Meine Frau Gertrud Weiss, geborene Falk, hatte ich in England bei Young Austria kennen gelernt, sie war Chorsängerin. Meine Frau war Jahrgang 1918 und stammte aus Wien. Sie kam aus eher ärmlichen Verhältnissen. Die Eltern hatten eine Druckerei, ich glaube im 9. Bezirk. Die Druckerei war absolut desolat, sie haben nichts verdient, sie hatten vor dem Krieg ein Mindesteinkommen. 1947 haben wir geheiratet und 1951 wurde unsere Tochter Elisabeth geboren.
- Traditions 11756
- Language spoken 3019
- Identity 7808
- Description of town 2440
- Education, school 8506
- Economics 8772
- Work 11672
- Love & romance 4929
- Leisure/Social life 4159
- Antisemitism 4822
-
Major events (political and historical)
4256
- Armenian genocide 2
- Doctor's Plot (1953) 178
- Soviet invasion of Poland 31
- Siege of Leningrad 86
- The Six Day War 4
- Yom Kippur War 2
- Ataturk's death 5
- Balkan Wars (1912-1913) 35
- First Soviet-Finnish War 37
- Occupation of Czechoslovakia 1938 83
- Invasion of France 9
- Molotov–Ribbentrop Pact 65
- Varlik Vergisi (Wealth Tax) 36
- First World War (1914-1918) 216
- Spanish flu (1918-1920) 14
- Latvian War of Independence (1918-1920) 4
- The Great Depression (1929-1933) 20
- Hitler comes to power (1933) 127
- 151 Hospital 1
- Fire of Thessaloniki (1917) 9
- Greek Civil War (1946-49) 12
- Thessaloniki International Trade Fair 5
- Annexation of Bukovina to Romania (1918) 7
- Annexation of Northern Bukovina to the Soviet Union (1940) 19
- The German invasion of Poland (1939) 94
- Kishinev Pogrom (1903) 7
- Romanian Annexation of Bessarabia (1918) 25
- Returning of the Hungarian rule in Transylvania (1940-1944) 43
- Soviet Occupation of Bessarabia (1940) 59
- Second Vienna Dictate 27
- Estonian war of independence 3
- Warsaw Uprising 2
- Soviet occupation of the Balitc states (1940) 147
- Austrian Civil War (1934) 9
- Anschluss (1938) 71
- Collapse of Habsburg empire 3
- Dollfuß Regime 3
- Emigration to Vienna before WWII 36
- Kolkhoz 131
- KuK - Königlich und Kaiserlich 40
- Mineriade 1
- Post War Allied occupation 7
- Waldheim affair 5
- Trianon Peace Treaty 12
- NEP 56
- Russian Revolution 351
- Ukrainian Famine 199
- The Great Terror 283
- Perestroika 233
- 22nd June 1941 468
- Molotov's radio speech 115
- Victory Day 147
- Stalin's death 365
- Khrushchev's speech at 20th Congress 148
- KGB 62
- NKVD 153
- German occupation of Hungary (18-19 March 1944) 45
- Józef Pilsudski (until 1935) 33
- 1956 revolution 84
- Prague Spring (1968) 73
- 1989 change of regime 174
- Gomulka campaign (1968) 81
-
Holocaust
9685
- Holocaust (in general) 2789
- Concentration camp / Work camp 1235
- Mass shooting operations 337
- Ghetto 1183
- Death / extermination camp 647
- Deportation 1063
- Forced labor 791
- Flight 1410
- Hiding 594
- Resistance 121
- 1941 evacuations 866
- Novemberpogrom / Kristallnacht 34
- Eleftherias Square 10
- Kasztner group 1
- Pogrom in Iasi and the Death Train 21
- Sammelwohnungen 9
- Strohmann system 11
- Struma ship 17
- Life under occupation 803
- Yellow star house 72
- Protected house 15
- Arrow Cross ("nyilasok") 42
- Danube bank shots 6
- Kindertransport 26
- Schutzpass / false papers 95
- Warsaw Ghetto Uprising (1943) 24
- Warsaw Uprising (1944) 23
- Helpers 521
- Righteous Gentiles 269
- Returning home 1090
- Holocaust compensation 112
- Restitution 109
- Property (loss of property) 595
- Loss of loved ones 1724
- Trauma 1029
- Talking about what happened 1807
- Liberation 558
- Military 3322
- Politics 2640
-
Communism
4468
- Life in the Soviet Union/under Communism (in general) 2592
- Anti-communist resistance in general 63
- Nationalization under Communism 221
- Illegal communist movements 98
- Systematic demolitions under communism 45
- Communist holidays 311
- Sentiments about the communist rule 930
- Collectivization 94
- Experiences with state police 349
- Prison/Forced labor under communist/socialist rule 449
- Lack or violation of human and citizen rights 483
- Life after the change of the regime (1989) 493
- Israel / Palestine 2190
- Zionism 847
- Jewish Organizations 1200
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Erwin Weiss
Ich kam 1945 Jahr nach Wien zurück.
