs Jahre für IBM außerhalb der Firma. Dann gründete ich eine eigene Firma, das war 1991. 1997 bat mich die Firma 'Lucent Technologies', Berater für Rumänien und Bulgarien zu sein. Das war meine Arbeit bis zum Jahre 2000.
Kurze Zeit später, auch im Jahre 2000, bekam ich einen Antrag vom drittgrößten russischen Erdölkonzern TNK, Treuhand Finanz. Da verwaltete ich viel Geld. Dann mussten die wegen der Europäischen Union nach Zypern und ich stand, 75jährig, von Juli 2003 bis April 2004 ohne Job und suchte intensiv nach einem neuen Job, den ich im April fand, in einer Firma für Hydrokultur. Sechzehn Mitarbeiter hat die Firma, und wir sind ganz groß im Import und Export von Schnittblumen, Textilblumen und Rosen - und das weltweit.
Von 1970 bis 1974 arbeitete ich in Berlin bei IBM. Von 1970 bis 1974 lebten wir in Berlin, 1972 wurde unsere Tochter Tamara in Berlin geboren. Bei IBM leitete ich die gesamten Tätigkeiten der Firma in der DDR. Ich kam 1974 zurück nach Wien, kaufte ein Reihenhaus, damit unsere Tochter, weil sie ja noch klein war, einen Garten hat und arbeitete von Wien aus weiter für IBM.
Ich war dort bis 1990, achtzehn Jahre insgesamt. Und danach arbeitete ich noch sechs Jahre für IBM außerhalb der Firma. Dann gründete ich eine eigene Firma, das war 1991. 1997 bat mich die Firma 'Lucent Technologies', Berater für Rumänien und Bulgarien zu sein. Das war meine Arbeit bis zum Jahre 2000.
Kurze Zeit später, auch im Jahre 2000, bekam ich einen Antrag vom drittgrößten russischen Erdölkonzern TNK, Treuhand Finanz. Da verwaltete ich viel Geld. Dann mussten die wegen der Europäischen Union nach Zypern und ich stand, 75jährig, von Juli 2003 bis April 2004 ohne Job und suchte intensiv nach einem neuen Job, den ich im April fand, in einer Firma für Hydrokultur. Sechzehn Mitarbeiter hat die Firma, und wir sind ganz groß im Import und Export von Schnittblumen, Textilblumen und Rosen - und das weltweit.
Ich begann Schwachstromtechnik zu studieren und arbeitete nebenher für die Jewish Agency [17]. Zu dieser Zeit kamen wegen einer antisemitischen Welle in Polen jeden Tag fünfhundert jüdische Flüchtlinge nach Wien, die nach Israel oder woandershin emigrieren wollten.
Ich musste sie am Bahnhof abholen, verköstigen und dann zum Flughafen oder zur Bahn bringen. Und ich habe in der israelischen Botschaft als Nachtwächter gearbeitet, dass waren meine Jobs. Und zu gleicher Zeit studierte ich.Als ich mit dem Studium fertig war, wollte ich komischerweise zurück nach Israel.
Aber ich wollte auf meinem Gebiet arbeiten, und es gelang mir, vierzig Generalvertretungen der großen elektronischen Firmen Deutschlands zu bekommen, die letzte war die Firma 'Zuse'. Konrad Zuse war der Erfinder der Computer. Er baute den ersten programmgesteuerten Rechner der Welt. Er ist bekannt in der ganzen Literatur.
Der Firma Zuse begegnete ich in Wien auf einer Messe und bewarb mich als Generalvertreter. Ich bekam die Vertretung und musste viel lernen. Ich ging nach Bad Herzfeld [Deutschland], dort war die Firma ansässig. Während des Lernens ließ mich Herr Zuse zu sich rufen, die Firma bestand aus ungefähr 150 Mitarbeitern, und bot mir an, die Exportabteilung aufzubauen.
Er hat mir ein Gehalt angeboten, dass ich nicht ablehnen konnte, so gut war es. Das war 1959. Die Vertretungen übertrug ich einem anderen und blieb bei Zuse als Export - und Produktforschungsleiter. Vom kaufmännischen hatte ich keine Ahnung und ging durch die harte Schule des Schwagers von Herrn Zuse, der ein 'Hamburger Kaufmann' war - 'Hamburger Kaufmann', das ist ein Titel. Er formte mich zum Kaufmann. Alles, was ich dann wurde, verdanke ich ihm.
Meine Frau hatte sich geweigert mit mir nach Bad Herzfeld zu kommen. Sie blieb in Wien, aber die Ehe war bereits kaputt, als wir aus Israel nach Wien kamen. Unsere Tochter Nava wurde 1960 in Tel Aviv geboren, die Ehe wurde geschieden.
Als ich bei Zuse aufgenommen wurde im Export, ich wollte damals noch nach Israel zurück, sprach ich mit Zuse darüber, dass es nicht schlecht wäre, wenn er eine Fabrik in Israel hätte. Das leuchtete ihm ein. Es war das Jahr 1961 und zwar der Tag, an dem Eichmann [18] geschnappt wurde.
