Im März 1939 konnten wir dann endgültig weg. Die letzte Zeit in Wien war sehr unangenehm, sehr bedrohlich. Es wurden vielen Juden Sachen weggenommen, uns nicht, denn wir hatten nichts, was man uns hätte wegnehmen können. Das habe ich alles verdrängt, nicht mehr darüber gesprochen. Meine Eltern haben wahrscheinlich darüber gesprochen, als sie in Israel mit 'Jeckes' [Anm: Bezeichnung in Israel für deutsche Juden] oder Wienern zusammen waren.
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- Második bécsi diktátum 27
- Észt függetlenségi háború 3
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- Orosz forradalom 351
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- A Nagy tisztogatás 283
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- Győzelem napja 147
- Sztálin halála 365
- Hruscsov beszéde a 20. kongresszuson 148
- KGB 62
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- Magyarország német megszállása (1944. március 18-19.) 45
- Józef Pilsudski (1935-ig) 33
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- Gomulka kampány (1968) 81
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Holokauszt
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Paul Back
Meine Mutter hat keine andere Möglichkeit für uns gesehen als die Emigration, und deshalb an einem Umschulungskurs zur Friseuse teilgenommen. Von diesen Kursen gab es verschiedene, und sie waren extra dafür eingerichtet, Menschen in Berufe einzuschulen, die es erleichtern sollten, in dem neuen Land Arbeit zu finden. Sie hat aber später nie den Beruf ausgeübt.
Am 27. Juni 1938 vermählte sich meine Mutter mit Max Back im Rabbinat in der Seitenstettengasse. Etwas später bekamen wir - aufgrund der Arbeit von Max für die Kultusgemeinde - Zertifikate für die Einreise nach Palästina.
Am 27. Juni 1938 vermählte sich meine Mutter mit Max Back im Rabbinat in der Seitenstettengasse. Etwas später bekamen wir - aufgrund der Arbeit von Max für die Kultusgemeinde - Zertifikate für die Einreise nach Palästina.
Für Palästina benötigten wir ein Zertifikat. Damals tauchten plötzlich solche Begriffe auf. Zum Beispiel benötigte man, wenn man nach Amerika wollte, nicht ein Visum, sondern ein Affidavit. Da tauchten Begriffe auf, die man vorher nie gehört hatte und auch später nicht mehr.
Diese Affidavits waren Garantien gegenüber dem Staat, dass der Geflohene finanziell abgesichert war. Es musste von einer Person eine bestimmte Summe hinterlegt werden oder auf alle Fälle bewiesen werden, dass für den Immigranten aufgekommen wird.
Diese Papiere zu besorgen war sehr zeitaufwendig und deshalb auch der Grund dafür, dass weniger beweglichen oder älteren Leuten die Flucht oft nicht mehr gelang. Sie sagten den jüngeren: 'Fahrt ihr derweil, wir kommen dann nach.' Und dann ist nichts mehr gegangen! Alles hing von diesem Affidavit ab, Tod oder Leben! Wir besaßen ein Radio, denn die Familie war ja sehr musikalisch. Das Zuhören hat uns noch niedergeschlagener gemacht - wegen der Siegesmeldungen und dem großspurigen Gerede der Deutschen.
Diese Affidavits waren Garantien gegenüber dem Staat, dass der Geflohene finanziell abgesichert war. Es musste von einer Person eine bestimmte Summe hinterlegt werden oder auf alle Fälle bewiesen werden, dass für den Immigranten aufgekommen wird.
Diese Papiere zu besorgen war sehr zeitaufwendig und deshalb auch der Grund dafür, dass weniger beweglichen oder älteren Leuten die Flucht oft nicht mehr gelang. Sie sagten den jüngeren: 'Fahrt ihr derweil, wir kommen dann nach.' Und dann ist nichts mehr gegangen! Alles hing von diesem Affidavit ab, Tod oder Leben! Wir besaßen ein Radio, denn die Familie war ja sehr musikalisch. Das Zuhören hat uns noch niedergeschlagener gemacht - wegen der Siegesmeldungen und dem großspurigen Gerede der Deutschen.
In unserer Familie gab es dann zwei Hochzeiten. Tante Klara heiratete den Hillebrand und ist bald danach mit ihm nach Palästina, nach Eretz Israel, geflohen. Tante Berta heiratete den Steiner. Beide sind auf illegalem Weg nach Frankreich gelangt, irgendwann gefasst worden, sind noch einmal nach Frankreich und von dort aus nach Amerika geflüchtet.