Bei Young Austria [8] bin ich Chorleiter geworden, hatte dann aber einen Konflikt mit den Leuten vom Young Austria, weil ich kein Kommunist war. Young Austria ist eine kommunistische Jugendorganisation gewesen, und sie hetzten gegen die sozialdemokratische Emigration, auch gegen den Oskar Pollack [Österreichischer Journalist und Sozialdemokrat]. Der Oskar Pollack hatte in England ein Buch geschrieben ‚Europe is calling’. In dem Buch stand unter anderem:
‚Einen siegreichen Churchill kann man absetzten, einen siegreichen Roosevelt kann man absetzten, aber einen siegreichen Stalin kann man nicht absetzten.’ Das war Hochverrat für die Kommunisten. Die haben das derart ausgebeutet, dass ich wieder einmal die Konsequenzen zog. Ich habe einen Brief geschrieben:
‚Ich kann nicht mehr aufs Podium mit euch, weil ich dadurch den Eindruck vermittele, dass ich mit eurer Politik einverstanden bin.’ Ich habe das extra schriftlich gemacht. Im Young Austria hatte ich sehr große Erfolge, diese Kulturarbeit hatte ja mit Politik nichts zu tun. Nach dem Krieg hat man mich nicht nach Amerika gelassen, weil der amerikanische Konsul in Wien behauptet hat, dass der Verdacht bestehe, ich sei Kommunist. Dabei war ich das Gegenteil von denen. Ich habe lange gebraucht, bis ich die Leute aufgeklärt hatte, dass ich kein Kommunist sei, das war damals die McCarthy [9] Zeit.
‚Einen siegreichen Churchill kann man absetzten, einen siegreichen Roosevelt kann man absetzten, aber einen siegreichen Stalin kann man nicht absetzten.’ Das war Hochverrat für die Kommunisten. Die haben das derart ausgebeutet, dass ich wieder einmal die Konsequenzen zog. Ich habe einen Brief geschrieben:
‚Ich kann nicht mehr aufs Podium mit euch, weil ich dadurch den Eindruck vermittele, dass ich mit eurer Politik einverstanden bin.’ Ich habe das extra schriftlich gemacht. Im Young Austria hatte ich sehr große Erfolge, diese Kulturarbeit hatte ja mit Politik nichts zu tun. Nach dem Krieg hat man mich nicht nach Amerika gelassen, weil der amerikanische Konsul in Wien behauptet hat, dass der Verdacht bestehe, ich sei Kommunist. Dabei war ich das Gegenteil von denen. Ich habe lange gebraucht, bis ich die Leute aufgeklärt hatte, dass ich kein Kommunist sei, das war damals die McCarthy [9] Zeit.
In England habe ich Isi Geiger kennen gelernt. Er war in Wien Salonkapellmeister und machte Unterhaltungsmusik. Er hat in einem Restaurant in London gespielt. Ich hatte in England eine Bruchoperation und wurde von der Kriegsarbeit freigestellt. Da habe ich eine Zeitlang mit Isi Geiger Unterhaltungsmusik gespielt, aber ich habe das nicht ausgehalten.
