Meine Bar Mitzwa [6] habe ich nicht gefeiert. Ich kann mich erinnern, mein Großvater war sehr unglücklich, dass man mir das nicht ermöglicht hat. Eine Bar Mitzwa ist für einen jüdischen Buben das Wichtigste. Aber es war ganz einfach nicht möglich. Es war 1934 eine derartig gefährliche Zeit damals für meinen Vater als Sozialdemokraten, da hatten sie nicht den Kopf dafür [7]. Aber ich habe gesehen, wie mein Großvater deswegen geweint hat.
- Traditions 11756
- Language spoken 3019
- Identity 7808
- Description of town 2440
- Education, school 8506
- Economics 8772
- Work 11672
- Love & romance 4929
- Leisure/Social life 4159
- Antisemitism 4822
-
Major events (political and historical)
4256
- Armenian genocide 2
- Doctor's Plot (1953) 178
- Soviet invasion of Poland 31
- Siege of Leningrad 86
- The Six Day War 4
- Yom Kippur War 2
- Ataturk's death 5
- Balkan Wars (1912-1913) 35
- First Soviet-Finnish War 37
- Occupation of Czechoslovakia 1938 83
- Invasion of France 9
- Molotov–Ribbentrop Pact 65
- Varlik Vergisi (Wealth Tax) 36
- First World War (1914-1918) 216
- Spanish flu (1918-1920) 14
- Latvian War of Independence (1918-1920) 4
- The Great Depression (1929-1933) 20
- Hitler comes to power (1933) 127
- 151 Hospital 1
- Fire of Thessaloniki (1917) 9
- Greek Civil War (1946-49) 12
- Thessaloniki International Trade Fair 5
- Annexation of Bukovina to Romania (1918) 7
- Annexation of Northern Bukovina to the Soviet Union (1940) 19
- The German invasion of Poland (1939) 94
- Kishinev Pogrom (1903) 7
- Romanian Annexation of Bessarabia (1918) 25
- Returning of the Hungarian rule in Transylvania (1940-1944) 43
- Soviet Occupation of Bessarabia (1940) 59
- Second Vienna Dictate 27
- Estonian war of independence 3
- Warsaw Uprising 2
- Soviet occupation of the Balitc states (1940) 147
- Austrian Civil War (1934) 9
- Anschluss (1938) 71
- Collapse of Habsburg empire 3
- Dollfuß Regime 3
- Emigration to Vienna before WWII 36
- Kolkhoz 131
- KuK - Königlich und Kaiserlich 40
- Mineriade 1
- Post War Allied occupation 7
- Waldheim affair 5
- Trianon Peace Treaty 12
- NEP 56
- Russian Revolution 351
- Ukrainian Famine 199
- The Great Terror 283
- Perestroika 233
- 22nd June 1941 468
- Molotov's radio speech 115
- Victory Day 147
- Stalin's death 365
- Khrushchev's speech at 20th Congress 148
- KGB 62
- NKVD 153
- German occupation of Hungary (18-19 March 1944) 45
- Józef Pilsudski (until 1935) 33
- 1956 revolution 84
- Prague Spring (1968) 73
- 1989 change of regime 174
- Gomulka campaign (1968) 81
-
Holocaust
9685
- Holocaust (in general) 2789
- Concentration camp / Work camp 1235
- Mass shooting operations 337
- Ghetto 1183
- Death / extermination camp 647
- Deportation 1063
- Forced labor 791
- Flight 1410
- Hiding 594
- Resistance 121
- 1941 evacuations 866
- Novemberpogrom / Kristallnacht 34
- Eleftherias Square 10
- Kasztner group 1
- Pogrom in Iasi and the Death Train 21
- Sammelwohnungen 9
- Strohmann system 11
- Struma ship 17
- Life under occupation 803
- Yellow star house 72
- Protected house 15
- Arrow Cross ("nyilasok") 42
- Danube bank shots 6
- Kindertransport 26
- Schutzpass / false papers 95
- Warsaw Ghetto Uprising (1943) 24
- Warsaw Uprising (1944) 23
- Helpers 521
- Righteous Gentiles 269
- Returning home 1090
- Holocaust compensation 112
- Restitution 109
- Property (loss of property) 595
- Loss of loved ones 1724
- Trauma 1029
- Talking about what happened 1807
- Liberation 558
- Military 3322
- Politics 2640
-
Communism
4468
- Life in the Soviet Union/under Communism (in general) 2592
- Anti-communist resistance in general 63
- Nationalization under Communism 221
- Illegal communist movements 98
- Systematic demolitions under communism 45
- Communist holidays 311
- Sentiments about the communist rule 930
- Collectivization 94
- Experiences with state police 349
- Prison/Forced labor under communist/socialist rule 449
- Lack or violation of human and citizen rights 483
- Life after the change of the regime (1989) 493
- Israel / Palestine 2190
- Zionism 847
- Jewish Organizations 1200
Displaying 15151 - 15180 of 50826 results
Kurt Brodmann
Er war ein sehr lieber Mann, aber wir Kinder haben den Unterricht nicht ernst genommen. Wir haben zwar das 'Schmah Israel' ['Höre Israel', das wichtigste Gebet, das morgens und abends gesprochen wird] auswendig gelernt, das haben wir immer gesagt, aber sonst konnten wir nicht viel. Der Herr Rosenfeld hat uns nichts lehren können, weil wir so einen Lärm gemacht haben. Es war ein schreckliches Durcheinander, aber das war eben so.
