Mein Sohn Robert wurde am 8. Juli 1977 geboren. Er besucht die Tourismusschule, fährt nicht oft, aber gern seine Verwandten in Israel besuchen. Engen Kontakt haben wir zu meinem Bruder Yoram und seiner Familie. Yoram ist Techniker am berühmten Technion in Haifa, er malt, er taucht und arbeitet künstlerisch mit Metall. In letzter Zeit interessiert er sich verstärkt für die Familiengeschichte. Mindestens ein bis zweimal im Jahr kommt er uns in Wien besuchen.
- Traditions 11756
- Language spoken 3019
- Identity 7808
- Description of town 2440
- Education, school 8506
- Economics 8772
- Work 11672
- Love & romance 4929
- Leisure/Social life 4159
- Antisemitism 4822
-
Major events (political and historical)
4256
- Armenian genocide 2
- Doctor's Plot (1953) 178
- Soviet invasion of Poland 31
- Siege of Leningrad 86
- The Six Day War 4
- Yom Kippur War 2
- Ataturk's death 5
- Balkan Wars (1912-1913) 35
- First Soviet-Finnish War 37
- Occupation of Czechoslovakia 1938 83
- Invasion of France 9
- Molotov–Ribbentrop Pact 65
- Varlik Vergisi (Wealth Tax) 36
- First World War (1914-1918) 216
- Spanish flu (1918-1920) 14
- Latvian War of Independence (1918-1920) 4
- The Great Depression (1929-1933) 20
- Hitler comes to power (1933) 127
- 151 Hospital 1
- Fire of Thessaloniki (1917) 9
- Greek Civil War (1946-49) 12
- Thessaloniki International Trade Fair 5
- Annexation of Bukovina to Romania (1918) 7
- Annexation of Northern Bukovina to the Soviet Union (1940) 19
- The German invasion of Poland (1939) 94
- Kishinev Pogrom (1903) 7
- Romanian Annexation of Bessarabia (1918) 25
- Returning of the Hungarian rule in Transylvania (1940-1944) 43
- Soviet Occupation of Bessarabia (1940) 59
- Second Vienna Dictate 27
- Estonian war of independence 3
- Warsaw Uprising 2
- Soviet occupation of the Balitc states (1940) 147
- Austrian Civil War (1934) 9
- Anschluss (1938) 71
- Collapse of Habsburg empire 3
- Dollfuß Regime 3
- Emigration to Vienna before WWII 36
- Kolkhoz 131
- KuK - Königlich und Kaiserlich 40
- Mineriade 1
- Post War Allied occupation 7
- Waldheim affair 5
- Trianon Peace Treaty 12
- NEP 56
- Russian Revolution 351
- Ukrainian Famine 199
- The Great Terror 283
- Perestroika 233
- 22nd June 1941 468
- Molotov's radio speech 115
- Victory Day 147
- Stalin's death 365
- Khrushchev's speech at 20th Congress 148
- KGB 62
- NKVD 153
- German occupation of Hungary (18-19 March 1944) 45
- Józef Pilsudski (until 1935) 33
- 1956 revolution 84
- Prague Spring (1968) 73
- 1989 change of regime 174
- Gomulka campaign (1968) 81
-
Holocaust
9685
- Holocaust (in general) 2789
- Concentration camp / Work camp 1235
- Mass shooting operations 337
- Ghetto 1183
- Death / extermination camp 647
- Deportation 1063
- Forced labor 791
- Flight 1410
- Hiding 594
- Resistance 121
- 1941 evacuations 866
- Novemberpogrom / Kristallnacht 34
- Eleftherias Square 10
- Kasztner group 1
- Pogrom in Iasi and the Death Train 21
- Sammelwohnungen 9
- Strohmann system 11
- Struma ship 17
- Life under occupation 803
- Yellow star house 72
- Protected house 15
- Arrow Cross ("nyilasok") 42
- Danube bank shots 6
- Kindertransport 26
- Schutzpass / false papers 95
- Warsaw Ghetto Uprising (1943) 24
- Warsaw Uprising (1944) 23
- Helpers 521
- Righteous Gentiles 269
- Returning home 1090
- Holocaust compensation 112
- Restitution 109
- Property (loss of property) 595
- Loss of loved ones 1724
- Trauma 1029
- Talking about what happened 1807
- Liberation 558
- Military 3322
- Politics 2640
-
Communism
4468
- Life in the Soviet Union/under Communism (in general) 2592
- Anti-communist resistance in general 63
- Nationalization under Communism 221
- Illegal communist movements 98
- Systematic demolitions under communism 45
- Communist holidays 311
- Sentiments about the communist rule 930
- Collectivization 94
- Experiences with state police 349
- Prison/Forced labor under communist/socialist rule 449
- Lack or violation of human and citizen rights 483
- Life after the change of the regime (1989) 493
- Israel / Palestine 2190
- Zionism 847
- Jewish Organizations 1200
Displaying 17011 - 17040 of 50826 results
Paul Back
Nach dem 'Sechs-Tage-Krieg' gab es immer wieder kriegsähnliche Situationen. Es gab den jahrelangen Zermürbungskrieg zwischen Israel und Ägypten, der jeden Bürger betraf, weil man jedes Jahr seinen Reservedienst bei der Armee verrichten musste.