Dieser Isi Geiger hat dauernd diese monarchistischen Märsche gespielt. Ich war ein Sozialist, ich wollte das nicht hören. Ich habe da die ärgsten Schwierigkeiten gemacht: ‚I spü des net [Ich spiele das nicht]!’. Es hat mir auch wirklich weh getan. Isi Geiger hatte einen bekannten Sohn mit dem er zerstritten war, weil er keine Jüdin geheiratet hatte.
Ich habe das aufgegeben und bin zurück gegangen in eine Fabrik der Flugzeugindustrie. Bevor ich so etwas spielte, ging ich lieber in die Fabrik arbeiten.
Dieser Isi Geiger hat dauernd diese monarchistischen Märsche gespielt. Ich war ein Sozialist, ich wollte das nicht hören. Ich habe da die ärgsten Schwierigkeiten gemacht: ‚I spü des net [Ich spiele das nicht]!’. Es hat mir auch wirklich weh getan. Isi Geiger hatte einen bekannten Sohn mit dem er zerstritten war, weil er keine Jüdin geheiratet hatte.
Ich habe das aufgegeben und bin zurück gegangen in eine Fabrik der Flugzeugindustrie. Bevor ich so etwas spielte, ging ich lieber in die Fabrik arbeiten.
Mein Vater ist in Theresienstadt gestorben und meine Mutter wurde vergast. Sie ist von Theresienstadt in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert worden. Das weiß ich, weil eine Dame aus Theresienstadt mir aus der Schweiz geschrieben hatte. Es hatte aus Theresienstadt einen Rot – Kreuz - Zug in die Schweiz [Am 5. 2. 1945 fuhren 1 200 Menschen aus dem Ghetto Theresienstadt in die Freiheit in die Schweiz] gegeben. Meine Mutter hatte sich nicht gemeldet, weil sie misstrauisch war und Angst hatte, dass der Zug in Richtung Vernichtungslager geht. Diese Dame hatte sich gemeldet, und der Zug war wirklich in die Schweiz gefahren. Sie hat mir nach London geschrieben, meine Adresse hatte sie von meiner Mutter, die ja noch gewusst hatte, dass meine Schwestern und ich in London waren.
Karl musste ich in Frankreich zurücklassen. Er wurde interniert, durfte später aber ins französische Militär eintreten. Nachdem er in Dünkirchen gekämpft hatte, ist er ins unbesetzte Frankreich gekommen. Er hat ein Affidavid [7] nach Amerika bekommen und ist von Marseille nach Portugal gefahren und weiter mit dem Schiff nach Amerika. In Amerika ist er amerikanischer Soldat geworden und nach dem Krieg hat er in Brooklin ein kleines Geschäft mit Lebensmitteln eröffnet. Später hat er mit zwei Kollegen eine Buchdruckerei gegründet, die sehr gut ging. Karl war schon in Wien verheiratet, seine Frau war keine Jüdin. Sie hat die ganze Zeit des Holocaust in Wien verbracht und ist 1946 zu meinem Bruder in die USA gefahren. Karl starb 1997 in New York.
Ich hatte in Wien durch eine Quäkerin, sie war eine sehr reiche Amerikanerin, die den Sozialisten half, Permits zu bekommen, ein Permit beantragt. Sie hatte im Wienerwald ein Haus gemietet, dass sie uns damals zur Verfügung stellte. Nach acht Monaten in Paris, im Februar 1939, durfte ich nach England einreisen.
