Ich bin im August 1946, leider nicht mit der ersten Gruppe, da war mein Mann dabei, alleine nach Wien zurückgekommen, illegal, mit französischen Ausweisen, im Arlberg Express. Ich bin am Fenster gestanden und hab‘ geheult, es war unglaublich schön. Und in Wien war‘s schon enttäuschend und hart – und dass wir den Österreichern nicht so abgegangen sind. Das war schon ein latenter, den Leuten nicht so bewusster Antisemitismus.
- Traditions 11756
- Language spoken 3019
- Identity 7808
- Description of town 2440
- Education, school 8506
- Economics 8772
- Work 11672
- Love & romance 4929
- Leisure/Social life 4159
- Antisemitism 4822
-
Major events (political and historical)
4256
- Armenian genocide 2
- Doctor's Plot (1953) 178
- Soviet invasion of Poland 31
- Siege of Leningrad 86
- The Six Day War 4
- Yom Kippur War 2
- Ataturk's death 5
- Balkan Wars (1912-1913) 35
- First Soviet-Finnish War 37
- Occupation of Czechoslovakia 1938 83
- Invasion of France 9
- Molotov–Ribbentrop Pact 65
- Varlik Vergisi (Wealth Tax) 36
- First World War (1914-1918) 216
- Spanish flu (1918-1920) 14
- Latvian War of Independence (1918-1920) 4
- The Great Depression (1929-1933) 20
- Hitler comes to power (1933) 127
- 151 Hospital 1
- Fire of Thessaloniki (1917) 9
- Greek Civil War (1946-49) 12
- Thessaloniki International Trade Fair 5
- Annexation of Bukovina to Romania (1918) 7
- Annexation of Northern Bukovina to the Soviet Union (1940) 19
- The German invasion of Poland (1939) 94
- Kishinev Pogrom (1903) 7
- Romanian Annexation of Bessarabia (1918) 25
- Returning of the Hungarian rule in Transylvania (1940-1944) 43
- Soviet Occupation of Bessarabia (1940) 59
- Second Vienna Dictate 27
- Estonian war of independence 3
- Warsaw Uprising 2
- Soviet occupation of the Balitc states (1940) 147
- Austrian Civil War (1934) 9
- Anschluss (1938) 71
- Collapse of Habsburg empire 3
- Dollfuß Regime 3
- Emigration to Vienna before WWII 36
- Kolkhoz 131
- KuK - Königlich und Kaiserlich 40
- Mineriade 1
- Post War Allied occupation 7
- Waldheim affair 5
- Trianon Peace Treaty 12
- NEP 56
- Russian Revolution 351
- Ukrainian Famine 199
- The Great Terror 283
- Perestroika 233
- 22nd June 1941 468
- Molotov's radio speech 115
- Victory Day 147
- Stalin's death 365
- Khrushchev's speech at 20th Congress 148
- KGB 62
- NKVD 153
- German occupation of Hungary (18-19 March 1944) 45
- Józef Pilsudski (until 1935) 33
- 1956 revolution 84
- Prague Spring (1968) 73
- 1989 change of regime 174
- Gomulka campaign (1968) 81
-
Holocaust
9685
- Holocaust (in general) 2789
- Concentration camp / Work camp 1235
- Mass shooting operations 337
- Ghetto 1183
- Death / extermination camp 647
- Deportation 1063
- Forced labor 791
- Flight 1410
- Hiding 594
- Resistance 121
- 1941 evacuations 866
- Novemberpogrom / Kristallnacht 34
- Eleftherias Square 10
- Kasztner group 1
- Pogrom in Iasi and the Death Train 21
- Sammelwohnungen 9
- Strohmann system 11
- Struma ship 17
- Life under occupation 803
- Yellow star house 72
- Protected house 15
- Arrow Cross ("nyilasok") 42
- Danube bank shots 6
- Kindertransport 26
- Schutzpass / false papers 95
- Warsaw Ghetto Uprising (1943) 24
- Warsaw Uprising (1944) 23
- Helpers 521
- Righteous Gentiles 269
- Returning home 1090
- Holocaust compensation 112
- Restitution 109
- Property (loss of property) 595
- Loss of loved ones 1724
- Trauma 1029
- Talking about what happened 1807
- Liberation 558
- Military 3322
- Politics 2640
-
Communism
4468
- Life in the Soviet Union/under Communism (in general) 2592
- Anti-communist resistance in general 63
- Nationalization under Communism 221
- Illegal communist movements 98
- Systematic demolitions under communism 45
- Communist holidays 311
- Sentiments about the communist rule 930
- Collectivization 94
- Experiences with state police 349
- Prison/Forced labor under communist/socialist rule 449
- Lack or violation of human and citizen rights 483
- Life after the change of the regime (1989) 493
- Israel / Palestine 2190
- Zionism 847
- Jewish Organizations 1200
Displaying 20521 - 20550 of 50826 results
Eva Köckeis-Stangl
1943 hab ich dann geheiratet und 2 Jahre später ist meine Tochter Emmi zur Welt gekommen.
Ich war bei Young Austria, unser wichtigstes Ziel war es, etwas für die Befreiung Österreichs zu machen. Da hat es auch Zellen des Kommunistischen Jugendverbands gegeben und wöchentliche Treffen, wir haben Marx und Engels gelesen, es gab auch eine Zeitung. Es war für mich das wichtigste, ja ja, ich war sicher unheimlich dogmatisch. Aber nicht nur die politische Linie, sondern auch die Erinnerung an das Land, an Österreich wach halten, das war ganz wichtig. Wobei das mehr das Land war, die Landschaft und die Kultur, als die Leute. Für mich war immer klar, dass ich dahin zurück will. Und es war klar, dass das ein kommunistisches Land wird.