Dann mussten wir noch ein Jahr warten, bis sie zu mir nach Israel durfte. Im August 1967 kam Jutta. Meine Mutter war Anfang März 1967 gestorben und konnte meine Frau nicht mehr kennen lernen.
Jutta kam nach Israel, als der 'Sechs-Tage-Krieg' [12] 1967 zu Ende war, aber noch Kriegszustand herrschte. Sie kam auf dem Flughafen an, als völlige Dunkelheit herrschte. Ich war noch beim Militär, der Mann einer Arbeitskollegin holte sie vom Flughafen ab.
Wir etablierten uns dann, sie lernte die Verwandten kennen, integrierte sich, lernte die Sprache. Im Jahre 1968 entfernte ich mich von meiner ursprünglichen politischen Bewegung im verstärkten Maße. Es gab nationale und internationale Gründe dafür:
Die Einstellung der Sowjetunion zu Israel im Jahre 1967 während des Krieges, auch die Einstellung der Sowjetunion zu den Bestrebungen in der Tschechoslowakei, ein etwas liberaleres demokratisches Leben zu führen. Diese und noch verschiedene andere Gründe, haben mich und eine ganz Reihe anderer Leute bewogen, der kommunistischen Bewegung Ade zu sagen.
Jutta kam nach Israel, als der 'Sechs-Tage-Krieg' [12] 1967 zu Ende war, aber noch Kriegszustand herrschte. Sie kam auf dem Flughafen an, als völlige Dunkelheit herrschte. Ich war noch beim Militär, der Mann einer Arbeitskollegin holte sie vom Flughafen ab.
Wir etablierten uns dann, sie lernte die Verwandten kennen, integrierte sich, lernte die Sprache. Im Jahre 1968 entfernte ich mich von meiner ursprünglichen politischen Bewegung im verstärkten Maße. Es gab nationale und internationale Gründe dafür:
Die Einstellung der Sowjetunion zu Israel im Jahre 1967 während des Krieges, auch die Einstellung der Sowjetunion zu den Bestrebungen in der Tschechoslowakei, ein etwas liberaleres demokratisches Leben zu führen. Diese und noch verschiedene andere Gründe, haben mich und eine ganz Reihe anderer Leute bewogen, der kommunistischen Bewegung Ade zu sagen.
Meine Frau Jutta und ich heirateten in Ostberlin, im Rathaus Köpenick.
Ich arbeitete sogar 1966 ein gutes halbes Jahr lang in der russischen Buchhandlung 'Das internationale Buch'. Die Buchhandlung lag im Zentrum Ostberlins, nahe des Grenzübergangs zu dem damaligen Westberlin Checkpoint Charly. In die Buchhandlung kamen Kunden, die an russischen Büchern und Schallplatten interessiert waren.
Ich habe dort nie verheimlicht, dass ich ein Jude aus Israel bin, habe es aber auch nicht wie eine Fahne vor mir her getragen. Wer es wissen wollte, konnte es wissen! Ich war nicht der Einzige aus Israel dort in der DDR, wir waren mehrere, und wir haben die Dinge in der DDR gesehen, wie sie waren und wollten auch nichts beschönigen. Ich habe in der DDR nicht alles vorbehaltlos gut geheißen, aber es war gerade eine Periode der relativen Offenheit, es gab kritische Ansätze.
Nach dem Militärdienst habe ich in einer Buchhandlung in Haifa zu arbeiten begonnen. Diese verkaufte unter Anderem sowjetische Literatur, ein Gebiet, das mich schon immer interessiert hatte. In der Buchhandlung habe ich fünfzehn Jahre lang gearbeitet. Zwischen 1963 bis 1966, immer für etwa ein halbes Jahr, war ich in der DDR.
Zwischen Eltern und Kindern gab es bei vielen Emigranten eine große Sprachbarriere. Auch meine Eltern haben nur ein sehr elementares Hebräisch gesprochen, und auch dieses kaum richtig angewendet. Sie haben sich hauptsächlich im Kreise ihrer sprachlichen Möglichkeiten bewegt, in einem Freundeskreis aus Menschen, die Deutsch sprachen. Sie haben all die Jahre hindurch im eigenen Saft geschmort.