Ich war das einzige jüdische Kind in der Klasse, da habe ich schon sehr gespürt: die Leute mögen uns Juden nicht. Aber man hat das damals nicht so ernst genommen. Das war selbstverständlich, das musste so sein. Ich habe mich auch gar nicht geschämt.
Die Kinder haben mich beschimpft, ich habe die beschimpft. Wir haben uns auch geschlagen, so wie das eben unter Buben üblich ist.
Die Kinder haben mich beschimpft, ich habe die beschimpft. Wir haben uns auch geschlagen, so wie das eben unter Buben üblich ist.
Meine erste Schule war im 2. Bezirk, am Czerninplatz, denn wir haben zu dieser Zeit in der Stuwerstraße gewohnt. Dann sind wir von der Stuwerstraße nach Kaisermühlen gezogen. Das ist der 22. Bezirk. Dort ging ich in die Volks- und Hauptschule bis Hitler gekommen ist. Da war ich in der vierten Hauptschulklasse.
Pessach [5] haben wir auch bei ihnen gefeiert.
Mein Vater war Schauspieler, ein großer, sehr bekannter Schauspieler. Er war wirklich etwas ganz Außergewöhnliches. Auf der Bühne hat er gestrahlt! Er war mit Leib und Seele Schauspieler. Meine Eltern haben sich in Bad Hall kennen gelernt.
Max wurde kriegsversehrt im 1. Weltkrieg.
,
1914
See text in interview
Die Familie väterlicherseits war sehr arm. Als mein Vater meine Mutter kennen lernte, wurde seine finanzielle Situation aber besser. Gott sei Dank hatten wir die Omama, die uns immer Geld zugeschoben hat, damit wir über die Runden kamen.
Meine Großeltern mütterlicherseits hießen Benjamin und Etl Goldstaub. Sie waren relativ vermögende Leute, sehr orthodox, die aus Galizien, aus Lemberg, nach Wien gekommen waren.
Meine Großeltern mütterlicherseits hießen Benjamin und Etl Goldstaub. Sie waren relativ vermögende Leute, sehr orthodox, die aus Galizien, aus Lemberg, nach Wien gekommen waren.
Tante Anni hat dann einen Josef Lauber geheiratet. Das war eine sehr unglückliche Ehe. Sie wurden 1924 geschieden. Sie hat dann noch einmal geheiratet. Ihr zweiter Ehemann hieß Erwin Neumann, der war ein Spieler. Sie hatte Pech mit den Männern. Anni hatte eine Tochter, die Liane. Sie ist eine wunderbare Tänzerin geworden.
,
Before WW2
See text in interview
Mein Vater war Schauspieler, ein großer, sehr bekannter Schauspieler. Er war wirklich etwas ganz Außergewöhnliches. Auf der Bühne hat er gestrahlt! Er war mit Leib und Seele Schauspieler. Meine Eltern haben sich in Bad Hall kennen gelernt.
Mein Vater hat auf der Bühne gespielt, und die Mutti ist in der ersten Reihe gesessen. Er hat nur einen Blick auf sie geworfen und hat sich sofort in sie verliebt. Meine Mutti hat sich auch sofort in ihn verliebt, er war ja ein wunderbarer Mann.
Mein Vater hat auf der Bühne gespielt, und die Mutti ist in der ersten Reihe gesessen. Er hat nur einen Blick auf sie geworfen und hat sich sofort in sie verliebt. Meine Mutti hat sich auch sofort in ihn verliebt, er war ja ein wunderbarer Mann.
,
Before WW2
See text in interview
Ich wurde am 23. März 1923 in Wien geboren, mein Bruder Harry ist fünf Jahre jünger als ich. Er wurde am 28. August 1928 in Wien geboren.
Wenn der Hitler nicht gekommen wäre, dann hätte ich studiert und wäre ein großer Sänger geworden, obwohl ich nie Gesangsunterricht hatte. Die Musik ist ein Teil von mir, ich lebe für die Musik. Das ist angeboren, das habe ich vom Vater. Ich habe schöner gesungen als mein Vater, aber er war der bessere Schauspieler. Ich habe nie versucht, Schauspieler zu werden, aber bestimmt wäre ich auch gut auf der Bühne gewesen. Dazu ist es nicht gekommen.
Wenn der Hitler nicht gekommen wäre, dann hätte ich studiert und wäre ein großer Sänger geworden, obwohl ich nie Gesangsunterricht hatte. Die Musik ist ein Teil von mir, ich lebe für die Musik. Das ist angeboren, das habe ich vom Vater. Ich habe schöner gesungen als mein Vater, aber er war der bessere Schauspieler. Ich habe nie versucht, Schauspieler zu werden, aber bestimmt wäre ich auch gut auf der Bühne gewesen. Dazu ist es nicht gekommen.
,
Before WW2
See text in interview
Ich habe noch einmal geheiratet. Meine Frau Erika ist eine ungarische Jüdin, aber es war keine gute Ehe. Sie war genau das Gegenteil von Paula. Wir waren 31 Jahre verheiratet. Ich habe sie geheiratet, weil ich allein war. Aber ich habe mit ihr zwei wunderbare Kinder, Gabriele und Alfred.
