Die Einstellung der Sowjetunion zu Israel im Jahre 1967 während des Krieges, auch die Einstellung der Sowjetunion zu den Bestrebungen in der Tschechoslowakei, ein etwas liberaleres demokratisches Leben zu führen. Diese und noch verschiedene andere Gründe, haben mich und eine ganz Reihe anderer Leute bewogen, der kommunistischen Bewegung Ade zu sagen.
- Traditions 11756
- Language spoken 3019
- Identity 7808
- Description of town 2440
- Education, school 8506
- Economics 8772
- Work 11672
- Love & romance 4929
- Leisure/Social life 4159
- Antisemitism 4822
-
Major events (political and historical)
4256
- Armenian genocide 2
- Doctor's Plot (1953) 178
- Soviet invasion of Poland 31
- Siege of Leningrad 86
- The Six Day War 4
- Yom Kippur War 2
- Ataturk's death 5
- Balkan Wars (1912-1913) 35
- First Soviet-Finnish War 37
- Occupation of Czechoslovakia 1938 83
- Invasion of France 9
- Molotov–Ribbentrop Pact 65
- Varlik Vergisi (Wealth Tax) 36
- First World War (1914-1918) 216
- Spanish flu (1918-1920) 14
- Latvian War of Independence (1918-1920) 4
- The Great Depression (1929-1933) 20
- Hitler comes to power (1933) 127
- 151 Hospital 1
- Fire of Thessaloniki (1917) 9
- Greek Civil War (1946-49) 12
- Thessaloniki International Trade Fair 5
- Annexation of Bukovina to Romania (1918) 7
- Annexation of Northern Bukovina to the Soviet Union (1940) 19
- The German invasion of Poland (1939) 94
- Kishinev Pogrom (1903) 7
- Romanian Annexation of Bessarabia (1918) 25
- Returning of the Hungarian rule in Transylvania (1940-1944) 43
- Soviet Occupation of Bessarabia (1940) 59
- Second Vienna Dictate 27
- Estonian war of independence 3
- Warsaw Uprising 2
- Soviet occupation of the Balitc states (1940) 147
- Austrian Civil War (1934) 9
- Anschluss (1938) 71
- Collapse of Habsburg empire 3
- Dollfuß Regime 3
- Emigration to Vienna before WWII 36
- Kolkhoz 131
- KuK - Königlich und Kaiserlich 40
- Mineriade 1
- Post War Allied occupation 7
- Waldheim affair 5
- Trianon Peace Treaty 12
- NEP 56
- Russian Revolution 351
- Ukrainian Famine 199
- The Great Terror 283
- Perestroika 233
- 22nd June 1941 468
- Molotov's radio speech 115
- Victory Day 147
- Stalin's death 365
- Khrushchev's speech at 20th Congress 148
- KGB 62
- NKVD 153
- German occupation of Hungary (18-19 March 1944) 45
- Józef Pilsudski (until 1935) 33
- 1956 revolution 84
- Prague Spring (1968) 73
- 1989 change of regime 174
- Gomulka campaign (1968) 81
-
Holocaust
9685
- Holocaust (in general) 2789
- Concentration camp / Work camp 1235
- Mass shooting operations 337
- Ghetto 1183
- Death / extermination camp 647
- Deportation 1063
- Forced labor 791
- Flight 1410
- Hiding 594
- Resistance 121
- 1941 evacuations 866
- Novemberpogrom / Kristallnacht 34
- Eleftherias Square 10
- Kasztner group 1
- Pogrom in Iasi and the Death Train 21
- Sammelwohnungen 9
- Strohmann system 11
- Struma ship 17
- Life under occupation 803
- Yellow star house 72
- Protected house 15
- Arrow Cross ("nyilasok") 42
- Danube bank shots 6
- Kindertransport 26
- Schutzpass / false papers 95
- Warsaw Ghetto Uprising (1943) 24
- Warsaw Uprising (1944) 23
- Helpers 521
- Righteous Gentiles 269
- Returning home 1090
- Holocaust compensation 112
- Restitution 109
- Property (loss of property) 595
- Loss of loved ones 1724
- Trauma 1029
- Talking about what happened 1807
- Liberation 558
- Military 3322
- Politics 2640
-
Communism
4468
- Life in the Soviet Union/under Communism (in general) 2592
- Anti-communist resistance in general 63
- Nationalization under Communism 221
- Illegal communist movements 98
- Systematic demolitions under communism 45
- Communist holidays 311
- Sentiments about the communist rule 930
- Collectivization 94
- Experiences with state police 349
- Prison/Forced labor under communist/socialist rule 449
- Lack or violation of human and citizen rights 483
- Life after the change of the regime (1989) 493
- Israel / Palestine 2190
- Zionism 847
- Jewish Organizations 1200
Displaying 17041 - 17070 of 50826 results
Paul Back
Meine Frau Jutta und ich heirateten in Ostberlin, im Rathaus Köpenick. Dann mussten wir noch ein Jahr warten, bis sie zu mir nach Israel durfte. Im August 1967 kam Jutta. Meine Mutter war Anfang März 1967 gestorben und konnte meine Frau nicht mehr kennen lernen.
