Meine Mutter heiratete 1921 in Wien Leon Steinig, der 1898 in Trembowla geboren war. Das war lange vor meiner Zeit. Gewohnt haben sie damals in der Währingerstrasse 110. Leon Steinig war Jurist, und ich weiß, dass er eine hohe Position beim Völkerbund [1] innehatte.
- Traditions 11756
- Language spoken 3019
- Identity 7808
- Description of town 2440
- Education, school 8506
- Economics 8772
- Work 11672
- Love & romance 4929
- Leisure/Social life 4159
- Antisemitism 4822
-
Major events (political and historical)
4256
- Armenian genocide 2
- Doctor's Plot (1953) 178
- Soviet invasion of Poland 31
- Siege of Leningrad 86
- The Six Day War 4
- Yom Kippur War 2
- Ataturk's death 5
- Balkan Wars (1912-1913) 35
- First Soviet-Finnish War 37
- Occupation of Czechoslovakia 1938 83
- Invasion of France 9
- Molotov–Ribbentrop Pact 65
- Varlik Vergisi (Wealth Tax) 36
- First World War (1914-1918) 216
- Spanish flu (1918-1920) 14
- Latvian War of Independence (1918-1920) 4
- The Great Depression (1929-1933) 20
- Hitler comes to power (1933) 127
- 151 Hospital 1
- Fire of Thessaloniki (1917) 9
- Greek Civil War (1946-49) 12
- Thessaloniki International Trade Fair 5
- Annexation of Bukovina to Romania (1918) 7
- Annexation of Northern Bukovina to the Soviet Union (1940) 19
- The German invasion of Poland (1939) 94
- Kishinev Pogrom (1903) 7
- Romanian Annexation of Bessarabia (1918) 25
- Returning of the Hungarian rule in Transylvania (1940-1944) 43
- Soviet Occupation of Bessarabia (1940) 59
- Second Vienna Dictate 27
- Estonian war of independence 3
- Warsaw Uprising 2
- Soviet occupation of the Balitc states (1940) 147
- Austrian Civil War (1934) 9
- Anschluss (1938) 71
- Collapse of Habsburg empire 3
- Dollfuß Regime 3
- Emigration to Vienna before WWII 36
- Kolkhoz 131
- KuK - Königlich und Kaiserlich 40
- Mineriade 1
- Post War Allied occupation 7
- Waldheim affair 5
- Trianon Peace Treaty 12
- NEP 56
- Russian Revolution 351
- Ukrainian Famine 199
- The Great Terror 283
- Perestroika 233
- 22nd June 1941 468
- Molotov's radio speech 115
- Victory Day 147
- Stalin's death 365
- Khrushchev's speech at 20th Congress 148
- KGB 62
- NKVD 153
- German occupation of Hungary (18-19 March 1944) 45
- Józef Pilsudski (until 1935) 33
- 1956 revolution 84
- Prague Spring (1968) 73
- 1989 change of regime 174
- Gomulka campaign (1968) 81
-
Holocaust
9685
- Holocaust (in general) 2789
- Concentration camp / Work camp 1235
- Mass shooting operations 337
- Ghetto 1183
- Death / extermination camp 647
- Deportation 1063
- Forced labor 791
- Flight 1410
- Hiding 594
- Resistance 121
- 1941 evacuations 866
- Novemberpogrom / Kristallnacht 34
- Eleftherias Square 10
- Kasztner group 1
- Pogrom in Iasi and the Death Train 21
- Sammelwohnungen 9
- Strohmann system 11
- Struma ship 17
- Life under occupation 803
- Yellow star house 72
- Protected house 15
- Arrow Cross ("nyilasok") 42
- Danube bank shots 6
- Kindertransport 26
- Schutzpass / false papers 95
- Warsaw Ghetto Uprising (1943) 24
- Warsaw Uprising (1944) 23
- Helpers 521
- Righteous Gentiles 269
- Returning home 1090
- Holocaust compensation 112
- Restitution 109
- Property (loss of property) 595
- Loss of loved ones 1724
- Trauma 1029
- Talking about what happened 1807
- Liberation 558
- Military 3322
- Politics 2640
-
Communism
4468
- Life in the Soviet Union/under Communism (in general) 2592
- Anti-communist resistance in general 63
- Nationalization under Communism 221
- Illegal communist movements 98
- Systematic demolitions under communism 45
- Communist holidays 311
- Sentiments about the communist rule 930
- Collectivization 94
- Experiences with state police 349
- Prison/Forced labor under communist/socialist rule 449
- Lack or violation of human and citizen rights 483
- Life after the change of the regime (1989) 493
- Israel / Palestine 2190
- Zionism 847
- Jewish Organizations 1200
Displaying 25861 - 25890 of 50826 results
Lucia Heilman
Meine Mutter war zu der Zeit 14 Jahre alt. In Wien ging sie in das Gymnasium in der Albertgasse, im 8. Bezirk, und beendete ihre Schulausbildung mit der Matura. Gleich nach der Matura begann meine Mutter auf der Universität mit dem Studium der Chemie. Da sie kein Geld für die Promotionsgebühren hatte, erhielt sie erst kurz vor meiner Geburt ihre Promotion.