Etwas besser wurde es durch mich, aber nicht sehr, weil ich ja Deutsch konnte und mit ihnen auch Deutsch sprach. Aber durch meinen Bruder Yoram, der am 27. Januar 1940 geboren wurde, wurde ihr Wortschatz reicher. Man blieb natürlich trotzdem bei der deutschen Sprache, tauschte unter sich deutsche Literatur und deutsche Zeitungen. Auch die österreichische Küche, die ist geblieben. Meine Mutter kochte faschierte Laberln, briet Schnitzel, auch von Kamelfleisch, machte Palatschinken und Knödel.
Etwas besser wurde es durch mich, aber nicht sehr, weil ich ja Deutsch konnte und mit ihnen auch Deutsch sprach. Aber durch meinen Bruder Yoram, der am 27. Januar 1940 geboren wurde, wurde ihr Wortschatz reicher. Man blieb natürlich trotzdem bei der deutschen Sprache, tauschte unter sich deutsche Literatur und deutsche Zeitungen. Auch die österreichische Küche, die ist geblieben. Meine Mutter kochte faschierte Laberln, briet Schnitzel, auch von Kamelfleisch, machte Palatschinken und Knödel.
Wir wussten nichts über die Großmutter, die in Wien geblieben war. Nach dem Krieg erfuhren wir ihr Schicksal. Sie wurde aus der Wohnung geworfen, in der sie 20 Jahre ihres Lebens verbracht hatte. Sie lebte dann in einer dieser Sammelwohnungen im 2. Wiener Gemeindebezirk, und von dort aus wurde sie zuerst nach Theresienstadt und dann nach Treblinka deportiert und dort ermordet.
In den Jahren 1945/46 gab es schon eine Bewegung für die Gründung des selbständigen Staates Israel. In erster Linie begann es mit Aktionen und Demonstrationen für die freie Einwanderung. Der Druck war besonders groß nach dem Krieg, als man das ganze Ausmaß der Vernichtung erfuhr und viele Juden das Land erreichen wollten, aber zurückgeschickt wurden, weil die Engländer die freie Einwanderung begrenzen wollten.
Es gab eigentlich schon einen Staat im Staat mit jüdischen Institutionen, man nannte es 'Medina baderech', das bedeutet übersetzt 'Ein Staat im Werden'. Aber man wollte einen vollständig selbständigen jüdischen Staat. Als die Engländer wussten, dass ihre Tage gezählt sind, gebärdeten sie sich immer wilder mit Verhaftungen, Schiessereien, Hausdurchsuchungen.
Als der Staat Israel gegründet wurde, befand ich mich bereits in der israelischen Geisterarmee, weil wir schon eingezogen und organisiert waren, noch bevor es den Staat gab und noch bevor es die Armee gab. Als der Staat 1948 gegründet wurde, waren wir schon mitten im Krieg. Die arabische Bevölkerung war nicht entzückt, aber sie hatte große Schwierigkeiten, sich zu organisieren.
Es gab eigentlich schon einen Staat im Staat mit jüdischen Institutionen, man nannte es 'Medina baderech', das bedeutet übersetzt 'Ein Staat im Werden'. Aber man wollte einen vollständig selbständigen jüdischen Staat. Als die Engländer wussten, dass ihre Tage gezählt sind, gebärdeten sie sich immer wilder mit Verhaftungen, Schiessereien, Hausdurchsuchungen.
Als der Staat Israel gegründet wurde, befand ich mich bereits in der israelischen Geisterarmee, weil wir schon eingezogen und organisiert waren, noch bevor es den Staat gab und noch bevor es die Armee gab. Als der Staat 1948 gegründet wurde, waren wir schon mitten im Krieg. Die arabische Bevölkerung war nicht entzückt, aber sie hatte große Schwierigkeiten, sich zu organisieren.
Nach der Schule habe ich eine Zeitlang bei einem Elektriker gearbeitet, einem Jecke. Die Jeckes haben sich sehr viel mit Briefmarken sammeln beschäftigt, der ist stundenlang bei seinen Briefmarkenkumpels gewesen, das war ganz eigenartig. Es gab viele solche, gerade unter den Jeckes! Diese Hobbys hatten sie wahrscheinlich schon in Deutschland gepflegt, sie waren auch die großen Konzertbesucher.
In der britischen Armee habe ich dann einige Jahre als Elektriker in den Kfz-Werkstätten gearbeitet. Das wurde später auch mein Beruf. Ich kam dort in Kontakt mit Menschen, die mir auch politisch zusagten, weil ich schon als Kind viele Bücher gelesen hatte, zum Beispiel Jack London und Maxim Gorki.