Alfred ist 1956 geboren und lebt seit 12 Jahren in New York. Er hat an der Kunstakademie studiert. Er ist ein Künstler, ein Maler, ein Zeichner, ein Karikaturist. Er hat dort geheiratet, hat einen süßen Buben, der heißt Leo, wie mein Vater. Ein Rothaariger ist er, so wie mein Opapa, der war auch rothaarig. Meine Tochter hat eine wunderbare Arbeit bei einer Zeitung in Wien. Sie hat einen Sohn, den David, der ist erst elf Jahre alt.
Alfred ist 1956 geboren und lebt seit 12 Jahren in New York. Er hat an der Kunstakademie studiert. Er ist ein Künstler, ein Maler, ein Zeichner, ein Karikaturist. Er hat dort geheiratet, hat einen süßen Buben, der heißt Leo, wie mein Vater. Ein Rothaariger ist er, so wie mein Opapa, der war auch rothaarig. Meine Tochter hat eine wunderbare Arbeit bei einer Zeitung in Wien. Sie hat einen Sohn, den David, der ist erst elf Jahre alt.
,
After WW2
See text in interview
Mein Großvater hatte ein Antiquitätengeschäft in der Landesgerichtsstraße 10. Er musste immer aufs Land fahren und in Kellern und auf Dachböden nach Antiquitäten suchen. Die Leute wussten oft nicht, was sie besitzen. Aber der Großpapa hat das gewusst, und er hat sehr, sehr schöne Sachen gekauft.
Die Großmama war im Geschäft und hat verkauft. Sie konnte kein richtiges Deutsch, sie hat jiddisch gesprochen. In das Geschäft kamen viele Stammkunden. Das waren meistens Baronessen und Gräfinnen, die was von Kunst und Antiquitäten verstanden. Sie haben bei den Großeltern teure Bilder und Gegenstände gekauft.
Die Großmama war im Geschäft und hat verkauft. Sie konnte kein richtiges Deutsch, sie hat jiddisch gesprochen. In das Geschäft kamen viele Stammkunden. Das waren meistens Baronessen und Gräfinnen, die was von Kunst und Antiquitäten verstanden. Sie haben bei den Großeltern teure Bilder und Gegenstände gekauft.
Ich war das einzige jüdische Kind in der Klasse, da habe ich schon sehr gespürt: die Leute mögen uns Juden nicht. Aber man hat das damals nicht so ernst genommen. Das war selbstverständlich, das musste so sein. Ich habe mich auch gar nicht geschämt.
Die Kinder haben mich beschimpft, ich habe die beschimpft. Wir haben uns auch geschlagen, so wie das eben unter Buben üblich ist. Wir waren ja damals nur Buben in der Schule. Es wäre unvorstellbar gewesen, wenn da auch Mädels gewesen wären. Freunde hatte ich aber auch in der Schule.
Unser Klassenvorstand war ein Nazi - Huber hat er geheißen. Aber der hatte mich, trotzdem ich ein jüdisches Kind war, sehr gern, weil ich wunderbar singen konnte. Ich bin auch heute noch Sänger. Ich habe aber schon in der Schule gesungen, und alle haben zugehört.
Der Lehrer hat einmal zu den Kindern gesagt: 'Jetzt haben wir eine Gesangsstunde. Jedes Kind muss ein Lied singen.' Da haben die Kinder gesungen, und dann bin ich drangekommen. An das Lied, das ich gesungen habe, kann ich mich noch erinnern: 'Ich habe mein Haus verloren, mein teures, teures Haus.
Die Kinder haben mich beschimpft, ich habe die beschimpft. Wir haben uns auch geschlagen, so wie das eben unter Buben üblich ist. Wir waren ja damals nur Buben in der Schule. Es wäre unvorstellbar gewesen, wenn da auch Mädels gewesen wären. Freunde hatte ich aber auch in der Schule.
Unser Klassenvorstand war ein Nazi - Huber hat er geheißen. Aber der hatte mich, trotzdem ich ein jüdisches Kind war, sehr gern, weil ich wunderbar singen konnte. Ich bin auch heute noch Sänger. Ich habe aber schon in der Schule gesungen, und alle haben zugehört.
Der Lehrer hat einmal zu den Kindern gesagt: 'Jetzt haben wir eine Gesangsstunde. Jedes Kind muss ein Lied singen.' Da haben die Kinder gesungen, und dann bin ich drangekommen. An das Lied, das ich gesungen habe, kann ich mich noch erinnern: 'Ich habe mein Haus verloren, mein teures, teures Haus.
,
Before WW2
See text in interview
Mein Religionsunterricht war in Kaisermühlen in einer Mädchenschule. Da wurden alle jüdischen Kinder der umliegenden Schulen jeden Montag zusammen gesammelt. Dieser Unterricht war eine Farce. Wir hatten einen jungen Religionslehrer, Herrn Victor Rosenfeld.
Er war ein sehr lieber Mann, aber wir Kinder haben den Unterricht nicht ernst genommen. Wir haben zwar das 'Schmah Israel' ['Höre Israel', das wichtigste Gebet, das morgens und abends gesprochen wird] auswendig gelernt, das haben wir immer gesagt, aber sonst konnten wir nicht viel. Der Herr Rosenfeld hat uns nichts lehren können, weil wir so einen Lärm gemacht haben. Es war ein schreckliches Durcheinander, aber das war eben so.