Die jüdischen Schüler wurden in ganz wenigen Schulen konzentriert. Ich war eine Zeit lang in so einer Schule. Gelernt habe ich dort nichts, denn wir waren ja schon mit einem Fuß weg und dachten nur noch an das Wegfahren. Wer konnte, versuchte aus Österreich herauszukommen. Man wusste, dass man nicht bleiben konnte, schon nach den ersten Verhaftungen wusste man das. Dann hörte man nur noch: 'Der wurde verhaftet und der wurde verhaftet und geschlagen' und man hörte das Wort 'Konzentrationslager'! Wer konnte, verließ das Land. Da dachte natürlich in der Schule kaum mehr einer an Lernen, Noten und Zeugnisse.
In der Schule gab es Veränderungen, es kamen neue Lehrer. Ein Sudetendeutscher, eigentlich der einzige Nazi, der mir in Erinnerung ist, hat Geographie unterrichtet und kein Hehl daraus gemacht, dass er Nazi ist. Nicht, dass er uns attackiert oder persönlich angegriffen hätte, er hat nur kein Hehl aus seiner Ideologie gemacht. Der hat gleich die neuen Landkarten aufgehängt. Aber es gab auch andere Lehrer! Unser Mathematiklehrer hat uns immer Mut zugesprochen und gesagt, dass dieser Spuk nicht lange dauern wird.
Den hatten wir vorher schon, das war der Herr Rotter, er ist nachher verschwunden. Wir sind aber nachher auch verschwunden, wir sind getrennt worden von den übrigen Schülern, wir mussten in so genannte 'Israelitische Klassen', da gibt es heute ein eigenes Buch über die in der Schule in der Unterbergergasse. Mein Name ist auch darunter, ich konnte meine Zeugnisse sehen.
Den hatten wir vorher schon, das war der Herr Rotter, er ist nachher verschwunden. Wir sind aber nachher auch verschwunden, wir sind getrennt worden von den übrigen Schülern, wir mussten in so genannte 'Israelitische Klassen', da gibt es heute ein eigenes Buch über die in der Schule in der Unterbergergasse. Mein Name ist auch darunter, ich konnte meine Zeugnisse sehen.
Die Hachschara-Kurse mussten aufgegeben werden. Max Back hat sich dann anderweitig in der Kultusgemeinde betätigt und auch er wurde eines Tages attackiert und geschlagen. Ich glaube, das geschah in der Seitenstettengasse vor dem Tempel.
Es gab damals genug Leute, die mit Vergnügen herum gewütet haben. Gleich um die Ecke der Wohnung meiner Großmutter gab es Bethäuser, aber mir ist nicht bekannt, dass es dort zu ernsten Übergriffen gekommen wäre. Die HJ [8] und der BDM [9] sind aber in der Gegend herumgeschwirrt.
Es gab damals genug Leute, die mit Vergnügen herum gewütet haben. Gleich um die Ecke der Wohnung meiner Großmutter gab es Bethäuser, aber mir ist nicht bekannt, dass es dort zu ernsten Übergriffen gekommen wäre. Die HJ [8] und der BDM [9] sind aber in der Gegend herumgeschwirrt.
Ich war von den Uniformen sehr beeindruckt und bin schon als Kind oft, noch vor den Nazis, zum Kriegsministerium am Stubenring gelaufen, weil es dort einmal in der Woche eine Wachablöse mit Zapfenstreich gab. Diese Marschmusik hatte ich gern, das hat mir gefallen. Als die Deutschen einmarschierten, war das schon etwas bedrohlich, aber da waren Uniformierte, die mit Musikcorps herumzogen, das hat mich sehr beeindruckt und mir gefallen, da bin ich begeistert hinterhergelaufen.
Die Wohnung meiner Großmutter wurde zu einer Art familiäres Nachrichtenzentrum. Die Familie verfolgte die Situation ständig und zuerst brach keine Panik aus. Erst viel später wurden sie unruhig, als Maßnahmen gegen Juden verlautbart wurden oder als Aktionen gestartet wurden wie Straßenwäschereien, Belästigungen und Anpöbelungen.
Man hörte, da hat einer einen Tritt bekommen, da wurde jemand angegriffen oder jemand weggebracht, aber da machte man sich wahrscheinlich auch noch Illusionen. Man wusste, dass es arg ist, aber wusste nicht, wie arg es werden würde.