Solche Gestalten wie in diesen Büchern tauchten auf einmal bei meinem Arbeitsplatz auf. Ich wurde ein politisch sehr bewusster Mensch und Mitglied der Kommunistischen Jugendbewegung in Israel, der Brit ha Noar ha Kommunisti. Meine Eltern waren darüber gar nicht entzückt, aber das konnte mich davon nicht abhalten.
In der britischen Armee habe ich dann einige Jahre als Elektriker in den Kfz-Werkstätten gearbeitet. Das wurde später auch mein Beruf. Ich kam dort in Kontakt mit Menschen, die mir auch politisch zusagten, weil ich schon als Kind viele Bücher gelesen hatte, zum Beispiel Jack London und Maxim Gorki.
Solche Gestalten wie in diesen Büchern tauchten auf einmal bei meinem Arbeitsplatz auf. Ich wurde ein politisch sehr bewusster Mensch und Mitglied der Kommunistischen Jugendbewegung in Israel, der Brit ha Noar ha Kommunisti. Meine Eltern waren darüber gar nicht entzückt, aber das konnte mich davon nicht abhalten.
Meine Eltern sind oft tanzen gegangen. In unserer Wohngegend gab es einen kleinen Platz, wo ein bis zwei Mal in der Woche Schallplatten aufgelegt wurden. Die Leute trafen sich und tanzten und man konnte auch dabei sitzen. Es wurde nach Schlagern getanzt, die aus England kamen und damals modern waren, aber auch Tango wurde getanzt. Es kamen auch Engländer, um sich zu vergnügen. Wir Kinder schauten immer neugierig zu.
Unsere Nachbarn waren Deutsche, ein Pole und ein Rumäne. Ich ging in eine Grundschule bis zu meinem fünfzehnten Lebensjahr, ich musste ja auch erst einmal die Sprache erlernen. In meiner Klasse war ich der einzige Neuankömmling, aber die Kinder und Lehrer haben es mir leicht gemacht, und dadurch habe ich auch gut gelernt. Wien war für mich vorbei und vergessen. Da waren so viele neue Eindrücke, die auf mich eingestürmt sind, neue Sprache, neue Gerüche, alles war neu.
Wir zogen in eine andere Wohnung, hinauf auf den Berg, in den Vorort von Haifa, der Neveh Sha'anan hieß. Die Wohnung war in einem sehr interessanten Haus, das nicht mehr existiert. Es gehörte einem Araber, der es im Stil der Häuser der reichen Araber, der Großgrundbesitzer oder Effendis, gebaut hatte.
Es hatte eine zentrale Halle, von der aus kleine Räume abgingen. Die Halle war nicht bewohnt, aber die kleinen Räume ringsum waren von je einer Familie bewohnt. Das war wie eine riesige Gemeinschaftswohnung. Wir hatten dann noch außer diesem Zimmer, das zum Festhaus gehörte, die Küche und eine Toilette; Wasser war auch da.
Es hatte eine zentrale Halle, von der aus kleine Räume abgingen. Die Halle war nicht bewohnt, aber die kleinen Räume ringsum waren von je einer Familie bewohnt. Das war wie eine riesige Gemeinschaftswohnung. Wir hatten dann noch außer diesem Zimmer, das zum Festhaus gehörte, die Küche und eine Toilette; Wasser war auch da.
In diesem Ort gab es auch eine kleine, sehr bescheidene Synagoge. Für meine Bar Mitzwah bereitete ich mich dort vor, es gab sogar einen Religiösen da, der mir half und mir zur Seite stand. Zu meiner Bar Mitzwah kam meine Mutter angereist, sie hatte mir auch etwas Süßes mitgebracht, aber das war es auch schon. In dem Moschaw blieb ich einige Monate und dann ging ich zurück nach Haifa.
Bald nachdem wir nach Palästina fuhren, gab es überhaupt keine Möglichkeiten mehr, auf legalem Weg dorthin zu gelangen.
So gab es damals die 'Aliah Alef', die legale Einreise nach Palästina, und die 'Aliah Beth', die illegale, die mit großen Gefahren verbunden war. Es gab Organisation, die diese organisierten. Wien oder Österreich verließen die Palästina-Emigranten legal oder halblegal, nämlich mit Duldung der "mitnaschenden" Behörden. Es gab Organisationen, die von den Nazibehörden aufgestellt wurden und auf diese Weise viel Geld kassierten. Von der englischen Seite her waren diese Transporte aber illegal.