Die Schweizer Polizisten haben uns erklärt, wo wir in der nächsten Nacht die Grenze illegal nach Frankreich passieren konnten. Nachdem wir in der Schweiz wieder mit unseren Freunden zusammen gewesen waren, haben wir uns wieder getrennt und in Paris verabredet. Wir haben es nach Paris geschafft und in Paris habe ich sogar für einige Zeit Klavierunterricht gegeben. Ich war 1936 im ‚Roten Falken – Lager’ in Paris und hatte dadurch einige Freunde und konnte sogar ein wenig französisch sprechen. Meine Freunde in Paris haben uns geholfen. Nachdem die sozialdemokratische Partei 1934 in Österreich verboten war, wurde eine illegale sozialdemokratische Arbeiterzeitung zuerst in Brünn und dann in Paris gedruckt, bei der ich mithelfen durfte.
1938 bin ich mit meinem Bruder Karl und mit unseren Freunden Hugo Preis und Gertrud Heber in die Schweiz geflüchtet. Zuerst sind wir nach Salzburg gefahren, dann nach Innsbruck, und an der Schweizer Grenze bekamen wir Hilfe durch die sozialdemokratische Partei, deren Mitglied ich war. Ein sozialdemokratischer Funktionär aus der Schweiz ist nach Österreich gekommen, ich glaube das war in Dornbirn, und hat uns gefälschte Schweizer Grenzübertrittsscheine auf unsere richtigen Namen für die Grenze gebracht. Wir haben uns dann getrennt, aber mein Bruder und ich sind zusammen geblieben. Alles hat geklappt, aber wir durften nicht in der Schweiz bleiben.
Als ich älter wurde, hat sich die wirtschaftliche Situation meiner Familie verbessert. Ich habe, was heute unwahrscheinlich klingt, mit sechzehn, siebzehn Jahren schon Klavierunterricht gegeben. Ich habe damals so viel gearbeitet, dass ich als Achtzehnjähriger schon 250 Schilling im Monat hatte. Das war viel mehr als ein Beamter verdiente. Mein Bruder Rudolf hatte keine Arbeit, und ich kann mich erinnern, dass er zu mir gekommen ist und mich gebeten hat, ihm 50 oder 100 Schilling zu borgen. Das war ein Gefühl, das ich tief in meinem Innern nie vergessen habe: ich war viel jünger als er, und er musste zu mir betteln kommen, ich habe das damals schon als sehr schmerzlich empfunden.
Ich habe die Volksschule in der Knöllgasse, im 10. Bezirk, besucht. Das war eine ganz normale Schule. Später, weil ich unbedingt Klavier spielen wollte, bin ich ins Konservatorium gegangen, aber nicht in das Konservatorium der Stadt Wien, das hat es ja noch nicht gegeben. Dann habe ich eine zeitlang am ‚Neuen Wiener Konservatorium’ gelernt, das Konservatorium war im Musikverein untergebracht. Da hatte ich meine erste gute Klavierlehrerin, das war 1928. Die Hedda Balon war eine sehr energische und hervorragende Pianistin, die hat mich eigentlich zurecht gerichtet als Pianist. Danach bin ich an die Staatsakademie gegangen.
Als Kind war ich auch in der Synagoge, denn ich hatte einmal in der Woche jüdischen Religionsunterricht. Ich musste zum Religionsunterricht in die Schule in der Uhlandgasse gehen. Aber den Unterricht habe ich oft versäumt, weil ich lieber zu den Großeltern in den 6. Bezirk gefahren bin - das sind meine Jugendsünden.
Mein Vater bekannte sich mehr zur jüdischen Religion als meine Mutter, aber durch seinen Beruf hatte er es schwer, denn er musste, wenn er Arbeit hatte, freitags und samstags arbeiten.
Mit jüdischen Augen und mit jüdischem Gefühl gesehen war es kein Wunder, dass wir keine fromme Familie waren. In der damaligen Zeit, wo es so viele Juden gab, haben viele Juden assimiliert gelebt. Jüdisch zu sein war ja keine Ausnahme, es war einfach normal, Jude zu sein.
Mein Vater bekannte sich mehr zur jüdischen Religion als meine Mutter, aber durch seinen Beruf hatte er es schwer, denn er musste, wenn er Arbeit hatte, freitags und samstags arbeiten.