Im Jahre 1914, zu Beginn des Ersten Weltkriegs, haben die Kosaken diesen Teil Galiziens überfallen, und viele Menschen sind geflüchtet. Auch meine Großeltern. Wien war damals die Hauptstadt der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, und so flüchteten meine Großeltern mit ihren Kindern nach Wien.
Meine Großeltern haben in Ilawcze ein großes Gut besessen, auf dem sie mit ihren drei Kindern, meiner Mutter Regina, die 1900 geboren wurde, ihrem Bruder Arnold [Romek], der 1901 geboren wurde und dem Bruder Julian gelebt haben.
Julian war ihr jüngstes Kind. Er verließ die Familie in den frühen 1930ern und lebte in Frankreich. Ich habe ihn erst nach dem Krieg kennengelernt. Er war verheiratet und hatte drei Kinder, die noch heute in Frankreich leben. Ein Sohn ist sehr religiös.
Julian war ihr jüngstes Kind. Er verließ die Familie in den frühen 1930ern und lebte in Frankreich. Ich habe ihn erst nach dem Krieg kennengelernt. Er war verheiratet und hatte drei Kinder, die noch heute in Frankreich leben. Ein Sohn ist sehr religiös.
Peter Scheuer
Ab 1933 war es nicht mehr lustig in Innsbruck. Viele sind zu meinem Vater gekommen und haben gesagt: ‚Ich würde ja gerne zu ihnen gehen, aber zu einem Juden, des derf i net’. Da hat er manche große Prozesse von hintenherum geleitet. Er hat sich einen nichtjüdischen Anwalt, den er beraten hat, genommen.
Der Präsident der Kultusgemeinde in Innsbruck damals hieß Julius Pasch. Es gab eine Union österreichischer Juden, das waren die Antizionisten. Die waren natürlich in Wien sehr stark, hier in Innsbruck war mein Vater der Vizepräsident. Später dann haben die Zionisten die Führung übernommen. Da waren die zwei Schwager Adler und Berger sehr aktiv. Die wurden beide von den Nazis ermordet. Den Sohn vom Berger habe ich ein Mal in Haifa getroffen, der hatte dort ein Fotogeschäft. Also die Gemeinde war zuerst antizionistisch und nachher zionistisch. Ab 1933 konnte man nur zionistisch sein, bei dem, was da über den Berg gekommen ist [Anm.: aus Deutschland], das war ja nicht sehr erfreulich.
Religionsunterricht gab es bei Dr. Elimelech Rimald, der war später Postminister in Israel. Und dieser Elimelech Rimald hat sich gesagt, die Geschichten von Moses und so weiter sollen sie sich zu Hause anhören, ich unterrichte modernes Hebräisch.
Man hat uns Schifahren auf die Schiwiesen geschleppt, aber ich war kein begeisterter Schifahrer. Tennis habe ich auch gespielt. Heute ist Schifahren ein Vergnügen, weil man mit dem Schilift herauf fährt und dann runter rutscht. Früher hat man mit Fellen hinaufsteigen müssen. Das war nicht sehr angenehm, also dazu ist mir das Wort Goim Naches [Anm.: vom jüdischen Leben abhaltende Vergnügen] erst später eingefallen. Bergsteigen hab ich ganz gern gehabt, aber heute kann ich es nicht mehr.
