Tag #116500 - Interview #78548 (Emilia Ratz)

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Als ich das erste Mal in Israel war, bewunderte ich wirklich alles, was ich sah. Das Politische interessierte mich nicht vordergründig. Hedy und ihre Familie waren da, und mein Mann hatte wahnsinnig viele Bekannte. Wir sahen sehr viel, ich war in Eilat, das damals noch gebaut wurde. Ich hatte einen Studienkollegen, der war Bauunternehmer und hatte ein Flugzeug, und er flog uns für einen Tag nach Eilat. Das Land begeisterte mich, es gab selbstverständlich auch viele Diskussionen, und manche versuchten uns für eine Übersiedlung nach Israel zu gewinnen. Aber ich kann die Sprache nicht, und da ich ein Kulturmensch bin, bin ich noch stärker abhängig von der Sprache. Dort wäre ich praktisch eine Analphabetin. Es gab interessante Menschen, zum Beispiel Freunde aus meiner Kindheit, mit denen ich Kontakt hatte, einen Regisseur, einen Musiker.

Im Jahre 1998 war ich das dritte Mal in Israel. Meine Freunde, es werden immer weniger, bleiben dort, sie haben auch keine Wahl mehr. Sie sind enttäuscht von der Politik der Regierung. Einige haben Kinder in Amerika. Eine Studienkollegin hat einen Sohn in Israel, der ist Chemiker und einen in Amerika, der ist Professor der Ökonomie. Der Sohn in Israel sagt: ‚Ich bin hier geboren, meine Tochter ist hier geboren, das ist mein Land.’ Viele sagen das, aber zufrieden mit dieser Politik und mit der ganzen Geschichte sind sie nicht.
Interview
Emilia Ratz