Ich musste sie am Bahnhof abholen, verköstigen und dann zum Flughafen oder zur Bahn bringen. Und ich habe in der israelischen Botschaft als Nachtwächter gearbeitet, dass waren meine Jobs. Und zu gleicher Zeit studierte ich.Als ich mit dem Studium fertig war, wollte ich komischerweise zurück nach Israel.
Aber ich wollte auf meinem Gebiet arbeiten, und es gelang mir, vierzig Generalvertretungen der großen elektronischen Firmen Deutschlands zu bekommen, die letzte war die Firma 'Zuse'. Konrad Zuse war der Erfinder der Computer. Er baute den ersten programmgesteuerten Rechner der Welt. Er ist bekannt in der ganzen Literatur.
Der Firma Zuse begegnete ich in Wien auf einer Messe und bewarb mich als Generalvertreter. Ich bekam die Vertretung und musste viel lernen. Ich ging nach Bad Herzfeld [Deutschland], dort war die Firma ansässig. Während des Lernens ließ mich Herr Zuse zu sich rufen, die Firma bestand aus ungefähr 150 Mitarbeitern, und bot mir an, die Exportabteilung aufzubauen.
Er hat mir ein Gehalt angeboten, dass ich nicht ablehnen konnte, so gut war es. Das war 1959. Die Vertretungen übertrug ich einem anderen und blieb bei Zuse als Export - und Produktforschungsleiter. Vom kaufmännischen hatte ich keine Ahnung und ging durch die harte Schule des Schwagers von Herrn Zuse, der ein 'Hamburger Kaufmann' war - 'Hamburger Kaufmann', das ist ein Titel. Er formte mich zum Kaufmann. Alles, was ich dann wurde, verdanke ich ihm.
Meine Frau hatte sich geweigert mit mir nach Bad Herzfeld zu kommen. Sie blieb in Wien, aber die Ehe war bereits kaputt, als wir aus Israel nach Wien kamen. Unsere Tochter Nava wurde 1960 in Tel Aviv geboren, die Ehe wurde geschieden.
Als ich bei Zuse aufgenommen wurde im Export, ich wollte damals noch nach Israel zurück, sprach ich mit Zuse darüber, dass es nicht schlecht wäre, wenn er eine Fabrik in Israel hätte. Das leuchtete ihm ein. Es war das Jahr 1961 und zwar der Tag, an dem Eichmann [18] geschnappt wurde.
Noomi war aus sehr frommen Hause, aber sie wollte nicht religiös leben und nicht einmal die Kerzen am Freitag zünden. Es war immer sehr festlich, wenn meine Mutter die Kerzen zündete, deshalb bat ich meine Frau darum, aber leider umsonst.
1950 haben Noomi und ich in Tel Aviv geheiratet.
Ich habe bei ihr gewohnt und als Traktorist in Rechowot arbeitete. Rechowot ist eine Stadt außerhalb von Tel Aviv, und ich musste sehr früh aufstehen und den ganzen Tag arbeiten.
Israel
1950 übersiedelte ich mit einem Freund nach Israel.
In Haifa wurde ich von Bewohnern meines künftigen Kibbutz [16] empfangen, der in der Nähe von Gaza liegt. Ich konnte hinüber schauen nach Gaza, dass damals zu Ägypten gehörte. Im Kibbutz arbeitete ich als Traktorist und Kombeinist, und ich lernte meine erste Frau, Noomi Amir, eine jemenitische Jüdin kennen.
In Haifa wurde ich von Bewohnern meines künftigen Kibbutz [16] empfangen, der in der Nähe von Gaza liegt. Ich konnte hinüber schauen nach Gaza, dass damals zu Ägypten gehörte. Im Kibbutz arbeitete ich als Traktorist und Kombeinist, und ich lernte meine erste Frau, Noomi Amir, eine jemenitische Jüdin kennen.
Ich arbeitete in Wien für die sozialistisch zionistische Jugendbewegung Gordonia, die die Tochterorganisation der israelischen Arbeiterpartei Mapai war. Bereits in Bukarest war ich für dieser Organisation tätig, in Wien wurde ich einer der leitenden Leute.
Mein Vater bekam Arbeit als Kaufmann und fühlte sich bald sehr wohl. Er gründete eine Holzfirma, dann ein Juweliergeschäft. Und dann verdiente er sein Geld mit dem Vertrauen, dass er sich als guter Geschäftsmann bei seiner Bank aufgebaut hatte. Er arbeitete für Leute, die Geld in andere Länder überweisen wollten, was in dieser Zeit noch nicht Standart war und dadurch meinen Vater beanspruchten, der das für sie organisierte.
Der Kinobesitzer aus Czernowitz, bei dem ich gearbeitet hatte, war inzwischen auch in Bukarest und besaß auch ein Kino in Bukarest. Ich begann bei ihm als Filmvorführer und als 'Mädchen für alles' zu arbeiten. Außerdem besuchte ich die Landwirtschaftsschule 'Kultura' und machte dort eine Ausbildung zum Automechaniker und Traktoristen. Dem Kinobesitzer gelang die Flucht nach Amerika. In Los Angeles wurde er Generaldirektor einer Damenunterwäschefirma und ich besuchte ihn sogar einmal in den USA.