Jutta kam nach Israel, als der 'Sechs-Tage-Krieg' [12] 1967 zu Ende war, aber noch Kriegszustand herrschte. Sie kam auf dem Flughafen an, als völlige Dunkelheit herrschte. Ich war noch beim Militär, der Mann einer Arbeitskollegin holte sie vom Flughafen ab.
Jutta kam nach Israel, als der 'Sechs-Tage-Krieg' [12] 1967 zu Ende war, aber noch Kriegszustand herrschte. Sie kam auf dem Flughafen an, als völlige Dunkelheit herrschte. Ich war noch beim Militär, der Mann einer Arbeitskollegin holte sie vom Flughafen ab.
Ich habe dort nie verheimlicht, dass ich ein Jude aus Israel bin, habe es aber auch nicht wie eine Fahne vor mir her getragen. Wer es wissen wollte, konnte es wissen! Ich war nicht der Einzige aus Israel dort in der DDR, wir waren mehrere, und wir haben die Dinge in der DDR gesehen, wie sie waren und wollten auch nichts beschönigen. Ich habe in der DDR nicht alles vorbehaltlos gut geheißen, aber es war gerade eine Periode der relativen Offenheit, es gab kritische Ansätze.
Nach dem Militärdienst habe ich in einer Buchhandlung in Haifa zu arbeiten begonnen. Diese verkaufte unter Anderem sowjetische Literatur, ein Gebiet, das mich schon immer interessiert hatte. In der Buchhandlung habe ich fünfzehn Jahre lang gearbeitet. Zwischen 1963 bis 1966, immer für etwa ein halbes Jahr, war ich in der DDR.
Zwischen Eltern und Kindern gab es bei vielen Emigranten eine große Sprachbarriere. Auch meine Eltern haben nur ein sehr elementares Hebräisch gesprochen, und auch dieses kaum richtig angewendet. Sie haben sich hauptsächlich im Kreise ihrer sprachlichen Möglichkeiten bewegt, in einem Freundeskreis aus Menschen, die Deutsch sprachen. Sie haben all die Jahre hindurch im eigenen Saft geschmort.
Etwas besser wurde es durch mich, aber nicht sehr, weil ich ja Deutsch konnte und mit ihnen auch Deutsch sprach. Aber durch meinen Bruder Yoram, der am 27. Januar 1940 geboren wurde, wurde ihr Wortschatz reicher. Man blieb natürlich trotzdem bei der deutschen Sprache, tauschte unter sich deutsche Literatur und deutsche Zeitungen. Auch die österreichische Küche, die ist geblieben. Meine Mutter kochte faschierte Laberln, briet Schnitzel, auch von Kamelfleisch, machte Palatschinken und Knödel.
Etwas besser wurde es durch mich, aber nicht sehr, weil ich ja Deutsch konnte und mit ihnen auch Deutsch sprach. Aber durch meinen Bruder Yoram, der am 27. Januar 1940 geboren wurde, wurde ihr Wortschatz reicher. Man blieb natürlich trotzdem bei der deutschen Sprache, tauschte unter sich deutsche Literatur und deutsche Zeitungen. Auch die österreichische Küche, die ist geblieben. Meine Mutter kochte faschierte Laberln, briet Schnitzel, auch von Kamelfleisch, machte Palatschinken und Knödel.
Wir wussten nichts über die Großmutter, die in Wien geblieben war. Nach dem Krieg erfuhren wir ihr Schicksal. Sie wurde aus der Wohnung geworfen, in der sie 20 Jahre ihres Lebens verbracht hatte. Sie lebte dann in einer dieser Sammelwohnungen im 2. Wiener Gemeindebezirk, und von dort aus wurde sie zuerst nach Theresienstadt und dann nach Treblinka deportiert und dort ermordet.
Ich kann ich mich nicht erinnern, dass wir jemals darüber gesprochen hätten, nach Österreich zurück zu gehen. Man sprach vielleicht darüber, wie das Leben in Wien war, dass man in den Prater gegangen ist, oder was man gesehen hatte oder mit wem man zusammen gekommen war. Das waren Geschichten oder Anekdoten über das Leben damals in Wien.
Ich kann ich mich nicht erinnern, dass wir jemals darüber gesprochen hätten, nach Österreich zurück zu gehen. Man sprach vielleicht darüber, wie das Leben in Wien war, dass man in den Prater gegangen ist, oder was man gesehen hatte oder mit wem man zusammen gekommen war. Das waren Geschichten oder Anekdoten über das Leben damals in Wien.
In den Jahren 1945/46 gab es schon eine Bewegung für die Gründung des selbständigen Staates Israel. In erster Linie begann es mit Aktionen und Demonstrationen für die freie Einwanderung. Der Druck war besonders groß nach dem Krieg, als man das ganze Ausmaß der Vernichtung erfuhr und viele Juden das Land erreichen wollten, aber zurückgeschickt wurden, weil die Engländer die freie Einwanderung begrenzen wollten.
Es gab eigentlich schon einen Staat im Staat mit jüdischen Institutionen, man nannte es 'Medina baderech', das bedeutet übersetzt 'Ein Staat im Werden'. Aber man wollte einen vollständig selbständigen jüdischen Staat. Als die Engländer wussten, dass ihre Tage gezählt sind, gebärdeten sie sich immer wilder mit Verhaftungen, Schiessereien, Hausdurchsuchungen.