Eine der wenigen Maßnahmen, die mir unter die Haut gegangen sind, weil sie mich direkt betroffen haben, waren die Schilder auf den Parkbänken, auf denen stand 'Nur für Arier' oder 'Nicht für Juden'. Ich bin oft spazieren gegangen mit meiner Mutter oder mit meinen Cousins, und wir haben die Parks benutzt und dort gespielt. Auf einmal durften wir nicht mehr auf den Bänken sitzen.
Man hörte, da hat einer einen Tritt bekommen, da wurde jemand angegriffen oder jemand weggebracht, aber da machte man sich wahrscheinlich auch noch Illusionen. Man wusste, dass es arg ist, aber wusste nicht, wie arg es werden würde.
Eine der wenigen Maßnahmen, die mir unter die Haut gegangen sind, weil sie mich direkt betroffen haben, waren die Schilder auf den Parkbänken, auf denen stand 'Nur für Arier' oder 'Nicht für Juden'. Ich bin oft spazieren gegangen mit meiner Mutter oder mit meinen Cousins, und wir haben die Parks benutzt und dort gespielt. Auf einmal durften wir nicht mehr auf den Bänken sitzen.
Am 12. März 1938 sah ich Flugzeuge, jede Menge Flugzeuge, richtige Staffeln, die den Himmel verdunkelten.
Erstens wollten die Nazis ihre Macht demonstrieren und zweitens hatten sie wirklich Sachen zu transportieren, um sich hier breit zu machen. Da sah man schon die Leute in Uniformen und Jungen in HJ-Hemden herumlaufen. Das waren Österreicher, die Deutschen waren noch nicht in Wien.
Sie sind ja nicht schnurstracks nach Wien gekommen, denn sie wurden zuerst aufgehalten von den Menschen, die ihnen am Weg zugejubelt haben. Als erstes hat sich die Wehrmacht bei den Wienern mit Essen angebiedert, mit Gulaschkanonen am Heldenplatz.
Erstens wollten die Nazis ihre Macht demonstrieren und zweitens hatten sie wirklich Sachen zu transportieren, um sich hier breit zu machen. Da sah man schon die Leute in Uniformen und Jungen in HJ-Hemden herumlaufen. Das waren Österreicher, die Deutschen waren noch nicht in Wien.
Sie sind ja nicht schnurstracks nach Wien gekommen, denn sie wurden zuerst aufgehalten von den Menschen, die ihnen am Weg zugejubelt haben. Als erstes hat sich die Wehrmacht bei den Wienern mit Essen angebiedert, mit Gulaschkanonen am Heldenplatz.
Sie war eine eher spröde Person, aber gerade das hat imponiert, sonst hätte sie sich nicht durchsetzten können bei so vielen Kindern. Wir lebten dort, und trotz der beengten Verhältnisse waren wir glücklich. Die religiösen Tanten und Onkel und die nichtreligiösen Tanten und Onkel verstanden sich sehr gut. Dem Thema Religion ging man einfach aus dem Weg und klammerte es aus. So lebten wir bis zum Einmarsch der Nazis friedlich miteinander bei meiner Großmutter.
Ich war damals zehn Jahre alt und wurde dann auch gleich ins Unterbergergymnasium in der Unterbergergasse im 20. Bezirk, nahe dem Augarten, eingeschult. In meiner Klasse gab es viele jüdische Schüler, aber ich erinnere mich nur an den Namen Kaplan.
Ich spielte Fußball im Rahmen der Schule, einmal in der Woche ging ich ins Vindobona-Kino in der Wallensteinstrasse und sah mir Wildwestfilme und dergleichen an. Ansonsten war ich mit meiner Familie zusammen. Ich war in keiner Jugendorganisation. Deren Platz nahmen für mich die Familientreffen ein. Eine Freundin meiner Mutter, die Mizzi, hatte einen Schrebergarten, in dem sie sich sehr oft aufhielt, und meine Mutter ging mit mir häufig zur Mizzi.
Ich spielte Fußball im Rahmen der Schule, einmal in der Woche ging ich ins Vindobona-Kino in der Wallensteinstrasse und sah mir Wildwestfilme und dergleichen an. Ansonsten war ich mit meiner Familie zusammen. Ich war in keiner Jugendorganisation. Deren Platz nahmen für mich die Familientreffen ein. Eine Freundin meiner Mutter, die Mizzi, hatte einen Schrebergarten, in dem sie sich sehr oft aufhielt, und meine Mutter ging mit mir häufig zur Mizzi.