Er war ein sehr lieber Mann, aber wir Kinder haben den Unterricht nicht ernst genommen. Wir haben zwar das 'Schmah Israel' ['Höre Israel', das wichtigste Gebet, das morgens und abends gesprochen wird] auswendig gelernt, das haben wir immer gesagt, aber sonst konnten wir nicht viel. Der Herr Rosenfeld hat uns nichts lehren können, weil wir so einen Lärm gemacht haben. Es war ein schreckliches Durcheinander, aber das war eben so.
,
Before WW2
See text in interview
Meine Eltern hatten jüdische und nicht jüdische Freunde. Es war eine Mischkulanz, denn viele jüdische Männer haben Christinnen geheiratet; man hat sich gar nichts dabei gedacht.
Trotz der Schwierigkeiten, die meine Eltern miteinander hatten, war meine Kindheit schön. Wir waren nicht reich, denn mein Vater hat das Geld als Vertreter in Schuhen verdient. Er war bei jüdischen Fabrikanten angestellt. Er war sehr fleißig, hat schöne Aufträge gebracht, aber die Auslieferungen, wie er mir erzählte, haben ihm oft zwei linke Schuhe oder zwei rechte Schuhe geliefert. Da hat er dann keine Provision gekriegt, weil die Geschäfte die Ware nicht annehmen konnten. Also, wir haben es auch finanziell schwer gehabt. Gott sei Dank hatten wir die Omama!
Als Kind war ich im Bilu, einer zionistische Bewegung. Ich habe viel gewusst über Palästina und Eretz Israel, und ich konnte viele Lieder in hebräischer Sprache singen.
Meine Eltern sind im Sommer manchmal auf einen ganz einfachen Bauernhof mit uns Kindern auf Urlaub gefahren. Das hat die Omama natürlich bezahlt. Einmal waren wir auch in Gars am Kamp, dort habe ich schwimmen gelernt.
Meine Eltern sind im Sommer manchmal auf einen ganz einfachen Bauernhof mit uns Kindern auf Urlaub gefahren. Das hat die Omama natürlich bezahlt. Einmal waren wir auch in Gars am Kamp, dort habe ich schwimmen gelernt.
,
Before WW2
See text in interview
Meine Bar Mitzwa [6] habe ich nicht gefeiert. Ich kann mich erinnern, mein Großvater war sehr unglücklich, dass man mir das nicht ermöglicht hat. Eine Bar Mitzwa ist für einen jüdischen Buben das Wichtigste. Aber es war ganz einfach nicht möglich. Es war 1934 eine derartig gefährliche Zeit damals für meinen Vater als Sozialdemokraten, da hatten sie nicht den Kopf dafür [7]. Aber ich habe gesehen, wie mein Großvater deswegen geweint hat.
,
Before WW2
See text in interview
Kurz nach dem Einmarsch der Deutschen in Österreich hat meine Mutti meinen Bruder und mich in eine Institution für jüdische Kinder gebracht, um unser Leben zu retten. Mein Bruder kam mit einem Kindertransport [8] nach England, er war neun Jahre alt, und ich kam auf einen Transport nach Palästina. Mein Bruder hatte Glück und ist zu einem jüdischen Lord nach England gekommen.
Es ist ihm dort eigentlich sehr gut gegangen. Er hat viel gelernt und ist eine große Persönlichkeit, ein Atomwissenschafter, geworden. Er hat eine Engländerin geheiratet und hat drei Buben. Durch eine Erfindung ist er bekannt geworden. Die Zeitungen haben über ihn geschrieben, da sieht man wie er arbeitet mit diesen Atomhandschuhen.
Es ist ihm dort eigentlich sehr gut gegangen. Er hat viel gelernt und ist eine große Persönlichkeit, ein Atomwissenschafter, geworden. Er hat eine Engländerin geheiratet und hat drei Buben. Durch eine Erfindung ist er bekannt geworden. Die Zeitungen haben über ihn geschrieben, da sieht man wie er arbeitet mit diesen Atomhandschuhen.
Aber als die Nazis nach Holland kamen, wurden sie verschleppt und getötet [Anm. Ettel Stark recte Goldstaub Seif, geb. 10.5.1872 in Lemberg, aus Holland deportiert nach Sobibor, dort ermordet am 16.03.1943, Emanuel Stark, geb. 28.04.1906 in Lemberg, aus Holland deportiert, umgekommen am 21.01.1945 in Mitteleuropa; Quelle: DÖW-Datenbank und Center for Research on Dutch Jewry]. Ich besitze noch einen ganzen Stoß von Briefen vom Emanuel, es ist tragisch!
Mein Großvater hatte einen künstlichen Darmausgang, er war ein schwerkranker Mann. Er wurde 1938 aus seiner Wohnung geworfen, durfte in kein Hotel, durfte auf keiner Bank sitzen, er konnte gar nichts mehr machen als Jude. Er hat gestunken, weil er sich nicht waschen konnte, und meine Mutter hatte die Ausreise nach Shanghai.
Sie hat gesagt: 'Ich muss verzichten, ich lasse meinen Vater nicht allein hier in diesem Zustand.' Meine Mutter gab ihrer Schwester, der Tante Anni ihre Fahrkarte. Mein Vater und Tante Anni sind zusammen nach Shanghai geflüchtet. Meine Mutter hat dann Unmenschliches geleistet, bis der Großpapa im Januar 1939 gestorben ist.