Austria
Im Gymnasium war ich ein sehr guter Schüler und ein großes Sprachentalent. Als Klassenvorstand hatte ich den Dr. Leonhart Eder, von dem sich nach dem Krieg herausgestellt hat, dass er der Führer des nationalsozialistischen Lehrerbundes war. Er war deutschnational aber scheinbar kein Antisemit. Er hat mich immer gerecht behandelt und manchmal sogar bevorzugt. Allgemein wurden antisemitische Ausbrüche im Gymnasium nicht geduldet.
Dann kam ich ins Bundesrealgymnasium und wurde auch Mitglied beim Schomer Hatzair [5]. Da habe ich mich mit meinen Mitschülern Tomi Bauer, Gerber und Kurzmann und auch anderen jüdischen Jugendlichen getroffen. Was aus Gerber geworden ist, weiß ich nicht, aber der Kurzmann lebt jetzt noch in England. Der Miller, ein anderer Innsbrucker Freund, hat ihn in Innsbruck getroffen, als sie auf Einladung der Landesregierung dort waren. Beim Schomer haben wir uns privat getroffen, Sicha [hebr. Zusammenkünfte] gemacht und auch Ausflüge unternommen. Der Verein war im Gegensatz zur Kultusgemeinde zionistisch eingestellt.
1931, schon gegen Ende der Volksschulzeit, hat sich unser Lehrer bemüßigt gefühlt, mit der ganzen Klasse einen Ausflug zum ‚Anderl von Rinn’ [4] zu machen. Und da haben die anderen angefangen zu stänkern: ‚Die Juden haben unseren Herrgott umgebracht!’ Der Tomi Bauer und ich standen Rücken an Rücken und haben alle abgewehrt.
Der Diozösanbischof Stecher war als Kind mit mir in derselben Schule, und wir waren befreundet. Als dieser in den 1970er-Jahren die Wallfahrt zum ‚Anderl von Rinn’ abgeschafft hat, kam es zu großen Diskussionen. Ich habe ihm dann einen Brief geschrieben, wo ich ihm meine Volksschulerlebnisse bei diesem Ausflug geschildert habe. Er hat diesen Brief dann im Club 2 [Fernsehsendung in Österreich] öffentlich verlesen.
Der Diozösanbischof Stecher war als Kind mit mir in derselben Schule, und wir waren befreundet. Als dieser in den 1970er-Jahren die Wallfahrt zum ‚Anderl von Rinn’ abgeschafft hat, kam es zu großen Diskussionen. Ich habe ihm dann einen Brief geschrieben, wo ich ihm meine Volksschulerlebnisse bei diesem Ausflug geschildert habe. Er hat diesen Brief dann im Club 2 [Fernsehsendung in Österreich] öffentlich verlesen.
Austria
In der Volksschulzeit hatten der Tomi und ich beim Rabbiner Link ein Mal die Woche Religionsunterricht. Das war sehr fad, und der Rabbiner Link hat jeden nach dem Rang, den der Vater in der Gemeinde hatte, behandelt.
Austria
In meiner Volksschulklasse war noch ein jüdisches Kind, der Tomi Bauer. Tomi Bauer hat sich nach England retten können und ist dann paradoxerweise als Deutscher in ein kanadisches Kriegsgefangenenlager deportiert worden, wo er gestorben ist.
Zu Hause hatten wir immer ein Tiroler Dienstmädel und ein Kinderfräulein. Das Kinderfräulein war eine deutsche Jüdin. Also unser tirolerisch war nicht sehr gut.
Als ich am 3. Mai 1921 in Innsbruck geboren wurde, gab es eine kleine jüdische Gemeinde von circa 300 Menschen - also 100 Familien. Es gab auch ein kleines Bethaus, wir sind aber fast nie hingegangen. Zu den hohen Feiertagen haben wir in den Innsbrucker Stadtsälen gebetet. Dort war es sehr elegant, und das hat mir imponiert.