Wir fuhren vom Südbahnhof über Venedig nach Süditalien, nach Bari. Das war eine herrliche Reise. Von Bari ist mir bis heute eine wunderschöne Palmenallee in herrlicher Erinnerung. Die fremden Gerüche, die neuen Eindrücke; für mich war das ein Abenteuer, genauso wie die neuen Uniformen in Wien ein Abenteuer waren.
In Bari bestiegen wir einen Truppentransporter, der italienische Soldaten nach Abessinien, dem heutigen Äthiopien, brachte und nicht für Zivilpersonen gebaut war, aber den Hafen in Haifa anlief. Das Schiff war überfüllt mit Flüchtenden, und wir waren in Kojen im Schiffsbauch untergebracht.
Wir waren einige Tage unterwegs, es war sehr eng, und davon, die Schiffsreise zu genießen, konnte nicht die Rede sein. Auf dem Schiff gab es eine italienische Crew, die zu uns sehr nett war. Meistens war mir von der Schiffsfahrt schlecht. Aber ich habe auch auf dem Schiff gegessen. Das war italienisches Essen: Spagetti, Reis und viele Tomaten - alles war fremd für uns damals. Vorbei war es mit den geliebten Wiener Schnitzerln!
Der einzige richtige Hafen in Palästina war Haifa. Es gab noch von früheren Zeiten den Hafen in Jaffa, aber nicht für Personenschiffe. Vom Schiff kamen wir zuerst in ein Übergangslager, Machane Olim, Neueinwandererlager, hieß das.
So gab es damals die 'Aliah Alef', die legale Einreise nach Palästina, und die 'Aliah Beth', die illegale, die mit großen Gefahren verbunden war. Es gab Organisation, die diese organisierten. Wien oder Österreich verließen die Palästina-Emigranten legal oder halblegal, nämlich mit Duldung der "mitnaschenden" Behörden. Es gab Organisationen, die von den Nazibehörden aufgestellt wurden und auf diese Weise viel Geld kassierten. Von der englischen Seite her waren diese Transporte aber illegal.
Wir fuhren vom Südbahnhof über Venedig nach Süditalien, nach Bari. Das war eine herrliche Reise. Von Bari ist mir bis heute eine wunderschöne Palmenallee in herrlicher Erinnerung. Die fremden Gerüche, die neuen Eindrücke; für mich war das ein Abenteuer, genauso wie die neuen Uniformen in Wien ein Abenteuer waren.
In Bari bestiegen wir einen Truppentransporter, der italienische Soldaten nach Abessinien, dem heutigen Äthiopien, brachte und nicht für Zivilpersonen gebaut war, aber den Hafen in Haifa anlief. Das Schiff war überfüllt mit Flüchtenden, und wir waren in Kojen im Schiffsbauch untergebracht.
Wir waren einige Tage unterwegs, es war sehr eng, und davon, die Schiffsreise zu genießen, konnte nicht die Rede sein. Auf dem Schiff gab es eine italienische Crew, die zu uns sehr nett war. Meistens war mir von der Schiffsfahrt schlecht. Aber ich habe auch auf dem Schiff gegessen. Das war italienisches Essen: Spagetti, Reis und viele Tomaten - alles war fremd für uns damals. Vorbei war es mit den geliebten Wiener Schnitzerln!
Der einzige richtige Hafen in Palästina war Haifa. Es gab noch von früheren Zeiten den Hafen in Jaffa, aber nicht für Personenschiffe. Vom Schiff kamen wir zuerst in ein Übergangslager, Machane Olim, Neueinwandererlager, hieß das.
Im März 1939 konnten wir dann endgültig weg. Die letzte Zeit in Wien war sehr unangenehm, sehr bedrohlich. Es wurden vielen Juden Sachen weggenommen, uns nicht, denn wir hatten nichts, was man uns hätte wegnehmen können. Das habe ich alles verdrängt, nicht mehr darüber gesprochen. Meine Eltern haben wahrscheinlich darüber gesprochen, als sie in Israel mit 'Jeckes' [Anm: Bezeichnung in Israel für deutsche Juden] oder Wienern zusammen waren.
Zuerst gab es diese 'Israelitischen Klassen', dann plötzlich gab es diese Klassen nicht mehr, und es gab 'Judenschulen'.
Die jüdischen Schüler wurden in ganz wenigen Schulen konzentriert. Ich war eine Zeit lang in so einer Schule. Gelernt habe ich dort nichts, denn wir waren ja schon mit einem Fuß weg und dachten nur noch an das Wegfahren. Wer konnte, versuchte aus Österreich herauszukommen. Man wusste, dass man nicht bleiben konnte, schon nach den ersten Verhaftungen wusste man das. Dann hörte man nur noch: 'Der wurde verhaftet und der wurde verhaftet und geschlagen' und man hörte das Wort 'Konzentrationslager'! Wer konnte, verließ das Land. Da dachte natürlich in der Schule kaum mehr einer an Lernen, Noten und Zeugnisse.