Nachdem mein Vater aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen war, zog meine Mutter mit mir in die Perinetgasse, zu meiner Großmutter. In dieser Einzimmer-Kabinett-Wohnung wohnten außer meiner Großmutter zu dieser Zeit noch drei Geschwister meiner Mutter, Tante Berta, Tante Klara und Onkel Leon.
Meine Mutter hatte eine winzige Parfümerie im zweiten Bezirk gemietet, in der Lilienbrunngasse, und dort hielt ich mich oft nach der Schule auf. Da war ein kleiner Verkaufsraum, in dem ich immer hockte. Zur Schule ging ich damals in die Sperlgasse.
Anscheinend ging diese Parfümerie nicht besonders gut, denn nach einiger Zeit gab meine Mutter sie wieder auf und arbeitete in der Firma Goldscheider, der Keramik- und Porzellanmanufaktur, in der ihr Bruder Leon schon seit Jahren arbeitete. Dort blieb sie bis zum Einmarsch der Nazis.
Anscheinend ging diese Parfümerie nicht besonders gut, denn nach einiger Zeit gab meine Mutter sie wieder auf und arbeitete in der Firma Goldscheider, der Keramik- und Porzellanmanufaktur, in der ihr Bruder Leon schon seit Jahren arbeitete. Dort blieb sie bis zum Einmarsch der Nazis.
Wie viele andere auch wurde Max Back 1934 arbeitslos, bekam aber Arbeit in der zionistischen Organisation Hechalutz. Er fuhr mit jungen Leuten in die Umgebung Wiens und betreute Gruppen von Jugendlichen, die sich auf die Alijah nach Eretz Israel [jüdische Einwanderung nach Palästina] vorbereiteten.
Diese Kurse nannte man Hachschara' [Tauglichmachung' für ein Leben in Palästina/Israel], und sie waren Voraussetzung für die landwirtschaftliche Arbeit in Palästina, entweder in einen Kibbutz oder in anderen Bereichen. Diese Tätigkeit des Max Back hat uns später geholfen, noch ein Einreisevisum nach Palästina zu bekommen.
Diese Kurse nannte man Hachschara' [Tauglichmachung' für ein Leben in Palästina/Israel], und sie waren Voraussetzung für die landwirtschaftliche Arbeit in Palästina, entweder in einen Kibbutz oder in anderen Bereichen. Diese Tätigkeit des Max Back hat uns später geholfen, noch ein Einreisevisum nach Palästina zu bekommen.
Ein einschneidendes Erlebnis war der Bürgerkrieg im Jahr 1934 [6], obwohl es mir damals nicht so bewusst war. Unser Freund, der Max Back, war bis 1934 bei der Wiener Polizei und außerdem war er im Schutzbund [7] organisiert. Zur Zeit des Bürgerkriegs war Max Back sehr beansprucht, musste auch eine Zeit lang untertauchen und verlor letztendlich seinen Job. Man hörte ja überall, dass Kämpfe waren, und auch Leute aus unserem Bekanntenkreis waren involviert.
Ich war kein Straßenkind, sondern ein richtiges Familienkind. In der näheren Umgebung gab es Möglichkeiten zur Unterhaltung, es gab Restaurants und Gasthäuser mit volkstümlichen Veranstaltungen und wenn es irgendwie ging, nahm mich meine Mutter mit. Die Geschwister meiner Mutter und ihre Familien pflegten immer engen Kontakt miteinander.
Wir trafen uns oft und unternahmen viele Ausflüge in die Umgebung Wiens, vor allem in den Wienerwald. Meine Spielkameraden gehörten auch fast alle zur Familie, das war der Fredi - der Kurti war noch zu klein - die Ruthi, und der Fritzl. Wir haben die Verwandten oft besucht. Manche, wie Tante Lea, Tante Rosa, Tante Regina und Onkel Izu haben streng koscher gelebt, manche weniger streng, meine Mutter gar nicht. Die hat sich um nichts geschert.
Wir trafen uns oft und unternahmen viele Ausflüge in die Umgebung Wiens, vor allem in den Wienerwald. Meine Spielkameraden gehörten auch fast alle zur Familie, das war der Fredi - der Kurti war noch zu klein - die Ruthi, und der Fritzl. Wir haben die Verwandten oft besucht. Manche, wie Tante Lea, Tante Rosa, Tante Regina und Onkel Izu haben streng koscher gelebt, manche weniger streng, meine Mutter gar nicht. Die hat sich um nichts geschert.