Mein Vater hat in Innsbruck als Rechtsanwalt nicht lange bleiben können, weil der 1. Weltkrieg gekommen ist. Im 1. Weltkrieg musste er zum Kriegsgericht nach Innsbruck. Er hat dann aber noch zuerst in eine Kaserne nach Nordböhmen müssen, dann war er wieder in Innsbruck und ist dort geblieben. Irgendwie hat er sich dann vom Militär befreit und hat noch während des 1. Weltkriegs die Kanzleitätigkeit wieder aufgenommen und war dann durchlaufend in Innsbruck.
Er hat in der Anickstrasse 3, im 3. Stock gewohnt, und im ersten Stock hatte er die Kanzlei. Das war eine der größten Kanzleien in Innsbruck mit einem Konzipienten und einer Sekretärin. Er hat dann die zu dieser Zeit allein lebende Elsa Kaldor, meine spätere Tante, kennen gelernt. Es wäre fast zu einem Schiddach [jidd. Heiratsvermittlung] gekommen, aber meine Großmutter hat gesagt: ‚Was brauchst du eine Frau, die keine Kinder kriegen kann?’ Nachdem die Elsa ihre zehn Jahre jüngere Schwester Frieda nach Innsbruck geholt hat, wurden die beiden ein Paar. Er war immerhin fast 20 Jahre älter als meine Mutter und war überhaupt ein sehr ernster und strenger Mensch.
Meine Mutter Frieda Schwarz wurde am 23. April 1897 in Graz geboren und wuchs in einer reichen Kaufmannsfamilie auf. Sie war auch, wie sich das damals gehörte, eine Zeitlang in einem Schweizer Mädchenpensionat. Als sie dann nach Innsbruck kam und meinen Vater heiratete, wurde ich 1921 geboren, und zwei Jahre später, im Juni 1923, kam meine Schwester Ellen zur Welt.
Er hat in der Anickstrasse 3, im 3. Stock gewohnt, und im ersten Stock hatte er die Kanzlei. Das war eine der größten Kanzleien in Innsbruck mit einem Konzipienten und einer Sekretärin. Er hat dann die zu dieser Zeit allein lebende Elsa Kaldor, meine spätere Tante, kennen gelernt. Es wäre fast zu einem Schiddach [jidd. Heiratsvermittlung] gekommen, aber meine Großmutter hat gesagt: ‚Was brauchst du eine Frau, die keine Kinder kriegen kann?’ Nachdem die Elsa ihre zehn Jahre jüngere Schwester Frieda nach Innsbruck geholt hat, wurden die beiden ein Paar. Er war immerhin fast 20 Jahre älter als meine Mutter und war überhaupt ein sehr ernster und strenger Mensch.
Meine Mutter Frieda Schwarz wurde am 23. April 1897 in Graz geboren und wuchs in einer reichen Kaufmannsfamilie auf. Sie war auch, wie sich das damals gehörte, eine Zeitlang in einem Schweizer Mädchenpensionat. Als sie dann nach Innsbruck kam und meinen Vater heiratete, wurde ich 1921 geboren, und zwei Jahre später, im Juni 1923, kam meine Schwester Ellen zur Welt.
Mein Vater hat in Innsbruck als Rechtsanwalt nicht lange bleiben können, weil der 1. Weltkrieg gekommen ist. Im 1. Weltkrieg musste er zum Kriegsgericht nach Innsbruck. Er hat dann aber noch zuerst in eine Kaserne nach Nordböhmen müssen, dann war er wieder in Innsbruck und ist dort geblieben. Irgendwie hat er sich dann vom Militär befreit und hat noch während des 1. Weltkriegs die Kanzleitätigkeit wieder aufgenommen und war dann durchlaufend in Innsbruck.