Die jüdischen Schüler wurden in ganz wenigen Schulen konzentriert. Ich war eine Zeit lang in so einer Schule. Gelernt habe ich dort nichts, denn wir waren ja schon mit einem Fuß weg und dachten nur noch an das Wegfahren. Wer konnte, versuchte aus Österreich herauszukommen. Man wusste, dass man nicht bleiben konnte, schon nach den ersten Verhaftungen wusste man das. Dann hörte man nur noch: 'Der wurde verhaftet und der wurde verhaftet und geschlagen' und man hörte das Wort 'Konzentrationslager'! Wer konnte, verließ das Land. Da dachte natürlich in der Schule kaum mehr einer an Lernen, Noten und Zeugnisse.
In der Schule gab es Veränderungen, es kamen neue Lehrer. Ein Sudetendeutscher, eigentlich der einzige Nazi, der mir in Erinnerung ist, hat Geographie unterrichtet und kein Hehl daraus gemacht, dass er Nazi ist. Nicht, dass er uns attackiert oder persönlich angegriffen hätte, er hat nur kein Hehl aus seiner Ideologie gemacht. Der hat gleich die neuen Landkarten aufgehängt. Aber es gab auch andere Lehrer! Unser Mathematiklehrer hat uns immer Mut zugesprochen und gesagt, dass dieser Spuk nicht lange dauern wird.
Den hatten wir vorher schon, das war der Herr Rotter, er ist nachher verschwunden. Wir sind aber nachher auch verschwunden, wir sind getrennt worden von den übrigen Schülern, wir mussten in so genannte 'Israelitische Klassen', da gibt es heute ein eigenes Buch über die in der Schule in der Unterbergergasse. Mein Name ist auch darunter, ich konnte meine Zeugnisse sehen.
Den hatten wir vorher schon, das war der Herr Rotter, er ist nachher verschwunden. Wir sind aber nachher auch verschwunden, wir sind getrennt worden von den übrigen Schülern, wir mussten in so genannte 'Israelitische Klassen', da gibt es heute ein eigenes Buch über die in der Schule in der Unterbergergasse. Mein Name ist auch darunter, ich konnte meine Zeugnisse sehen.
Max Back hat sich dann anderweitig in der Kultusgemeinde betätigt und auch er wurde eines Tages attackiert und geschlagen. Ich glaube, das geschah in der Seitenstettengasse vor dem Tempel.
Es gab damals genug Leute, die mit Vergnügen herum gewütet haben. Gleich um die Ecke der Wohnung meiner Großmutter gab es Bethäuser, aber mir ist nicht bekannt, dass es dort zu ernsten Übergriffen gekommen wäre. Die HJ [8] und der BDM [9] sind aber in der Gegend herumgeschwirrt.
Es gab damals genug Leute, die mit Vergnügen herum gewütet haben. Gleich um die Ecke der Wohnung meiner Großmutter gab es Bethäuser, aber mir ist nicht bekannt, dass es dort zu ernsten Übergriffen gekommen wäre. Die HJ [8] und der BDM [9] sind aber in der Gegend herumgeschwirrt.
Die Wohnung meiner Großmutter wurde zu einer Art familiäres Nachrichtenzentrum. Die Familie verfolgte die Situation ständig und zuerst brach keine Panik aus. Erst viel später wurden sie unruhig, als Maßnahmen gegen Juden verlautbart wurden oder als Aktionen gestartet wurden wie Straßenwäschereien, Belästigungen und Anpöbelungen.
Man hörte, da hat einer einen Tritt bekommen, da wurde jemand angegriffen oder jemand weggebracht, aber da machte man sich wahrscheinlich auch noch Illusionen. Man wusste, dass es arg ist, aber wusste nicht, wie arg es werden würde.
Eine der wenigen Maßnahmen, die mir unter die Haut gegangen sind, weil sie mich direkt betroffen haben, waren die Schilder auf den Parkbänken, auf denen stand 'Nur für Arier' oder 'Nicht für Juden'. Ich bin oft spazieren gegangen mit meiner Mutter oder mit meinen Cousins, und wir haben die Parks benutzt und dort gespielt. Auf einmal durften wir nicht mehr auf den Bänken sitzen.
Man hörte, da hat einer einen Tritt bekommen, da wurde jemand angegriffen oder jemand weggebracht, aber da machte man sich wahrscheinlich auch noch Illusionen. Man wusste, dass es arg ist, aber wusste nicht, wie arg es werden würde.