Wir zogen in Wien einige Male um und die Volksschule besuchte ich in der Strohgasse, im 3. Bezirk. Ich nehme an, dass mehrere jüdische Kinder in meine Klasse gingen, aber ich kann mich nur an einen Namen erinnern, Menasse hieß der Junge. An Antisemitismus in dieser Zeit kann ich mich nicht erinnern. Ich war nicht besonders schlecht in der Schule, ging aber nicht besonders gern hin.
Mizzi Back blieb in Wien bei der Mutter Regina Back, beide wurden 1942 deportiert und ermordet. Den Bruder Arpad Back, der 1909 geboren wurde, habe ich nie kennen gelernt. Er wohnte nicht zu Hause und es wurde nicht über ihn gesprochen. Ich weiß aber, dass er beim Versuch, über die Donau nach Palästina zu flüchten, ermordet wurde.
Herta heiratete einen nichtjüdischen Offizier und lebte mit ihm in Salzburg, wo er stationiert war. 1938 ließ er sich von ihr scheiden. Sie überlebte das KZ Ebensee, lernte in einem DP-Lager [5] einen jüdischen Griechen aus Saloniki, einen Konditor, der seine ganze Familie verloren hatte, kennen, und emigrierte mit ihm 1949 nach Haifa. Ihr Mann starb sehr früh und danach heiratete sie in Haifa einen Wiener, den Fritz Weiner. Herta starb in den frühen 1980er Jahren, war aber vorher noch einmal in Wien.
Meine Familie ging wahrscheinlich oft in die Oper, denn meine Mutter liebte Opern und Operetten und kannte viele Opernarien auswendig.
Meine Mutter hatte einen ziemlich großen Bekanntenkreis. Da waren die verschiedenartigsten Leute und da war auch die jüdische Familie Back, die im Haus nebenan gewohnt hat.
Die Familie war aus der Slowakei, aus Nitra, aber Max Back, der ein guter Freund meiner Mutter wurde, war am 3. Dezember 1905 bereits in Wien geboren. Sie ging sehr oft mit ihm aus und dann kümmerten sich seine Schwestern um mich. Langsam nahm er die Stelle meines leiblichen Vaters ein: er war sehr oft bei uns und ging mit uns gemeinsam aus. So führte ich trotz der Scheidung meiner Eltern ein sehr behütetes Leben.
Meine Mutter hatte einen ziemlich großen Bekanntenkreis. Da waren die verschiedenartigsten Leute und da war auch die jüdische Familie Back, die im Haus nebenan gewohnt hat.
Die Familie war aus der Slowakei, aus Nitra, aber Max Back, der ein guter Freund meiner Mutter wurde, war am 3. Dezember 1905 bereits in Wien geboren. Sie ging sehr oft mit ihm aus und dann kümmerten sich seine Schwestern um mich. Langsam nahm er die Stelle meines leiblichen Vaters ein: er war sehr oft bei uns und ging mit uns gemeinsam aus. So führte ich trotz der Scheidung meiner Eltern ein sehr behütetes Leben.
Mein Vater war ein ruhiger und sensibler Mensch, war aber dem Spiel verfallen, hat sich kaum zu Hause aufgehalten und sich viel zu wenig mit seiner Familie beschäftigt. Vielleicht sorgte er für die Familie, ich weiß es nicht. So ist kein Zufall, dass sich meine Mutter im Jahre 1936, nach zehn Jahren Ehe, scheiden ließ. Nachdem wir Österreich verlassen hatten, habe ich nie wieder etwas von ihm gehört und auch nicht in Erfahrung bringen können, wo er ermordet wurde.
Meine Mutter war ein sehr lebenslustiger Mensch. Sie hatte Freundinnen und Bekannte und ging oft aus und ich nehme an, dass sie in irgendeiner Gesellschaft meinen Vater kennen gelernt hat. Die Gegend, in der wir lebten, war eher proletarisch. Arbeiter und Handwerker lebten dort, auch Juden, aber eher wenige. Seltsamerweise habe ich außer einem Foto von meinem Vater kaum irgendwelche Erinnerungen.