Sie hat gesagt: 'Ich muss verzichten, ich lasse meinen Vater nicht allein hier in diesem Zustand.' Meine Mutter gab ihrer Schwester, der Tante Anni ihre Fahrkarte. Mein Vater und Tante Anni sind zusammen nach Shanghai geflüchtet. Meine Mutter hat dann Unmenschliches geleistet, bis der Großpapa im Januar 1939 gestorben ist.
Vor meiner Kolik beim Militär hatte ich die Paula kennen gelernt. Paula war wunderschön, und sie hat mir sofort gefallen. Sie hat bei der englischen Luftwaffe im Büro gearbeitet. Ich habe sie zufällig gesehen, aber dann wieder aus den Augen verloren. Während eines Urlaubs traf ich sie in einem alten ehemaligen arabischen Kino wieder.
Inzwischen war das Kino ein großes Tanzlokal, die jüdischen Burschen und Mädels sind dort zum Tanzen hingegangen. Und da sah ich sie auf der Tanzfläche mit einem großen Luftwaffenoffizier, der sie in den Armen hielt. Sie sah mich und ich habe ihr auch sofort gefallen, das konnte ich sehen. Wir haben uns aber nicht unterhalten können, weil sie weder deutsch noch hebräisch gesprochen hat. Sie war eine Neueinwanderin aus Rumänien, aus Bukarest.
Paula war Jahrgang 1928. Im Alter von dreizehn Jahren wurde sie in ein KZ deportiert, und 1946 wanderte sie mit ihren Eltern nach Palästina aus. Irgendwie gelang es mir, sie zu fragen, wo sie wohnt, und sie gab mir ihre Adresse. Am nächsten Tag war ich gleich bei ihr zu Hause.
An der Tür war ein Löwenkopf zum klopfen. Ihre Mutter öffnete die Tür. Ich ging hinein, und da saß sie beim Tisch. Sie hat mich sofort wieder erkannt. Die Mutter hat dann übersetzt. Paula war so schön wie ein Traum! Ich war total narrisch nach der Frau.
Inzwischen war das Kino ein großes Tanzlokal, die jüdischen Burschen und Mädels sind dort zum Tanzen hingegangen. Und da sah ich sie auf der Tanzfläche mit einem großen Luftwaffenoffizier, der sie in den Armen hielt. Sie sah mich und ich habe ihr auch sofort gefallen, das konnte ich sehen. Wir haben uns aber nicht unterhalten können, weil sie weder deutsch noch hebräisch gesprochen hat. Sie war eine Neueinwanderin aus Rumänien, aus Bukarest.
Paula war Jahrgang 1928. Im Alter von dreizehn Jahren wurde sie in ein KZ deportiert, und 1946 wanderte sie mit ihren Eltern nach Palästina aus. Irgendwie gelang es mir, sie zu fragen, wo sie wohnt, und sie gab mir ihre Adresse. Am nächsten Tag war ich gleich bei ihr zu Hause.
An der Tür war ein Löwenkopf zum klopfen. Ihre Mutter öffnete die Tür. Ich ging hinein, und da saß sie beim Tisch. Sie hat mich sofort wieder erkannt. Die Mutter hat dann übersetzt. Paula war so schön wie ein Traum! Ich war total narrisch nach der Frau.
,
During WW2
See text in interview
Ich war wieder einmal mit dem Leben davongekommen. Ich hätte die Hände oder Füße verlieren können, ich hatte einen Schutzengel. Aber es hat sich gelohnt. Ich möchte die sieben Jahre, die ich mit dieser Frau zusammen war, nicht missen wollen.
Wir haben dann geheiratet und uns gemeinsam unsere Zukunft aufgebaut. Wir haben für Krankenschwestern in Spitälern hohe weiße Schuhe nach Maß angefertigt, das brachte viel Geld. Ich hatte zwei Fachleute angestellt, die das konnten. Paula und ich waren auf orthopädische Kindersandalen spezialisiert. Die gingen weg wie die warmen Semmeln.
Unser erstes Geschäft in Tel Aviv war klein. Dann sind wir in die Nähe des Yarkon [Anm.: Yarkon Fluß] übersiedelt. Alle Maschinen haben wir in das wunderschöne große Lokal gebracht. Ich habe mich sehr gut gefühlt.
Wir haben dann geheiratet und uns gemeinsam unsere Zukunft aufgebaut. Wir haben für Krankenschwestern in Spitälern hohe weiße Schuhe nach Maß angefertigt, das brachte viel Geld. Ich hatte zwei Fachleute angestellt, die das konnten. Paula und ich waren auf orthopädische Kindersandalen spezialisiert. Die gingen weg wie die warmen Semmeln.
Unser erstes Geschäft in Tel Aviv war klein. Dann sind wir in die Nähe des Yarkon [Anm.: Yarkon Fluß] übersiedelt. Alle Maschinen haben wir in das wunderschöne große Lokal gebracht. Ich habe mich sehr gut gefühlt.
,
During WW2
See text in interview
Leider konnte meine Frau Paula keine Kinder bekommen. Das war ein großes Problem, mehr für sie als für mich. Sie wurde dadurch so hysterisch, dass ein Leben mit ihr einfach unmöglich wurde. Wir waren drei Mal geschieden und wir sind drei Mal wieder zusammen gekommen. Wir konnten ohne einander nicht leben.