Eine der wenigen Maßnahmen, die mir unter die Haut gegangen sind, weil sie mich direkt betroffen haben, waren die Schilder auf den Parkbänken, auf denen stand 'Nur für Arier' oder 'Nicht für Juden'. Ich bin oft spazieren gegangen mit meiner Mutter oder mit meinen Cousins, und wir haben die Parks benutzt und dort gespielt. Auf einmal durften wir nicht mehr auf den Bänken sitzen.
Am 12. März 1938 sah ich Flugzeuge, jede Menge Flugzeuge, richtige Staffeln, die den Himmel verdunkelten.
Erstens wollten die Nazis ihre Macht demonstrieren und zweitens hatten sie wirklich Sachen zu transportieren, um sich hier breit zu machen. Da sah man schon die Leute in Uniformen und Jungen in HJ-Hemden herumlaufen. Das waren Österreicher, die Deutschen waren noch nicht in Wien.
Sie sind ja nicht schnurstracks nach Wien gekommen, denn sie wurden zuerst aufgehalten von den Menschen, die ihnen am Weg zugejubelt haben. Als erstes hat sich die Wehrmacht bei den Wienern mit Essen angebiedert, mit Gulaschkanonen am Heldenplatz.
Erstens wollten die Nazis ihre Macht demonstrieren und zweitens hatten sie wirklich Sachen zu transportieren, um sich hier breit zu machen. Da sah man schon die Leute in Uniformen und Jungen in HJ-Hemden herumlaufen. Das waren Österreicher, die Deutschen waren noch nicht in Wien.
Sie sind ja nicht schnurstracks nach Wien gekommen, denn sie wurden zuerst aufgehalten von den Menschen, die ihnen am Weg zugejubelt haben. Als erstes hat sich die Wehrmacht bei den Wienern mit Essen angebiedert, mit Gulaschkanonen am Heldenplatz.
Sie war eine eher spröde Person, aber gerade das hat imponiert, sonst hätte sie sich nicht durchsetzten können bei so vielen Kindern. Wir lebten dort, und trotz der beengten Verhältnisse waren wir glücklich. Die religiösen Tanten und Onkel und die nichtreligiösen Tanten und Onkel verstanden sich sehr gut. Dem Thema Religion ging man einfach aus dem Weg und klammerte es aus. So lebten wir bis zum Einmarsch der Nazis friedlich miteinander bei meiner Großmutter.
Ich war damals zehn Jahre alt und wurde dann auch gleich ins Unterbergergymnasium in der Unterbergergasse im 20. Bezirk, nahe dem Augarten, eingeschult. In meiner Klasse gab es viele jüdische Schüler, aber ich erinnere mich nur an den Namen Kaplan.
Ich spielte Fußball im Rahmen der Schule, einmal in der Woche ging ich ins Vindobona-Kino in der Wallensteinstrasse und sah mir Wildwestfilme und dergleichen an. Ansonsten war ich mit meiner Familie zusammen. Ich war in keiner Jugendorganisation. Deren Platz nahmen für mich die Familientreffen ein. Eine Freundin meiner Mutter, die Mizzi, hatte einen Schrebergarten, in dem sie sich sehr oft aufhielt, und meine Mutter ging mit mir häufig zur Mizzi.
Ich spielte Fußball im Rahmen der Schule, einmal in der Woche ging ich ins Vindobona-Kino in der Wallensteinstrasse und sah mir Wildwestfilme und dergleichen an. Ansonsten war ich mit meiner Familie zusammen. Ich war in keiner Jugendorganisation. Deren Platz nahmen für mich die Familientreffen ein. Eine Freundin meiner Mutter, die Mizzi, hatte einen Schrebergarten, in dem sie sich sehr oft aufhielt, und meine Mutter ging mit mir häufig zur Mizzi.
Nachdem mein Vater aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen war, zog meine Mutter mit mir in die Perinetgasse, zu meiner Großmutter. In dieser Einzimmer-Kabinett-Wohnung wohnten außer meiner Großmutter zu dieser Zeit noch drei Geschwister meiner Mutter, Tante Berta, Tante Klara und Onkel Leon.
Meine Mutter hatte eine winzige Parfümerie im zweiten Bezirk gemietet, in der Lilienbrunngasse, und dort hielt ich mich oft nach der Schule auf. Da war ein kleiner Verkaufsraum, in dem ich immer hockte. Zur Schule ging ich damals in die Sperlgasse.
