Tag #133914 - Interview #78530 (Edith Brickell)

Selected text
Am Abend des Jom Kippur aßen wir immer Erbsen und Karotten, weil das des ‚Kaisers Lieblingsgericht‘ war, so hat man gesagt. Zu Jom Kippur gingen wir tagsüber immer in den Tempel, in dem meine Großmutter betete, und brachten ihr Blumen. Das war so üblich, damit man etwas Gutes zum Riechen hatte, weil man ja fastete.

Ich kann mich erinnern, bei einem gewissen Gebet am Yom Kippur schluchzte meine Mutter im Tempel immer. Das war bei dem Gebet: ‚Aber Umkehr und Gebet und gute Taten – wenden ab die Härte des Schicksals [U-netane Tokef]. Es ist alles vorhergesehen, doch die Wahlfreiheit bleibt erhalten’. Ich wagte nie meine Mutter zu fragen, warum sie weinte.
Period
Location

Vienna
Österreich

Interview
Edith Brickell