Wir Kinder, die Agi, der Hansi und ich, sind schon im Juni nach England geflogen. Und möglich war das im Wesentlichen dadurch, dass Otto aus der Zeit, wo er vor dem ersten Weltkrieg in England gelebt hat, eine ganze Reihe guter Freunde in England gehabt hat. Die haben gebürgt für uns.
Ja, und dann gab‘s also auch noch lange Verhandlungen, bis man Lilly und Otto die Ausreise nach England erlaubt hat, das war im Herbst 1938.
Ja, und dann gab‘s also auch noch lange Verhandlungen, bis man Lilly und Otto die Ausreise nach England erlaubt hat, das war im Herbst 1938.
Ich war 16 und hab‘ als Haushaltshilfe gearbeitet, dann war der Versuch, Krankenschwester zu werden. Ich wollte dann nicht mehr zu den Eltern ziehen. Ich kann mich erinnern, wo ich zum ersten mal bei einer Demonstration am Trafalgar Square war, das war für mich unheimlich wichtig, wo man die Internationale offen singen kann! Ich glaub, es war eine Arbeitslosendemonstration. Ich wollte in London bleiben, aber Otto meinte, als der Krieg dann begonnen hatte, es ist blöd, in London zu bleiben, wegen der Bomben. Nach langem, so was wurde zu Hause ja niemals geredet, hab ich zugegeben, ich hab einen Freund und wegen dem will ich dableiben. In meiner Erinnerung hat er gesagt: Du bist ja ka Köchin!
Das war eine fürchterliche Watschn für mich. Und jedes Mal wenn ich mit ihm beisammen war, ist es sofort zu einem Krach gekommen. Das ist eigentlich bis zum Schluss so gegangen. Wahrscheinlich dewegen auch in der letzten Zeit, wo ich als junges Mädel und als junge Frau so a überzeugte Kommunistin war, dass er meine Art von Dogmatismus nicht ertragen hat.
Das war eine fürchterliche Watschn für mich. Und jedes Mal wenn ich mit ihm beisammen war, ist es sofort zu einem Krach gekommen. Das ist eigentlich bis zum Schluss so gegangen. Wahrscheinlich dewegen auch in der letzten Zeit, wo ich als junges Mädel und als junge Frau so a überzeugte Kommunistin war, dass er meine Art von Dogmatismus nicht ertragen hat.
United Kingdom
Ich bin damals schon, in den Jahren davor, geheim zu einer Jugendgruppe gegangen, die hat sich „Jung Urania“ genannt und später unter dem Deckmantel, dass wir ‚Pfadfinder‘ sind, waren vielleicht 20 Leute, zweimal die Woche. Wir waren kommunistisch. Und zu links-sein hat dazugehört, sich für Psychoanalyse zu interessieren und meine Freundin hat da so Originalschriften von Freud mitgebracht. Was wir als 13-jährige davon verstanden haben, frag‘ ich mich. Sicher hab ich das kommunistische Manifest in einer Gruppensituation gelesen, aber es war außerordentlich schwierig, solche Schriften aufzutreiben. Und in den allerletzten Monaten in Wien, wie der Otto schon eingesperrt war, bin ich zu denen gegangen und hab‘ gesagt: So, jetzt ist mein Vater im Häfn, jetzt kann ich machen was ich will. Und da haben‘s mich in den Kommunistischen Jugendverband aufgenommen, das war eine Gruppe, die war mehr proletarisch.
Die sind immer zu Fuß gegangen, und da sind wir einmal zu Fuß zum Peilstein gegangen, ein ganz schöner Hatscher, und haben dort in einer Höhle geschlafen, war meine erste Begegnung mit Bergsteigen. Hat sich sehr gehalten.
Die sind immer zu Fuß gegangen, und da sind wir einmal zu Fuß zum Peilstein gegangen, ein ganz schöner Hatscher, und haben dort in einer Höhle geschlafen, war meine erste Begegnung mit Bergsteigen. Hat sich sehr gehalten.
Und dann war bald das Jahr 1933 da, wo Hitler in Deutschland schon an die Macht gekommen ist und jüdische Intellektuelle emigriert sind und unter anderem auch nach Wien geflüchtet sind – und auch solche Menschen sind zu uns auf Besuch gekommen. Aber mein Vater hat immer gemeint, in Wien ist das ganz unmöglich, in Wien sind die Juden ein so wesentlicher Teil des wirtschaftlichen und kulturellen Lebens, das ist ganz unmöglich, die auszuschalten. Ja, allerdings, wie dann die Nazis in Österreich einmarschiert sind, sind sie binnen kurzem, schon nach wenigen Tagen, bei uns in der Wohnung aufgetaucht. Es wurde eine Hausdurchsuchung gemacht, vieles kaputtgeschlagen, mit der Brutalität und Niedertracht, genau derselben, die die Nazis woanders angewendet haben und Otto wurde verhaftet. Die Nazis haben in Otto keinen politischen Gegner gesehen, sondern vor allem einen wohlhabenden Juden, den man dazu zwingen muss, oder den sie durch die Haft dazu gezwungen haben, alle seine Besitztümer den Nazis zu schenken.