Anscheinend ging diese Parfümerie nicht besonders gut, denn nach einiger Zeit gab meine Mutter sie wieder auf und arbeitete in der Firma Goldscheider, der Keramik- und Porzellanmanufaktur, in der ihr Bruder Leon schon seit Jahren arbeitete. Dort blieb sie bis zum Einmarsch der Nazis.
Anscheinend ging diese Parfümerie nicht besonders gut, denn nach einiger Zeit gab meine Mutter sie wieder auf und arbeitete in der Firma Goldscheider, der Keramik- und Porzellanmanufaktur, in der ihr Bruder Leon schon seit Jahren arbeitete. Dort blieb sie bis zum Einmarsch der Nazis.
Wie viele andere auch wurde Max Back 1934 arbeitslos, bekam aber Arbeit in der zionistischen Organisation Hechalutz. Er fuhr mit jungen Leuten in die Umgebung Wiens und betreute Gruppen von Jugendlichen, die sich auf die Alijah nach Eretz Israel [jüdische Einwanderung nach Palästina] vorbereiteten.
Ein einschneidendes Erlebnis war der Bürgerkrieg im Jahr 1934 [6], obwohl es mir damals nicht so bewusst war. Unser Freund, der Max Back, war bis 1934 bei der Wiener Polizei und außerdem war er im Schutzbund [7] organisiert. Zur Zeit des Bürgerkriegs war Max Back sehr beansprucht, musste auch eine Zeit lang untertauchen und verlor letztendlich seinen Job. Man hörte ja überall, dass Kämpfe waren, und auch Leute aus unserem Bekanntenkreis waren involviert.
Wir trafen uns oft und unternahmen viele Ausflüge in die Umgebung Wiens, vor allem in den Wienerwald. Meine Spielkameraden gehörten auch fast alle zur Familie, das war der Fredi - der Kurti war noch zu klein - die Ruthi, und der Fritzl. Wir haben die Verwandten oft besucht. Manche, wie Tante Lea, Tante Rosa, Tante Regina und Onkel Izu haben streng koscher gelebt, manche weniger streng, meine Mutter gar nicht. Die hat sich um nichts geschert.
Persönlich betraf es mich, da ich, aufgewühlt durch den Ausbruch des Krieges ausgerechnet in der friedlichen Feiertagsatmosphäre eines Jom Kippur meiner Frau sagte: 'Jetzt hör mal gut zu, ich bin schon so alt geworden, ich möchte, dass dieser Krieg mein letzter Krieg in Israel gewesen ist.'
1975 ergab sich dann eine Möglichkeit, weil ich durch Kontakte mit einer Buchhandlung in Wien die Möglichkeit sah, eine Arbeit zu bekommen.
Es fiel uns wahrlich nicht leicht. Meine Kindheit, meine Jugend, einen guten Teil meines Lebens, auch meinen Bruder Yoram und Familie, Bekannte und Freunde ließ ich hinter mir. Jutta fiel es auch nicht leicht. Sie war acht Jahre in Israel, die hatten es ihr angetan. Sie fand sich zurecht, sie hatte sich sehr wohl gefühlt und aus wirtschaftlichen Erwägungen sind wir ja auch nicht weg.
Ich bekam nicht automatisch die österreichische Staatsbürgerschaft. Die Tatsache, dass ich in Wien geboren bin, verhalf mir nicht automatisch zur Erlangung der Staatsbürgerschaft. Es ist ja bekannt, dass es damals, 1938, den Staat Österreich nicht mehr gegeben hatte und so konnte man die Hände in Unschuld waschen.
Es gab das Heimatrecht wahrscheinlich, ich hatte keines.
1975 ergab sich dann eine Möglichkeit, weil ich durch Kontakte mit einer Buchhandlung in Wien die Möglichkeit sah, eine Arbeit zu bekommen.
Es fiel uns wahrlich nicht leicht. Meine Kindheit, meine Jugend, einen guten Teil meines Lebens, auch meinen Bruder Yoram und Familie, Bekannte und Freunde ließ ich hinter mir. Jutta fiel es auch nicht leicht. Sie war acht Jahre in Israel, die hatten es ihr angetan. Sie fand sich zurecht, sie hatte sich sehr wohl gefühlt und aus wirtschaftlichen Erwägungen sind wir ja auch nicht weg.
Ich bekam nicht automatisch die österreichische Staatsbürgerschaft. Die Tatsache, dass ich in Wien geboren bin, verhalf mir nicht automatisch zur Erlangung der Staatsbürgerschaft. Es ist ja bekannt, dass es damals, 1938, den Staat Österreich nicht mehr gegeben hatte und so konnte man die Hände in Unschuld waschen.
Es gab das Heimatrecht wahrscheinlich, ich hatte keines.