Bukarest vor dem Krieg wurde 'Klein Paris' genannt und das Nachkriegsbukarest war auch noch sehr schön und sehr lebendig. Heute beginnt es wieder schön zu werden. Ich war vor einem Monat geschäftlich in Bukarest.
Bukarest vor dem Krieg wurde 'Klein Paris' genannt und das Nachkriegsbukarest war auch noch sehr schön und sehr lebendig. Heute beginnt es wieder schön zu werden. Ich war vor einem Monat geschäftlich in Bukarest.
Romania
In Rumänien war inzwischen der Kommunismus ausgebrochen, da habe ich zu meiner Familie gesagt, dass ich flüchten werde. Aber an der rumänisch- ungarischen Grenze haben sie mich erwischt. Von der Grenze bis nach Klausenburg, wo ein Militärgefängnis war, musste ich zu Fuß gehen - auch die Soldaten gingen zu Fuß - das waren immerhin 125 Kilometer. Ich wurde zu drei Monaten verurteilt, und da hatte ich noch Glück, denn wäre ich volljährig gewesen, hätten sie mich zu zwölf Jahren verurteilt.
Das war psychologisch interessant: Als ich in das Gefängnis hereinkam, die Tore schlossen sich, hätte ich am liebsten Selbstmord begangen. Dann aber kommt man in die Maschinerie: es werden die Haare geschoren, man bekommt eine Uniform, und die Fingerabdrücke werden genommen.
Es waren sechzig Mann in einer Zelle, dreißig oben, dreißig unten. Und plötzlich entstand eine Art Freundschaft unter den Gefangenen, dass ich nicht mehr weggehen wollte. Es gab harte Zeiten am Tag, aber am Abend befand ich mich in einer großen Familie.
Wir mussten schwer arbeiten, zum Teil als Holzfäller. Das Essen war Wasser mit ein wenig Gemüse zum Mittag. Ich wurde Gefängniselektriker und marschierte jeden Tag mit einem Soldaten mit aufgestelltem Bajonett durch die Stadt, um in den Wohnungen von Offizieren die Elektrik zu reparieren.
Glücklicherweise, an Vortag des Tages, an dem mein Vater mich besuchte, suchte der Chauffeur des Militärrichters beim Morgenappell einen Elektriker für das Auto des Militärrichters. Bevor ich ins Gefängnis ging, hatte meine Mutter mir goldene Münzen in meine Hosen genäht und Dollarnoten in Zigaretten versteckt.
Niemand hatte etwas bemerkt. Ich wollte die Dollar und die Münzen aber loswerden und meinem Vater geben. Ich hatte keine Ahnung von Autorelektrik, meldete mich aber trotzdem, damit ich hinauskomme. Am Auto des Militärrichters putzte ich ein wenig herum, traf dann meinen Vater und übergab ihm die Goldmünzen und die Dollarnoten.
Beim Abendappell fragte mich der Chauffeur des Militärrichters: 'Ist das Auto in Ordnung?' 'Ja, bestens', habe ich zu ihm gesagt. Am nächsten Tag war Morgenappell. Ich wurde herausgeholt, und der brüllte mich an, weil man das Auto zwei Stunden mit Pferden in die Stadt hatte ziehen müssen und der Autoelektriker sich an den Kopf gefasst hatte, als er meine Arbeit begutachtete. So war das! Ich nahm das alles mit Humor.
Dann bekam ich Scharlach. Man ließ mich nicht aus dem Gefängnis heraus, obwohl die drei Monate vorbei waren. Aber mein Vater kannte einen, der bestach den Gefängnisarzt. Der gab mir eine Tetanusspritze gegen Scharlach, damit ich niemanden anstecke im Zug. Daraufhin bekam ich eine Tetanusvergiftung, aber ich war wieder in Bukarest.
Das war psychologisch interessant: Als ich in das Gefängnis hereinkam, die Tore schlossen sich, hätte ich am liebsten Selbstmord begangen. Dann aber kommt man in die Maschinerie: es werden die Haare geschoren, man bekommt eine Uniform, und die Fingerabdrücke werden genommen.
Es waren sechzig Mann in einer Zelle, dreißig oben, dreißig unten. Und plötzlich entstand eine Art Freundschaft unter den Gefangenen, dass ich nicht mehr weggehen wollte. Es gab harte Zeiten am Tag, aber am Abend befand ich mich in einer großen Familie.
Wir mussten schwer arbeiten, zum Teil als Holzfäller. Das Essen war Wasser mit ein wenig Gemüse zum Mittag. Ich wurde Gefängniselektriker und marschierte jeden Tag mit einem Soldaten mit aufgestelltem Bajonett durch die Stadt, um in den Wohnungen von Offizieren die Elektrik zu reparieren.
Glücklicherweise, an Vortag des Tages, an dem mein Vater mich besuchte, suchte der Chauffeur des Militärrichters beim Morgenappell einen Elektriker für das Auto des Militärrichters. Bevor ich ins Gefängnis ging, hatte meine Mutter mir goldene Münzen in meine Hosen genäht und Dollarnoten in Zigaretten versteckt.