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Before WW2
See text in interview
Eine Schwester, die Tante Anna, hat sogar meine Frau noch kennen gelernt. Sie war das jüngste Kind, und sie war schrecklich! Sie war mit einem polnischen Juden verheiratet, dem Fränkel. Er hat sich mit Geldwechslereien und Luftgeschäften über Wasser gehalten. Während des Krieges ist der Fränkel in Polen von den Deutschen ermordet worden, und die Tante Anna hat als U-Boot versteckt im 8. Bezirk in Wien bei der Familie Fiala überlebt. Sie ist 1975 in Wien gestorben. Die Tante Anna hat nach dem Krieg bei so einer Art Restitution eine Villa am Wilhelminenberg für wenig Geld erworben. Mich hat sie allerdings enterbt, weil ich mich zu wenig um sie gekümmert habe. Dabei war mein Vater der einzige von den Brüdern, der sie vor dem Krieg unterstützt hat.
Mein Vater hatte auch drei Schwestern. Eine Schwester, die Karoline, hat wegen Geldschwierigkeiten einen Bruder von meinem Großvater heiraten müssen. Sie hat degenerierte Kinder bekommen, ich habe ein Mal eines gesehen. Die sind dann in Auschwitz umgekommen.
Poland
Die älteste Tochter von Hugo, Ruth Scheuer, lebt heute in Paris [Frankreich]. Sie ist 1913 geboren, sie ist also schon 88 Jahre alt. Die Ruth ist kinderlos geblieben. Sie hat in Paris als Modistin gearbeitet. Hugos Sohn, Dr. Herbert Scheuer, lebt in Lyon [Frankreich], ist 1915 geboren und ist ein Hals-Nasen-Ohrenarzt. Er hat erst in Prag, dann in Wien studiert und hat in Paris den letzten Schliff bekommen. Dazwischen war er auch zwei Jahre in Palästina. Er hat eine Tochter, und sie hat wiederum drei Kinder. Alle leben in Frankreich. Das jüngste Kind vom Hugo war der Kurt, beziehungsweise in Israel hieß er Gideon. Er war Zionist und beim Tchelet-Lavan [Blau-Weiß] [2]. Er war in der Nähe von Nahariya ein Gründer des Kibbutz [3] Garton, ist aber dann in den Kibbutz Neot Mordechai bei Hule gegangen und hat dort - aus dem Ledergeschäft kommend - die Schuhfabrik Nalei Neot aufgebaut. Er hat zahlreiche Kinder hinterlassen. Der Gideon hatte einen Sohn Gilad und drei Töchter: Ariela, Daphna und Miriam.
Und dann kam von den Buben der einzige Nichtakademiker, das war der Hugo Scheuer. Er war mit der Tante Mitzi verheiratet, und sie hatten drei Kinder, von denen zwei heute noch leben. Onkel Hugo hatte das Ledergeschäft meiner Großeltern übernommen. Die Tante Mitzi war eine ganz besonders liebe Tante. Sie kam, wie die Großeltern auch, aus einem mährischen Dorf. Man hat erzählt, dass Hugo als Nichtakademiker im 1. Weltkrieg lange eingezogen war und sich nur mit Mühe retten konnte. Beide sind 1942 in Riga umgekommen.
Der Ackermann ist an Krebs gestorben, und wir haben dann noch die Firma eine Zeitlang mit seiner Witwe Gisela weitergeführt. Aber das war dann doch zu schwierig, und so bin ich in Pension gegangen.
Unsere Tochter Ellen ging in der Nähe unserer Wohnung in die Volksschule und nachher ins Gymnasium in der Haitzingergasse, im 18. Bezirk. Dort war die Direktorin Minna Lachs [Anm.: Germanistin, Pädagogin, Schriftstellerin], eine Jüdin. Danach ist Ellen in die Handelsakademie am Hammerlingplatz gegangen. Da hat es ihr nicht gefallen, so ist sie nach Floridsdorf gewechselt. Das ist auch nicht so gut gegangen. Mit einem Wort -eine gute Schülerin war sie nicht. Jetzt handelt sie auch mit Kunstdärmen und kommt geschäftlich viel nach Ungarn und Israel.
