Tag #115958 - Interview #78542 (Edith Landesmann)

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Inzwischen überdachte ich meine Gefühle zu Bobby und sah, dass es doch nicht bloße Freundschaft war. Wir entschlossen uns also die Rückkehr meines Vaters abzuwarten, um uns mit seiner Einwilligung zu verloben. Bobby sollte zu seinen Eltern nach Brasilien fahren, und nach seiner Rückkehr konnten wir eventuell heiraten. Mein Vater war gar nicht über unsere Pläne überrascht, er hatte größtes Vertrauen in Bobby und war bereit mich ihm anzuvertrauen! So feierten wir am 8. Juni 1946 im kleinen Familienkreis unsere Verlobung. Bobby hatte schon alle seine Papiere für seine Brasilienreise beieinander, da fiel ihm ein, dass er nicht bereit war, so lange von mir fern zu bleiben und meinte, wir sollten gleich heiraten und gemeinsam zu seinen Eltern fahren!.

Wir vereinbarten den 8. Oktober als Hochzeitsdatum. Mein Vater wollte unbedingt eine große Hochzeit. Wir hatten an die 200 Gäste. Die Chupah war in einem Orangenhain, und die Tische waren zu einem großen Mahl gedeckt, für damalige Verhältnisse einmalig. Am Morgen meines Hochzeitstages erwachte ich mit Halsweh und Fieber und behauptete, ich könne unmöglich heiraten!
Ich zog mein Brautkleid und Schleier an, und unter der Chupah hat sich dann auch Bobby verhaspelt und anstatt des traditionellen Spruches "harei at mekudeschet" sagte er "mechudeschet“ das heißt anstatt „und so bist Du mir geheiligt“, „und so bist du mir erneuert“, natürlich musste ich schrecklich lachen, und Bobby hat sich schnell verbessert. Zu der Zeit gab es oft "Ozer" das heißt Ausgehverbot für alle Juden. Wir  verließen also die Hochzeitsgesellschaft, um nach Tel-Aviv in das elegante Hotel Dan zu fahren . Im Zimmer war ein herrlicher Strauß roter Rosen für Frau Landesmann, und ich war sehr erstaunt, dass Bobbys Mutter auch da war!! Ich habe nicht realisiert, dass ICH nun Frau Landesmann war. Mir war elend, und am nächsten Tag brachte mich Bobby wieder zu meinen Eltern. Ich hatte fast 40 Grad  Fieber!
Interview
Edith Landesmann