Mit jüdischen Augen und mit jüdischem Gefühl gesehen war es kein Wunder, dass wir keine fromme Familie waren. In der damaligen Zeit, wo es so viele Juden gab, haben viele Juden assimiliert gelebt. Jüdisch zu sein war ja keine Ausnahme, es war einfach normal, Jude zu sein.
Wir hatten ein gemütliches Familienleben, alle haben wir musiziert und gesungen. Ich bin ausgestattet mit einem absoluten Gehör [Fähigkeit, die Höhe einzelner Töne genau zu bestimmen].
Mein erstes Instrument war eine Geige. Das zweite Instrument, dass ich erlernt habe, war das Klavier. Karl hat Geige gespielt. Meine anderen Geschwister haben auch alle auf dem Klavier herum geklimpert. Unserer Wohnung gegenüber hat ein Finanzbeamter gewohnt, der wurde mein erster Klavierlehrer. Ich bin immer zu ihm Klavier üben gegangen, das war herrlich. Er war ein guter Lehrer, obwohl er Finanzbeamter war, darauf kommt es nämlich nicht an.
Meine Eltern sind sehr stolz auf mich gewesen. Mein Vater ist aus ganz einfachen Verhältnissen gekommen, aber er wollte, dass ich ‚Am Meer’ von Schubert spielen kann. Und im nachhinein denke ich mir, er hatte einen guten Geschmack. Bestimmt war er musikalisch, aber er war nicht aktiv. Meine Mutter war auch sehr musikalisch, auch sie war nicht aktiv.
Mein erstes Instrument war eine Geige. Das zweite Instrument, dass ich erlernt habe, war das Klavier. Karl hat Geige gespielt. Meine anderen Geschwister haben auch alle auf dem Klavier herum geklimpert. Unserer Wohnung gegenüber hat ein Finanzbeamter gewohnt, der wurde mein erster Klavierlehrer. Ich bin immer zu ihm Klavier üben gegangen, das war herrlich. Er war ein guter Lehrer, obwohl er Finanzbeamter war, darauf kommt es nämlich nicht an.
Meine Eltern sind sehr stolz auf mich gewesen. Mein Vater ist aus ganz einfachen Verhältnissen gekommen, aber er wollte, dass ich ‚Am Meer’ von Schubert spielen kann. Und im nachhinein denke ich mir, er hatte einen guten Geschmack. Bestimmt war er musikalisch, aber er war nicht aktiv. Meine Mutter war auch sehr musikalisch, auch sie war nicht aktiv.
Ich wurde am 6. Oktober 1912 in Wien geboren. Ich bin der letzte von den sieben Geschwistern, der noch lebt. Mein Vater hat ein Kaffeehaus besessen. Das Kaffeehaus hieß Cafe Josef Weiss. Und wie das dann zu Grunde gegangen ist, zum Teil schon während des 1. Weltkrieges und in den Zwischenkriegsjahren, wurde er Zahlkellner im Prater. Mein Bruder Rudolf trat in die Fußstapfen meines Vaters und wurde auch Kellner. Mein Vater und mein Bruder waren aber oft arbeitslos. Ich weiß, meine Mutter hatte für neun Personen fünf Schilling Kostgeld am Tag - das war sehr wenig. Meine Mutter war eine absolute Freidenkerin, sie war sehr engagiert in der sozialdemokratischen Partei, und hat als Fürsorgerin seinerzeit schon Pakete für neugeborene Babys ausgetragen. Diese Pakete enthielten die Erstausstattung für Neugeborene und waren ein Geschenk der Stadt Wien an junge Mütter. Auch in mir ist schon in meiner Jugend eine freie Gesinnung gewachsen, auch ich bin ein Freidenker, wie meine Mutter - da kann man nichts machen.
Unsere Familie hat im 10. Bezirk gewohnt, zuerst in der Hardtmuthgasse, dann in der Troststraße 117. Während ihres letzten Lebensabschnittes, hatte meine Mutter für die Hausarbeit eine Hilfe. Da haben wir im 10. Bezirk gewohnt, in der Gartenstadt, im George-Washington Hof, der 1927 mit einer Feier eröffnet worden war.