Da habe ich mir still und leise meinen Pass beschafft, das konnte ich an einem Tag erledigen und bin vor meiner Frau geflohen. Um vier Uhr in der Früh ist ein Auto nach Haifa gefahren, ein Gemüsewagen, und ich bin zum Chauffeur gegangen und habe ihm gesagt: 'Entschuldige, nimm mich nach Haifa mit, ich fahre weg.' Sagt der: 'Aber du hast doch eine Frau.'
Sie hätte mich ja umgebracht, wenn sie gewusst hätte, dass ich weg fahre. Ich habe sie sehr geliebt, aber ich musste weg. Die einzige Möglichkeit mein Leben zu retten, war nach Wien zurückzugehen. Mein ganzes Vermögen, meine Werkstatt, mit den Leisten, mit den Maschinen, mit allem habe ich dort gelassen.
Da habe ich mir still und leise meinen Pass beschafft, das konnte ich an einem Tag erledigen und bin vor meiner Frau geflohen. Um vier Uhr in der Früh ist ein Auto nach Haifa gefahren, ein Gemüsewagen, und ich bin zum Chauffeur gegangen und habe ihm gesagt: 'Entschuldige, nimm mich nach Haifa mit, ich fahre weg.' Sagt der: 'Aber du hast doch eine Frau.'
Sie hätte mich ja umgebracht, wenn sie gewusst hätte, dass ich weg fahre. Ich habe sie sehr geliebt, aber ich musste weg. Die einzige Möglichkeit mein Leben zu retten, war nach Wien zurückzugehen. Mein ganzes Vermögen, meine Werkstatt, mit den Leisten, mit den Maschinen, mit allem habe ich dort gelassen.
Im Kibbutz mussten wir einen Aufsatz schreiben über den ersten Eindruck, den wir gewonnen hatten, als wir nach Israel kamen. Ich hatte einen sehr schönen Aufsatz geschrieben, der wurde sogar ausgestellt.
Nach einiger Zeit kam ich in den Kibbutz Yfat bei Nahalal. Den halben Tag lernten wir hebräisch und den anderen halben Tag arbeiteten wir am Feld oder bei den Truthähnen. Ich hatte noch nie in der Landwirtschaft gearbeitet, also war das nicht so einfach. Das Haus in dem wir wohnten, war das Jugendhaus. Beit Ha Noar heißt das auf Hebräisch. Beit heißt Haus und Noar heißt Jugend. Aber mir hat das nicht gepasst, ich wollte nicht auf dem Feld arbeiten.
Der Madrich, der Leiter, hat jeden gefragt: 'Na, was willst du denn werden, was willst du denn lernen?' Da habe ich geantwortet: 'Ich will gern ein Handwerk lernen.' Das hatte mir nämlich mein Opapa immer wieder gesagt: 'Kurti, egal was kommt, ein Handwerk musst du lernen.' Und da habe ich gesagt: 'Ich möchte so gerne ein Tischler werden, weil ich ein Bastler bin.'
In der Schule hatte ich sehr viele Sachen gebastelt und ich war sehr geschickt. 'Na gut, dann gehen wir jetzt in die Tischlerei und werden fragen, ob man dich dort brauchen kann.' Er ging mit mir in die Tischlerei: 'Leider, du bist gekimmen zu spät', die haben dort ja alle jiddisch geredet, 'es ist schon gekimmen der Jakov, und der ist geblieben bei mir.' Heute spreche ich jiddisch perfekt. Ich kann lesen und schreiben.
Die Leute in diesem Kibbutz sprachen entweder jiddisch oder hebräisch. Wir Kinder konnten nicht hebräisch, aber wir konnten deutsch sprechen, das ist dem jiddischem sehr ähnlich. Und dann sagte der Tischler zu mir: 'Aber du weißt, beim David Goldwasser in der Schisterei [jidd. Schuhmacher] ist ein Platz.
Willst du werden ein Schister [jidd. Schuster]?' Und ich habe mir gedacht: Ich soll Schuster werden? Aber ich hatte sogar ein Verhältnis zu Schuhen, weil mein Vater doch Vertreter für Schuhe war. Er führte mich zum Schuster, der schaute mich an und sagte, ich sehe ihn jetzt noch vor mir: 'Du willst werden a Schister? Mit die Händ [jidd. Mit den Händen]?' Und ich sagte ihm: 'David, ich werde dir sagen: ich will nicht aufs Feld, ich bin für so was nicht geeignet.
Ich möchte gerne ein Schuster werden.' Sagte er: 'Gut, morgen um acht Uhr am Zeiger [Zeiger (jidd): Uhr] kimm zu mir, du kriegst ein Fartach [jidd. Schürze], du hast deinen ersten Arbeitstag, und du wirst werden ein Schister.
Nach einiger Zeit kam ich in den Kibbutz Yfat bei Nahalal. Den halben Tag lernten wir hebräisch und den anderen halben Tag arbeiteten wir am Feld oder bei den Truthähnen. Ich hatte noch nie in der Landwirtschaft gearbeitet, also war das nicht so einfach. Das Haus in dem wir wohnten, war das Jugendhaus. Beit Ha Noar heißt das auf Hebräisch. Beit heißt Haus und Noar heißt Jugend. Aber mir hat das nicht gepasst, ich wollte nicht auf dem Feld arbeiten.