Als der Staat Israel gegründet wurde, befand ich mich bereits in der israelischen Geisterarmee, weil wir schon eingezogen und organisiert waren, noch bevor es den Staat gab und noch bevor es die Armee gab. Als der Staat 1948 gegründet wurde, waren wir schon mitten im Krieg. Die arabische Bevölkerung war nicht entzückt, aber sie hatte große Schwierigkeiten, sich zu organisieren.
Es gab eigentlich schon einen Staat im Staat mit jüdischen Institutionen, man nannte es 'Medina baderech', das bedeutet übersetzt 'Ein Staat im Werden'. Aber man wollte einen vollständig selbständigen jüdischen Staat. Als die Engländer wussten, dass ihre Tage gezählt sind, gebärdeten sie sich immer wilder mit Verhaftungen, Schiessereien, Hausdurchsuchungen.
Als der Staat Israel gegründet wurde, befand ich mich bereits in der israelischen Geisterarmee, weil wir schon eingezogen und organisiert waren, noch bevor es den Staat gab und noch bevor es die Armee gab. Als der Staat 1948 gegründet wurde, waren wir schon mitten im Krieg. Die arabische Bevölkerung war nicht entzückt, aber sie hatte große Schwierigkeiten, sich zu organisieren.
In der britischen Armee habe ich dann einige Jahre als Elektriker in den Kfz-Werkstätten gearbeitet. Das wurde später auch mein Beruf. Ich kam dort in Kontakt mit Menschen, die mir auch politisch zusagten, weil ich schon als Kind viele Bücher gelesen hatte, zum Beispiel Jack London und Maxim Gorki.
Solche Gestalten wie in diesen Büchern tauchten auf einmal bei meinem Arbeitsplatz auf. Ich wurde ein politisch sehr bewusster Mensch und Mitglied der Kommunistischen Jugendbewegung in Israel, der Brit ha Noar ha Kommunisti. Meine Eltern waren darüber gar nicht entzückt, aber das konnte mich davon nicht abhalten.
Solche Gestalten wie in diesen Büchern tauchten auf einmal bei meinem Arbeitsplatz auf. Ich wurde ein politisch sehr bewusster Mensch und Mitglied der Kommunistischen Jugendbewegung in Israel, der Brit ha Noar ha Kommunisti. Meine Eltern waren darüber gar nicht entzückt, aber das konnte mich davon nicht abhalten.
Meine Eltern sind oft tanzen gegangen. In unserer Wohngegend gab es einen kleinen Platz, wo ein bis zwei Mal in der Woche Schallplatten aufgelegt wurden. Die Leute trafen sich und tanzten und man konnte auch dabei sitzen. Es wurde nach Schlagern getanzt, die aus England kamen und damals modern waren, aber auch Tango wurde getanzt. Es kamen auch Engländer, um sich zu vergnügen. Wir Kinder schauten immer neugierig zu.
Die Männer trugen zu der Zeit hauptsächlich Khakikleidung, kurze Hosen, lange Hosen, Hemden, alles aus Khakistoff. Das hatte nicht unbedingt etwas mit Militär zu tun, es war einfach sehr verbreitet. Die Gesellschaft war ganz auf die Kibbutzbewegung ausgerichtet. Der Kibbutz war das ethische Vorbild und das drückte sich auch in der Kleidung aus.
Die Männer trugen zu der Zeit hauptsächlich Khakikleidung, kurze Hosen, lange Hosen, Hemden, alles aus Khakistoff. Das hatte nicht unbedingt etwas mit Militär zu tun, es war einfach sehr verbreitet. Die Gesellschaft war ganz auf die Kibbutzbewegung ausgerichtet. Der Kibbutz war das ethische Vorbild und das drückte sich auch in der Kleidung aus.
Unsere Nachbarn waren Deutsche, ein Pole und ein Rumäne. Ich ging in eine Grundschule bis zu meinem fünfzehnten Lebensjahr, ich musste ja auch erst einmal die Sprache erlernen. In meiner Klasse war ich der einzige Neuankömmling, aber die Kinder und Lehrer haben es mir leicht gemacht, und dadurch habe ich auch gut gelernt. Wien war für mich vorbei und vergessen. Da waren so viele neue Eindrücke, die auf mich eingestürmt sind, neue Sprache, neue Gerüche, alles war neu.
Wir zogen in eine andere Wohnung, hinauf auf den Berg, in den Vorort von Haifa, der Neveh Sha'anan hieß. Die Wohnung war in einem sehr interessanten Haus, das nicht mehr existiert. Es gehörte einem Araber, der es im Stil der Häuser der reichen Araber, der Großgrundbesitzer oder Effendis, gebaut hatte.
Es hatte eine zentrale Halle, von der aus kleine Räume abgingen. Die Halle war nicht bewohnt, aber die kleinen Räume ringsum waren von je einer Familie bewohnt. Das war wie eine riesige Gemeinschaftswohnung. Wir hatten dann noch außer diesem Zimmer, das zum Festhaus gehörte, die Küche und eine Toilette; Wasser war auch da.