Unsere Familie hat im 10. Bezirk gewohnt, zuerst in der Hardtmuthgasse, dann in der Troststraße 117. Während ihres letzten Lebensabschnittes, hatte meine Mutter für die Hausarbeit eine Hilfe. Da haben wir im 10. Bezirk gewohnt, in der Gartenstadt, im George-Washington Hof, der 1927 mit einer Feier eröffnet worden war.
Karl Weiss wurde 1909 geboren und war Buchsetzer. Er lernte als Kind Geige spielen, und wir musizierten oft zusammen.
Alfred Weiss wurde 1905 geboren. Alfred war von Beruf Mechaniker. Er war mein musikalisches Vorbild. Er war ein Wagner-Narr und besuchte sehr oft die Oper. Zuerst ging er allerdings in Operetten. Er war mit einer Frau namens Therese verheiratet. Sie hatten das Glück, kurz vor Ausbruch des Krieges, im August 1939, in Alton in England als Butlerehepaar arbeiten zu dürfen. Während des Krieges arbeitete Alfred in einem kriegswichtigen Betrieb in Aldershot, wofür er nach dem Krieg von der englischen Regierung eine Auszeichnung bekam, auf die er sehr stolz war. Alfred starb in England 1997, seine Frau 1994.
Meine Brüder Rudolf und Heinrich waren vor dem Holocaust noch nicht verheiratet. Rudolf wurde am 14. Januar 1902 in Wien geboren. Er hat, wie mein Vater, im Kaffeehausgewerbe gearbeitet. Er ist mein bedauernswerter Bruder. Er wurde am 20. Oktober 1939 von Wien gemeinsam mit meinem Bruder Heinrich, der 1907 geboren wurde und Friseur war, nach Nisko [5] verschleppt. Da gab es einen Transport von Wien, und sie wurden an die Grenze zwischen Polen und Russland gebracht. Die SS hat sie nach Russland gejagt und ihnen nachgeschossen. Und so waren beide in Russland.
Heinrich wurde 1946, nach Ende des Krieges, nochmals von den Russen verhaftet. Er war in den 20 Jahren, die er in Russland verbringen musste, zehn Jahre in Lagern und Gefängnissen. Er sollte gestehen, dass er ein Spion sei. Mein Bruder Karl war vor dem Krieg in der sozialdemokratischen Arbeiterjugend und ein guter Freund vom Bruno Kreisky [6], auch ich kannte Bruno Kreisky. Mit dessen Hilfe kam Heinrich schwer krank 1960 zurück nach Wien.
Heinrich kam mit seiner Frau und seiner Tochter Irina, die in Russland geboren war. Meine russische Schwägerin lebt in Wien, Irina ist mit einem Wiener verheiratet und lebt in Deutschland. Heinrich starb 1967 in Wien. Mein armer Bruder Rudolf ist in Russland zu Grunde gegangen, der Rudolf, hat mein Bruder Heinrich gesagt, ist verhungert.
Heinrich wurde 1946, nach Ende des Krieges, nochmals von den Russen verhaftet. Er war in den 20 Jahren, die er in Russland verbringen musste, zehn Jahre in Lagern und Gefängnissen. Er sollte gestehen, dass er ein Spion sei. Mein Bruder Karl war vor dem Krieg in der sozialdemokratischen Arbeiterjugend und ein guter Freund vom Bruno Kreisky [6], auch ich kannte Bruno Kreisky. Mit dessen Hilfe kam Heinrich schwer krank 1960 zurück nach Wien.
Heinrich kam mit seiner Frau und seiner Tochter Irina, die in Russland geboren war. Meine russische Schwägerin lebt in Wien, Irina ist mit einem Wiener verheiratet und lebt in Deutschland. Heinrich starb 1967 in Wien. Mein armer Bruder Rudolf ist in Russland zu Grunde gegangen, der Rudolf, hat mein Bruder Heinrich gesagt, ist verhungert.