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After WW2
See text in interview
Durch meine Frau habe ich dann den Ackermann kennen gelernt, und mit ihm zusammen habe ich eine Handelsfirma eröffnet. Das Büro hatten wir in der Wollzeile, und in der Sterngasse war unser Lager. Ackermann war ein Ungar, und wir haben erst mit Schuhen und Geschirr aus Ungarn gehandelt. Es war ein Groschengeschäft, und wir hatten noch andere Teilhaber - wie den Marmorstein und den Tetwar. Sie sind beide schon lange tot.
Ein großer Gewinn war das ganze nie, bis ich ein neues Geschäft aufgerissen habe. Und zwar lief das über die Witwe meines Cousins Georg in New York. Sie hat uns über einen Freund einen Kontakt zu Johnson & Johnson in Schottland hergestellt. Und so haben wir die Vertretung für essbare Kunstdärme der Marke Devaux bekommen. Und dann ist die Firma erst ein Geschäft geworden.
Ein großer Gewinn war das ganze nie, bis ich ein neues Geschäft aufgerissen habe. Und zwar lief das über die Witwe meines Cousins Georg in New York. Sie hat uns über einen Freund einen Kontakt zu Johnson & Johnson in Schottland hergestellt. Und so haben wir die Vertretung für essbare Kunstdärme der Marke Devaux bekommen. Und dann ist die Firma erst ein Geschäft geworden.
Meine Tante Käthe hat immer mit der Mutter meiner zukünftigen Frau Bridge gespielt, und als die Trude, meine Frau, geschieden war, da haben die beiden den Schiddach geregelt.
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After WW2
See text in interview
Meine Mutter hatte dann einen Schlaganfall und ist auf der ‚Baumgartner Höhe’ [Anm.: Sozialmedizinisches Zentrum] 1959 gestorben. Da habe ich schon in ganz Österreich Schweißelektroden und Metallklebemittel verkauft. Ich habe nie wirklich als Chemiker gearbeitet. Ein Mal habe ich mich bei der OMV [Anm.: führender Öl-und Ergaskonzern Mitteleuropas] beworben und habe dem Personalchef gleich gesagt, dass ich Jude bin, was auch schon das Ende der Bewerbung war.
Ich habe in Wien von einem Innsbrucker, der in Amerika Offizier war, einen Posten beim CIA vermittelt bekommen. Damals waren ja noch die vier Besatzungsmächte in Österreich. Sechs Wochen wurde ich trainiert, der Lehrer war ein ehemaliger Nazi. Er hat gesagt, dass ehemalige russische Kriegsgefangene zu uns kommen werden, und die sollen wir über alles, was sie gesehen haben, ausspionieren. Ein Kollege von mir, der Piffel, ein Neffe des Kardinals von Linz, hat gemeint, dass wir in den 2. Bezirk, in die russische Zone gehen werden müssen, um diese Menschen zu befragen. Da habe ich mir gedacht, dass das nichts für den einzigen Sohn von Dr. Scheuer ist. Ich bin nach Salzburg zu den Amerikanern gefahren. Die waren sehr verlegen, dass da ein ehemaliger CIA-Mitarbeiter daherkommt, und haben mir erst einen Posten als technischer Übersetzer gegeben und mich dann zum Joint [11] vermittelt. Ich bin dann zwei bis drei Jahre in Salzburg geblieben.
Zurzeit, als der Häussermann beim Kurier [Anm.: Tageszeitung] der Herausgeber war, habe ich dort gearbeitet, und dann hat die Tante Käthe gemeint, dass ich das, was ich dort verdiene, auch bei ihnen im Teppichgeschäft verdienen kann. Ich war dann eine Zeitlang bei den Scheins im Geschäft.
Zurzeit, als der Häussermann beim Kurier [Anm.: Tageszeitung] der Herausgeber war, habe ich dort gearbeitet, und dann hat die Tante Käthe gemeint, dass ich das, was ich dort verdiene, auch bei ihnen im Teppichgeschäft verdienen kann. Ich war dann eine Zeitlang bei den Scheins im Geschäft.
