Tag #117852 - Interview #78544 (Robert Walter Rosner)

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Unsere Familie waren Flüchtlinge, aber sie waren nicht arm. Meine Eltern haben sich in Wien etabliert und eine Luxuswohnung im 8. Bezirk bezogen. Mein Vater hat nach einiger Zeit in der Metallbranche gearbeitet und dann im 15. Bezirk am Gürtel eine Wirkerei und Strickerei eröffnet. Es gibt ein sehr schönes Bild, auf dem er mit seinen Arbeitern zu sehen ist. Auch meine Mutter hat im Betrieb mitgearbeitet. Zu Hause hatten wir ein Dienstmädchen und ein Kinderfräulein. Das Kinderfräulein hieß Käthe Weiss und war Jüdin. Sie wurde als Teil der Familie betrachtet. Der Betrieb ist in der Weltwirtschaftskrise 1928 zugrunde gegangen, das waren schwierige Zeiten. Mein Vater hat sich mit Handel da und dort über Wasser gehalten Das Hauspersonal musste entlassen werden. Käthe Weiss arbeitete später mit Kindern in Ungarn. Sie wurde 1944 ins KZ Auschwitz deportiert, hat überlebt und kehrte nach dem Krieg nach Wien zurück.
Interview
Robert Walter Rosner