Tag #118652 - Interview #78284 (Robert Landesmann)

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Inzwischen hatte ich schon meine Frau kennen gelernt; sie war die Schwester
meines besten Freundes. Wir haben in Palästina geheiratet, und ich habe
gesagt, meine Hochzeitsreise möchte ich nach Brasilien machen, um meine
Eltern und meine Verwandten zu sehen, und vor allem, damit meine Frau meine
Eltern kennen lernt. Mein Vater hat nach dem Krieg weiterhin als Architekt
in Rio de Janeiro gearbeitet. Er hat nicht sehr viel Erfolg gehabt, aber es
ist ihm ganz gut gegangen. Es war ja Familie dort, das war kein Problem.
Die Hochzeitsreise war 1946, wir sind über Marseille gefahren und waren
auch in Paris. Und in Paris haben Verwandte meiner Gattin aus Mähren -
meine Frau ist aus Brünn, Tschechoslowakei - angerufen: "Wenn du schon in
Europa bist, komm uns besuchen. Also sind wir von Paris nach Prag und
Brünn geflogen. Sie hat dort drei Tanten gehabt, die haben wir besucht.
Die haben überlebt, weil sie mit Christen verheiratet waren. Und damals hat
mir der Onkel von meiner Frau gesagt: "Es gibt jeden Tag einen Bus nach
Wien, willst du nicht Wien sehen?". Da habe ich gesagt: "Nein, Wien sieht
mich nie mehr wieder.".
Interview
Robert Landesmann