Austria
Ich hatte dann in der Mädchenmittelschule im 8. Bezirk, Albertgasse, da so einen Religionslehrer, der war relativ jung, relativ zionistisch, mit dem hat man diskutieren können. Und er hat versucht, einem Anfangsgründe von Hebräisch beizubringen. Und da hat es auch so Zeiten gegeben, wo erwartet wurde, dass man am Samstag in den Tempel geht, damit man eine gute Note kriegt.
Es gibt an sich keine Taufe bei den Juden, aber anscheinend, ich kenn‘ mich da bis heute zu wenig aus, aber soweit ich mich auskenn, also, der nicht als Baby, nicht bei der Geburt zum jüdischen Glauben einbezogen wird, dann gibts eine Taufe. Und nachdem ich damals schon 6 Jahre alt war, also kurz bevor ich in die Schule eingetreten bin, kann ich mich daran erinnern. War also so ein kleines Becken, wie ein ganz kleines Schwimmbad und dort musste ich so lange untertauchen, bis der Rabbiner seine Gebete fertiggesprochen hat. Ist mir sehr schwergefallen. Und ich glaub‘, des ist drei Mal schiefgegangen. Und wenn ich mich richtig erinnere, ist zu dem Zeitpunkt auch die Lilly, die vorher protestantisch war, zum jüdischen Glauben beigetreten. Lilly war jüdischer Herkunft, aber sie hat es vergessen gehabt oder vielleicht – aber das könnt‘ ich nicht sagen – ob sie nicht gelegentlich stolz darauf waren, nicht jüdisch zu sein.
Der einzige Anlass, wo ich mich erinnern kann, dass über jüdische Tradition was erzählt wurde, war, wenn Otto Witze erzählt hat. Er hat gerne und ausgezeichnet Witze erzählt, jüdische Witze, über Juden, die sehr viel Selbstironie enthalten.
Aber sonst herrschte große Distanz und sicher auch ein Maß an Verachtung für die nichtassimilierten Juden, für die man damals gesagt hat, sehr herablassend, eigentlich bös‘, „die polnischen Juden“, die Juden aus den Ghettos in Polen, die aus der Ukraine wegen Pogromen flüchten mussten, von denen sehr viele da im 2. Bezirk gelebt haben, die mein Vater also eher verachtet hat, wahrscheinlich sie als nicht modern genug, etwas schmutzig, schmuddelig, nicht aufgeklärt empfunden hat. Diese Distanzierung kommt auch darin zum Ausdruck, dass ich zunächst nicht jüdischer Religion war, das heißt, in meinem Geburtsschein steht „ohne religiöses Bekenntnis“.
Aber sonst herrschte große Distanz und sicher auch ein Maß an Verachtung für die nichtassimilierten Juden, für die man damals gesagt hat, sehr herablassend, eigentlich bös‘, „die polnischen Juden“, die Juden aus den Ghettos in Polen, die aus der Ukraine wegen Pogromen flüchten mussten, von denen sehr viele da im 2. Bezirk gelebt haben, die mein Vater also eher verachtet hat, wahrscheinlich sie als nicht modern genug, etwas schmutzig, schmuddelig, nicht aufgeklärt empfunden hat. Diese Distanzierung kommt auch darin zum Ausdruck, dass ich zunächst nicht jüdischer Religion war, das heißt, in meinem Geburtsschein steht „ohne religiöses Bekenntnis“.
Wissenschaft so nebenher zu betreiben ist ja ziemlich unmöglich, und so hat er aber versucht, sein Leben auszufüllen mit Interesse für künstlerische Sachen, für kulturelle Dinge, und auch so, als Mäzen tätig zu sein. Und in der Zeit, an die ich mich schon erinnern kann, also Ende der Zwanzigerjahre, war das „diesen Künstlern unter die Arme greifen“ auch wahnsinnig notwendig, weil es war eine wirtschaftlich eher sehr schlechte Zeit, war die große Wirtschaftskrise in Österreich, eine große Arbeitslosigkeit. Und da hat es zum Beispiel mehrere Maler gegeben, besonders der Herbert Böckl, dem er versucht hat, immer wieder zu helfen, mit Geld. Und das Helfen hat damals noch eine sehr traditionelle Form gehabt, nämlich dass man die Leute zum Essen, also zum Mittagessen oder zum Nachtmahl, einlädt. Für mich hat das eine große Bedeutung gehabt, was da sehr oft beim Essen über interessante, gescheite Sachen geredet worden ist, und ich hab diese Besuche oft sehr bewundert, mit denen Otto – so ist mir vorgekommen – auch fachlich sehr versiert geredet hat.
Es gab Dienstpersonal, ein Stubenmädchen dazu, meistens, glaub ich. Und für die Kinder ein „Fräulein“, solang‘ wir Kinder kleiner waren. Wir lernten Sprachen, Reiten, Tanzen usw. usw.
Sie haben zuerst in einer Wohnung in Hietzing gewohnt und dann aber hat Otto ein Haus gekauft in der Oberen Donaustraße, also im 2. Bezirk – und der zweite Bezirk war DIE jüdische Gegend. Und dort war eben auch die Fabrik. Aber andererseits doch am Rand vom 2. Bezirk, mit einem wunderschönen Blick über den Donaukanal bis zum Kahlenberg und Leopoldsberg. Und es war wieder ein Haus, indem der erste Stock, die repräsentativste Wohnung, eine große, prächtige Wohnung, unsere war, die der Brills. Otto hat sich intensiv um deren Einrichtung angenommen, alles musste nach seinen Anweisungen geschehen. Den Kleinkram, natürlich, den hat er dann Lilly überlassen. Sie hat ihm übrigens immer nachgegeben, was mich als Kind sehr geärgert hat.
