Dieses Gedicht fand ich unter den Sachen von meiner Tante Jetty, die in Theresienstadt war. Ich weiss nicht, ob es ihre Handschrift ist.
Ich kenn ein kleines Städtchen,
ein Städtchen ganz tiptop,
ich nenn es nicht bei Namen,
ich nenn's die Stadt Als-ob.
Die leben dort ihr Leben,
als ob's ein Leben wär,
und freun sich mit Gerüchten,
als ob's die Wahrheit wär.
Es gibt auch ein Kaffehaus
gleich dem Cafe de l?Europe,
und bei Musikbegleitung
fühlt man sich als ob.
Und mancher ist mit manchem
auch manchmal ziemlich grob-
daheim war er kein Grosser,
hier macht er so als ob.
Des Morgens und des Abends
trinkt man Als-ob Kaffee,
am Samstag, ja, am Samstag,
da gibts als Als-ob- Hasche.
Man legt sich auf den Boden,
also ob das wär ein Bett,
und denkt an seine Lieben,
als ob man Nachricht hätt.
Man trägt das schwere Schicksal,
als ob es nicht so schwer,
und spricht von schöner Zukunft,
als obs schon morgen wär.
nicht alle Leute dürfen
in diese Stadt hinein,
es müssen Auserwälte
der Als-ob- Rasse sein.
Das Gedicht wurde von dem bekanntem Kabarettisten Dr. Leo Strauss geschrieben. Leo Strauss wurde 1942 mit seiner Frau nach Theresienstadt deportiert und blieb, bis er am 10.12.1944 nach Auschwitz gebracht und durch Gas ermordet wurde.