Niemand hatte etwas bemerkt. Ich wollte die Dollar und die Münzen aber loswerden und meinem Vater geben. Ich hatte keine Ahnung von Autorelektrik, meldete mich aber trotzdem, damit ich hinauskomme. Am Auto des Militärrichters putzte ich ein wenig herum, traf dann meinen Vater und übergab ihm die Goldmünzen und die Dollarnoten.
Beim Abendappell fragte mich der Chauffeur des Militärrichters: 'Ist das Auto in Ordnung?' 'Ja, bestens', habe ich zu ihm gesagt. Am nächsten Tag war Morgenappell. Ich wurde herausgeholt, und der brüllte mich an, weil man das Auto zwei Stunden mit Pferden in die Stadt hatte ziehen müssen und der Autoelektriker sich an den Kopf gefasst hatte, als er meine Arbeit begutachtete. So war das! Ich nahm das alles mit Humor.
Dann bekam ich Scharlach. Man ließ mich nicht aus dem Gefängnis heraus, obwohl die drei Monate vorbei waren. Aber mein Vater kannte einen, der bestach den Gefängnisarzt. Der gab mir eine Tetanusspritze gegen Scharlach, damit ich niemanden anstecke im Zug. Daraufhin bekam ich eine Tetanusvergiftung, aber ich war wieder in Bukarest.
Romania
Unter Stalin durfte man nichts sagen. Meine Mutter hatte immer Angst, weil ich so ein Revoluzzer war. Bevor ich die Arbeit als Elektriker im Theater bekam, meldete ich mich bei der Miliz. Man konnte schießen, man bekam ein Gewehr - das gefiel mir. Eines Tages musste ich jemanden, der verhaftet wurde, abholen.
Ich kannte ihn und habe beschlossen, das nicht zu tun. Ich habe zu meiner Mutter gesagt, dass ich nicht mehr bei der Miliz arbeiten will. Sie bekam einen furchtbaren Schreck: 'Bist du verrückt, du kommst da nicht mehr heraus, man wird dich verhaften!' Das war mir aber egal, ich wollte das nicht machen.
Ich ging zu meinem Vorgesetzten und habe ihm gesagt, dass ich das nicht mache. Er hat schrecklich getobt und mir gedroht, aber ich habe gesagt: 'Von mir aus sperr mich ein, ich verhafte niemanden,' habe meinen Ausweis und meine Pistole auf den Tisch gelegt und bin gegangen. Nichts ist passiert!
Ich kannte ihn und habe beschlossen, das nicht zu tun. Ich habe zu meiner Mutter gesagt, dass ich nicht mehr bei der Miliz arbeiten will. Sie bekam einen furchtbaren Schreck: 'Bist du verrückt, du kommst da nicht mehr heraus, man wird dich verhaften!' Das war mir aber egal, ich wollte das nicht machen.
Ich ging zu meinem Vorgesetzten und habe ihm gesagt, dass ich das nicht mache. Er hat schrecklich getobt und mir gedroht, aber ich habe gesagt: 'Von mir aus sperr mich ein, ich verhafte niemanden,' habe meinen Ausweis und meine Pistole auf den Tisch gelegt und bin gegangen. Nichts ist passiert!
In einem Kino der Stadt spielte das 'Jüdische staatliche Nationaltheater' aus Kiew. Das Theater war aus Kiew nach Czernowitz übersiedelt, weil in Kiew das Theater zerstört worden war. In dem Kino begann ich als Elektriker zu arbeiten. Schon als Kind war das mein Hobby. Ich bastelte und mein Vater musste immer den Stecker in die Steckdose stecken, damit ich mir die Ohren zuhalten konnte, wenn es knallte.
Der ehemalige Besitzer des Kinos war ein Bekannter der Familie. Er war im Kino der Hauptelektriker, und ich wurde sein Gehilfe. Ich kannte in dieser Zeit alle Vorstellungen auswendig. Ich musste immer bei den Proben dabei sein, und dadurch lernte ich jiddisch.
Auch heute verstehe ich jiddisch, aber sprechen kann ich es nicht mehr, aber damals sprach ich nur noch in Prosa.
Der ehemalige Besitzer des Kinos war ein Bekannter der Familie. Er war im Kino der Hauptelektriker, und ich wurde sein Gehilfe. Ich kannte in dieser Zeit alle Vorstellungen auswendig. Ich musste immer bei den Proben dabei sein, und dadurch lernte ich jiddisch.
Auch heute verstehe ich jiddisch, aber sprechen kann ich es nicht mehr, aber damals sprach ich nur noch in Prosa.
Man musste alles an Arbeit annehmen, da hatte man keine Wahl, denn sonst wurde man, das konnte sehr schnell gehen, von den Russen verhaftet. Ich war 16 Jahre alt und ging wieder in die Schule. An einem Sonntag sollten wir von der Schule aus in einem kleinen Nachbarort Häuser vermessen. Ich sagte zum Politoffizier, jede Schule hatte einen Politoffizier, dass ich nicht mitgehe, weil ich lernen müsse.
