Tag #132152 - Interview #78296 (Erwin Landau)

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Nach dem Krieg absolvierte mein Vater einen Buchhaltungskurs und kam mit siebzehn Jahren in einer Import - Exportfirma unter, in der er in der Buchhaltung arbeitete. Als ein Vertreter, das waren Schreibwarenimporteure, erkrankte, sprang mein Vater für ihn ein und wurde der Spitzenverkäufer in dieser Firma. In der Firma lernte er dann auch meine Mutter kennen. Meine Mutter hatte einen Schreibmaschinenkurs belegt und Anfang der 1920er-Jahre begann sie in dieser Firma als Schreibkraft zu arbeiten. Durch ihre schwere Kindheit war sie sehr selbständig und hatte sogar an einem Englischkurs teilgenommen.

Meine Eltern haben sich ineinander verliebt, und mein Vater sagte zu meiner Mutter, er wolle sie heiraten und sie antwortete: 'I muaß mit meim Voda redn [Ich muss mit meinem Vater reden].' Ihr Vater war Vorarbeiter in einer Lokomotivfabrik in Floridsdorf und ein fanatischer Kommunist. Auch er konnte nur im Dialekt sprechen. Meine Mutter ging zu ihrem Vater und sagte ihm, sie wolle gern einen jüdischen Mann heiraten, ob er einverstanden sei. Er war einverstanden, schon aus dem Grund, weil er wusste, dass sich der Pfarrer dann ärgern würde. Mein Vater ging zu seiner Mutter und fragte: 'Bist du einverstanden, dass ich sie heirate, wenn sie Jüdin wird?'
Period
Location

Österreich

Interview
Erwin Landau