Der Madrich, der Leiter, hat jeden gefragt: 'Na, was willst du denn werden, was willst du denn lernen?' Da habe ich geantwortet: 'Ich will gern ein Handwerk lernen.' Das hatte mir nämlich mein Opapa immer wieder gesagt: 'Kurti, egal was kommt, ein Handwerk musst du lernen.' Und da habe ich gesagt: 'Ich möchte so gerne ein Tischler werden, weil ich ein Bastler bin.'
In der Schule hatte ich sehr viele Sachen gebastelt und ich war sehr geschickt. 'Na gut, dann gehen wir jetzt in die Tischlerei und werden fragen, ob man dich dort brauchen kann.' Er ging mit mir in die Tischlerei: 'Leider, du bist gekimmen zu spät', die haben dort ja alle jiddisch geredet, 'es ist schon gekimmen der Jakov, und der ist geblieben bei mir.' Heute spreche ich jiddisch perfekt. Ich kann lesen und schreiben.
Die Leute in diesem Kibbutz sprachen entweder jiddisch oder hebräisch. Wir Kinder konnten nicht hebräisch, aber wir konnten deutsch sprechen, das ist dem jiddischem sehr ähnlich. Und dann sagte der Tischler zu mir: 'Aber du weißt, beim David Goldwasser in der Schisterei [jidd. Schuhmacher] ist ein Platz.
Willst du werden ein Schister [jidd. Schuster]?' Und ich habe mir gedacht: Ich soll Schuster werden? Aber ich hatte sogar ein Verhältnis zu Schuhen, weil mein Vater doch Vertreter für Schuhe war. Er führte mich zum Schuster, der schaute mich an und sagte, ich sehe ihn jetzt noch vor mir: 'Du willst werden a Schister? Mit die Händ [jidd. Mit den Händen]?' Und ich sagte ihm: 'David, ich werde dir sagen: ich will nicht aufs Feld, ich bin für so was nicht geeignet.
Ich möchte gerne ein Schuster werden.' Sagte er: 'Gut, morgen um acht Uhr am Zeiger [Zeiger (jidd): Uhr] kimm zu mir, du kriegst ein Fartach [jidd. Schürze], du hast deinen ersten Arbeitstag, und du wirst werden ein Schister.
Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen, und ich war wirklich um acht Uhr dort. Er hat mir einen Schemel gegeben und meine erste Arbeit war, für Babyschuhe mit der Zange die Absätze zu reißen. Ich habe gesagt: 'Ich will einen Schuh machen.' Und die Antwort, die ich bekommen habe, war: 'So schnell? Hab Geduld, du wirst schon kriegen die Arbeit.'
Na, und wirklich, ich habe dort zwei Jahre gearbeitet, und ich war dann perfekt. Ich habe dort herrliche Schuhe gemacht, auch Oberteile. Ich habe das alles gelernt. Und ich habe das auch verwendet für die Zukunft. Ich hatte eine wunderschöne Werkstatt in Tel Aviv und in der Werkstatt sogar elf Leute beschäftigt.
Dann lernte ich noch Orthopädie dazu. Ich habe viel verdient. Als ich vom Kibbutz weg wollte, habe ich doch das Geld gebraucht. Ich war so gut, dass man mich in andere Kibbutzim schickte, um den Leuten das Schuhe machen beizubringen. Ich habe damals schon fünf englische Pfund im Monat verdient. Essen war frei, Wohnung war frei, und ich habe dort sehr viel gespart für die Stadt. Ich wollte mir damit in der Stadt etwas aufbauen.
Na, und wirklich, ich habe dort zwei Jahre gearbeitet, und ich war dann perfekt. Ich habe dort herrliche Schuhe gemacht, auch Oberteile. Ich habe das alles gelernt. Und ich habe das auch verwendet für die Zukunft. Ich hatte eine wunderschöne Werkstatt in Tel Aviv und in der Werkstatt sogar elf Leute beschäftigt.
Dann lernte ich noch Orthopädie dazu. Ich habe viel verdient. Als ich vom Kibbutz weg wollte, habe ich doch das Geld gebraucht. Ich war so gut, dass man mich in andere Kibbutzim schickte, um den Leuten das Schuhe machen beizubringen. Ich habe damals schon fünf englische Pfund im Monat verdient. Essen war frei, Wohnung war frei, und ich habe dort sehr viel gespart für die Stadt. Ich wollte mir damit in der Stadt etwas aufbauen.
Zehn Jahre hatte ich nichts von meinen Eltern gehört. Ich habe gewusst, sie sind in Shanghai, aber ich hatte keinen Brief bekommen. Das war nicht möglich, es war ja Krieg. Meine Eltern waren 1947 aus Shanghai nach Wien zurückgekommen, und ich fuhr 1954 zu meinen Eltern nach Wien.
Mein Vater schlug mir vor, auch ein Vertreter zu werden, wie er. "Na gut Papa, ich arbeite zwei Tage mit dir zusammen. Ich trage dir die Koffer, ich höre mir deine Gespräche an, und wenn es mir irgendwie zusagt, werde ich es einmal versuchen.' Gesagt, getan. Ich bin mit ihm herumgerannt.