Austria
1921 hat er schließlich an seinem Geburtstag Lilly Livia Gunszt, eine ganz besonders schöne, und wesentlich jüngere Frau geheiratet.
,
1921
See text in interview
Mein Vater Öttchen machte damals eine aufregende Karriere als Ingenieur, in einem Zwischenbereich zwischen Physik und Chemie, die ihn als Assistenten und Mitarbeiter nach Berlin, Göttingen, kurz Paris, London und auch Amerika führte. Und da hat ihn besonders interessiert, oder er war beteiligt, an den ganz frühen Arbeiten in Richtung von dem, was wir heute Radioaktivität nennen. Da war diese Geschichte, auf die die ganze Familie sehr stolz war: nämlich da hat es in Paris die Marie Curie gegeben und sie hat einen unerhört kostbaren Stoff gebraucht für ihre Experimente und der wurde unter anderem gefunden in Joachimsthal in Böhmen, also im Bereich der österreichischen Monarchie. Und Öttchen wurde beauftragt, diese winzigen Menge von diesem Stoff, von dem man heute weiß, wie gefährlich er ist, weil er eben Strahlung aussendet, in irgendeinem Kofferle dieses, ich glaub 2 Gramm, Radium als Geschenk der österreichischen Regierung zu Marie Curie nach Paris zu bringen.
Dieser besondere Respekt vor Bildung, nehm‘ ich an, drückt sich auch darin aus, dass die beiden Schwestern, nein: alle drei, Akademiker geheiratet haben.
Wir Kinder, die Agi, der Hansi und ich, sind schon im Juni nach England geflogen. Und möglich war das im Wesentlichen dadurch, dass Otto aus der Zeit, wo er vor dem ersten Weltkrieg in England gelebt hat, eine ganze Reihe guter Freunde in England gehabt hat. Die haben gebürgt für uns.
Ja, und dann gab‘s also auch noch lange Verhandlungen, bis man Lilly und Otto die Ausreise nach England erlaubt hat, das war im Herbst 1938.
Ich war 16 und hab‘ als Haushaltshilfe gearbeitet, dann war der Versuch, Krankenschwester zu werden. Ich wollte dann nicht mehr zu den Eltern ziehen. Ich kann mich erinnern, wo ich zum ersten mal bei einer Demonstration am Trafalgar Square war, das war für mich unheimlich wichtig, wo man die Internationale offen singen kann! Ich glaub, es war eine Arbeitslosendemonstration. Ich wollte in London bleiben, aber Otto meinte, als der Krieg dann begonnen hatte, es ist blöd, in London zu bleiben, wegen der Bomben. Nach langem, so was wurde zu Hause ja niemals geredet, hab ich zugegeben, ich hab einen Freund und wegen dem will ich dableiben. In meiner Erinnerung hat er gesagt: Du bist ja ka Köchin!
Das war eine fürchterliche Watschn für mich. Und jedes Mal wenn ich mit ihm beisammen war, ist es sofort zu einem Krach gekommen. Das ist eigentlich bis zum Schluss so gegangen. Wahrscheinlich dewegen auch in der letzten Zeit, wo ich als junges Mädel und als junge Frau so a überzeugte Kommunistin war, dass er meine Art von Dogmatismus nicht ertragen hat. Ich war bei Young Austria, unser wichtigstes Ziel war es, etwas für die Befreiung Österreichs zu machen. Da hat es auch Zellen des Kommunistischen Jugendverbands gegeben und wöchentliche Treffen, wir haben Marx und Engels gelesen, es gab auch eine Zeitung. Es war für mich das wichtigste, ja ja, ich war sicher unheimlich dogmatisch. Aber nicht nur die politische Linie, sondern auch die Erinnerung an das Land, an Österreich wach halten, das war ganz wichtig. Wobei das mehr das Land war, die Landschaft und die Kultur, als die Leute. Für mich war immer klar, dass ich dahin zurück will. Und es war klar, dass das ein kommunistisches Land wird.
Ja, und dann gab‘s also auch noch lange Verhandlungen, bis man Lilly und Otto die Ausreise nach England erlaubt hat, das war im Herbst 1938.
Ich war 16 und hab‘ als Haushaltshilfe gearbeitet, dann war der Versuch, Krankenschwester zu werden. Ich wollte dann nicht mehr zu den Eltern ziehen. Ich kann mich erinnern, wo ich zum ersten mal bei einer Demonstration am Trafalgar Square war, das war für mich unheimlich wichtig, wo man die Internationale offen singen kann! Ich glaub, es war eine Arbeitslosendemonstration. Ich wollte in London bleiben, aber Otto meinte, als der Krieg dann begonnen hatte, es ist blöd, in London zu bleiben, wegen der Bomben. Nach langem, so was wurde zu Hause ja niemals geredet, hab ich zugegeben, ich hab einen Freund und wegen dem will ich dableiben. In meiner Erinnerung hat er gesagt: Du bist ja ka Köchin!
