Tag #119709 - Interview #78282 (Otto Suschny)

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An das Geschäft meines Großvaters waren auch eine Parfümerie und Haushaltswaren angeschlossen. Das war ein Souterrainlokal in der Engerthstraße 106 mit Fabrikationsräumen. Da gab es einen Kesselraum, in dem der große Kessel zum Sieden der Seife stand, einen Lagerraum und einen Raum mit Maschinen für die Strangpresse und die Stanzen zur Fabrikation hauptsächlich von Seifen, die mit einer Prägung versehen wurden. Früher stellte man dort auch Kerzen her, aber das hatte man zu meiner Zeit schon aufgegeben. Das Geschäft ging nicht besonders gut. Onkel Max stand im Geschäft und führte das Geschäft in den Zeiten, an die ich mich erinnern kann. Anfangs gemeinsam mit der Tante Hannah, der ältesten Schwester meiner Mutter, die auch im Verkauf tätig war.

Um das nötige Kapital zu beschaffen und um die Maschinen zu modernisieren, ging Onkel Max die Ehe mit meiner späteren Tante Leonore ein. Wie sie mit Familiennamen vorher hieß, weiß ich nicht mehr. Es wurden von ihrer Mitgift einige Maschinen angeschafft, aber das war schon Mitte der 1930er-Jahre und half nicht mehr viel. Das Geschäft hat bis 1938 bestanden. Dann wurde es von den Nazis geschlossen und zur Liquidation bestimmt. Die Maschinen wurden nach Deutschland verschleppt. Heute ist eine Pizzeria, wo früher das Geschäft war.
Period
Location

Wien
Austria

Interview
Otto Suschny