Ich schlief in der Küche.
Es hatte eine zentrale Halle, von der aus kleine Räume abgingen. Die Halle war nicht bewohnt, aber die kleinen Räume ringsum waren von je einer Familie bewohnt. Das war wie eine riesige Gemeinschaftswohnung. Wir hatten dann noch außer diesem Zimmer, das zum Festhaus gehörte, die Küche und eine Toilette; Wasser war auch da.
Ich schlief in der Küche.
It was a very diverse group of people, indlucing the Jewish Back family living in the building next door.
My grandfather was a watchmaker by trade, but my grandparents owned a bookshop where you could also purchase school and stationary supplies. He was a man of great esteem in Zalozce. He was the village’s district representative and directed the public health insurance company. The pastor and the teacher were frequent guests at my grandparent’s, and they played cards together.
She and her sisters went to a general school. They spoke German at home, but it was definitely German with Yiddish expressions. German language and culture stood in the foreground. It is characteristic of many Jews in Poland or Galicia not trapped in the Orthodox milieu that they tended to be close to German or Austrian culture.
In 1916 my grandparents and their eight children left their home and, in 1917, arrived in Vienna. During the escape in 1916, which lasted a year, my Aunt Klara was born. My Aunt Berta was then born in Vienna in 1918. It was very difficult in Vienna with so many children; they were actually penniless.
My grandparent’s apartment was in a block of flats in the 20th district, at Perinet-Gasse 2. Perinet-Gasse is a very short street; two buildings stand on the right side of the street and two buildings stand on the left side, which leads to Gauss-Platz and Augarten Park. That was my grandmother’s first and last accommodation. However, in the final days before her deportation she lived in the 2nd district at Holland-Strasse 12.
The building on Perinet-Gasse was built at the end of the 19th century, so it was maybe 20 years old when my grandparents moved in with their nine children. Many apartments back then were one-room apartments. That apartment had a room, a kitchen, and a small room without sanitary facilities. The water and toilet were in the hall. It’s possible that they were supported by charity organizations. There were organizations in Vienna that helped people through the worst.
My grandfather died of the Spanish flu in 1918, one year after their arrival in Vienna. He was a victim of this epidemic, which killed around 40 million people worldwide in 1918 and 1919.
The older children, Lea and my mother, who were born at the turn of the century, were almost grown-up and soon left home, married and started their own families. They didn’t live far from their mother. There were still six children at home and so the family scraped by. The children started working as soon as they could and supported their mother.
My grandparent’s apartment was in a block of flats in the 20th district, at Perinet-Gasse 2. Perinet-Gasse is a very short street; two buildings stand on the right side of the street and two buildings stand on the left side, which leads to Gauss-Platz and Augarten Park. That was my grandmother’s first and last accommodation. However, in the final days before her deportation she lived in the 2nd district at Holland-Strasse 12.
The building on Perinet-Gasse was built at the end of the 19th century, so it was maybe 20 years old when my grandparents moved in with their nine children. Many apartments back then were one-room apartments. That apartment had a room, a kitchen, and a small room without sanitary facilities. The water and toilet were in the hall. It’s possible that they were supported by charity organizations. There were organizations in Vienna that helped people through the worst.
My grandfather died of the Spanish flu in 1918, one year after their arrival in Vienna. He was a victim of this epidemic, which killed around 40 million people worldwide in 1918 and 1919.
The older children, Lea and my mother, who were born at the turn of the century, were almost grown-up and soon left home, married and started their own families. They didn’t live far from their mother. There were still six children at home and so the family scraped by. The children started working as soon as they could and supported their mother.
Die Wohnung meiner Großeltern war in einem Zinshaus im 20. Bezirk, in der Perinetgasse 2. Die Perinetgasse ist eine sehr kurze Gasse, zwei Häuser stehen auf der rechten Seite und zwei Häuser auf der linken Seite der Gasse, die zum Gaußplatz und zum Augarten führt. Das war die erste Unterkunft meiner Großmutter und die letzte. Allerdings lebte sie ihre allerletzte Zeit in Wien, vor ihrer Deportation, im 2. Bezirk, in der Hollandstrasse 12.
Das Haus in der Perinetgasse wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, also war es vielleicht zwanzig Jahre alt, als meine Großeltern mit ihren neun Kindern dort einzogen. Viele Wohnungen waren damals Einzimmerwohnungen, auch diese Wohnung war eine Zimmer-Küche-Kabinett- Wohnung ohne sanitäre Einrichtungen; Wasser und Toilette befanden sich am Gang. Möglicherweise wurden sie und ihre Kinder von karitativen Einrichtungen unterstützt. Es gab Organisationen in Wien, die über das Schlimmste hinweghalfen.
Das Haus in der Perinetgasse wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, also war es vielleicht zwanzig Jahre alt, als meine Großeltern mit ihren neun Kindern dort einzogen. Viele Wohnungen waren damals Einzimmerwohnungen, auch diese Wohnung war eine Zimmer-Küche-Kabinett- Wohnung ohne sanitäre Einrichtungen; Wasser und Toilette befanden sich am Gang. Möglicherweise wurden sie und ihre Kinder von karitativen Einrichtungen unterstützt. Es gab Organisationen in Wien, die über das Schlimmste hinweghalfen.