Das war eine fürchterliche Watschn für mich. Und jedes Mal wenn ich mit ihm beisammen war, ist es sofort zu einem Krach gekommen. Das ist eigentlich bis zum Schluss so gegangen. Wahrscheinlich dewegen auch in der letzten Zeit, wo ich als junges Mädel und als junge Frau so a überzeugte Kommunistin war, dass er meine Art von Dogmatismus nicht ertragen hat. Ich war bei Young Austria, unser wichtigstes Ziel war es, etwas für die Befreiung Österreichs zu machen. Da hat es auch Zellen des Kommunistischen Jugendverbands gegeben und wöchentliche Treffen, wir haben Marx und Engels gelesen, es gab auch eine Zeitung. Es war für mich das wichtigste, ja ja, ich war sicher unheimlich dogmatisch. Aber nicht nur die politische Linie, sondern auch die Erinnerung an das Land, an Österreich wach halten, das war ganz wichtig. Wobei das mehr das Land war, die Landschaft und die Kultur, als die Leute. Für mich war immer klar, dass ich dahin zurück will. Und es war klar, dass das ein kommunistisches Land wird.
Und dann war bald das Jahr 1933 da, wo Hitler in Deutschland schon an die Macht gekommen ist und jüdische Intellektuelle emigriert sind und unter anderem auch nach Wien geflüchtet sind – und auch solche Menschen sind zu uns auf Besuch gekommen. Aber mein Vater hat immer gemeint, in Wien ist das ganz unmöglich, in Wien sind die Juden ein so wesentlicher Teil des wirtschaftlichen und kulturellen Lebens, das ist ganz unmöglich, die auszuschalten. Ja, allerdings, wie dann die Nazis in Österreich einmarschiert sind, sind sie binnen kurzem, schon nach wenigen Tagen, bei uns in der Wohnung aufgetaucht. Es wurde eine Hausdurchsuchung gemacht, vieles kaputtgeschlagen, mit der Brutalität und Niedertracht, genau derselben, die die Nazis woanders angewendet haben und Otto wurde verhaftet. Die Nazis haben in Otto keinen politischen Gegner gesehen, sondern vor allem einen wohlhabenden Juden, den man dazu zwingen muss, oder den sie durch die Haft dazu gezwungen haben, alle seine Besitztümer den Nazis zu schenken.
Ich bin damals schon, in den Jahren davor, geheim zu einer Jugendgruppe gegangen, die hat sich „Jung Urania“ genannt und später unter dem Deckmantel, dass wir ‚Pfadfinder‘ sind, waren vielleicht 20 Leute, zweimal die Woche. Wir waren kommunistisch. Und zu links-sein hat dazugehört, sich für Psychoanalyse zu interessieren und meine Freundin hat da so Originalschriften von Freud mitgebracht. Was wir als 13-jährige davon verstanden haben, frag‘ ich mich. Sicher hab ich das kommunistische Manifest in einer Gruppensituation gelesen, aber es war außerordentlich schwierig, solche Schriften aufzutreiben. Und in den allerletzten Monaten in Wien, wie der Otto schon eingesperrt war, bin ich zu denen gegangen und hab‘ gesagt: So, jetzt ist mein Vater im Häfn, jetzt kann ich machen was ich will. Und da haben‘s mich in den Kommunistischen Jugendverband aufgenommen, das war eine Gruppe, die war mehr proletarisch.
Die sind immer zu Fuß gegangen, und da sind wir einmal zu Fuß zum Peilstein gegangen, ein ganz schöner Hatscher, und haben dort in einer Höhle geschlafen, war meine erste Begegnung mit Bergsteigen. Hat sich sehr gehalten.
Ich bin damals schon, in den Jahren davor, geheim zu einer Jugendgruppe gegangen, die hat sich „Jung Urania“ genannt und später unter dem Deckmantel, dass wir ‚Pfadfinder‘ sind, waren vielleicht 20 Leute, zweimal die Woche. Wir waren kommunistisch. Und zu links-sein hat dazugehört, sich für Psychoanalyse zu interessieren und meine Freundin hat da so Originalschriften von Freud mitgebracht. Was wir als 13-jährige davon verstanden haben, frag‘ ich mich. Sicher hab ich das kommunistische Manifest in einer Gruppensituation gelesen, aber es war außerordentlich schwierig, solche Schriften aufzutreiben. Und in den allerletzten Monaten in Wien, wie der Otto schon eingesperrt war, bin ich zu denen gegangen und hab‘ gesagt: So, jetzt ist mein Vater im Häfn, jetzt kann ich machen was ich will. Und da haben‘s mich in den Kommunistischen Jugendverband aufgenommen, das war eine Gruppe, die war mehr proletarisch.
Die sind immer zu Fuß gegangen, und da sind wir einmal zu Fuß zum Peilstein gegangen, ein ganz schöner Hatscher, und haben dort in einer Höhle geschlafen, war meine erste Begegnung mit Bergsteigen. Hat sich sehr gehalten.
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Before WW2
See text in interview
1921 hat er schließlich an seinem Geburtstag Lilly Livia Gunszt, eine ganz besonders schöne, und wesentlich jüngere Frau geheiratet. Lilly war aus einer eher armen Familie mit vielen Geschwistern, die alle zusammen von Budapest nach Wien gezogen waren, als sie noch ein Kind war. Lilly war eine sehr schöne, sehr liebe übrigens, und sanfte Frau. Dass sie sehr schön war, war – glaub ich – für Otto sehr wichtig.