In dem ganzen Streit um das Kaufhausvermögen haben sich ein paar Rechtsanwälte als Liquidatoren draufgestürzt, da war mir meine kaufmännische Ader eine Hilfe. Die Tante Elsa war durch ihre Ehe mit dem Zlataper eine italienische Witwe, und ich habe den Rechtsanwalt der italienischen Botschaft in Wien, einen gewissen Dr. Wilhelm Marno, für sie eingesetzt. Mit diesem Dr. Wilhelm Marno habe ich dann, nachdem Tante Else gestorben war, ein Geschäft gemacht. Ich habe gesagt, ich werde seine Ansprüche aus dem Liquidatorenhonorar anerkennen, wenn er mir die Hauptmietrechte von dieser großen geräumigen Wohnung in der Porzellangasse überlässt. Ich habe sozusagen auch auf das Geld der anderen verzichtet. Ich habe keine Schwierigkeiten gemacht. Und jetzt hatte ich eine Hauptmiete, die zu verkaufen war. Und diese Hauptmietrechte habe ich dann verkauft und das Geld als Anzahlung für diese Wohnung genommen. Das war die Grundlage für unsere Wohnung. Das war das beste Geschäft, das ich je gemacht habe. Das waren damals 250.000 Schilling, heute gebe ich sie ihnen nicht für vier Millionen her.
Meine Mutter hat in Wien in der Pension Nosseg gewohnt und hat versucht, aus dem Verkauf und der Restitution der Kaufhäuser ihres Vaters, ihren Anteil zu bekommen. Am 2. Jänner 1951 bin ich auf einen Kurzbesuch nach Österreich gekommen, um ihr zu helfen. Das Haus in Graz war schon verkauft, das Haus in Salzburg hat die Tante Käthe verkauft, und ich habe einen Anteil bekommen, und das Haus in München habe ich dann verkauft. Es haben sich da einige familiäre Unschönheiten zugetragen.
Ich habe gesehen, dass ich doch nicht so bald wieder zurück nach Israel fahren werde und bin nach Innsbruck gegangen. Ich habe mir dort auf kurzem Wege einen österreichischen Pass geholt. Das ist damals unter der französischen Besatzung leicht gegangen. Da ist der damalige Kultuspräsident Brühl mit mir zur Polizeidirektion gegangen und hat mir einen österreichischen Pass besorgt. Mein Laissez Passé aus Palästina habe ich bei den Engländern abgegeben und dadurch eine britische Identitätsbescheinigung bekommen.
Ich bin dann nach Wien zurück, und in Israel hat Jakob Gang sich um die Auflösung der Wohnung am Carmel gekümmert. In Wien war auch meine Tante Elsa, die in Ungarn versteckt überlebt hatte. Sie hatte eine riesengroße Wohnung in der Porzellangasse, im selben Haus, wo das Kaffeehaus Koralle war.
Ich habe gesehen, dass ich doch nicht so bald wieder zurück nach Israel fahren werde und bin nach Innsbruck gegangen. Ich habe mir dort auf kurzem Wege einen österreichischen Pass geholt. Das ist damals unter der französischen Besatzung leicht gegangen. Da ist der damalige Kultuspräsident Brühl mit mir zur Polizeidirektion gegangen und hat mir einen österreichischen Pass besorgt. Mein Laissez Passé aus Palästina habe ich bei den Engländern abgegeben und dadurch eine britische Identitätsbescheinigung bekommen.
Ich bin dann nach Wien zurück, und in Israel hat Jakob Gang sich um die Auflösung der Wohnung am Carmel gekümmert. In Wien war auch meine Tante Elsa, die in Ungarn versteckt überlebt hatte. Sie hatte eine riesengroße Wohnung in der Porzellangasse, im selben Haus, wo das Kaffeehaus Koralle war.
Meine Mutter hat in Wien in der Pension Nosseg gewohnt und hat versucht, aus dem Verkauf und der Restitution der Kaufhäuser ihres Vaters, ihren Anteil zu bekommen. Am 2. Jänner 1951 bin ich auf einen Kurzbesuch nach Österreich gekommen, um ihr zu helfen. Das Haus in Graz war schon verkauft, das Haus in Salzburg hat die Tante Käthe verkauft, und ich habe einen Anteil bekommen, und das Haus in München habe ich dann verkauft. Es haben sich da einige familiäre Unschönheiten zugetragen.