Irma wurde am 7. Mai 1914 geboren. Sie besuchte in Wien die Handelsschule und arbeitete nach ihrer Flucht aus Wien in London in einem Reisebüro. Meine beiden Schwestern waren 1938 von einem Ehepaar in Puley, in England, gerettet worden, die für sie ein Permit [4] besorgten. So ist ihnen die Flucht aus Österreich gelungen. Irma arbeitete dann einige Zeit als Babysitterin und Hermine als Köchin.
Hermine war die Älteste. Sie wurde 1899 in Wien geboren. Sie war vor dem Holocaust Bankbeamtin in der Credianstalt in Wien. Geheiratet hat sie nie. 1938 emigrierte sie nach England, arbeitete in London in einem großen Warenhaus und starb 1999, nach ihrem 100 Geburtstag.
Meine Großeltern mütterlicherseits hießen Steiner, die Großmutter Barbara Steiner, sie war eine geborene Türk. Vom Großvater weiß ich den Vornamen nicht. Sie kamen aus Mähren, aber meine Mutter wurde schon in Wien geboren. Ich habe die Großeltern gekannt, sie wohnten im 6. Bezirk in Wien, in der Stumpergasse, ich glaube auf der Nummer 27.
Wovon die Großeltern lebten, das ist mir ein großes Rätsel. Mein Großvater war ein stattlicher Mann mit einem breiten Schnurrbart. Er war ein sehr humorvoller Mensch und hatte immer gute Laune. Die Großmutter dagegen sorgte sich ständig um alle Familienmitglieder, sie war eine richtige jiddische Mamme. Meine Großeltern waren eher traditionelle Juden, sie hielten nur die großen Feiertage: Rosch Haschana [1] und Jom Kippur [2]. Die Großmutter starb Ende der 1920er-Jahre. Der Großvater war sehr traurig über den Tod der Großmutter, saß nur noch in seinem Sessel und schaute ihr Foto an. Dann starb auch er.
Wovon die Großeltern lebten, das ist mir ein großes Rätsel. Mein Großvater war ein stattlicher Mann mit einem breiten Schnurrbart. Er war ein sehr humorvoller Mensch und hatte immer gute Laune. Die Großmutter dagegen sorgte sich ständig um alle Familienmitglieder, sie war eine richtige jiddische Mamme. Meine Großeltern waren eher traditionelle Juden, sie hielten nur die großen Feiertage: Rosch Haschana [1] und Jom Kippur [2]. Die Großmutter starb Ende der 1920er-Jahre. Der Großvater war sehr traurig über den Tod der Großmutter, saß nur noch in seinem Sessel und schaute ihr Foto an. Dann starb auch er.
Mein Vater hieß Josef Weiss und wurde am 8. September 1870 in Vodice, in Mähren, geboren. Von 1914 bis 1918 war er als Soldat in der k. u. k. Armee und bekam sogar eine Auszeichnung, weil er ein scheuendes Pferd aufgehalten hatte. Weder seine Eltern noch seine Geschwister haben in Wien gelebt.
Mein Vater ist in Theresienstadt gestorben und meine Mutter wurde vergast. Sie ist von Theresienstadt in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert worden. Das weiß ich, weil eine Dame aus Theresienstadt mir aus der Schweiz geschrieben hatte. Es hatte aus Theresienstadt einen Rot – Kreuz - Zug in die Schweiz [Am 5. 2. 1945 fuhren 1 200 Menschen aus dem Ghetto Theresienstadt in die Freiheit in die Schweiz] gegeben. Meine Mutter hatte sich nicht gemeldet, weil sie misstrauisch war und Angst hatte, dass der Zug in Richtung Vernichtungslager geht. Diese Dame hatte sich gemeldet, und der Zug war wirklich in die Schweiz gefahren.
Karl war schon in Wien verheiratet, seine Frau war keine Jüdin. Sie hat die ganze Zeit des Holocaust in Wien verbracht und ist 1946 zu meinem Bruder in die USA gefahren.