Sie haben zuerst in einer Wohnung in Hietzing gewohnt und dann aber hat Otto ein Haus gekauft in der Oberen Donaustraße, also im 2. Bezirk – und der zweite Bezirk war DIE jüdische Gegend. Und dort war eben auch die Fabrik. Aber andererseits doch am Rand vom 2. Bezirk, mit einem wunderschönen Blick über den Donaukanal bis zum Kahlenberg und Leopoldsberg. Und es war wieder ein Haus, indem der erste Stock, die repräsentativste Wohnung, eine große, prächtige Wohnung, unsere war, die der Brills. Otto hat sich intensiv um deren Einrichtung angenommen, alles musste nach seinen Anweisungen geschehen. Den Kleinkram, natürlich, den hat er dann Lilly überlassen. Sie hat ihm übrigens immer nachgegeben, was mich als Kind sehr geärgert hat. Es gab Dienstpersonal, ein Stubenmädchen dazu, meistens, glaub ich. Und für die Kinder ein „Fräulein“, solang‘ wir Kinder kleiner waren. Wir lernten Sprachen, Reiten, Tanzen usw. usw.
Ich bin also am 1.8.1922 als erstes von drei Kindern geboren. Nach mir kam Agi, dann Hansi. Zu der Zeit hatte Otto seine Naturwissenschaftler-Karriere zugunsten der Übernahme der Fabrik seines Vaters (nach dessen Tod) aufgegeben. Und das war, glaub ich, für Otto eine arge Unterbrechung und das Ende von dem, was er eigentlich hätte tun wollen… aber es ist ihm nix anderes übriggeblieben.
Er hat also diesen Betrieb geführt und dann hat es noch eine Menge damit verbundene Dinge gegeben, für die er zuständig war und die hat er abwickeln müssen. So erinner‘ ich mich zum Beispiel, dass es mehrere Mietshäuser gegeben hat und dann so ein großes Bürohaus, den Industriepalast, die also ihm plus Familie gehört haben, und um die er sich hat kümmern müssen, aber er hat halt versucht, daneben auch noch Zeit zu finden für die Dinge, die er geschätzt hat.
Wissenschaft so nebenher zu betreiben ist ja ziemlich unmöglich, und so hat er aber versucht, sein Leben auszufüllen mit Interesse für künstlerische Sachen, für kulturelle Dinge, und auch so, als Mäzen tätig zu sein. Und in der Zeit, an die ich mich schon erinnern kann, also Ende der Zwanzigerjahre, war das „diesen Künstlern unter die Arme greifen“ auch wahnsinnig notwendig, weil es war eine wirtschaftlich eher sehr schlechte Zeit, war die große Wirtschaftskrise in Österreich, eine große Arbeitslosigkeit. Und da hat es zum Beispiel mehrere Maler gegeben, besonders der Herbert Böckl, dem er versucht hat, immer wieder zu helfen, mit Geld. Und das Helfen hat damals noch eine sehr traditionelle Form gehabt, nämlich dass man die Leute zum Essen, also zum Mittagessen oder zum Nachtmahl, einlädt. Für mich hat das eine große Bedeutung gehabt, was da sehr oft beim Essen über interessante, gescheite Sachen geredet worden ist, und ich hab diese Besuche oft sehr bewundert, mit denen Otto – so ist mir vorgekommen – auch fachlich sehr versiert geredet hat.
Sie haben zuerst in einer Wohnung in Hietzing gewohnt und dann aber hat Otto ein Haus gekauft in der Oberen Donaustraße, also im 2. Bezirk – und der zweite Bezirk war DIE jüdische Gegend. Und dort war eben auch die Fabrik. Aber andererseits doch am Rand vom 2. Bezirk, mit einem wunderschönen Blick über den Donaukanal bis zum Kahlenberg und Leopoldsberg. Und es war wieder ein Haus, indem der erste Stock, die repräsentativste Wohnung, eine große, prächtige Wohnung, unsere war, die der Brills. Otto hat sich intensiv um deren Einrichtung angenommen, alles musste nach seinen Anweisungen geschehen. Den Kleinkram, natürlich, den hat er dann Lilly überlassen. Sie hat ihm übrigens immer nachgegeben, was mich als Kind sehr geärgert hat. Es gab Dienstpersonal, ein Stubenmädchen dazu, meistens, glaub ich. Und für die Kinder ein „Fräulein“, solang‘ wir Kinder kleiner waren. Wir lernten Sprachen, Reiten, Tanzen usw. usw.
Ich bin also am 1.8.1922 als erstes von drei Kindern geboren. Nach mir kam Agi, dann Hansi. Zu der Zeit hatte Otto seine Naturwissenschaftler-Karriere zugunsten der Übernahme der Fabrik seines Vaters (nach dessen Tod) aufgegeben. Und das war, glaub ich, für Otto eine arge Unterbrechung und das Ende von dem, was er eigentlich hätte tun wollen… aber es ist ihm nix anderes übriggeblieben.
Er hat also diesen Betrieb geführt und dann hat es noch eine Menge damit verbundene Dinge gegeben, für die er zuständig war und die hat er abwickeln müssen. So erinner‘ ich mich zum Beispiel, dass es mehrere Mietshäuser gegeben hat und dann so ein großes Bürohaus, den Industriepalast, die also ihm plus Familie gehört haben, und um die er sich hat kümmern müssen, aber er hat halt versucht, daneben auch noch Zeit zu finden für die Dinge, die er geschätzt hat.