Als ich die Schule verlassen habe, ist er mir noch nachgelaufen, daran kann ich mich genau erinnern. Zu Hause erzählte ich die Geschichte meinen Eltern: 'Bruno, was hast du gemacht,' sagten meine Eltern entsetzt. Am nächsten Tag war Lehrerkonferenz und es wurde beschlossen, dass ich aus allen Schulen Russlands eliminiert werde, und ich musste sofort einen Job finden.
In einem Kino der Stadt spielte das 'Jüdische staatliche Nationaltheater' aus Kiew. Das Theater war aus Kiew nach Czernowitz übersiedelt, weil in Kiew das Theater zerstört worden war. In dem Kino begann ich als Elektriker zu arbeiten. Schon als Kind war das mein Hobby. Ich bastelte und mein Vater musste immer den Stecker in die Steckdose stecken, damit ich mir die Ohren zuhalten konnte, wenn es knallte.
Der ehemalige Besitzer des Kinos war ein Bekannter der Familie. Er war im Kino der Hauptelektriker, und ich wurde sein Gehilfe. Ich kannte in dieser Zeit alle Vorstellungen auswendig. Ich musste immer bei den Proben dabei sein, und dadurch lernte ich jiddisch.
Auch heute verstehe ich jiddisch, aber sprechen kann ich es nicht mehr, aber damals sprach ich nur noch in Prosa.
Als ich die Schule verlassen habe, ist er mir noch nachgelaufen, daran kann ich mich genau erinnern. Zu Hause erzählte ich die Geschichte meinen Eltern: 'Bruno, was hast du gemacht,' sagten meine Eltern entsetzt. Am nächsten Tag war Lehrerkonferenz und es wurde beschlossen, dass ich aus allen Schulen Russlands eliminiert werde, und ich musste sofort einen Job finden.
In einem Kino der Stadt spielte das 'Jüdische staatliche Nationaltheater' aus Kiew. Das Theater war aus Kiew nach Czernowitz übersiedelt, weil in Kiew das Theater zerstört worden war. In dem Kino begann ich als Elektriker zu arbeiten. Schon als Kind war das mein Hobby. Ich bastelte und mein Vater musste immer den Stecker in die Steckdose stecken, damit ich mir die Ohren zuhalten konnte, wenn es knallte.
Der ehemalige Besitzer des Kinos war ein Bekannter der Familie. Er war im Kino der Hauptelektriker, und ich wurde sein Gehilfe. Ich kannte in dieser Zeit alle Vorstellungen auswendig. Ich musste immer bei den Proben dabei sein, und dadurch lernte ich jiddisch.
Auch heute verstehe ich jiddisch, aber sprechen kann ich es nicht mehr, aber damals sprach ich nur noch in Prosa.
,
1944
See text in interview
So überlebten wir den Krieg, wir lebten in Armut, wir lebten in Angst, denn Angst hatten wir die ganzen Jahre hindurch, aber wir blieben am Leben. Am Ende des Krieges erfuhren wir erst über die Ausmaße des Holocaust. Wie meine Verwandten ermordet wurden, wissen wir nicht. Man nahm an, denn einige erzählten das, dass man sie aus den Häusern geholt hatte, barfuss im Schnee laufen ließ, und wer zusammenbrach, wurde erschossen.
1944 waren die Russen da, sie hatten die Deutschen vertrieben. Mein Vater wurde Hauptbuchhalter in einem Mühlenkonzern. Da hatten wir immer Mehl, und meine Mutter konnte Brot backen. Meine Schwester arbeitete in dieser Zeit bei der Feuerwehr.
1944 waren die Russen da, sie hatten die Deutschen vertrieben. Mein Vater wurde Hauptbuchhalter in einem Mühlenkonzern. Da hatten wir immer Mehl, und meine Mutter konnte Brot backen. Meine Schwester arbeitete in dieser Zeit bei der Feuerwehr.
Ich erinnere mich, zu Pessach [14], wenn man koscheren Wein trinken und Mazzot [15] essen muss, besorgte mein Vater von irgendwoher handgemachte Mazze. Den Wein hat mein Vater aus Rosinen selbst hergestellt. Es wurde viel improvisiert, als wir unter der Herrschaft der Deutschen in Czernowitz lebten, aber wir hungerten nicht. Meistens kochte meine Mutter dunkle Graupen.
Auf diese Art und Weise konnten wir auch mal ins Kino gehen. Einmal kam plötzlich ein schwarzer Opel Kapitän und blieb direkt neben mir stehen. In dem Moment ließ ich den Stern herunter, weil ich wusste, ich muss Farbe bekennen, denn sie sehen sowieso, dass ich jüdisch bin.
Es stieg ein Offizier in schwarzer SS Uniform mit dem Totenkopf aus dem Auto und sagte zu mir: 'Einsteigen!' Ich stieg hinten ein und dachte, jetzt müsste ich mich von meiner Familie für immer verabschieden. Sicherheitshalber behielt ich die Hand am Türgriff, damit ich vielleicht doch hinausspringen kann.
Der SS Offizier fragte mich nach einer Adresse, die in der Mitte der Stadt lag. Ich dachte, dass sei nur eine Ausrede. Ich zeigte ihm den Weg, die fuhren genauso, wie ich es ihnen sagte. Es waren drei SS Leute, der Chauffeur und zwei Offiziere.