In Amerika ist er amerikanischer Soldat geworden und nach dem Krieg hat er in Brooklin ein kleines Geschäft mit Lebensmitteln eröffnet. Später hat er mit zwei Kollegen eine Buchdruckerei gegründet, die sehr gut ging.
Er hat ein Affidavid [7] nach Amerika bekommen und ist von Marseille nach Portugal gefahren und weiter mit dem Schiff nach Amerika.
, United States
Ich war 1936 im ‚Roten Falken – Lager’ in Paris und hatte dadurch einige Freunde und konnte sogar ein wenig französisch sprechen. Meine Freunde in Paris haben uns geholfen. Nachdem die sozialdemokratische Partei 1934 in Österreich verboten war, wurde eine illegale sozialdemokratische Arbeiterzeitung zuerst in Brünn und dann in Paris gedruckt, bei der ich mithelfen durfte.
1938 bin ich mit meinem Bruder Karl und mit unseren Freunden Hugo Preis und Gertrud Heber in die Schweiz geflüchtet. Zuerst sind wir nach Salzburg gefahren, dann nach Innsbruck, und an der Schweizer Grenze bekamen wir Hilfe durch die sozialdemokratische Partei, deren Mitglied ich war. Ein sozialdemokratischer Funktionär aus der Schweiz ist nach Österreich gekommen, ich glaube das war in Dornbirn, und hat uns gefälschte Schweizer Grenzübertrittsscheine auf unsere richtigen Namen für die Grenze gebracht. Wir haben uns dann getrennt, aber mein Bruder und ich sind zusammen geblieben. Alles hat geklappt, aber wir durften nicht in der Schweiz bleiben. Die Schweizer Polizisten haben uns erklärt, wo wir in der nächsten Nacht die Grenze illegal nach Frankreich passieren konnten. Nachdem wir in der Schweiz wieder mit unseren Freunden zusammen gewesen waren, haben wir uns wieder getrennt und in Paris verabredet.
Als ich älter wurde, hat sich die wirtschaftliche Situation meiner Familie verbessert. Ich habe, was heute unwahrscheinlich klingt, mit sechzehn, siebzehn Jahren schon Klavierunterricht gegeben. Ich habe damals so viel gearbeitet, dass ich als Achtzehnjähriger schon 250 Schilling im Monat hatte. Das war viel mehr als ein Beamter verdiente.
Ich habe die Volksschule in der Knöllgasse, im 10. Bezirk, besucht. Das war eine ganz normale Schule. Später, weil ich unbedingt Klavier spielen wollte, bin ich ins Konservatorium gegangen, aber nicht in das Konservatorium der Stadt Wien, das hat es ja noch nicht gegeben. Dann habe ich eine zeitlang am ‚Neuen Wiener Konservatorium’ gelernt, das Konservatorium war im Musikverein untergebracht. Da hatte ich meine erste gute Klavierlehrerin, das war 1928. Die Hedda Balon war eine sehr energische und hervorragende Pianistin, die hat mich eigentlich zurecht gerichtet als Pianist. Danach bin ich an die Staatsakademie gegangen.
Mein Vater bekannte sich mehr zur jüdischen Religion als meine Mutter, aber durch seinen Beruf hatte er es schwer, denn er musste, wenn er Arbeit hatte, freitags und samstags arbeiten.
Mit jüdischen Augen und mit jüdischem Gefühl gesehen war es kein Wunder, dass wir keine fromme Familie waren. In der damaligen Zeit, wo es so viele Juden gab, haben viele Juden assimiliert gelebt. Jüdisch zu sein war ja keine Ausnahme, es war einfach normal, Jude zu sein.
Mit jüdischen Augen und mit jüdischem Gefühl gesehen war es kein Wunder, dass wir keine fromme Familie waren. In der damaligen Zeit, wo es so viele Juden gab, haben viele Juden assimiliert gelebt. Jüdisch zu sein war ja keine Ausnahme, es war einfach normal, Jude zu sein.