Meine Mutter wurde von der Familie und Freunden Miriandl oder Mali genannt, warum weiß ich nicht, denn sie hieß ja nicht Amalie, aber sie war eben die Mali. Sie heiratete meinen Vater Leo Hochbaum, der Bankbeamter war, am 10. März 1926 im 18. Bezirk, in der Schopenhauergasse.
Leo Hochbaum war am 31.März 1903 in Bielitz [heute: Bielsko-Bia?a in Polen] geboren. Sein Vater hieß Salomon Hochbaum und seine Mutter Ester. Sie war eine geborene Marek. Nach der Heirat zogen meine Eltern in eine Wohnung nach Erdberg, das ist im 3. Wiener Gemeindebezirk.
Leo Hochbaum war am 31.März 1903 in Bielitz [heute: Bielsko-Bia?a in Polen] geboren. Sein Vater hieß Salomon Hochbaum und seine Mutter Ester. Sie war eine geborene Marek. Nach der Heirat zogen meine Eltern in eine Wohnung nach Erdberg, das ist im 3. Wiener Gemeindebezirk.
Meine jüngste Tante ist Berta. Sie heiratete noch vor ihrer Flucht vor den Nazis Fred Steiner, über den ich nichts Näheres weiß. Gemeinsam flohen sie nach Frankreich, und von Frankreich gelangten sie in die USA. Er wurde sofort in die US-Armee eingezogen, und nach dem Krieg zogen sie nach Kalifornien.
Sie konvertierten zum Christentum. Ich glaube, zur anglikanischen Kirche. Ihr Mann verließ sie und sie blieb mit zwei Kindern, Susan und Robert, allein. Sie arbeitete dann viele Jahre als Arzthelferin und brachte die Familie, so gut es ging, durch. Sie heiratete noch einmal, einen Amerikaner namens Nanke, und ließ sich dann später wieder scheiden. Bertas Sohn Robert war Bäcker und starb vor einigen Jahren bei einem Motorradunfall in den USA.
Heute lebt Tante Berta mit ihrer Tochter Susan in London. Susan arbeitete mehrere Jahre in Südafrika, und zwar in kirchlicher Mission im sozialen Bereich. Als sie nach London ging und dort begann, als Journalistin zu arbeiten, war sie bereits krank. Sie leidet unter einer ganz seltenen Krankheit. Es gab schon Jahre, in denen sie nur im Bett liegen konnte.
Während der Krankheit entwickelt sich eine Muskelschwäche. Trotzdem ist sie weiter als Journalistin tätig und schreibt für eine kirchliche Zeitung. Beide waren einige Male in Wien, Berta auch auf Einladung des Jewish Welcome Service [4].
Sie konvertierten zum Christentum. Ich glaube, zur anglikanischen Kirche. Ihr Mann verließ sie und sie blieb mit zwei Kindern, Susan und Robert, allein. Sie arbeitete dann viele Jahre als Arzthelferin und brachte die Familie, so gut es ging, durch. Sie heiratete noch einmal, einen Amerikaner namens Nanke, und ließ sich dann später wieder scheiden. Bertas Sohn Robert war Bäcker und starb vor einigen Jahren bei einem Motorradunfall in den USA.
Heute lebt Tante Berta mit ihrer Tochter Susan in London. Susan arbeitete mehrere Jahre in Südafrika, und zwar in kirchlicher Mission im sozialen Bereich. Als sie nach London ging und dort begann, als Journalistin zu arbeiten, war sie bereits krank. Sie leidet unter einer ganz seltenen Krankheit. Es gab schon Jahre, in denen sie nur im Bett liegen konnte.
Während der Krankheit entwickelt sich eine Muskelschwäche. Trotzdem ist sie weiter als Journalistin tätig und schreibt für eine kirchliche Zeitung. Beide waren einige Male in Wien, Berta auch auf Einladung des Jewish Welcome Service [4].
Meine Tante Klara wurde 1916 geboren. Sie arbeitete in einer Schneiderei, lebte bei meiner Großmutter und heiratete 1938 Karl Hillebrand in der Absicht, mit ihm nach Palästina zu fahren, um dort in einem Kibbutz zu leben. Sie war Zionistin und im Haschomer Hatzair [3] aktiv.
Klara ging mit dem Karl nach Palästina, sie lebten in einem Kibbutz, ein Mädchen kam 1940 oder 1941 zur Welt, die Ofira, aber sie blieben nicht zusammen. Klara ließ sich von Karl scheiden und zog nach Sichron Yaakow, wo bereits meine Tante Regina lebte und nachher noch meine Tante Lona dazu kam. Sie lebte dort mit ihrer Tochter und lernte ihren späteren Mann Arpad Green kennen.