Wissenschaft so nebenher zu betreiben ist ja ziemlich unmöglich, und so hat er aber versucht, sein Leben auszufüllen mit Interesse für künstlerische Sachen, für kulturelle Dinge, und auch so, als Mäzen tätig zu sein. Und in der Zeit, an die ich mich schon erinnern kann, also Ende der Zwanzigerjahre, war das „diesen Künstlern unter die Arme greifen“ auch wahnsinnig notwendig, weil es war eine wirtschaftlich eher sehr schlechte Zeit, war die große Wirtschaftskrise in Österreich, eine große Arbeitslosigkeit. Und da hat es zum Beispiel mehrere Maler gegeben, besonders der Herbert Böckl, dem er versucht hat, immer wieder zu helfen, mit Geld. Und das Helfen hat damals noch eine sehr traditionelle Form gehabt, nämlich dass man die Leute zum Essen, also zum Mittagessen oder zum Nachtmahl, einlädt. Für mich hat das eine große Bedeutung gehabt, was da sehr oft beim Essen über interessante, gescheite Sachen geredet worden ist, und ich hab diese Besuche oft sehr bewundert, mit denen Otto – so ist mir vorgekommen – auch fachlich sehr versiert geredet hat.
Austria
Und deswegen dürften sie dem Otto, der nicht nur einfach dem Wunsch seines Vaters entsprechend Riemer und Sattler werden wollte, erlaubt haben, auf die technische Hochschule zu gehen, wo er Chemie studiert hat.
wie es der jüdischen Tradition entspricht – sehr eingenommen für mehr Bildung, für mehr Schulbildung gewesen, jedenfalls von Ottos Mutter weiß ich das, die Amalie Brill, aber wahrscheinlich auch der Moritz, sie waren Leute, die in der Großstadt Erfolg haben wollten, die sich als modern und fortschrittlich gesehen haben und denen wahrscheinlich ihre jüdische Herkunft wenig bedeutet hat… und wenn, dann eher als Hindernis.
Also, jetzt haben sie diese Riemen gemacht und, ich weiß nicht, ob, aber wahrscheinlich hat es gleich in dem Haus Taborstraße 71 im 2. Bezirk angefangen, das es heute noch gibt. Auch sehr typisch für diese Zeit, da war also die Fabrik im Hinterhaus und im Vorderhaus, im nobelsten Stock, nämlich im 1. Stock, hat die Familie Brill gewohnt.
Und wie Öttchen zwei oder drei Jahre alt war, hat sich die Familie aufgemacht, in der Großstadt Wien ihr Glück zu versuchen.
Öttchen ist noch in Pardubitz geboren, das ist eine kleine Stadt in der Tschechoslowakei, wo sein Vater Moritz Moses Schuster war…oder Schuhfabrikant. Aber der hatte kein Glück und war ständig aus unterschiedlichen Gründen am Rande des Ruins. Da gibts dann irgendeine Geschichte, dass das schiefgegangen ist. Vage erinner‘ ich mich, dass das Unglück dadurch entstanden ist, dass die Leisten, die man ja braucht, um Schuhe zu erzeugen, falsch zugeschnitten waren und dann waren alle Schuhe verkehrt oder nicht tragbar.
1882 schließlich wurde die Fabrik und alle Vorräte, das können wir in einem erhaltenen Brief von Moritz lesen, durch ein Feuer zerstört.
Und wie Öttchen zwei oder drei Jahre alt war, hat sich die Familie aufgemacht, in der Großstadt Wien ihr Glück zu versuchen. Hier in Wien hat mein Großvater Moritz dann offensichtlich versucht, seine Kenntnisse als Schuster und Lederer für ein anderes Erzeugnis zu verwenden, also für etwas, von dem er inzwischen draufgekommen ist, dass man es zu dieser Zeit der Industrialisierung besonders gebraucht hat und das waren die Ledertreibriemen.
1882 schließlich wurde die Fabrik und alle Vorräte, das können wir in einem erhaltenen Brief von Moritz lesen, durch ein Feuer zerstört.
Und wie Öttchen zwei oder drei Jahre alt war, hat sich die Familie aufgemacht, in der Großstadt Wien ihr Glück zu versuchen. Hier in Wien hat mein Großvater Moritz dann offensichtlich versucht, seine Kenntnisse als Schuster und Lederer für ein anderes Erzeugnis zu verwenden, also für etwas, von dem er inzwischen draufgekommen ist, dass man es zu dieser Zeit der Industrialisierung besonders gebraucht hat und das waren die Ledertreibriemen.
Czechia
Erwin Weiss
Ich war vier Mal mit dem Chor in Israel, habe in Tel Aviv im ‚Mann Auditorium’ dirigiert. Da haben wir gesungen - ein kleiner Chor aus Österreich. Ich war wirklich aufgeregt, weil es so eine schlechte Besetzung war, und ich habe mich so geplagt bei der Probe, aber dann war es ein großer Erfolg. Ich kann mich auch erinnern, dass wir in Haifa gesungen haben und es war wunderbar. Wir sind dort auf die Bühne gekommen, und das Klavier war kaputt, da hat das Pedal gefehlt. Ich habe gesagt, wenn das Pedal fehlt, dann muss es irgendwo herumliegen, und ich habe es auch wirklich gefunden.