Sie blieben bei der Adresse stehen, der Offizier stieg vorn aus, öffnete mir, dem Juden, die Tür, zog noch die Hand nach hinten, und ich dachte, jetzt nimmt er die Pistole und wird mich erschießen. Aber nein, er zog nur sein Portmonee raus und wollte mir ein Trinkgeld geben.
Daraufhin habe ich gesagt: 'Nein danke, ich nehme nichts!' Er salutierte, setzte sich ins Auto, und die fuhren weg. Ich stand da und dachte, ich hätte geträumt. Es waren nicht alles Schweine! Da lernte ich, man muss unterscheiden, es gibt so´ ne und solche.
Es stieg ein Offizier in schwarzer SS Uniform mit dem Totenkopf aus dem Auto und sagte zu mir: 'Einsteigen!' Ich stieg hinten ein und dachte, jetzt müsste ich mich von meiner Familie für immer verabschieden. Sicherheitshalber behielt ich die Hand am Türgriff, damit ich vielleicht doch hinausspringen kann.
Der SS Offizier fragte mich nach einer Adresse, die in der Mitte der Stadt lag. Ich dachte, dass sei nur eine Ausrede. Ich zeigte ihm den Weg, die fuhren genauso, wie ich es ihnen sagte. Es waren drei SS Leute, der Chauffeur und zwei Offiziere.
Sie blieben bei der Adresse stehen, der Offizier stieg vorn aus, öffnete mir, dem Juden, die Tür, zog noch die Hand nach hinten, und ich dachte, jetzt nimmt er die Pistole und wird mich erschießen. Aber nein, er zog nur sein Portmonee raus und wollte mir ein Trinkgeld geben.
Daraufhin habe ich gesagt: 'Nein danke, ich nehme nichts!' Er salutierte, setzte sich ins Auto, und die fuhren weg. Ich stand da und dachte, ich hätte geträumt. Es waren nicht alles Schweine! Da lernte ich, man muss unterscheiden, es gibt so´ ne und solche.
Alle Juden aus Czernowitz mussten ins Ghetto.
Das Ghetto waren praktisch ein paar Straßen in Czernowitz, die abgeriegelt wurden. Wir hatten Glück, weil meine Mutter war eine sehr philanthropische Person war. Auf der Seite, wo das Ghetto eingerichtet wurde, lebte eine Dame mit drei oder vier Kindern, deren Mann gestorben war.
Sie besaß ein kleines Lebensmittelgeschäft. Um ihr in ihrer schlechten finanziellen Situation behilflich zu sein, ging meine Mutter immer den weiten Weg mit mir, um dort einzukaufen. Die Wohnung dieser Frau lag nun direkt im entstandenen Ghetto, und wir durften bei ihr wohnen. Acht oder neun Leute waren wir in einer kleinen Kellerwohnung, aber anderen ging es schlechter.
Während des Krieges, als die Deutschen da waren, übernahm zuerst Chile und dann die Schweiz den Schutz der polnischen Staatsbürger, wir standen plötzlich unter ihrer Obhut. Wir bekamen einen Zettel mit einem großen Stempel der chilenischen Botschaft, durften das Ghetto verlassen und wieder nach Hause gehen.
Der Zettel wurde dann an unserer Tür befestigt. Die Deutschen hielten sich wirklich daran, denn nach außen hin wollten sie immer das freundliche Gesicht zeigen. Dieser Zettel an der Wohnungstür rettete unser Leben. Dadurch wurden wir nicht, wie die meisten Juden aus der Bukowina, nach Transnistrien [13] deportiert. Viele verloren in Transnistrien unter den unmenschlichen Bedingungen ihr Leben.
Wir durften nur zu bestimmten Zeiten auf die Strasse, und eine Begebenheit habe ich bis zum heutigen Tag nicht vergessen.
Das Ghetto waren praktisch ein paar Straßen in Czernowitz, die abgeriegelt wurden. Wir hatten Glück, weil meine Mutter war eine sehr philanthropische Person war. Auf der Seite, wo das Ghetto eingerichtet wurde, lebte eine Dame mit drei oder vier Kindern, deren Mann gestorben war.
Sie besaß ein kleines Lebensmittelgeschäft. Um ihr in ihrer schlechten finanziellen Situation behilflich zu sein, ging meine Mutter immer den weiten Weg mit mir, um dort einzukaufen. Die Wohnung dieser Frau lag nun direkt im entstandenen Ghetto, und wir durften bei ihr wohnen. Acht oder neun Leute waren wir in einer kleinen Kellerwohnung, aber anderen ging es schlechter.
Während des Krieges, als die Deutschen da waren, übernahm zuerst Chile und dann die Schweiz den Schutz der polnischen Staatsbürger, wir standen plötzlich unter ihrer Obhut. Wir bekamen einen Zettel mit einem großen Stempel der chilenischen Botschaft, durften das Ghetto verlassen und wieder nach Hause gehen.
Der Zettel wurde dann an unserer Tür befestigt. Die Deutschen hielten sich wirklich daran, denn nach außen hin wollten sie immer das freundliche Gesicht zeigen. Dieser Zettel an der Wohnungstür rettete unser Leben. Dadurch wurden wir nicht, wie die meisten Juden aus der Bukowina, nach Transnistrien [13] deportiert. Viele verloren in Transnistrien unter den unmenschlichen Bedingungen ihr Leben.