Den Schabbat gestaltete sie feierlich. Es wurden Kerzen auf Leuchtern entzündet, es kam immer eine Challe [jüdische Festbrot in Zopfform], ein Schabbatbrot, auf den Tisch. Es roch auch anders, ein ganz besonderer Geruch war das.
Diese kleine Wohnung wurde geschrubbt und auf Hochglanz gebracht, das wurde all die Jahre beibehalten. Einmal im Jahr, zu den hohen Feiertagen, zu Rosch Haschanah [Jüdisches Neujahr] und zu Jom Kippur [jüdische Versöhnungstag; wichtigste Feiertag der Juden] ging meine Großmutter in den Tempel in der Klucky Gasse, aber sonst nicht. Die älteren Geschwister meiner Mutter lebten auch traditionell, die jüngeren kaum noch. Meine Mutter Miriam war genau in der Mitte.
Die Jüngeren sagten nichts gegen die Religion, denn vor ihrer Mutter hatten sie großen Respekt, aber sie machten sich eben nichts mehr daraus. Zum Beispiel fasteten am Jom Kippur die älteren Geschwister mit meiner Großmutter. Die jüngeren Geschwister, die nicht mehr traditionell lebten, versammelten sich im Kabinett und aßen heimlich. Ich habe das selber gesehen, und ich weiß, dass auch die Großmutter das wusste, die Augen davor aber großzügig verschloss.
Diese kleine Wohnung wurde geschrubbt und auf Hochglanz gebracht, das wurde all die Jahre beibehalten. Einmal im Jahr, zu den hohen Feiertagen, zu Rosch Haschanah [Jüdisches Neujahr] und zu Jom Kippur [jüdische Versöhnungstag; wichtigste Feiertag der Juden] ging meine Großmutter in den Tempel in der Klucky Gasse, aber sonst nicht. Die älteren Geschwister meiner Mutter lebten auch traditionell, die jüngeren kaum noch. Meine Mutter Miriam war genau in der Mitte.
Die Jüngeren sagten nichts gegen die Religion, denn vor ihrer Mutter hatten sie großen Respekt, aber sie machten sich eben nichts mehr daraus. Zum Beispiel fasteten am Jom Kippur die älteren Geschwister mit meiner Großmutter. Die jüngeren Geschwister, die nicht mehr traditionell lebten, versammelten sich im Kabinett und aßen heimlich. Ich habe das selber gesehen, und ich weiß, dass auch die Großmutter das wusste, die Augen davor aber großzügig verschloss.
Meine Großmutter hat fünfzehn Kinder geboren, davon blieben zehn am Leben. Woran die fünf Kinder gestorben sind, weiß ich nicht; wahrscheinlich an den damaligen hygienischen Verhältnissen. Alle Kinder wurden traditionell erzogen. Ich glaube, sie führten kein besonders armseliges Leben, aber ich denke, mit so vielen Kindern konnte man sicher nicht reich werden.
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Before WW2
See text in interview
Mein Großvater hieß Salomon Feder. Er starb 1918 in Wien an der Spanischen Grippe und ich habe ihn nie kennen gelernt. Aber es existiert ein Familienfoto aus Zalozce und ich weiß einiges aus Erzählungen über ihn. Er war kein streng religiöser, sondern eher ein traditioneller Mensch, trug immer eine Kipa [religiöse Kopfbedeckung], hatte aber keine Pejes [Schläfenlocken].
Sie und ihre Geschwister sind auf eine allgemeine Schule gegangen. Zuhause sprach man eher deutsch, es war aber sicherlich ein deutsch mit jiddischen Ausdrücken. Die deutsche Sprache und Kultur stand aber eindeutig im Vordergrund. Es ist bezeichnend für viele Juden, die in Polen oder Galizien nicht im orthodoxen Milieu verhaftet waren, dass sie eher der deutschen beziehungsweise der österreichischen Kultur nahe standen.
Infolgedessen hatte meine Familie dann auch keine größeren Schwierigkeiten, als sie später nach Wien kam. Bei einigen meiner Onkel und Tanten konnte man hören, dass sie nicht in Wien geboren waren, aber bei den Jüngeren, wie bei meiner Mutter, glaube ich kaum, dass man da etwas heraus hören konnte.
Infolgedessen hatte meine Familie dann auch keine größeren Schwierigkeiten, als sie später nach Wien kam. Bei einigen meiner Onkel und Tanten konnte man hören, dass sie nicht in Wien geboren waren, aber bei den Jüngeren, wie bei meiner Mutter, glaube ich kaum, dass man da etwas heraus hören konnte.
Als 1914 der 1.Weltkrieg ausbrach, veränderte sich das Leben der Juden in dieser Region. Der Krieg war verheerend, persönlich und für die ganze Gegend. Der Kriegsschauplatz wechselte einige Male. Einmal waren die russischen Truppen im Vormarsch, dann waren die Kosaken da, und ein anderes Mal das österreichisch-ungarische Heer.