Onkel Arpad war ein Elektriker. Er kam aus Brünn, war ein arbeitsamer Mann, und schimpfte immer auf die 'Gesellschaft der Bauern', wie er die Gründerväter des Ortes, die aus Rumänien im19. Jahrhundert nach Palästina gekommen waren, nannte. Diese waren nämlich schreckliche Geizhälse und blieben ihm immer Geld schuldig, so dass er fast umsonst für sie arbeiten musste.
Klara ging mit dem Karl nach Palästina, sie lebten in einem Kibbutz, ein Mädchen kam 1940 oder 1941 zur Welt, die Ofira, aber sie blieben nicht zusammen. Klara ließ sich von Karl scheiden und zog nach Sichron Yaakow, wo bereits meine Tante Regina lebte und nachher noch meine Tante Lona dazu kam. Sie lebte dort mit ihrer Tochter und lernte ihren späteren Mann Arpad Green kennen.
Onkel Arpad war ein Elektriker. Er kam aus Brünn, war ein arbeitsamer Mann, und schimpfte immer auf die 'Gesellschaft der Bauern', wie er die Gründerväter des Ortes, die aus Rumänien im19. Jahrhundert nach Palästina gekommen waren, nannte. Diese waren nämlich schreckliche Geizhälse und blieben ihm immer Geld schuldig, so dass er fast umsonst für sie arbeiten musste.
Mein Onkel Leon, er wurde Lonek genannt, war Keramiker. Er arbeitete in der bekannten Firma Goldscheider, einer Keramik- und Porzellanmanufaktur in Wien. Die Goldscheiders waren eine jüdische Familie, die nach dem Einmarsch der Deutschen in Österreich in die USA geflohen ist und dort wieder einen Betrieb gegründet haben.
Nachfahren dieser Familie leben noch heute in den USA. Lonek ist nach dem 'Anschluss' nach Schweden geflohen. Er besaß dort eine Modellgießerei für Bildhauer. Er war auch künstlerisch tätig und hat selber modelliert, aber seine Hauptarbeit war die Modellgießerei.
Er heiratete Elfi Wachsmann, die Enkelin des österreichischen Operettenkomponisten Komponisten Leo Fall [2]. Sie haben keine Kinder. Onkel Leon war ein sehr lebenslustiger, fröhlicher und witziger Mensch und seine Frau trauert noch heute um ihn. Jedes Jahr kommt sie im Mai für einige Tage nach Wien zum Spargelessen oder zu Ehrungen ihres Großvaters.
Nachfahren dieser Familie leben noch heute in den USA. Lonek ist nach dem 'Anschluss' nach Schweden geflohen. Er besaß dort eine Modellgießerei für Bildhauer. Er war auch künstlerisch tätig und hat selber modelliert, aber seine Hauptarbeit war die Modellgießerei.
Er heiratete Elfi Wachsmann, die Enkelin des österreichischen Operettenkomponisten Komponisten Leo Fall [2]. Sie haben keine Kinder. Onkel Leon war ein sehr lebenslustiger, fröhlicher und witziger Mensch und seine Frau trauert noch heute um ihn. Jedes Jahr kommt sie im Mai für einige Tage nach Wien zum Spargelessen oder zu Ehrungen ihres Großvaters.
An Hochzeitsfeiern innerhalb der Familie kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Sie waren mit einem illegalen Transport [1] nach Eretz Israel auf der Donau Richtung Donaumündung unterwegs. Der Transport blieb dann aber in Jugoslawien stecken, und sie wurden ermordet.
Wir erhielten 1940 vom Onkel Hermann und der Tante Toni noch eine Postkarte, auf der sie schrieben: 'Meine Lieben! Wir haben Euren Brief erhalten und mit viel Freude gelesen. Derzeit sind wir in der glücklichen Lage Euch mitteilen zu können, dass wir bereits den ersten Tag unterwegs zu Euch sind.