Es war Juli, es war heiß, und ich trug einen Anzug und ein Hemd mit Krawatte, denn die Garderobe ist das Allerwichtigste in dem Beruf. Mein Vater hat verkauft noch und noch. Es war damals ja nichts am Markt, damals hat man alles gebraucht. Am Abend sind wir nach Hause gekommen mit den Koffern, und er fragte mich: 'Na Kurti, wie hat dir das gefallen?' Ich sagte ihm, dass ich es versuchen werde.
Am nächsten Tag nahm ich die schweren Koffer mit Pullovern und Westen und rannte den ganzen Tag herum, ohne ein Stück zu verkaufen. Es war wieder ein Zufall! Es war bereits halb sechs Uhr abends, da kam ich in ein Geschäft in der Laxenburgerstraße.
Mit letzter Kraft kam ich mit den zwei Koffern durch die Tür. Ich habe nicht gedacht, dass ich da noch etwas verkaufe. Im Geschäft waren eine schöne Frau und ein Mann. Sie sah sich meine Ware an und gab mir einen Auftrag über cirka 8000 Schilling, das war damals viel Geld! Ich war glücklich und wurde DER Vertreter!
Ich habe mir einen großartigen Kundenstock aufgebaut. Ich habe viel verdient, was heute nicht mehr möglich wäre. Gerade jetzt, da dieses Geschäft nicht mehr geht, habe ich aufgehört. Ich habe eine schöne Pension, ich kann leben von meiner Pension, und ich kann noch immer etwas nebenher verdienen. Außerdem singe ich.
Es war Juli, es war heiß, und ich trug einen Anzug und ein Hemd mit Krawatte, denn die Garderobe ist das Allerwichtigste in dem Beruf. Mein Vater hat verkauft noch und noch. Es war damals ja nichts am Markt, damals hat man alles gebraucht. Am Abend sind wir nach Hause gekommen mit den Koffern, und er fragte mich: 'Na Kurti, wie hat dir das gefallen?' Ich sagte ihm, dass ich es versuchen werde.
Am nächsten Tag nahm ich die schweren Koffer mit Pullovern und Westen und rannte den ganzen Tag herum, ohne ein Stück zu verkaufen. Es war wieder ein Zufall! Es war bereits halb sechs Uhr abends, da kam ich in ein Geschäft in der Laxenburgerstraße.
Mit letzter Kraft kam ich mit den zwei Koffern durch die Tür. Ich habe nicht gedacht, dass ich da noch etwas verkaufe. Im Geschäft waren eine schöne Frau und ein Mann. Sie sah sich meine Ware an und gab mir einen Auftrag über cirka 8000 Schilling, das war damals viel Geld! Ich war glücklich und wurde DER Vertreter!
Ich habe mir einen großartigen Kundenstock aufgebaut. Ich habe viel verdient, was heute nicht mehr möglich wäre. Gerade jetzt, da dieses Geschäft nicht mehr geht, habe ich aufgehört. Ich habe eine schöne Pension, ich kann leben von meiner Pension, und ich kann noch immer etwas nebenher verdienen. Außerdem singe ich.
Eines Tages sagte der Beamte der Kultusgemeinde: 'Frau Brodmann, ich kann Ihnen mitteilen, dass in Triest eine Karte nach Shanghai für sie zurückgelegt wurde, Sie können fahren.' So konnte sich meine Mutter auch noch retten.
Es sind Tausende Juden nach Shanghai geflohen: Österreicher, Deutsche, Russen und Polen, jeder, der noch davon rennen konnte - um zu überleben. Der Kaiser hat die Juden geschützt: 'Das sind meine Gäste' hat er gesagt.
Mein Vater hat in Shanghai Theater für Chinesen und Japaner gespielt. Er hat Wiener Operetten in Japanisch auswendig gelernt und zusammen mit Schauspielern aus Deutschland gespielt. Sie haben große Erfolge damit gefeiert.
Die Juden haben in Shanghai eine richtige kleine Stadt aufgebaut. Es gab Modegeschäfte, Fleischfabriken, Restaurants und Wiener Cafes. Alles gab es dort wie in Wien oder in Berlin. Meine Mutter hat ein Kaffeehaus eröffnet, das hieß 'Wiener Stüberl'. Es gab in dem Kaffeehaus von ihr gebackenen Apfelstrudel, Topfenstrudel und noch andere Mehlspeisen. Mein Vater ist aber durch das Klima dort krank geworden.
Es sind Tausende Juden nach Shanghai geflohen: Österreicher, Deutsche, Russen und Polen, jeder, der noch davon rennen konnte - um zu überleben. Der Kaiser hat die Juden geschützt: 'Das sind meine Gäste' hat er gesagt.
Mein Vater hat in Shanghai Theater für Chinesen und Japaner gespielt. Er hat Wiener Operetten in Japanisch auswendig gelernt und zusammen mit Schauspielern aus Deutschland gespielt. Sie haben große Erfolge damit gefeiert.
Die Juden haben in Shanghai eine richtige kleine Stadt aufgebaut. Es gab Modegeschäfte, Fleischfabriken, Restaurants und Wiener Cafes. Alles gab es dort wie in Wien oder in Berlin. Meine Mutter hat ein Kaffeehaus eröffnet, das hieß 'Wiener Stüberl'. Es gab in dem Kaffeehaus von ihr gebackenen Apfelstrudel, Topfenstrudel und noch andere Mehlspeisen. Mein Vater ist aber durch das Klima dort krank geworden.