My Uncle Leon – he was called Lonek – was a ceramicist. He worked at the well-known company Goldscheider, a ceramic and porcelain manufacturer in Vienna. The Goldscheiders were a Jewish family. They fled to the USA after the German invasion of Austria, and founded another company there. Descendants of this family still live in the USA today. Lonek fled to Sweden after the Anschluss. There he owned a model foundry for sculptors. He was also artistically engaged and made his own models, but his main occupation was model casting.
My Aunt Regina married Mr. Leser Tocker. They lived very close to my grandmother in a small apartment near the Brigittenau Bridge. They had two children: Friedrich, who they called Fredi and who goes by Shlomo in Israel, and Kurt, the younger son. Fredi went to the Jewish Chajes School in the 20th district, on Staudinger-Gasse. They lived under very modest conditions. Leser Tocker worked with his brothers, who had a leatherwear shop on Gauss-Platz. He wasn’t an associate; instead he remained his brother’s employee the whole time.
I sometimes went with my Aunt Regina and her children on summer holiday near Klosterneuburg. We stayed on a farm with a beautiful garden. Sometimes even Fritz, my Aunt Lea’s son, was there. Last year I was there with Fred, who’s now called Shlomo. That was a lovely reminder.
In 1939 Aunt Regina and her family fled illegally down the Danube River to Palestine. There they also lived in Zikhron Ya’akov. Leser found work in a wine cellar. He worked for many years in this wine cellar. Aunt Regina worked as a chef in a large guesthouse. Their sons still live in Israel. They were in Vienna not too long ago to trace their family. The older son was recently invited by the city of Vienna.
I sometimes went with my Aunt Regina and her children on summer holiday near Klosterneuburg. We stayed on a farm with a beautiful garden. Sometimes even Fritz, my Aunt Lea’s son, was there. Last year I was there with Fred, who’s now called Shlomo. That was a lovely reminder.
In 1939 Aunt Regina and her family fled illegally down the Danube River to Palestine. There they also lived in Zikhron Ya’akov. Leser found work in a wine cellar. He worked for many years in this wine cellar. Aunt Regina worked as a chef in a large guesthouse. Their sons still live in Israel. They were in Vienna not too long ago to trace their family. The older son was recently invited by the city of Vienna.
Austria
She celebrated Shabbat. She lit candles and there was always challah – Shabbat bread – on the table. It also smelled different, but it was a very special smell. The apartment was scrubbed and made to shine – something she kept up all those years.
Once a year on the High Holidays, on Rosh Hashanah [Jewish New Year] and Yom Kippur [Jewish day of atonement; most important Jewish holiday], my grandmother went to the temple on Klucky-Gasse, but otherwise didn’t go to services. My mother’s older siblings also lived traditionally, the young ones not so much. My mother Miriam was exactly in the middle.
Once a year on the High Holidays, on Rosh Hashanah [Jewish New Year] and Yom Kippur [Jewish day of atonement; most important Jewish holiday], my grandmother went to the temple on Klucky-Gasse, but otherwise didn’t go to services. My mother’s older siblings also lived traditionally, the young ones not so much. My mother Miriam was exactly in the middle.
Uncle Izchak was a trained watchmaker and had a small shop in Vienna on Kaiser-Strasse with watches and jewelry. He lived with wife Zilli, née Tuerkisch, in the 9th district. They had a daughter, Ruth, who’s my age. In 1939 they fled to Australia. At first they lived in the country and Izu worked as a farmhand. Then they went to Sydney and Uncle opened a small shop with watches, jewelry, and electric appliances. When my Uncle Simon arrived in Sydney they worked in the shop together. I met Ruth in Australia, but she never came back to Vienna. She had a son and a daughter, Graham and Robyn. Robyn studied medicine and was often in Vienna for conferences. Now she works in complementary medicine.
My Uncle Simon was a trained electrician and had a radio and electronics shop in Vienna. He had no children. He and his non-Jewish wife Kitty were able to flee to Shanghai. When the Japanese bombed Shanghai he was injured by a piece of shrapnel. After the war he went to Australia. He and Kitty got divorced after the war and she went to Melbourne. He got remarried and then worked with Izu in this shop for jewelry and electric appliances. Now he’s over 90 years old and lives in a small house with his second wife near Sydney. They don’t have much contact with the rest of the family.
My Uncle Hermann was born 20 October 1906. He was a goldsmith. In the 1930s he married Toni, who was born 30 March 1910.
My Uncle Simon was a trained electrician and had a radio and electronics shop in Vienna. He had no children. He and his non-Jewish wife Kitty were able to flee to Shanghai. When the Japanese bombed Shanghai he was injured by a piece of shrapnel. After the war he went to Australia. He and Kitty got divorced after the war and she went to Melbourne. He got remarried and then worked with Izu in this shop for jewelry and electric appliances. Now he’s over 90 years old and lives in a small house with his second wife near Sydney. They don’t have much contact with the rest of the family.
My Uncle Hermann was born 20 October 1906. He was a goldsmith. In the 1930s he married Toni, who was born 30 March 1910.