Wir durften nur zu bestimmten Zeiten auf die Strasse, und eine Begebenheit habe ich bis zum heutigen Tag nicht vergessen.
, Ukraine
Meine Bar Mitzwa war in dieser schrecklichen Zeit. Sie fand im Tempel statt, es gab eine kurze Ansprache, ich musste mein Gebet sagen, dann war die Sache erledigt.
Wir durften keine Radios mehr besitzen, es gab für die Bevölkerung Lautsprecher.
Zwei Drähte gingen über die Dächer für die Lautsprecher, und so hörten wir die offiziellen Mitteilungen. Da ich immer gern bastelte, versuchte ich ein Radio zusammenzubauen mit dem Erfolg, dass der russische Geheimdienst in die Schule und zu meinen Eltern kam.
Zum Glück passierte uns nichts. Man konnte nächtelang nicht schlafen und hörte, wie die Menschen abtransportiert wurden - die Russen begannen sofort, zu deportieren. Sie hatten Listen mit Namen und Adressen der Reichen bis Mittelreichen, und diese 'Kapitalisten' wurden sofort nach Sibirien deportiert.
Immer gegen 2 Uhr in der Nacht kamen zwei Lastwagen, dann mussten die Verhafteten die Koffer packen, und dann waren sie weg. Mein Vater wusste, dass auch er auf dieser Liste steht, aber bis die Russen zu uns kamen war der Krieg bereits ausgebrochen - und dann kamen die Deutschen.
Zwei Drähte gingen über die Dächer für die Lautsprecher, und so hörten wir die offiziellen Mitteilungen. Da ich immer gern bastelte, versuchte ich ein Radio zusammenzubauen mit dem Erfolg, dass der russische Geheimdienst in die Schule und zu meinen Eltern kam.
Zum Glück passierte uns nichts. Man konnte nächtelang nicht schlafen und hörte, wie die Menschen abtransportiert wurden - die Russen begannen sofort, zu deportieren. Sie hatten Listen mit Namen und Adressen der Reichen bis Mittelreichen, und diese 'Kapitalisten' wurden sofort nach Sibirien deportiert.
Immer gegen 2 Uhr in der Nacht kamen zwei Lastwagen, dann mussten die Verhafteten die Koffer packen, und dann waren sie weg. Mein Vater wusste, dass auch er auf dieser Liste steht, aber bis die Russen zu uns kamen war der Krieg bereits ausgebrochen - und dann kamen die Deutschen.
Bis 1939 hatte ich eine ganz normale Jugend. Dann kamen die Russen, und ich musste nun in die russische Schule gehen. Nach sechs Monaten konnte ich russisch.
,
1939
See text in interview
Meine Mutter war zu Haus, erzog die Kinder und kümmerte sich um den Haushalt - das Hausmädchen kochte und putze die Wohnung.
Natürlich führte meine Mutter einen koscheren Haushalt [10], wir feierten jeden Schabbat [11] und Freitag zündete meine Mutter die Kerzen. Sie trug keinen Scheitl, aber jeden Tag in der Früh betete meine Mutter. Die großen Feiertage feierten meine Eltern immer nur mit uns Kindern zusammen. Die weitere Familie war zu weit weg.
Meine Mutter hatte eine besondere Linie zu Gott, sprach mit ihm, und er half ihr. Das bewies sie mir viele Male. Einmal hatte mein Vater einen Blinddarmdurchbruch. Das wurde im Spital nicht rechtzeitig erkannt, und er bekam eine Darmlähmung, an der man sterben kann. Meine Mutter und ich waren im Spital, und ich hatte große Angst um meinen Vater, denn der Arzt kam zu uns und sagte, dass mein Vater sterben müsse, wenn sich die Darmlähmung in ein bis zwei Stunden nicht lege.
Ich war entsetzt über das Verhalten meiner Mutter, denn sie stand, sichtbar teilnahmslos, am Fenster und schaute hinaus. Mein Vater wurde wieder gesund und nach ungefähr sechs Monaten fragte ich meine Mutter wegen ihres für mich unverständlichen Verhaltens im Krankenhaus und sie sagte: 'Ich habe mit Gott gesprochen.' Sie hatte einen fast übermenschlichen Glauben, und der machte sie sehr stark. Zionismus war nur ein Schlagwort für uns. Wir hatten die Sammelbüchse für Keren Kajemed [12] zu Hause, aber mehr war da nicht.
Natürlich führte meine Mutter einen koscheren Haushalt [10], wir feierten jeden Schabbat [11] und Freitag zündete meine Mutter die Kerzen. Sie trug keinen Scheitl, aber jeden Tag in der Früh betete meine Mutter. Die großen Feiertage feierten meine Eltern immer nur mit uns Kindern zusammen. Die weitere Familie war zu weit weg.