Mit Gottes Hilfe und etwas Glück hoffen wir in einigen Wochen bei Euch zu sein. Wenn uns noch der Herrgott helfen würde, dass unsere Angehörigen die Hölle verlassen könnten, so würden wir restlos glücklich sein. Was macht Pauli und warum hat der tepperte Maxl [Anm: Paul Back´s Stiefvater Max] nicht dazugeschrieben? Doch werde ich mir diese Antwort persönlich holen. Wenn Du willst Maxl, so kannst Du Dich um eine Beschäftigung für mich umsehen. Viele Grüße und Küsse an Euch alle Von Euerem Hermann Bin sehr nervös und habe Reisefieber Grüße und Küsse Eure Toni'
Wir erhielten 1940 vom Onkel Hermann und der Tante Toni noch eine Postkarte, auf der sie schrieben: 'Meine Lieben! Wir haben Euren Brief erhalten und mit viel Freude gelesen. Derzeit sind wir in der glücklichen Lage Euch mitteilen zu können, dass wir bereits den ersten Tag unterwegs zu Euch sind.
Mit Gottes Hilfe und etwas Glück hoffen wir in einigen Wochen bei Euch zu sein. Wenn uns noch der Herrgott helfen würde, dass unsere Angehörigen die Hölle verlassen könnten, so würden wir restlos glücklich sein. Was macht Pauli und warum hat der tepperte Maxl [Anm: Paul Back´s Stiefvater Max] nicht dazugeschrieben? Doch werde ich mir diese Antwort persönlich holen. Wenn Du willst Maxl, so kannst Du Dich um eine Beschäftigung für mich umsehen. Viele Grüße und Küsse an Euch alle Von Euerem Hermann Bin sehr nervös und habe Reisefieber Grüße und Küsse Eure Toni'
Mein Onkel Simon war gelernter Elektriker und besaß in Wien ein Radio- und Elektrikgeschäft. Er hatte keine Kinder. Ihm und seiner nichtjüdischen Frau Kitty ist die Flucht nach Shanghai gelungen. Als die Japaner Shanghai bombardierten, hat er einen Splitter abbekommen. Nach Kriegsende ging er nach Australien.
Kitty und er ließen sich nach dem Krieg scheiden und sie ging nach Melbourne. Er hat noch einmal geheiratet und arbeitete dann mit Izu gemeinsam in dessen Geschäft für Schmuck und Elektrogeräte. Er ist jetzt über neunzig Jahre alt und lebt mit seiner zweiten Frau in der Nähe von Sydney in einem Häuschen. Sie haben nicht allzu viel Kontakt mit dem Rest der Familie.
Kitty und er ließen sich nach dem Krieg scheiden und sie ging nach Melbourne. Er hat noch einmal geheiratet und arbeitete dann mit Izu gemeinsam in dessen Geschäft für Schmuck und Elektrogeräte. Er ist jetzt über neunzig Jahre alt und lebt mit seiner zweiten Frau in der Nähe von Sydney in einem Häuschen. Sie haben nicht allzu viel Kontakt mit dem Rest der Familie.
Onkel Izchak hatte den Beruf des Uhrmachers erlernt und hatte in Wien einen kleinen Laden in der Kaiserstrasse mit Uhren und Schmuck. Seine Frau Zilli, geborene Türkisch, und er haben im 9. Bezirk gewohnt. Sie hatten eine Tochter Ruth, die in meinem Alter ist. Im Jahre 1939 flüchteten sie nach Australien.
Zuerst lebten sie am Land und Izu arbeitete als Landarbeiter. Dann gingen sie nach Sydney und der Onkel eröffnete einen kleinen Laden mit Uhren, Schmuck und elektrischen Geräten. Als mein Onkel Simon nach Sydney kam, arbeiteten sie gemeinsam in dem Geschäft.
Ruth habe ich in Australien getroffen, aber in Wien war sie nie wieder. Sie hat einen Sohn und eine Tochter, Graham und Robyn. Robyn hat Medizin studiert und war oft auf Kongressen in Wien. Jetzt beschäftigt sie sich mit Komplementärmedizin.
Zuerst lebten sie am Land und Izu arbeitete als Landarbeiter. Dann gingen sie nach Sydney und der Onkel eröffnete einen kleinen Laden mit Uhren, Schmuck und elektrischen Geräten. Als mein Onkel Simon nach Sydney kam, arbeiteten sie gemeinsam in dem Geschäft.
Ruth habe ich in Australien getroffen, aber in Wien war sie nie wieder. Sie hat einen Sohn und eine Tochter, Graham und Robyn. Robyn hat Medizin studiert und war oft auf Kongressen in Wien. Jetzt beschäftigt sie sich mit Komplementärmedizin.