Richard Kohn
1952 kam es zum Ärzteprozess in Russland. Es wurden elf Ärzte verhaftet, alles Juden, denen vorgeworfen wurde, sie hätten Stalin ermorden wollen. Das war schlecht für die Juden. Man schrieb überall: 'Schlagt die Juden, rettet Russland!' Jidow, das ist auf ukrainisch Jude. Aber der Russe, wenn er 'Jid' sagt, ist das eine Kränkung, ein sehr ordinärer Ausdruck für den Juden. Meine Frau ging in ein Geschäft hinein und die Verkäuferin sagte: 'Was machst du denn hier, du willst Lebensmittel kaufen? Für dich Jüdin gibt es nichts.' Das passierte ihr mehrere Male. Die Juden erlebten viel Schlimmes in dieser Zeit. Aber der Sekretär der Partei trat auf und sagte: 'Wenn man ein Brot mit Schimmel hat, schneidet man den Schimmel heraus, aber wirft nicht das ganze Brot weg.' Er war ein Freund der Juden.
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After WW2
See text in interview
1952 kam es zum Ärzteprozess in Russland. Es wurden elf Ärzte verhaftet, alles Juden, denen vorgeworfen wurde, sie hätten Stalin ermorden wollen. Das war schlecht für die Juden. Man schrieb überall: 'Schlagt die Juden, rettet Russland!' Jidow, das ist auf ukrainisch Jude. Aber der Russe, wenn er 'Jid' sagt, ist das eine Kränkung, ein sehr ordinärer Ausdruck für den Juden. Meine Frau ging in ein Geschäft hinein und die Verkäuferin sagte: 'Was machst du denn hier, du willst Lebensmittel kaufen? Für dich Jüdin gibt es nichts.' Das passierte ihr mehrere Male. Die Juden erlebten viel Schlimmes in dieser Zeit. Aber der Sekretär der Partei trat auf und sagte: 'Wenn man ein Brot mit Schimmel hat, schneidet man den Schimmel heraus, aber wirft nicht das ganze Brot weg.' Er war ein Freund der Juden.
Stalin starb am 5. März 1953. Die Zeit unter Chruschtschow [13] hieß die 'Zeit der Erwärmung' in Russland. Er entließ alle politischen Gefangenen, weil er sagte, es gäbe in der Sowjetunion keine Feinde des Kommunismus mehr, jeder hätte eingesehen, dass der Kommunismus die beste Lebensform für die Menschen sei. Er rehabilitierte auch die jüdischen Ärzte, alle waren unschuldig. Der Direktor von unserem Kohlenbergwerk war Jude. Er lud daraufhin alle Schichtleiter ein und trank mit ihnen Wein, sonst nahm er nie einen Schluck Wein. Ich erinnere mich, manche Leute schämten sich, uns in die Augen zu schauen. Antisemitismus habe ich nur in der Zeit des Ärzteprozesses [14] erlebt.
Stalin starb am 5. März 1953. Die Zeit unter Chruschtschow [13] hieß die 'Zeit der Erwärmung' in Russland. Er entließ alle politischen Gefangenen, weil er sagte, es gäbe in der Sowjetunion keine Feinde des Kommunismus mehr, jeder hätte eingesehen, dass der Kommunismus die beste Lebensform für die Menschen sei. Er rehabilitierte auch die jüdischen Ärzte, alle waren unschuldig. Der Direktor von unserem Kohlenbergwerk war Jude. Er lud daraufhin alle Schichtleiter ein und trank mit ihnen Wein, sonst nahm er nie einen Schluck Wein. Ich erinnere mich, manche Leute schämten sich, uns in die Augen zu schauen. Antisemitismus habe ich nur in der Zeit des Ärzteprozesses [14] erlebt.
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After WW2
See text in interview
Unsere Tochter Nina wurde 1947 geboren und unsere Tochter Rita wurde 1952 geboren. Nach der Geburt unserer zweiten Tochter schrieb ich nach Österreich: Ich bin österreichischer Staatsbürger, ich möchte nach Österreich zurückkehren! Bitte schicken Sie mir einen österreichischen Reisepass. Es dauerte nicht lange, und ich bekam aus Österreich meinen Pass. Mit meinem Pass ging ich zu den Behörden und sagte: 'Ich will nach Haus fahren!' 'Wohin?' 'Nach Österreich!' 'Du willst aber viel! Du hast doch einen Sowjetpass, also bist du ein sowjetischer Staatsbürger!' Sag ich: 'Nein, ich hab die sowjetische Staatsbürgerschaft nicht angenommen!' 'Aber du hast doch den Pass bekommen!' Ich bejahte. Daraufhin nahmen sie mir meinen russischen Pass weg, nach Österreich ließen sie mich nicht fahren, und ich war wieder Ausländer. Jetzt musste ich jeden Monat stempeln gehen und durfte die Stadt nicht verlassen.
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After WW2
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Einige sephardische Juden mochten uns russische Juden nicht. Die russischen Juden hatten gute Schulen absolviert und konnten in gute Berufe einsteigen. Dadurch hatten viele Angst, ihre Arbeit zu verlieren. In Russland nannte man uns Juden, in Israel waren wir die Russen. Aber in unserer kleinen Stadt war es sehr angenehm, die Hälfte der Einwohner waren russische Juden, dadurch hatte ich keine Sprachprobleme. Und wenn ich jiddisch hörte, verstand ich es auch und konnte mitreden. Wir waren auch einmal in einem Kibbuz, dort wurde nur deutsch gesprochen.