Zu dieser Zeit ist meine Tochter in die USA zurück gegangen, um dort eine große Kariere zu machen. In den USA hat sie ihren Freund geheiratet. Alles lief eine Zeit lang sehr gut. Sie hat bestimmt sechs Jahre jeden Sommer mit amerikanischen Studenten, zum Teil kamen auch Wiener Studenten dazu, eine Sommerschule in Frankreich geleitet. Aber sie hatte in den USA nicht nur Glück. Sie hatte in New York den Auftrag bekommen, alle Sonaten für Violine und Klavier von Rubinstein aufzunehmen. Das war eine wundervolle Aufgabe und dafür hatte sie einen ganzen Sommer gearbeitet. Dann stellte sich heraus, der Auftraggeber will das doch nicht. Als nächstes bezahlte sie eine Agentin, um sich vermitteln zu lassen, aber die arbeitete nicht gut. Ich bin überzeugt davon, dass meine Tochter in Wien eine große Karriere gemacht hätte. Sie hatte hier in Wien einmal eine herrliche Kritik bekommen: ‚Das Einzige, was ihr fehlt, ist eine gute Geige.’ Also hat die Familie zusammengelegt und für sie eine Spitzengeige gekauft. Diese Geige besitzt sie noch immer. Sie hat eine ausgezeichnete Technik. Ich habe von Isaac Stern [amerikanischer Star-Violinist] die Biographie gelesen, da schildert er genau, wie schwer dieser Beruf ist. Meine eigene Tochter ist eine Virtuosin, und es ist manches Mal ein Hemmnis, nicht immer, manches Mal ist es auch ein Push, aber manches Mal ist es ein Hindernis, weil sie als meine Tochter nicht zum Zuge kam, weil der Vater schon so bekannt war. Sie lebt seit so langer Zeit dort und wird sicher nicht mehr nach Wien zurückkehren.
Meine Frau starb 1972, im 54. Lebensjahr, an Krebs.
Meine Tochter hat in Wien und an der Michigan Universität in den USA Musik studiert.
Sie ist eine herrliche Geigerin und eine herrliche Sängerin. Ich hatte sie in die USA geschickt, weil sie es wollte. Ich war dann in den USA auf Besuch, weil ich die ‚Manchester School of Music’ besuchen wollte. In Österreich hatte ich die Jazz Abteilung am Wiener Konservatorium gegründet und wollte mir Anregungen holen. Ich habe natürlich dort meine Tochter besucht. Meine Tochter hat einen Tag vor ihrer Rückreise nach Wien ihren zukünftigen Mann, einen jungen Juden, kennen gelernt.
Sie ist eine herrliche Geigerin und eine herrliche Sängerin. Ich hatte sie in die USA geschickt, weil sie es wollte. Ich war dann in den USA auf Besuch, weil ich die ‚Manchester School of Music’ besuchen wollte. In Österreich hatte ich die Jazz Abteilung am Wiener Konservatorium gegründet und wollte mir Anregungen holen. Ich habe natürlich dort meine Tochter besucht. Meine Tochter hat einen Tag vor ihrer Rückreise nach Wien ihren zukünftigen Mann, einen jungen Juden, kennen gelernt.
180 000 Juden gab es in Wien. Ich habe gewusst, dass der Antisemitismus tief sitzt, dass man oft gewählt wird für eine Funktion, und dass es dann Schwierigkeiten gibt, wenn sie drauf kommen, dass man jüdisch ist. Ich glaube, dass ich Direktor des Konservatoriums der Stadt Wien wurde, hatte auch damit zu tun, weil ich bestimmte Leute kannte. Ich bin sehr gerührt, aber ich halte mich zurück gerührt zu sein, wenn mir jemand sagt: ‚Bei dir habe ich mehr als Klavier spielen gelernt.’ Es gibt dutzende Briefe, die könnten einer eine Kopie vom anderen sein: ‚Deine Hilfe werde ich nie vergessen,’ oder: ‚Du hast aus mir das gemacht, was ich bin.’ Das ist eine Belohnung, die von der Steuer nicht angerechnet wird.
Mein Bruder Heinrich kam 1960 als menschliche Ruine aus Russland nach Österreich. Er hat furchtbar ausgeschaut. Zuerst musste er operiert werden, weil er einen Bruch hatte. Er ging auf die Babenbergerstraße, dort war das Invalidenamt, er war arbeitsunfähig. Damals wurde ihm dort gesagt, seine Herzbeschwerden hätte er nicht durch die Emigration, durch die Lager in der Sowjetunion, die hätte er schon früher gehabt - so waren die Beamten. Ich hatte diese Beamten 1945 erlebt, als ich mit meinem Bezugsschein aufs Magistratsamt kam. Mit einem gewissen Sadismus sind die da gestanden:
‚Herr Weiss haben Sie das bitte und das bitte und das bitte, und das brauchen sie auch noch.’ Ich hatte alles dabei und ich habe zu ihnen gesagt:
‚Sie werden lachen, das habe ich auch.’ Der Triumph war auf meiner Seite: ich habe alles was sie wollten auf den Tisch legen können.
‚Herr Weiss haben Sie das bitte und das bitte und das bitte, und das brauchen sie auch noch.’ Ich hatte alles dabei und ich habe zu ihnen gesagt:
‚Sie werden lachen, das habe ich auch.’ Der Triumph war auf meiner Seite: ich habe alles was sie wollten auf den Tisch legen können.