Tag #117857 - Interview #78532 (Franziska Smolka)

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Mein Vater wurde 1933 verhaftet. Er war Schutzbundkommandant und hatte mit einer Gruppe von jugendlichen Schutzbündlern [13] in der Nacht illegal Plakate geklebt. Dabei sind sie mit einem Trupp von Nazi zusammengestoßen. Es kam zu einer Schlägerei, aber die anderen waren in der Übermacht. Mein Vater hatte eine Pistole und hat in Richtung seines Verfolgers in den Boden geschossen. Die Kugel prallte ab und traf den stolpernden Verfolger. Er war sofort tot. Obwohl mein Vater militärisch erzogen worden ist, war er ein sehr feinfühliger und ein sehr humaner Mensch, der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte. Ihm ist das sehr nahe gegangen, dass er einen Menschen getötet hatte.

Mein Vater wurde verhaftet, und zu einem Jahr Haft verurteilt. Nach seiner Enthaftung haben meine Eltern, im September 1933, geheiratet. Die Zeit vom September 1933 bis zum Feber 1934 war eine Zeit angespannter politischer Tätigkeit. In der Wohnung meiner Eltern gab es dann politische Zusammenkünfte, es gab sogar einmal einen Waffentransport. Sie fuhren in einem Auto mit einer ganzen Kiste Handgranaten, die sie im Keller des Hauses meiner Großeltern versteckt haben. Dann bestand meine Mutter aber doch darauf, dass dieses gefährliche Zeug wegkommt.

Am 12. Februar 1934 [14] kam ein Freund und sagte zu meinen Eltern, es sei Generalstreik, und  in Linz werde geschossen. Mein Vater war in diese Kämpfe, die das Land erfasst hatten, involviert und wurde bei Auseinandersetzungen mit der Polizei schwer verletzt ins Spital gebracht. Sein Bein musste amputiert werden. Aus der Haft, die nach dem Krankenhaus folgte, wurde mein Vater zur Anfertigung einer Prothese entlassen. In dieser Zeit, es war Juni 1934, flohen meine Eltern, die inzwischen Mitglieder der Kommunistischen Partei geworden waren, nach Prag und von Prag nach Moskau.
Interview
Franziska Smolka