Jeden Monat gab es einen Zirkel, ein kleiner Kurs mit dem Sekretär der Parteiorganisation unserer Kohlengrube. Die Genossen der Partei wurden geschult. Viele waren nicht sehr gebildet, sie hatten nur vier oder fünf Jahre eine Schule besucht und wenn einer das Technikum beendet hatte, dann konnte er schon Direktor werden. Ich war kein Parteimitglied, aber ich besuchte diese Schulungen, denn ich wollte die russische Sprache hören und lernen. Russisch war ja die Hauptsprache, nur zu Hause sprachen die Kasachen kasachisch.
Ich ging zu den Kursen und dann wurde ich sogar ein Vortragender. Ich sprach über viele Dinge, über die internationale Lage, darüber warum Österreich neutral ist, und ich erzählte über Wien. Man wollte mich sogar in die Partei aufnehmen. Ich hatte russische Zeitungen, die 'Volksstimme', das war oder ist die kommunistische Tageszeitung aus Wien und die 'Berliner Zeitung' aus der DDR. Ohne Zeitungen kann ich nicht leben. Vom Parteisekretär bekam ich ein Empfehlungsschreiben und nach einem halben Jahr war ich russischer Staatsbürger. Ich habe daraufhin meinen österreichischen Pass nach Österreich zurückgeschickt und geschrieben: 'Leider kann ich den Pass nicht benützen, weil man mich nicht heraus lässt.' Das war im Jahre 1953. Jahrzehnte später half mir der Pass dann aber sehr.
Nachdem ich die sowjetische Staatsbürgerschaft erhalten hatte, sagte der Parteisekretär zu mir, er hätte eine andere Arbeit für mich, und ich wurde Leiter eines Kulturklubs. Im Kulturklub wurde getanzt, gesungen und politische Propaganda für den Kommunismus gemacht. Also habe ich auch viel lügen müssen. Aber unsere Kumpel aus dem Kohlengebiet kamen mit ihren Frauen zum Tanz, und das Leben dort war sehr hart, und im Kulturklub hatten sie ein wenig Abwechslung. Der Klub hieß 'Klub der Arbeiter' und ich habe diese Arbeit sehr gern gemacht. Ich hatte sehr guten Kontakt zu den Leuten, und sie fragten mich viele Dinge, weil ich klüger war. Ich organisierte eine gute Unterhaltung. Die Zeitungen schrieben über meine Arbeit im Klub, und ich wurde sehr gelobt. Nach Stalins Tod im Jahre 1953 durften wir sogar Tango und andere westlichen Tänze tanzen, was vorher verboten war. Niemand hat mich angegriffen, weil ich Jude bin. Alle haben es gewusst, weil ich es nie verschwiegen habe. Ein jüdisches Leben lebten wir aber nicht, das wäre gar nicht möglich gewesen.
Ich ging zu den Kursen und dann wurde ich sogar ein Vortragender. Ich sprach über viele Dinge, über die internationale Lage, darüber warum Österreich neutral ist, und ich erzählte über Wien. Man wollte mich sogar in die Partei aufnehmen. Ich hatte russische Zeitungen, die 'Volksstimme', das war oder ist die kommunistische Tageszeitung aus Wien und die 'Berliner Zeitung' aus der DDR. Ohne Zeitungen kann ich nicht leben. Vom Parteisekretär bekam ich ein Empfehlungsschreiben und nach einem halben Jahr war ich russischer Staatsbürger. Ich habe daraufhin meinen österreichischen Pass nach Österreich zurückgeschickt und geschrieben: 'Leider kann ich den Pass nicht benützen, weil man mich nicht heraus lässt.' Das war im Jahre 1953. Jahrzehnte später half mir der Pass dann aber sehr.
Nachdem ich die sowjetische Staatsbürgerschaft erhalten hatte, sagte der Parteisekretär zu mir, er hätte eine andere Arbeit für mich, und ich wurde Leiter eines Kulturklubs. Im Kulturklub wurde getanzt, gesungen und politische Propaganda für den Kommunismus gemacht. Also habe ich auch viel lügen müssen. Aber unsere Kumpel aus dem Kohlengebiet kamen mit ihren Frauen zum Tanz, und das Leben dort war sehr hart, und im Kulturklub hatten sie ein wenig Abwechslung. Der Klub hieß 'Klub der Arbeiter' und ich habe diese Arbeit sehr gern gemacht. Ich hatte sehr guten Kontakt zu den Leuten, und sie fragten mich viele Dinge, weil ich klüger war. Ich organisierte eine gute Unterhaltung. Die Zeitungen schrieben über meine Arbeit im Klub, und ich wurde sehr gelobt. Nach Stalins Tod im Jahre 1953 durften wir sogar Tango und andere westlichen Tänze tanzen, was vorher verboten war. Niemand hat mich angegriffen, weil ich Jude bin. Alle haben es gewusst, weil ich es nie verschwiegen habe. Ein jüdisches Leben lebten wir aber nicht, das wäre gar nicht möglich gewesen.
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