Tag #131207 - Interview #78309 (Paul Back)

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Bald nachdem wir nach Palästina fuhren, gab es überhaupt keine Möglichkeiten mehr, auf legalem Weg dorthin zu gelangen.

So gab es damals die 'Aliah Alef', die legale Einreise nach Palästina, und die 'Aliah Beth', die illegale, die mit großen Gefahren verbunden war. Es gab Organisation, die diese organisierten. Wien oder Österreich verließen die Palästina-Emigranten legal oder halblegal, nämlich mit Duldung der "mitnaschenden" Behörden. Es gab Organisationen, die von den Nazibehörden aufgestellt wurden und auf diese Weise viel Geld kassierten. Von der englischen Seite her waren diese Transporte aber illegal.

Wir fuhren vom Südbahnhof über Venedig nach Süditalien, nach Bari. Das war eine herrliche Reise. Von Bari ist mir bis heute eine wunderschöne Palmenallee in herrlicher Erinnerung. Die fremden Gerüche, die neuen Eindrücke; für mich war das ein Abenteuer, genauso wie die neuen Uniformen in Wien ein Abenteuer waren.

In Bari bestiegen wir einen Truppentransporter, der italienische Soldaten nach Abessinien, dem heutigen Äthiopien, brachte und nicht für Zivilpersonen gebaut war, aber den Hafen in Haifa anlief. Das Schiff war überfüllt mit Flüchtenden, und wir waren in Kojen im Schiffsbauch untergebracht.

Wir waren einige Tage unterwegs, es war sehr eng, und davon, die Schiffsreise zu genießen, konnte nicht die Rede sein. Auf dem Schiff gab es eine italienische Crew, die zu uns sehr nett war. Meistens war mir von der Schiffsfahrt schlecht. Aber ich habe auch auf dem Schiff gegessen. Das war italienisches Essen: Spagetti, Reis und viele Tomaten - alles war fremd für uns damals. Vorbei war es mit den geliebten Wiener Schnitzerln!

Der einzige richtige Hafen in Palästina war Haifa. Es gab noch von früheren Zeiten den Hafen in Jaffa, aber nicht für Personenschiffe. Vom Schiff kamen wir zuerst in ein Übergangslager, Machane Olim, Neueinwandererlager, hieß das.
Period
Year
1939
Location

Austria

Interview
Paul Back