Meine Mutter hatte eine besondere Linie zu Gott, sprach mit ihm, und er half ihr. Das bewies sie mir viele Male. Einmal hatte mein Vater einen Blinddarmdurchbruch. Das wurde im Spital nicht rechtzeitig erkannt, und er bekam eine Darmlähmung, an der man sterben kann. Meine Mutter und ich waren im Spital, und ich hatte große Angst um meinen Vater, denn der Arzt kam zu uns und sagte, dass mein Vater sterben müsse, wenn sich die Darmlähmung in ein bis zwei Stunden nicht lege.
Ich war entsetzt über das Verhalten meiner Mutter, denn sie stand, sichtbar teilnahmslos, am Fenster und schaute hinaus. Mein Vater wurde wieder gesund und nach ungefähr sechs Monaten fragte ich meine Mutter wegen ihres für mich unverständlichen Verhaltens im Krankenhaus und sie sagte: 'Ich habe mit Gott gesprochen.' Sie hatte einen fast übermenschlichen Glauben, und der machte sie sehr stark. Zionismus war nur ein Schlagwort für uns. Wir hatten die Sammelbüchse für Keren Kajemed [12] zu Hause, aber mehr war da nicht.
Mein Vater ging arbeiten, er war sehr viel unterwegs. Er besaß mit einem Kompagnon zusammen eine Import - Export Getreidefirma und war geschäftlich auch im Ausland, zum Beispiel weiß ich, dass er in Wien und in Hamburg war.
Aber noch einmal zurück: Ich besuchte vier Jahre die hebräische Schule in Czernowitz. Da mussten wir noch mit den Händen nach hinten sitzen, das war nicht locker so wie heute.
Czernowitz, auch 'Klein Wien des Ostens' genannt, war eine moderne Stadt und hatte 150 000 Einwohner. Ich erinnere mich an die Sommer - Straßenbahn mit offenen Waggons und die Winter - Straßenbahn mit geschlossenen Waggons.
Fast die Hälfte der Einwohner in Czernowitz waren Juden. Die meisten von ihnen fühlten sich der deutschen Kultur zugehörig. Es gab eine Universität, Theater, Kinos, Kaffeehäuser, und Czernowitz war eine Literaturstadt. Dort lebten viele Schriftsteller und Künstler:
Karl Emil Franzos [2], der erste , der zu internationalem Ruhm gelangte, Rose Ausländer [3], Moses Rosenkranz, Paul Celan [4], Selma Meerbaum-Eisinger [5], Gregor von Rezzori [6], Elieser Steinbarg [7], Itzig Manger [8] und der berühmte Tenor Joseph Schmidt [9] und viele andere, die sich in der Czernowitzer Atmosphäre wohl fühlten. Mit Paul Celan, dem weltbekannten Lyriker, damals hieß er noch Paul Antschel, und seinen Eltern war meine Familie eng befreundet. In seiner Biografie erwähnt er meine Mutter, weil sie ihm einmal geholfen hatte. Er besuchte sogar meine Eltern nach dem Krieg in Wien.
Meine Eltern hatten oft Gäste, und auch sie waren oft zu Freunden eingeladen. Meine Schwester und ich wurden immer mitgenommen. Als meine Schwester älter war, ging sie aber schon ihre eigenen Wege.
Es war ein intensives jüdisches Leben auf einem hohen Niveau. Was ich meiner Mutter nie vergessen werde ist, dass sie mich zur Toleranz anderen Menschen und anderen Religionen gegenüber erzogen hat. Unser Hausmädchen war Christin.
Czernowitz, auch 'Klein Wien des Ostens' genannt, war eine moderne Stadt und hatte 150 000 Einwohner. Ich erinnere mich an die Sommer - Straßenbahn mit offenen Waggons und die Winter - Straßenbahn mit geschlossenen Waggons.
Fast die Hälfte der Einwohner in Czernowitz waren Juden. Die meisten von ihnen fühlten sich der deutschen Kultur zugehörig. Es gab eine Universität, Theater, Kinos, Kaffeehäuser, und Czernowitz war eine Literaturstadt. Dort lebten viele Schriftsteller und Künstler:
Karl Emil Franzos [2], der erste , der zu internationalem Ruhm gelangte, Rose Ausländer [3], Moses Rosenkranz, Paul Celan [4], Selma Meerbaum-Eisinger [5], Gregor von Rezzori [6], Elieser Steinbarg [7], Itzig Manger [8] und der berühmte Tenor Joseph Schmidt [9] und viele andere, die sich in der Czernowitzer Atmosphäre wohl fühlten. Mit Paul Celan, dem weltbekannten Lyriker, damals hieß er noch Paul Antschel, und seinen Eltern war meine Familie eng befreundet. In seiner Biografie erwähnt er meine Mutter, weil sie ihm einmal geholfen hatte. Er besuchte sogar meine Eltern nach dem Krieg in Wien.
Meine Eltern hatten oft Gäste, und auch sie waren oft zu Freunden eingeladen. Meine Schwester und ich wurden immer mitgenommen. Als meine Schwester älter war, ging sie aber schon ihre eigenen Wege.
Es war ein intensives jüdisches Leben auf einem hohen Niveau. Was ich meiner Mutter nie vergessen werde ist, dass sie mich zur Toleranz anderen Menschen und anderen Religionen gegenüber erzogen hat. Unser Hausmädchen war Christin.
, Ukraine